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Ausgabe:

Februar/2003

Spalte:

157 f

Kategorie:

Judaistik

Autor/Hrsg.:

Neusner, Jacob, Avery-Peck, Alan J., and B. D. Chilton [Eds.]

Titel/Untertitel:

Judaism in Late Antiquity. Part 3: Where We Stand: Issues and Debates in Ancient Judaism. Part 4: Death, Life-After-Death, Resurrection and the World-to-Come in the Judaisms of Antiquity. Part 5: The Judaism of Qumran. A Systemic Reading of the Dead Sea Scrolls.

Verlag:

Part 3: Vol. 1: XIV, 250 S. ¬ 89,00. ISBN 90-04-11186-7. Vol. 2: XI, 228 S. ¬ 89,00. ISBN 90-04-11282-0. Vol. 3: XII, 179 S. ¬ 69,00. ISBN 90-04-11892-6. Vol. 4: The Special Problem of the Synagogue. XI, 190 S. m. Abb. ¬ 69,00. ISBN 90-04-12000-9. Part 4: XI, 342 S. ¬ 99,00. ISBN 90-04-11262-6. Part 5: Vol. 1: Theory of Israel. XII, 196 S. ¬ 69,00. ISBN 90-04-12001-7. Vol. 2: World View, Comparing Judaisms. XII, 271 S. ¬ 69,00. ISBN 90-04-12003-3. Leiden-Boston-Köln: Brill 1999/ 2000/2001. gr.8 = Handbuch der Orientalistik. 1. Abt.: Der Nahe und Mittlere Osten, 40/ 41/49/53/55/56/57. Geb.

Rezensent:

Karl-Wilhelm Niebuhr

Die hier anzuzeigenden Bände erscheinen in Fortsetzung des zunächst zweibändigen Werkes "Judaism in Late Antiquity", das in ThLZ 121, 1996, 448-452, ausführlich besprochen worden ist. Eine gewisse Unausgewogenheit bei der Auswahl der behandelten Themen und Quellen, die seinerzeit festzustellen war, lässt sich auch jetzt nicht übersehen, fällt aber nun weniger ins Gewicht, da die ganze Reihe nicht mehr den Anspruch erhebt, eine Einführung in das gesamte Forschungsgebiet zu bieten.

Die vier Teilbände von "Part Three" wollen insbesondere Kontroversen der aktuellen Einzelforschung dokumentieren und weiterführen. Ein Schwerpunkt liegt bei der Pharisäerforschung (vier Beiträge von L. Grabbe [2x], S. Mason und E. Rivkin), ein weiterer bei der Frage nach dem historischen Wert rabbinischer Texte und Werke (sechs Beiträge von J. Neusner, Z. Safrai, G. Stemberger, R. Kalmin, D. Kraemer und L. H. Feldman). Dazu kommen schon hier zwei Überblicksartikel und ein stärker problemorientierter Beitrag zu Qumran (von J. Maier, A. I. Baumgarten und J. G. Campbell), obwohl erst "Part Fire" dem Qumran-Schrifttum gewidmet ist. Die Teilbände III/2 und III/3 enthalten darüber hinaus sehr verschieden angelegte und ausgerichtete Einzelstudien, teils zu methodischen Problemen (J. D. G. Dunn und W. S. Green zum Problem Partikularismus - Universalismus, G. G. Porton zur Frage "Who was a Jew?"), teils als Überblicksdarstellungen (B. Chilton zu den Targumim) oder in Form von Einführungen in eine Forschungsdiskussion (M. I. Gruber und J. R. Baskin zum Status von Frauen im antiken Judentum), bisweilen auch in Gestalt von ausführlichen kritischen Rezensionen (J. Neusner zur "Goldberg-Schäfer-School", zu D. Weiss Halivni und zur Talmud-Ausgabe von Steinsaltz). Philo kommt in Teil III nur einmal vor (R. M. Berchmann zu Philo und der Philosophie), ebenso die Samaritaner (R. J. Coggins), Josephus nur im Zusammenhang der Pharisäer-Debatte. Fragen des Diasporajudentums und seiner Literatur werden hier überhaupt nicht diskutiert. Etwas verloren wirken die Beiträge von P. R. Davies (zum Gesetz im Frühjudentum) und H. W. Basser (eine Polemik gegen Modetrends in der gegenwärtigen Judaistik).

Teilband III/4 ist dagegen thematisch streng begrenzt auf die Frage nach den Ursprüngen, den Entwicklungsstufen und den Gestaltungsformen der antiken Synagoge, ihrer archäologischen Erforschung und der Interpretation der archäologischen und literarischen Zeugnisse (Beiträge von J. Magness [2x], E. M. Meyers, J. F. Strange [2x], P. V. M. Flesher, M. Aviam und J. Naveh). Die Kontroversen um diese komplizierte Problematik treten hier, z. T. in ausdrücklicher Auseinandersetzung zwischen den Beteiligten, plastisch vor Augen.

Auch "Part Four" (in einem Band) widmet sich einem - freilich besonders bedeutsamen und komplexen - Einzelthema: der Frage nach Vorstellungen vom Tod und dem Leben nach dem Tod bzw. der Auferstehung der Toten in der Bibel und im antiken Judentum. Nach der Intention der Herausgeber sollen die insgesamt 13 Einzelstudien zum Thema nicht bloß für sich stehen, sondern darüber hinaus die These einer Vielfalt von "Judentümern" in der Antike illustrieren (ausführlich dazu J. Neusner in der "Introduction" zu diesem Band). Neben vier Beiträgen zu biblischen Texten (S. Dolansky Overton, J. Goldingay, B. B. Schmidt, R. E. Murphy) stehen drei zur frühjüdischen Literatur (J. J. Collins, G. W. E. Nickelsburg, L. L. Grabbe), einer zu Qumran (P. R. Davies), einer zum Neuen Testament (B. Chilton), einer zu den Inschriften (L. V. Rutgers) und drei zur rabbinischen Literatur (A. J. Avery-Peck, J. Neusner, P. V. M. Flesher).

Die entgegengesetzte Absicht verbinden die Herausgeber mit den beiden letzten Teilbänden des Sammelwerkes. Die insgesamt 17 Beiträge zu den Qumran-Texten sollen erweisen, dass diese Ausdruck eines in sich zusammenhängenden Religionssystems, eben "eines Judentums", sind (dazu J. Neusner in seiner Einführung zu diesen Bänden). Behandelt werden die "Regeln" (J. J.Collins), das Alltagsleben in der Gemeinschaft (J. F. Strange/ J. R. Strange), die Halacha (L. H. Schiffman), Reinheitsfragen (J. Maier), Gottesdienst, Tempel und Gebet (E. Schuller), Kalenderfragen (M. G. Abegg), Frauen im religiösen System von Qumran (M. I. Gruber), das Gottesverständnis (E. M. Cook), das Toraverständnis (P. R. Davies), die Kanonbildung (P. W. Flint), die Interpretation der Schrift (C. A. Evans), Geschichte und Eschatologie einschließlich messianischer Vorstellungen (T. S. Beall) sowie die Weisheit (T. Elgvin). Am Schluss stehen zwei vergleichende Beiträge zu Paulus bzw. dem Johannes-Evangelium und Qumran (H. Räisänen, A. Destro/M. Pesce) sowie eine Auswertung im Sinne der Arbeitshypothese der Herausgeber (B. D. Chilton).