Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

Dezember/2002

Spalte:

1271–1273

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

1) Mazar, Amihai 2) Stern, Ephraim

Titel/Untertitel:

1) Archaeology of the Land of the Bible. 10.000-586 B. C. E.

2) Archaeology of the Land of the Bible. II. The Assyrian, Babylonian and Persian Periods 732-332 B. C. E.

Verlag:

1) New York-London-Toronto-Sydney-Auckland: Doubleday 1992. (1. Aufl. 1990). XXX, 576 S. m. zahlr. Abb. gr.8 = The Anchor Bible Reference Library. Kart. US$ 32,50. ISBN 0-385-42590-2.

2) New York-London-Toronto-Sydney-Auckland: Doubleday 2001. LIII, 665 S. m. zahlr. Abb. gr.8 = The Anchor Bible Reference Library. Geb. US$ 45,00. ISBN 0-385-42450-7.

Rezensent:

Volkmar Fritz

Leider gibt das Vorwort zu Band II nur unzureichend Auskunft über das Verhältnis der beiden Teile, die als "Archaeology of the Land of the Bible" erschienen sind. Doch zeigen bereits die unterschiedlichen Erscheinungsjahre die unterschiedliche Intention an. Zunächst legte Amihai Mazar seinen Band "Archaeology of the Land of the Bible 10.000-586 B. C. E." im Jahre 1990 im Rahmen der "Anchor Bible Reference Library" vor. Diese Darstellung, die noch nicht die Bandzahl I trägt, wird nun ergänzt durch den erst 2001 erschienenen Folgeband "Volume II" von Ephraim Stern. Während A. Mazar seine Darstellung mit der Eroberung Jerusalems durch die Babylonier enden lässt, behandelt Stern ausführlich die Zeit zwischen 732 und 332, führt also die Archäologie Palästinas bis zum Beginn der hellenistischen Epoche fort: Diese Zweiteilung des Stoffes scheint auf eine nachträgliche Planung zurückzugehen. Darauf verweist nicht allein die zeitliche Überschneidung beider Bände, sondern auch die unterschiedliche Ausführlichkeit in der Darstellung.

Während M. alle Perioden vom Neolithikum an behandelt, kann sich St. auf die Epochen assyrischer, babylonischer und persischer Vorherrschaft in den Gebieten östlich und westlich des Jordans beschränken. Diese zeitliche Beschränkung erlaubt von vornherein eine ausführlichere Auswertung des ergrabenen Materials. Auch sonst weisen die beiden Bände Unterschiede auf, die trotz aller Gemeinsamkeiten offensichtlich sind. Während M. die benutzte Literatur lediglich in den Anmerkungen anführt und auf eine ausführliche Bibliographie verzichtet, bietet St. keine Anmerkungen, hat aber eine ausführliche Bibliographie zusammengetragen, die dem kritischen Leser die eigene Weiterarbeit ermöglicht. Beide Autoren gehen an den Denkmälergattungen entlang und versuchen eine umfassende Darstellung des Stoffes, wobei sich die Gliederung aus den unterschiedlichen Denkmälergattungen ergibt. Eine solche zusammenfassende Darstellung der Archäologie Palästinas ist insofern unerlässlich, als das Fach der Archäologie sich in einer rasanten Entwicklung befindet, die immer erneut den Bezug auf die Zusammenhänge und historischen Gegebenheiten notwendig macht.

