Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

Juli/August/2002

Spalte:

825 f

Kategorie:

Religionspädagogik, Katechetik

Autor/Hrsg.:

Gäbler, Christa

Titel/Untertitel:

Kinder im Gottesdienst. Theorie und Praxis generationenübergreifenden Feierns.

Verlag:

Stuttgart-Berlin-Köln: Kohlhammer 2001. 255 S. gr.8 m. Abb. Kart. ¬ 25,00. ISBN 3-17-016970-X.

Rezensent:

Christian Grethlein

Gespannt nimmt man das Buch zu diesem sowohl liturgisch als auch religionspädagogisch so grundlegenden Thema in die Hand. Die Studie verfolgt - nach eigenem Bekunden - zwei Ziele: zum einen soll die Frage geklärt werden: "Was können Symbol- und Ritualtheorien zu einer Liturgie generationenübergreifenden Feierns beitragen?" (24); zum anderen hat sie "die Verbesserung gottesdienstlichen Handelns mit Kindern zum Ziel" (28), wobei es - ohne eingehendere Auseinandersetzung mit dem Kindergottesdienst und seinen weiteren Entwicklungen - konkret um einen generationenübergreifenden Gottesdienst geht. Zu beidem trägt die Vfn., eine in lutherischen Gemeinden Hollands und der Schweiz erfahrene Gemeindepfarrerin, manch Wichtiges und Interessantes aus der Literatur bei, ohne dass es jedoch zu einer schlüssigen Verbindung zwischen theoretischem Anspruch und praktischem Anliegen käme.

Im 1. Hauptteil führt sie knapp in "Liturgie mit Kindern" ein. Dabei weist sie zu Recht auf die unterschiedliche Zielstellung auf katholischer und protestantischer Seite hin - das eine Mal Hinführung zur Messe, das andere Mal gerade ohne diese Verbindung, sondern in Hoffnung auf zukünftige Gottesdienste (41). Allerdings wird die hierin liegende liturgische Fragestellung nicht weiter behandelt.

Im zweiten "Impuls und Experiment" überschriebenen Teil teilt die Vfn. kurz, aber wenig genau ihr Verständnis von Ritual und Symbol mit. Es folgen zwei "Fallbeispiele" aus der Praxis. Hier begegnet die Vfn. in einer von ihr selbst angemerkten (70) methodisch problematischen dreifachen Funktion: als Liturgin, Untersucherin und sogar Interviewerin. Die Bedeutung des hierzu Ausgewerteten ist also kaum zu ermitteln.

In dem dritten "Chancen und Grenzen" überschriebenen, wiederum eher theoretischen Teil werden auch Kriterien für einen generationenübergreifenden Gottesdienst entwickelt, ohne dass durchgehend - entgegen der Ankündigung (78) - das "empirisch" Erhobene Berücksichtigung findet. Hier versucht die Vfn., wiederum jeweils in äußerster Kürze (und deshalb auch theoretischer Ungeschütztheit) u. a. Einsichten von Turner, Erikson, Fowler, Biehl und Halbfas aufzunehmen.

Im vierten bis sechsten Teil werden verbale und nonverbale Elemente sowie die beiden Sakramente hinsichtlich ihrer Symbolisierungskraft und damit auf Offenheit für generationenübergreifende Gottesdienste untersucht. Auch hier stehen neben jeweils knappen Bezugnahmen auf verschiedene Autoren ab und zu kurze Beispiele aus der Praxis.

Die Arbeit wird abgeschlossen durch zwei Beispiele von Gottesdiensten, in denen das Konzept des generationenübergreifenden Gottesdienstes anschaulich werden soll.

Insgesamt drängt sich der Eindruck auf, dass hier die beiden anfänglich - unverbunden miteinander - genannten Zielstellungen sich gegenseitig behindern: Auf der einen Seite wäre es interessant, zur Anregung noch mehr von den Praxisversuchen der Vfn. zu erfahren; das dargestellte Material erinnert - bis auf die grundsätzliche Wertschätzung des Abendmahls auch hinsichtlich der Kinder - an Materialien zu Familiengottesdiensten. Auf der anderen Seite leiden die theoretischen Passagen darunter, dass eher thetisch Konzepte aufgenommen als auf die- hochinteressante - Fragestellung hin wirklich diskursiv erörtert werden. Dabei erweist sich auch als ein Problem, dass Veränderungen im Lebensstil der Menschen nur kurz gestreift werden. So kommt z. B. der veränderte Zeit-Rhythmus nicht in den Blick, vielmehr bildet eine - jedenfalls in bestimmten Milieus wenig realistische - Regelmäßigkeit der liturgischen Partizipation das Ziel.

Trotz dieser unvermeidlichen kritischen Anmerkungen ist es aber ein nicht geringes Verdienst der Vfn., auf ein zentrales Thema in praktischer und theoretischer Hinsicht hingewiesen zu haben. Es wäre dringend wünschenswert, dass ihrem eigenen Wunsch nach "einer breit angelegten empirischen Untersuchung von generationenübergreifenden Gottesdiensten" (242) entsprochen wird.