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Ausgabe:

Juni/2002

Spalte:

626

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Malamat, Abraham

Titel/Untertitel:

History of Biblical Israel. Major Problems and Minor Issues.

Verlag:

Leiden-Boston-Köln: Brill 2001. XV, 476 S. gr.8 = Culture and History of the Ancient Near East, 7. Lw. ¬ 89,00. ISBN 90-04-12009-2.

Rezensent:

J. Alberto Soggin

Die Kleinen Schriften (wie man sie wohl nennen darf) des israelischen Vf.s österreichischen Ursprungs (und als solcher von der Wiener Akademie der Wissenschaften geehrt) bieten dem Leser einen interessanten Einblick in die wissenschaftliche und akademische Karriere dieses bekannten Orientalisten. Die hier abgedruckten 27 Aufsätze (die letzten drei eher zur Religionsgeschichte bzw. zur biblischen Theologie gehörend), bereichert von einer Reihe von bibliographischen addenda (411-417) und von detaillierten Indizes, reichen vom Jahre 1951 bis zum Jahre 1999; einige Beiträge befinden sich noch (zur Zeit der Abfassung dieser Rezension) im Druck, so dass der Leser hier wahre Erstlingsfrüchte zur Verfügung hat. Einige Aufsätze sind in diesem Sammelband nicht vertreten: Kingship and Council in Israel and Sumer: JNESt 22, 1963, 247-273; King Lists of the Old Babylonian Period and Biblical Genealogies: JAOS 88, 1968, 163-173; The Last Kings of Judah and the Fall of Jerusalem: IEJ 18, 1968, 137-156; Das davidische und salomonische Königreich und seine Beziehungen zu Ägypten und Syrien: ÖAW Sitzb. 402, 1968, 19 ff.; The Last Years of the Kingdom of Judah, in: Archaeology and Biblical Interpretation - Essays in Memory of D. G. Rose, Atlant Ga., 287-314. Einen Grund dafür hat der Rez. nicht ausfindig machen können.

Die Thematik der verschiedenen Beiträge zeigt, dass der Vf., in der Gefolgschaft seines Lehrers W. F. Albright, einen besonderen Wert auf Beziehungen der biblischen Texte zur altorientalischen Literatur (einmal auf afrikanische Stammessituationen) und auf Ergebnisse der Archäologie legt. Er würde sich also, besonders was die früheren Aufsätze betrifft, nach der heutigen Debatte, als "Maximalist" bezeichnen. Da steht er freilich nicht allein da, wenn auch heute eine Mehrheit der Stimmen Widerspruch dagegen erhebt. Man wird erinnert an die Debatte der 70er Jahre zwischen W. F. Albright und G. E. Wright einerseits und M. Noth und G. von Rad andererseits. Und heute muten die Thesen der zwei Letzten auch eher konservativ an, was ein Zeichen dafür ist, wie sich die Thematik geändert hat!

So könnte der heutige Forscher (um nur einige Beispiele zu nennen) Bedenken zur These äußern, nach der es möglich sei, israelitische Feldzüge während der Landnahme der Richterzeit nach modernen militärischen Kriterien zu rekonstruieren (68ff.), oder ob es sich bei den Parallelen zwischen Mari und dem vormonarchischen Israel um "Social Institutions" oder nicht eher um ein lexikalisches Problem handelt. Und dass es auf historischem Gebiet Probleme angesichts der Landnahme, der Richterzeit und des Großreiches in der heutigen Forschung gibt, kommt beim Vf. nicht zur Sprache.

Mit dem babylonischen Exil finden diese Abhandlungen ihr Ende: Von der weiteren Geschichte Israels in biblischer Zeit (Restauration, Rückkehr der Exilierten, Esra und Nehemia) ist nicht mehr die Rede.

Doch genug dieser Betrachtungen. Der Rez. möchte hier dem Freund und Kollegen seine besten Wünsche zukommen lassen: ad multos annos!