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Ausgabe:

Mai/2002

Spalte:

563 f

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Autor/Hrsg.:

Hintikka, Kaisamari

Titel/Untertitel:

The Romanian Orthodox Church and the World Council of Churches, 1961-1977.

Verlag:

Helsinki: Luther-Agricola-Society 2000. 207 S. 8 = Schriften der Luther-Agricola-Gesellschaft, 48. Kart. ISBN 951-9047-56-5.

Rezensent:

Friedrich Heyer

Der lutherische Finne hat ein Thema der Ökumene-Geschichte bearbeitet, das geographisch wie konfessionell weit ab lag, nämlich: wie sich unter dem schätzenswerten rumänischen Patriarchen Justinian vom Datum des Eintrittes der Kirchen der sozialistischen Staaten in den Weltrat der Kirchen in New Delhi 1961 an bis zu Justinians Tod nach dem schrecklichen Erdbeben 1977 die ökumenische Beziehung der rumänischen Orthodoxie zu WCC und zum II. Vatikanischen Konzil gestaltete. Dann nämlich - 1977 - wurde unter dem politisch stärker eingefärbten Patriarchennachfolger Justin die fruchtbare Beziehung zu WCC abgebrochen und das Beamtenpersonal des Kulturministeriums in Bukarest ausgewechselt.

In diesen 17 Jahren 1961 bis 1977 sind auf Seiten des WCC die Präsidenten Blake und Potter die engagierten Persönlichkeiten. Auf rumänischer Seite steht der für die Außenbeziehung verantwortliche junge Vikarbischof Antonie Plamadeala und im Kulturministerium die Beamten Dogaru und Nenniu. Mit Nenniu betreibt Potter seine übliche Privatökumene. Dies Personal des Kulturministeriums wird 1977 prompt ausgewechselt. Kurioserweise zitiert das Inhaltsverzeichnis den Namen des rumänischen Universitätstheologen Professor Ion Bria, der in den Arbeitsstab des WCC aufgenommen wird, kein einziges Mal.

Der Einstieg Professor Ion Brias in den Stab des WCC in Genf im März 1973 bot eine Chance zur Besserung der Beziehungen des Weltrats zu den orthodoxen Mitgliedskirchen. Gelingen konnte dies nur, wenn ins Bewusstsein gerückt ist, was die sozialistischen Länder und ihre Kirchen ersehnen. Bria legte Wert auf bessere Information. Er startete eine Besuchsserie in die orthodoxen Länder und er schuf ein positiveres Bild der rumänischen Kirche. Die Arbeit des Jahres 1974 war hektisch. WCC bezahlte die teuren Reisen.

Im März 1974 schuf der 11. Rumänische Parteikongress für Ceausescu das Amt eines "Präsidenten der Republik", bald ein Amt auf Lebenszeit. Jetzt wurde die staatliche Kontrolle für die Kirche spürbarer. Die rumänische Kirche geriet unter Staatseinfluss. Metropolit Justin in der Moldau versicherte dem Präsidenten Ceausescu, dass die Freiheit, die die Kirche in Anspruch nimmt, nie zur politischen Obstrukion führen werde. Bria aber konnte in Genf seine Freiheit praktizieren.

Die 5. General Assembly des Weltrates war für Ende 1975 in Nairobi geplant. Orthodoxe Kritik machte den Weltrat willig, genauer auf die orthodoxe Stimme zu hören. So konnten die orthodoxen Konsultationen im Kloster Cernica im Juli 1974, im März 1975 in Kreta und im Sepember in Etschmiadzin fortgesetzt, das Thema: "Durch Liturgie Christus bekennen" in Vorbereitung der Assembly bearbeiten. 1976 wendete sich WCC dem Fragenkomplex der Human Rights zu. Russland reagierte deswegen gereizt gegen Potter. Der suchte Schutz bei der rumänischen orthodoxen Kirche. Diese ihrerseits wollte aber neutral bleiben. Da schnitt 1977 des Patriarchen Justinians Tod die eingespielte Arbeitsverbindung ab. Ende März 1977 wäre der Preis für die Aufrechterhaltung der Balance zu hoch gewesen.

Unmittelbar nach Justinians Tod wurde am 13. Juni 1977 Metropolit Justin als neuer Patriarch gewählt. Bei seinem Besuch bei Ceausescu versprach er "full support for the state". Im Kultusministerium wurde Dogaru abgesetzt. Nenniu erklärte sich für krank. Als neuer Leiter fungierte Rosianu.