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Ausgabe:

Januar/2003

Spalte:

23 f

Kategorie:

Allgemeines

Autor/Hrsg.:

[Spital, Hermann]

Titel/Untertitel:

Medien - Markt - Moral. Vom ganz wirklichen, fiktiven und virtuellen Leben. Hrsg. von R. Jacobi unter Mitarb. von D. Hober u. M. Kopp.

Verlag:

Freiburg-Basel-Wien: Herder 2001. 214 S. gr.8. Geb. ¬ 25,46. ISBN 3-451-27573-2.

Rezensent:

Günter Thomas

Der von Reinhard Jacobi herausgegebene Sammelband ist eine Festschrift für Bischof Dr. Hermann Spital zum 75. Geburtstag am 31.12.2001. Spital ist seit 10 Jahren Leiter der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz - einer Institution, die wohl als Drehkreuz oder Knotenpunkt der programmatischen Auseinandersetzung der katholischen Kirche mit den Medien bezeichnet werden kann. Die Breite dieser Auseinandersetzung spiegelt sich in der thematischen Weite des Horizontes, den der Band abschreitet und der ihm die innere Gliederung gibt: I. Standort; II. Film; III. Gedrucktes; IV. Neue Medien; V. Rundfunk. Innerhalb dieser Gliederungen finden sich kurze Essays aus der Feder von Filmproduzenten, Theologen, Journalisten, Bischöfen, Künstlern und Fachleuten der verschiedenen Zweige katholischer Medienarbeit. Dass, soweit erkennbar, die überwiegende Anzahl der Beiträge von katholischen Autoren stammt, könnte seinen Grund in der Natur des Anlasses haben. Dass jedoch keiner der Aufsätze von einer Frau stammt, darf sicherlich als auffallendes Merkmals kritisch registriert werden. - Die Stärken des Bandes sind zugleich seine Schwächen, je nachdem, welchen Erwartungshorizont die Leserin oder der Leser mitbringt:

Dem Charakter eines Sammelbandes und einer Festschrift entsprechend offeriert das Buch vor allem einen Einblick in die Breite des Themenspektrums. Gegenüber manchem reinen Sammelband im wahrsten Sinne des Wortes bietet es dagegen wie in der Brechung eines Kaleidoskops die verschiedenen Facetten des komplexen Verhältnisses zwischen Kirche und Medien. Die einzelnen Beiträge dieses gut edierten Bandes sind erfrischend kurz und knapp: 27 Essays und ein Vorwort nehmen den Raum von 200 Seiten ein. Wer sich einen Eindruck über die Aspektvielfalt verschaffen möchte, wird dies begrüßen. Wer sich eine tiefer gehende oder gar wissenschaftliche Themenbearbeitung wünscht, wird manches vermissen. Entsprechend ihrem weithin leserfreundlichen journalistischen Stil sind die Texte frei von Fuß- und Endnoten. Nur die notwendigsten Verweise sind in den Haupttext eingeflochten. Wer also einen vernetzten wissenschaftlichen Diskurs sucht, wird enttäuscht werden, wer einen Einblick in Problemaspekte möchte, wird ihn mühelos gewinnen.

Aus der Fülle der Beiträge sei auf einige wenige in einer subjektiven Auswahl besonders verwiesen: Norbert Kebekus, selbst Internet-Seelsorger, gibt einen instruktiven und abgewogenen Einblick in die Praxis der Internetseelsorge. Armin Töpel bietet eine hintergründig amüsante Beschreibung des Umgangs mit dem Hörer im Radio. Reinhold Jacobi skizziert das leidvolle und komplexe Verhältnis zwischen berechtigten wie unberechtigten medialen Attacken auf die Kirchen und deren Medienkritik bzw. Medienschelte. Ulrich Gregor gibt einen knappen, aber instruktiven Einblick in die Kultur der Filmfestivals. Das Verhältnis zwischen Filmästhetik und Spiritualität interpretiert Reinhold Zwick, während David Hober für ein aktives Bündnis der Kirchen mit der Ästhetik ihrer Zeit plädiert.

Der literarische Wiesenstrauß einer Festschrift ehrt zuallererst den Jubilar. Auf dem freien Markt braucht er jedoch interessierte Leser, insbesondere solche, die diese bunte Vielfalt lieben. Solche Leser sind dem Buch vorbehaltlos zu wünschen.