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Ausgabe:

Januar/2003

Spalte:

52 f

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

1) Lindemann, Andreas [Ed.] 2) Labahn, Michael, and Andreas Schmidt [Eds.]

Titel/Untertitel:

1) The Sayings Source Q and the Historical Jesus.

2) Jesus, Mark and Q. The Teaching of Jesus and its Earliest Records.

Verlag:

1) Leuven: Leuven University Press; Leuven-Paris-Sterling: Peeters 2001. XXII, 776 S. gr.8 = Bibliotheca Ephemeridum Theologicarum Lovaniensium, 158. Kart. ¬ 60,00. ISBN 90-5867-152-6 u. 90-429-1003-8.

2) Sheffield: Sheffield Academic Press 2001. 296 S. gr.8 = Journal for the Study of the New Testament, Suppl. Series, 214. Geb. £ 45,00. ISBN 1-84127-218-3.

Rezensent:

Karl-Wilhelm Niebuhr

Die beiden anzuzeigenden Sammelbände erhalten ihr besonderes Profil durch die Verknüpfung von analytischen Fragestellungen aus der Erforschung der synoptischen Evangelien mit Problemstellungen der aktuellen Jesus-Forschung. Während im ersten Arbeiten zur Q-Forschung dominieren und durch Untersuchungen zum historischen Jesus ergänzt werden, ist das Verhältnis zwischen beiden Arbeitsgebieten im zweiten Band eher umgekehrt.

Der von A. Lindemann herausgegebene Band dokumentiert die Haupt-, Seminar- und Kurzvorträge des 49. Colloquium Biblicum Lovaniense im Jahr 2000, dem der Betheler Neutestamentler als Präsident vorstand. Der Themenschwerpunkt dieser Tagung bei der Forschung zur Logienquelle wurde durch die Präsentation der im gleichen Jahr bei Peeters erschienenen "Critical Edition of Q", deren Herausgeber J. M. Robinson, P. Hoffmann und J. S. Kloppenborg beim Colloquium auch mit Hauptvorträgen zugegen waren, noch besonders herausgehoben. Eine wohl damit zusammenhängende "Zugabe" zum Kongressband ist der synoptische Abdruck der Textfassungen der Logienquelle nach den leicht voneinander abweichenden Rekonstruktionen des "International Q Project" und der "Critical Edition of Q" als Anhang zum Beitrag von F. Neirynck (94- 147).

Angesichts der in Löwen versammelten geballten Kompetenz der Q-Forschung verdienen die kritischen Anfragen an deren Prämissen und Ergebnisse, die der Präsident und Herausgeber in seinem einführenden Hauptvortrag vorgebracht hat, besondere Beachtung: "1. Läßt sich der äußere Umfang der Logienquelle genau bestimmen? Insbesondere die Annahme, dass die Versuchungsgeschichte Lk 4,1-13 par Mt 4,1-11 zur Logienquelle gehörte und dort womöglich unmittelbar auf die Täuferpredigt in Lk 3,7-9 par Mt 3,7-10 folgte, wirft Fragen auf, zumal die Versuchungsgeschichte inhaltlich wie gattungsmäßig kaum zu den anderen üblicherweise Q zugeschriebenen Texten passt. 2. Ist es wirklich möglich, einen Q-Text zu rekonstruieren, wenn die Textfassungen bei Mt und bei Lk erheblich voneinander abweichen, wie es beispielsweise bei der Parabel von den Talenten (Lk 19,12-27 par Mt 25,14-30) der Fall ist? 3.Welcher literarischen Gattung ist die Logienquelle zuzuordnen? Da es sich im Unterschied zu Mk nicht um einen Erzähltext handelt, wird man Q kaum als ein Evangelium in dem durch Mk vorgegebenen literarischen Sinne bezeichnen können. 4. Kann man wirklich annehmen, dass die in Q enthaltene Jesusüberlieferung im historischen Sinne zuverlässiger ist als die bei Mk oder im Sondergut des Lk oder des Mt erhaltene Überlieferung? Es gibt offenbar keine Indizien für die Annahme, dass die Q-Tradenten in höherem Maße als die anderen Tradenten auf die historische Authentizität ihrer Überlieferung geachtet hätten" (zitiert nach der "Introduction" des Hg.s, XIII-XXII: XIII f.).

Angeführt werden können hier lediglich die Haupt- und Seminarvorträge, an die sich insgesamt 16 "Offered Papers" sowie die üblichen Indizes anschließen: A. Lindemann: Die Logienquelle Q. Fragen an eine gut begründete Hypothese, 3-26; J. M. Robinson, The Critical Edition of Q and the Study of Jesus, 27-52; F. Neirynck, The Reconstruction of Q and IQP/CritEd Parallels, 53-147; J. S. Kloppenborg Verbin, Discursive Practices in the Sayings Gospel Q and the Quest of the Historical Jesus, 149-190; D. Lührmann, Die Logienquelle und die Leben-Jesu-Forschung, 191-206; J. Schröter, Die Frage nach dem historischen Jesus und der Charakter historischer Erkenntnis, 207-254; P. Hoffmann, Mutmaßungen über Q. Zum Problem der literarischen Genese von Q, 255-288; J. Schlosser, Q et la christologie implicite, 289-316; R. A. Piper, Jesus and the Conflict of Powers in Q: Two Q Miracle Stories, 317-349; D. Zeller, Jesus, Q und die Zukunft Israels, 351-369; C. M. Tuckett, The Son of Man and Daniel 7: Q and Jesus, 371-394; D. C. Allison, Q's New Exodus and the Historical Jesus, 395-428; A. Denaux, The Parable of the Talents/Pounds (Q 19,12-27). A Reconstruction of the Q Text, 429-460; J.-M. Sevrin, Thomas, Q et le Jésus de l'histoire, 461-476.

Der von M. Labahn und A. Schmidt herausgegebene Sammelband enthält Vorträge von den beiden ersten Tagungen der neutestamentlichen Sektion der "European Association for Biblical Studies", einer Mitte der neunziger Jahre vorwiegend von Alttestamentlern initiierten Unternehmung, deren Zusammenkünfte zunächst in der Regel im Zusammenhang mit den "International Meetings" der Society of Biblical Literature, sofern diese in Europa abgehalten wurden, stattfanden. Die beiden Schwerpunktthemen des Bandes, das Verhältnis zwischen Markus und Q sowie Probleme und Methoden der neueren Jesus-Forschung, werden von den beiden Herausgebern eingeleitet (A. Schmidt: 14-16; M. Labahn: 70-79).

Zum ersten Thema werden zwei Beiträge geboten: H. T. Fleddermann, Mark's Use of Q: The Beelzebul Controversy and the Cross Saying, 17-33; J. Schröter, The Son of Man as the Representative of God's Kingdom: On the Interpretation of Jesus in Mark and Q, 34-68. Zum zweiten folgen acht Aufsätze: D. S. du Toit, Redefining Jesus: Current Trends in Jesus Research, 82-124; M. Öhler, Jesus as Prophet: Remarks on Terminology, 125-142; T. Holmén, The Jewishness of Jesus in the Third Quest, 143-162; C. A. Evans, The New Quest for Jesus and the New Research on the Dead Sea Scrolls, 163-183; F. G. Downing, The Jewish Cynic Jesus, 184-214; M. Reiser, Eschatology in the Proclamation of Jesus, 216-238; P. Balla, What Did Jesus Think about his Approaching Death?, 239-258; E. Schüssler Fiorenza, The Rhetorics and Politics of Jesus Research: A Critical Feminist Perspective, 259-282. Stellen- und Autorenregister beschließen den Band.