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Ausgabe:

Juli/August/2002

Spalte:

818 f

Kategorie:

Religionspädagogik, Katechetik

Autor/Hrsg.:

Clasen, Winrich C.-W., Meyer-Blanck, Michael, u. Günter Ruddat [Hrsg.]

Titel/Untertitel:

Evangelischer Taschenkatechismus. Mit einem Geleitwort von M. Kock.

Verlag:

Reinbach: CMZ; Birnbach: Verlag am Birnbach 2001. 364 S. 8 m. Abb. Kart. ¬ 13,80. ISBN 3-87062-055-2 u. 0057-4004.

Rezensent:

Horst Georg Pöhlmann

Der Evangelische Taschenkatechismus will in 79 Stichworten kurz und bündig und in allgemeinverständlicher Sprache über den christlichen Glauben informieren. Seine Zielgruppe sind daher "Gemeindeglieder, ehren- und hauptamtliche Mitarbeitende" der Kirche, "Gesprächskreise, Taufeltern und Brautpaare", aber auch "Schülerinnen und Schüler sowie Menschen, die der Kirche fern stehen". (11) Die Artikel des Katechismus sind- so der Klappentext - "auf dem neuesten wissenschaftlichen Stand" und er ist "eine aktuelle Bestandsaufnahme des protestantischen Glaubens in der Sprache von heute".

Die acht Kapitel des Buches gehen - ganz konkret - von der Kirchengemeinde und ihren Themen aus (Kap. 1), es folgen Stichworte zum Glauben, zur Bibel, zum Gottesdienst und zum Kirchenjahr (Kap. 2-5). Sodann werden in einem Blick über die Kirchenmauern hinweg die Religionen sowie Themen des Alltags und der Gesellschaft behandelt (Kap. 6-8) - wie etwa die ethischen Stichworte "Angst", "Freiheit", "Leiden", "Liebe und Sexualität", "Trauer", "Arbeit", "Erziehung", "Geld", "Medien", "Staat", "Umwelt". Jedes der acht Kapitel wird mit einer Abbildung aus der europäischen Malerei eingeleitet, die kurz gedeutet wird. Angesichts der Gefahr der Theologie, mehr und mehr eine Professorentheologie für Theologieprofessoren zu werden und sie für den Fachkollegen statt für den Menschen unserer Zeit zu schreiben, ist das Buch ein wohllöbliches Unternehmen. Ob es den Balanceakt schafft, die christliche Lehre in die kleine Münze der Verständlichkeit ohne Kurswertverlust umzuwechseln, die alte Wahrheit neu zu sagen, ohne einen Schlussverkauf zu herabgesetzten Preisen zu veranstalten, zu elementarisieren, ohne zu simplifizieren, sprachlich gut zu vermitteln ohne marktschreierische Werbung für das Christentum, muss der Leser entscheiden.

M. E. ist die Elementarisierung nicht immer gelungen, nur wenige Beiträge sind wirklich spannend zu lesen. Viele bleiben blass, abstrakt und nicht frei von Allgemeinplätzen. Andererseits vermisst man in dem Buch nicht selten theologische Substanz, mitunter fällt eine Stellungnahme aus christlicher Sicht überhaupt weg wie zum Beispiel in dem Stichwort "Liebe und Sexualität" (302 ff.). Es fehlt in dem Buch eine durchgehende theologische Konzeption, sosehr es Ansätze hierzu in ihm gibt, die man zum Skopus des Ganzen hätte machen können wie etwa folgende: "In Jesus Christus zeigt Gott sein menschliches Gesicht ..." (60), "Die Bibel versteht den Menschen als Wesen, das sich ausstreckt, auf etwas aus ist (Psalm 42) ..." (71), "Wir sind mehr als die Summe unserer Taten ..." (84). Ob diese Konzeptionslosigkeit mit dem Traditionsabbruch unserer Gesellschaft und Kirche zu tun hat?

Manche Urteile sind fehlerhaft wie zum Beispiel die Auskünfte "Im Mittelalter wird das Abendmahl zum Sakrament erklärt", die sieben Sakramente gäbe es als "Dogma" in der römisch-katholischen Kirche erst seit 1547 (182) und Luther hätte in den Sakramenten nur eine "Ergänzung [...] des Wortes" gesehen (183). Dass in der Messe das Kreuzesopfer "wiederholt" wird (182), wird jeden katholischen Theologen in Harnisch bringen (siehe das ökumenische Konsenspapier "Das Herrenmahl").

Es gibt sicher nicht wenige aufschlussreiche und weiterführende Artikel in dem Katechismus wie zum Beispiel die Artikel über die Stichworte "Jesus von Nazareth", "Paulus", "Segen", "Konfirmation", "Religion", "Buddhismus", "Islam", "Angst", "Trauer" und "Glück". Besonders gelungen sind die eingeschossenen Bilder mit den zum Teil vorzüglichen Kommentaren.