Nach einer Einleitung gliedert M. den Stoff nach einzelnen Epochen, wobei er auf den grundsätzlichen Unterschied zwischen der Eisenzeit (1200-332) und den voreisenzeitlichen Epochen hinweist. Für die Eisenzeit liegt mit der Bibel eine umfangreiche Sammlung von Texten vor, aus der zahlreiche Hinweise für die geschichtliche Entwicklung zu entnehmen sind, während in den voreisenzeitlichen Epochen die Archäologie aus den ergrabenen Befunden die Geschichte erst zu rekonstruieren hat. Dieser Unterschied bestimmt M.s Darstellung. Jeder der in der bisherigen Forschung festgestellten Epochen ist ein eigenes Kapitel gewidmet. Der Einsatz im Neolithikum ist insofern sinnvoll, als in dieser langen Phase der "neolithischen Revolution" die Grundlagen für die weitere Entwicklung gelegt wurden. Es folgen das Chalkolithikum (Steinkupferzeit 4300- 3300), die Frühbronzezeit (3300-2300), eine Epoche des Übergangs von der Frühbronzezeit zur Mittelbronzezeit II (2300- 2000), die Mittelbronzezeit II (2000-1550) und die Spätbronzezeit (1550-1200) als jeweils eigene Phase. Dabei ist von vornherein deutlich, dass die Archäologie immer nur die materielle Kultur anhand der Funde darstellen, nicht aber die Gründe für das Entstehen und den Zusammenbruch einer Kultur aufzeigen kann. Anfang und Ende einer Kultur lassen sich immer nur hypothetisch erschließen, wobei M. die verschiedenen Theorien anführt, so dass der Leser ein umfassendes Bild von der Diskussion in der Forschung gewinnen kann. Während bis zum 2.Jahrtausend schriftliche Funde im Lande überhaupt fehlen, so dass die Archäologie in ihrer Darstellung allein auf Vermutungen angewiesen bleibt, setzt im 2. Jahrtausend die schriftliche Überlieferung ein, die jeweils herangezogen wird. Erst mit der Eisenzeit liegt dann mit der Bibel eine umfangreiche Quelle vor, die ein historisches Bild der Epoche ermöglicht. Dabei zeigt sich, dass M. durchaus konservativ im Blick auf die historische Glaubwürdigkeit der Bibel ist und die Ergebnisse kritischer Bibelforschung nur selten verarbeitet. Das hängt auch sicher damit zusammen, dass er sich weitgehend auf die ältere amerikanische Forschung stützt, die weitaus traditioneller als die deutsche Bibelwissenschaft ist. So kommt denn der deutsche Anteil an der historischen Forschung der biblischen Königszeit kaum vor.

Die Darstellung geht an den Denkmälern entlang, wobei die inschriftlichen Funde ebenfalls kurz besprochen werden. Insgesamt ist das gesamte Material für alle Epochen aufgearbeitet und zusammengefasst. Dabei zeigt sich, dass M. den eigenen Zunftkollegen gegenüber durchaus kritisch eingestellt ist, übernimmt er doch weder die Einordnung verschiedener Gebäude als Tempel durch R. Amiran im frühbronzezeitlichen Arad, noch die Interpretation eines großen Palastes als Doppeltempel in Hazor durch Y. Yadin, sondern weist beide Auffassungen mit Recht als unbegründet und als nicht verifizierbar zurück. Umfangreiches Bildmaterial in Form von Plänen und Fotos ergänzen den Band, allerdings wird im Text nicht auf die Abbildungen verwiesen, was ohne Zweifel einen Mangel darstellt. Insgesamt aber handelt es sich bei der Darstellung durch M. um eine gelungene Gesamtschau der Biblischen Archäologie, die dem Anfänger als Einführung und dem Fachmann als Wegweiser für die oftmals recht verzweigte Diskussion dienen kann. Mit diesem Band können andere Darstellungen nur als überholt eingestuft werden, zumal die durch die intensive Grabungstätigkeit bedingte rasante Entwicklung des Faches zu immer neuen Zusammenfassungen zwingt.

Demgegenüber geht der zweite Titel von vornherein von anderen Gegebenheiten aus. Die Beschränkung der Darstellung auf die Jahrhunderte der assyrischen, babylonischen und persischen Vorherrschaft bietet für St. andere Voraussetzungen. Die Geschichte dieser Epochen ist aus verschiedenen Quellen einigermaßen sicher zu erheben. Das archäologische Fundmaterial kommt so in die Funktion der Illustration menschlicher Gewohnheiten und Lebensaktivitäten. Die Ausbreitung des Materials zeugt von einer enormen Kenntnis der materiellen Kultur der Epochen Eisenzeit II C und III. Wie M. geht St. dabei die Denkmälergattungen entlang. Dazu tritt (über M. hinaus) eine ausführliche Erhebung und Bewertung der Ausgrabungstätigkeit. Auf Grund der zeitlichen Beschränkung fällt dann die Darstellung der Befunde bei St. detaillierter aus.

Der Band ist hervorragend durch Abbildungen belegt und kann wegen der Detailkenntnis als Handbuch dienen. Die Weiterführung der Darstellung über das Schicksalsjahr 587/86 hinaus schließt für die Archäologie Palästinas eine schmerzlich empfundene Lücke. Doch wäre eine Fortführung der Darstellung in die hellenistische, römische, byzantinische und islamische Epoche wünschenswert gewesen. Für diese Epochen fehlt auch weiterhin eine zusammenfassende Darstellung. Jeder gewählte Einschnitt - so notwendig er auch ist - bleibt im Blick auf die gesamte Geschichte des Landes willkürlich. Geschichte kann nur als Einheit verstanden werde, insofern ist auch die Epoche der assyrischen, babylonischen und persischen Vorherrschaft nur eine Episode in der Geschichte des Landes der Bibel.