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Ausgabe:

November/2002

Spalte:

1179 f

Kategorie:

Judaistik

Autor/Hrsg.:

Saldarini, Anthony J.

Titel/Untertitel:

Pharisees, Scribes and Sadducees in Palestinian Society. A Sociological Approach. Foreword by J. C. VanderKam.

Verlag:

Grand Rapids-Cambridge: Eerdmans 2001. XXIV, 326 S. gr.8 = The Biblical Resource Series. Kart. US$ 28,00. ISBN 0-8028-4358-1.

Rezensent:

Karl-Wilhelm Niebuhr

Der Reprint des erstmals 1988 publizierten Buches dokumentiert, dass es inzwischen zu den Standardwerken für das Studium des Frühjudentums gezählt werden kann. Der spezifische Beitrag Saldarinis zur Pharisäerforschung bestand in der systematischen Anwendung soziologischer Fragestellungen bei der Analyse jüdischer Gruppen im 1. Jh. n. Chr. Als Vorläufer dieser Forschungsrichtung gilt Louis Finkelstein (The Pharisees: The Sociological Background of Their Faith, Philadelphia 1938). Im ersten Teil des Buches analysierte S. die palästinische Gesellschaft im Kontext römischer Herrschaft. Im zweiten Teil untersuchte er die einschlägigen literarischen Zeugnisse zu Pharisäern, Sadduzäern und Schriftgelehrten im 1. Jh. (Josephus, NT, rabbinische Literatur). Im dritten Teil nahm er die Interpretation und Synthese der erhobenen Befunde vor. Als besonders einflussreich, aber zugleich auch Kritik hervorrufend hat sich seine Zuordnung der Pharisäer (und partiell auch der Sadduzäer und der Schriftgelehrten) zur "retainer class" erwiesen. Vgl. dazu die Definition im Glossar: "Those who served the needs of the ruler and governing class, including soldiers, bu-reaucratic government officials, educators, religious leaders. They shared the life of the governing class to some extent, but had no independent base of power or wealth (in contrast to the modern middle class)." (313)

Besonders hilfreich für den Anschluss an die aktuelle Forschungslage ist das Vorwort von James C. VanderKam (XI- XXV). Es würdigt nicht bloß den spezifischen Beitrag der Monographie von S. und zitiert einige kritische Reaktionen darauf, sondern referiert darüber hinaus knapp die wichtigsten neueren Monographien zum Thema. Zu ergänzen wären noch H.-G. Waubke, Die Pharisäer in der protestantischen Bibelwissenschaft des 19. Jahrhunderts, Tübingen 1998 (vgl. ThLZ 126, 2001, 1019-1021 [O. Merk]); M. Pelletier, Les Pharisiens: Histoire d'un parti méconnu, Paris 1990. Abschließend weist er auf die ganz neue Forschungslage hin, die sich bei der Einbeziehung von 4QMMT in die Diskussion zu Pharisäern, Sadduzäern und Schriftgelehrten ergibt (vgl. dazu zuletzt R. Deines, The Pharisees Between "Judaisms" and "Common Judaism", in: D. A. Carson, P. T. O'Brien, M. A. Seifried [Ed.], Justification and Variegated Nomism. Vol. I: The Complexities of Second Temple Judaism, Tübingen 2001, 443-504: 463-474.494- 499).