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Ausgabe:

Mai/2002

Spalte:

559 f

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Autor/Hrsg.:

Baum, Wilhelm, u. Dietmar W. Winkler

Titel/Untertitel:

Die Apostolische Kirche des Ostens. Geschichte der sogenannten Nestorianer.

Verlag:

Klagenfurt: Kitab 2000. 174 S. m. Abb. gr.8 = Einführung in das orientalische Christentum, 1. Kart. £ 18,00. ISBN 3-902005-05-X.

Rezensent:

Martin Tamcke

Der Mediävist Baum und der Ökumeniker Winkler legen hier eine Einführung zur Apostolischen Kirche des Ostens aus katholischer Sicht vor, die als erster Band einer Reihe "Einführung in das orientalische Christentum" fungieren soll. Bislang waren die entsprechenden Einführungen jeweils Teil umfassender Gesamtdarstellungen (C. D. G. Müller, B. Spuler) oder in umfangreichen Lexikonartikeln (W. Hage). Auch einzelne Epochen liegen in Monographien für die Geschichte dieser Kirche vor (Lübeck, Wigram, Labourt). Doch die hier gegebene Gesamtdarstellung will eben eine Einführung bieten. Daher basiert sie zumeist auf dem heutigen Erkenntnisstand und verzichtet auf tiefergehende Diskussionen oder Darstellung einzelner Sachverhalte. Weithin ist sie in einer allgemein verständlichen Sprache abgefasst. Damit kann diese Einführung auch berechtigte Hoffnungen haben, über den internen Kreis der Fachgelehrten hinaus interessierte Leser anzusprechen. Bezeichnend für das Werk ist, dass es die Geschichte der Kirche des Ostens von ihren Anfängen bis in die Gegenwart nachvollzieht. Wenn W. sogleich die Angehörigen dieser Kirche vom "Häresievorwurf" freisprechen möchte, so kommt darin sein aus der heutigen Ökumene getragenes Interesse an einer Einbindung der Kirche des Ostens in das ökumenische Geschehen zum Ausdruck. W. beruft sich für seine Zurückweisung auf ein Zitat des Abdisho bar Brika (1318), das tatsächlich dessen Nöte mit dieser an die Angehörigen dieser Kirche herangetragenen Bezeichnung belegt (13), ohne allerdings dabei zu bedenken, dass Abdisho eben dann dennoch an dieser Bezeichnung festhält. Da gibt es denn auch, wie bei einem Buch aus der Feder zweier Autoren auch nicht anders zu erwarten, die einschlägigen Widersprüche im Buch selbst. Der Mitautor Baum, in den von ihm verfassten Teilen ansonsten kaum die Theologie beachtend, führt gleich selbst ein solches Zitat des Katholikos-Patriarchen (der hier oft nur verkürzt als "Katholikos" verwandte Titel erfasst nicht die traditionsgeschichtliche Besonderheit) Abraham III. aus dem 11. Jh. an, wo es heißt: "wir Nestorianer, die Freunde der Araber" (75). In ähnlicher Weise wären wohl manche Einwändungen zu machen - etwa auch bei der Literaturauswahl oder bei der eigentümlichen Tatsache, dass ein Abschnitt zur "Iranischen Literatur" dieser Kirche vollkommen überproportional eingefügt worden ist, vergleicht man ihn etwa mit dem über die "chinesische Literatur" von Manfred Hutter.

In mancher Hinsicht wäre dem Buch also eine gründliche Überarbeitung für eine etwaige Neuauflage zu wünschen. Doch derartige Kritikpunkte dürfen nicht das Verdienst schmälern, dass hier ein Historiker und ein Theologe in der ihnen möglichen Weise eine lesbare deutschsprachige Gesamtdarstellung der Geschichte der Apostolischen (Assyrischen) Kirche des Ostens geliefert haben, die schon ihrer Handlichkeit wegen für Interessierte der verschiedensten Zugänge eine Basislektüre werden wird, von der aus dann in das eingeführte Gebiet hinein weitergegangen werden und somit Interessierte erst auch für die Ostsyrer gewinnen kann.