Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

September/2002

Spalte:

964

Kategorie:

Systematische Theologie: Dogmatik

Autor/Hrsg.:

Henten, Jan Willem van, u. Anton Houtepen [Eds.]

Titel/Untertitel:

Religious Identity and the Invention of Tradition. Papers Read at a Noster Conference in Soesterberg, January 4-6, 1999.

Verlag:

Assen: Van Gorcum 2001. X, 367 S. gr.8 = Studies in Theology and Religion, 3. Geb. ¬ 77,10. ISBN 90-232-3714-5.

Rezensent:

Ingolf U. Dalferth

Der Band dokumentiert die erste internationale Konferenz der Netherlands School for Advanced Studies in Theology and Religion (NOSTER) von 1999. Beteiligt waren alle vier Forschungseinheiten dieser von Vincent Brümmer (Utrecht) ins Leben gerufenen Einrichtung, also Biblical Studies and Judaism, History of Christianity and other Religions, Systematic Theology and Sociology and Psychology of Religion und Practical Theology. Das Thema der Konferenz verdankt sich den Thesen von Eric Hobsbawm und Terence Ranger, The Invention of Tradition, Cambridge 1983. Nach einer Einleitung der beiden Herausgeber (1-18) setzt sich eine erste Gruppe von Beiträgen (M. Sarot, P. Post, W. Otten. K. E. Biezeveld und H. Riekhof) kritisch mit Hobsbawms Thesen über Tradition, Traditionsbildung und Traditionsveränderung in ihrer Anwendung auf das Feld der Religionen auseinander (The Invention of Religious Traditions, 19-110).

In drei weiteren Abschnitten wird dann jeweils ein spezifisches Problemfeld unter dem Gesichtspunkt der Bildung und Transformation religiöser Traditionen diskutiert. K. van der Toorn, R. Albertz, J. Collins, H.-P. Müller, G. De Schrijver und Th. Witvliet behandeln das Exodusthema (Inventing and Re-Inventing the Exodus, 111-205) vor allem in Auseinandersetzung mit der von K. van der Toorn vorgetragenen These, die Exoduserzählung sei die "Charter Myth", mit der die Schaffung eines autonomen Staates Israel unter Jerobeam I legitimiert werden sollte. H. J. de Jonge, D.-A. Koch, Ch. Caspers und G. Immink gehen unter ähnlicher Fragestellung der Frage nach, ob nicht auch die Einsetzung des Abendmahls durch Jesus eine "invented tradition" sei (The Invention of the Eucharist and its Aftermath, 207-275). Und eine letzte Gruppe von Beiträgen (H. Beck, H. Stoffels und J. Janssen, J. van der Lans sowie M. Dechesne) untersucht den modernen Mythos des religiösen Fundamentalismus in seinen moslemischen und christlichen Varianten (Religious Fundamentalism: Facts and Fictions, 277- 316). Eine ausführliche Bibliographie zu den behandelten Themen, ein Personenverzeichnis sowie ein Index der zitierten antiken Quellen schließen den gut edierten Band ab.

Wer sich mit den komplexen Zusammenhängen zwischen religiöser Traditionsbildung, religiöser Identität und religiösem Wandel befaßt, wird von dieser Dokumentation der auf hohem Niveau geführten interdisziplinären Auseinandersetzung der an NOSTER beteiligten Forscherinnen und Forscher nur profitieren können.