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Ausgabe:

Februar/2003

Spalte:

226 f

Kategorie:

Religionspädagogik, Katechetik

Autor/Hrsg.:

Schreiner, Peter [Hrsg.]

Titel/Untertitel:

Profile ökumenischer Schulen. Beispiele aus Europa.

Verlag:

Münster-New York-München-Berlin: Waxmann 2001. 153 S. m. 11 Abb. 8. Kart. ¬ 15,30. ISBN 3-8309-1123-8.

Rezensent:

Michael Domsgen

In letzter Zeit werden - vor allem in Ostdeutschland - verstärkt christliche Schulen gegründet. Viele von ihnen haben "ökumenische Offenheit" in ihr Programm geschrieben. Was darunter zu verstehen ist, wird durchaus unterschiedlich interpretiert. An dieser Stelle kann der vorliegende Band weiterführende Impulse geben, denn er porträtiert vier christliche Schulen in Deutschland (Ost und West), den Niederlanden und der Slowakei, die "ökumenisch orientiert sind und sich auch in der Regel selbst so bezeichnen" (5). Sein Ziel ist es herauszufinden, "wie sich ökumenische Schulen selbst verstehen, wie die vorhandene ökumenische Ausrichtung und Orientierung konkret realisiert wird und in welchen Bereichen sie sich auswirkt" (ebd.).

Nach einem einleitenden Kapitel von Sch. zu christlichen und ökumenischen Schulen allgemein sowie zum methodischen Ansatz der Untersuchung porträtieren Annebelle Pithan und Sch. das Interkonfessionelle Schulzentrum ARCUS in Lelystad/ Niederlande, Dietlind Fischer das Ökumenische Gymnasium Bremen, Gisela Führing und Sch. das Ökumenische Domgymnasium in Magdeburg sowie das Jan Amos Komensk'y Gymnasium in Kosice (alle arbeiten am Comenius-Institut in Münster).

Die Auswahl ist klug gewählt, weil dadurch ein breites Spektrum unterschiedlicher gesellschaftlicher, religiöser und bildungspolitischer Bedingungen abgedeckt wird. Sehr schnell wird dabei deutlich, dass es "die ökumenische Schule" (131) nicht gibt, wie Sch. in seinem auswertenden Kapitel am Ende des Buches schreibt. Zu sehr bestimmen geschichtliche und gegenwärtige Entwicklungen das Profil der Schule. So beeinflusst der "nachsozialistische Kontext" die Schulen in Magde burg und Kosice deutlich und fordert sie "sowohl im Blick auf die Qualität des Bildungsangebotes (z. B. durch Bilingualität in Kosice bzw. ein neues Unterrichtsfach "Fächerübergreifender Orientierungsunterricht" in Klasse 5 in Magdeburg; M. D.) wie auch im Blick auf das ökumenische Profil (z. B. in Magdeburg bei einem für alle verpflichtenden Religionsunterricht mit einer Schülerschaft, von der über die Hälfte konfessionslos ist; M. D.) in besonderer Weise heraus" (132).

Insgesamt gesehen fällt auf, dass ökumenische Schulen durchaus konfessionelle Grenzen achten, "aber sie machen die damit verbundenen Differenzen bearbeitbar und bringen sie in einen in der Schule geführten Dialog ein" (136). Am deutlichsten wirkt sich die ökumenische Perspektive im (für alle verpflichtenden) Religionsunterricht aus, der durchweg dialogisch orientiert, mehrheitlich interkonfessionell konzipiert und fächerübergreifend ausgerichtet ist. Im Schulleben hat die "Fürsorge für die Schüler und Schülerinnen einen hohen Stellenwert" (141). Überhaupt liegt im "Lernen vom Anderen her" (144) eine Dimension, die in allen vier Schulen zu finden ist und wohl in entscheidendem Maße das positive Klima an diesen Schulen bestimmt.

Sch. vermerkt am Ende zu Recht, dass die "Weiterentwicklung einer ökumenischen Didaktik als Dimension in allen Fächern" (146) als Aufgabe anstehe. So könnten sich ökumenische Schulen noch deutlicher als "Stachel und Anregungspotential für andere Schulen" profilieren.