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Ausgabe:

November/2002

Spalte:

1183 f

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Freedman, David Noel, Myers, Allen C., and Astrid B. Beck [Eds.]

Titel/Untertitel:

Eerdmans Dictionary of the Bible.

Verlag:

Grand Rapids: Eerdmans 2000. XXXIII, 1425 S. m. 134 Abb. u. Ktn., 16 Farbktn. Gr.8. Lw. US$ 45,00. ISBN 0-8028-2400-5.

Rezensent:

Karl-Wilhelm Niebuhr

Das einbändige Lexikon bietet zu ca. 5000 Stichwörtern teils kurze von den Herausgebern verfasste Erklärungen, teils ausführlichere namentlich gezeichnete Artikel von etwa 600 fast ausschließlich aus den USA und Kanada stammenden Mitarbeitern (unter ihnen zwölf Consulting Editors). Wenige Artikel sind länger als zehn Spalten (z. B. Jerusalem, Jesus Christ, Literature, Palestine), eine größere Anzahl zwischen fünf und zehn Spalten lang (so diejenigen zu größeren biblischen Schriften [z. B. Corinthians, Jeremiah, Psalms], wichtigen Ort- bzw. Landschaften [z. B. Rome, Samaria] oder bedeutenden biblischen Gestalten [z. B. Abraham, Moses, Paul]), der weitaus größte Teil zwischen ein und fünf Spalten.

Erfasst werden neben allen biblischen Schriften, Personen, Ortschaften, Realien auch bibeltheologische Begriffe (z. B. Atonement, Election, Land, Righteousness, Sin), religionsgeschichtliche Zusammenhänge (z. B. Hellenistic Religions, Myth, Worship), politische, soziale und ökonomische Verhältnisse (z. B. Army, City, Citizenship, Economics, Slave, Tax), archäologische Befunde (z. B. Inscriptions, Pottery, Walls), geographische Bedingungen (Galilee, Italy, Nile, Sinai), kulturgeschichtliche Gegebenheiten (z. B. Clothing, Literacy, Music). Einen bedeutenden Platz nehmen Artikel zur Geschichte Alt-Israels (z. B. Patriarchs, Exodus [mit Kartenskizze Route of the Exodus], David, Exile, Persia), des Frühjudentums (z. B. Alexander, Ptolemy, Antiochus, Maccabees, Alexandra [Salome], Hasmoneans, Herod, Caesar [aber nicht Pompeius], Augustus, Vespasian, Domitian) und des frühen Christentums (z. B. Twelve, Hellenists, Barnabas, Antioch, Persecution) ein.

Die außerbiblischen Quellen dazu werden mit z. T. ausführlichen Artikeln bedacht (z.B. Meremptah [Reliefs in Karnak], Hammurapi, Mesha [Inschrift], Dead Sea Scrolls, Josephus, Philo of Alexandria, Mishnah, Talmud, Gallio [aber nicht Plinius, Tacitus, Sueton]). Neben der biblischen wird auch die außerkanonische Literatur neben dem Alten und dem Neuen Testament umfassend einbezogen (z. B. Apocrypha, Pseudepigrapha, Aristeas[-brief], Jubilees, Genesis Apocryphon) bis hin zu den Nag-Hammadi-Texten, den Apostolischen Vätern und zahlreichen neutestamentlichen Apokryphen. Etwas merkwürdig wirkt es freilich, wenn von den Kirchenvätern, soweit ich sehe, lediglich Eusebius und Hieronymus einen Artikel erhalten, nicht aber z. B. Clemens Alexandrinus, Tertullian, Origenes oder Augustin (Tatian erhält immerhin eineinhalb Zeilen), obwohl diese z. T. in dem Artikel Church Fathers vorkommen.

Über die genannten für Bibellexika typischen Stichwörter hinaus bietet das Eerdmans Dictionary of the Bible noch zahlreiche stärker themen- oder problemorientierte Artikel. So werden zentrale theologische Begriffe behandelt (z. B. Canon, Christology, Church, Eschatology, Humanity [=Anthropologie], Incarnation, Salvation, Trinity). Wichtige Hypothesen oder Ergebnisse der exegetischen Forschung erhalten eigene Artikel (z. B. Yahwist, Elohist, Deuteronomistic History, Corporate Personality, Q, Son of Man, Synoptic Gospels). Arbeitsgebiete oder Methoden der biblischen Exegese werden vorgestellt (z. B. Text of the Old bzw. New Testament, Archaeology of the Bible, aber nicht Literar-, Form- oder Redaktionskritik). Auch hermeneutische Fragen werden thematisiert (z. B. Biblical Criticism, Interpretation, Biblical). Sogar zu Christmas, Lent, Easter und Pentecost findet man Artikel!

Die Artikel stehen durchweg fachlich auf hohem Niveau, ohne "technisch" zu wirken. Der Student findet hier alles, was er in einem Bibellexikon erwarten kann, und darüber hinaus noch einiges mehr. Die beiden Teile der christlichen Bibel sind ausgewogen berücksichtigt. Die außerbiblische Welt wird in eindrucksvoller Breite einbezogen. Die Autoren spiegeln in ihren exegetischen und theologischen Urteilen ein breites Spektrum gegenwärtiger Positionen der wissenschaftlichen Exegese. In der Regel gelingt es ihnen ausgezeichnet, auf engstem Raum in z. T. hochkomplizierte literarische, historische oder theologische Fragen einzuführen. Kontroverse Forschungspositionen werden öfter knapp und abgewogen benannt. Meist ist der aktuelle Forschungsstand erkennbar rezipiert (z. B. 4Q246 im Artikel Son of God).

Was an der Ausstattung des Werkes gespart wurde (sehr kleiner Druck, wenige kleine Schwarz-Weiß-Fotos, schlechtes Papier), konnte in seinen Inhalt investiert werden. Das soll hier ausdrücklich lobend erwähnt werden. Immerhin finden sich auf den Einbandseiten Transliterationstafeln und eine Übersicht zu den archäologischen Perioden sowie im Anhang 16 farbige Landkarten. Die Literaturangaben sind sehr knapp gehalten, aber geschickt ausgewählt, so dass die aufgeführten meist sehr aktuellen Titel das Weitersuchen ermöglichen. Allerdings beschränkt sich das Wörterbuch nicht nur bei der Auswahl der Mitarbeiter weitestgehend auf die nordamerikanische Forschung. Auch die angegebene Sekundärliteratur ist ausschließlich englisch, und zwar auch dann, wenn deutsche oder (sehr selten) französische Autoren genannt werden. Das bedeutet aber: Nicht ins Englische übersetzte Arbeiten (und damit der gesamte durch sie repräsentierte Teil der internationalen Forschung zur Bibel!) scheiden hier von vornherein aus dem wissenschaftlichen Diskurs aus. Ob sich in der modernen internationalen Kommunikationsgesellschaft außerhalb der USA dies wohl jemand leisten könnte?