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Ausgabe:

Mai/2002

Spalte:

489–491

Kategorie:

Bibelwissenschaft

Autor/Hrsg.:

Grelot, Pierre

Titel/Untertitel:

Le langage symbolique dans la Bible. Enquête de sémantique et d'exégèse.

Verlag:

Paris: Cerf 2001. 232 S. gr. 8 = Initiations Bibliques. Kart. ¬ 23,00. ISBN 2-204-06605-2.

Rezensent:

Wolfgang Schenk

Wie kann man von Gott reden, von dem wir doch keine direkte Anschauung haben? Bleibt bei der Unmöglichkeit einer Definition nur der Agnostizismus oder der Weg einer negativen Theologie? Durch die Jahrhunderte begleiten solche Fragen nach der "Sprache der biblischen Offenbarung" (15-31), seit Gott sich sein Volk im antiken Nahen Osten erwählte und dessen Sprachen zum Träger des "Wortes Gottes" machte. Die Kategorie "symbolisch" bleibt in der vorliegenden Arbeit zugegebenermaßen vage (25-27) und deckt sich in etwa mit dem, was man als "metaphorisch" klassifiziert als eine auf Aspekte begrenzte Denkanregung der christlichen Glaubensperspektive (195-203). Sie ist nicht "symbolisch" im psychoanalytischen Sinne Drewermanns, der von den Archetypen C. G. Jungs ausgeht. Der Bezugspunkt bleibt vielmehr die Alltagssprache (23). Die weitgehend im Bereich der Beschreibung bleibende Darstellung wird in vier Kategorien gegliedert: Als die einfachsten werden zunächst die "analogen Symbole" dargestellt (28.33-72. 203-208). Mit Berufung auf die Schöpfung des Menschen nach dem Bilde Gottes (Gen 1,27) werden die Relationen aus dem menschlichen Bereich der Gestalt, der Handlungen, Empfindungen, der Familie, bis hin zu JHWH als König und Krieger belegt. Der Horizont der biblischen Anthropomorphismen ist in strenger Differenz zur polytheistischen Idolatrie im Blick. Als "mythische Symbole" (28-30.73-106) im literarischen Sinne erscheinen dann primär die transzendente Welt Gottes (75-82 Himmel, Thron, Boten) in Relation zur direkt erfahrbaren Welt des Bösen (83-93 Dämonen, Tod, Sünder) als andauernd koexistierend symbolisiert, um von den außerbiblisch vorgegebenen, jedoch im Blick auf den einzigen Gott entmythisierten Bildern des Ursprungs, der Gegenspieler und des Endes her (93-98) die Auferweckung und neue Schöpfung als eigene Prägungen (98-102) einzubeziehen und mit "Jüngstem Tag" und "Geist" abzuschließen (102-106). An dritter Stelle stehen die "figurativen Symbole" (30-31.107-148. 208-213) als diejenigen, die spezifisch für die biblische Bundes- und Offenbarungsgeschichte sind. Als so interpretierte Geschichte des Volkes mit seinen lichten und seinen Schattenseiten werden die Gestalten Israels (Patriarchen, Moses, Könige, Profeten, Volk) dargestellt, die schließlich in der späteren "relecture" zu Hoffnungszeichen wurden (107-121). Zielpunkt dieser "figurativen Symbole" ist Jesus als Leser der Schriften in seiner Selbstoffenbarung (121-148). Der Schwerpunkt liegt dabei auf den christologischen Titeln und ihren Funktionen (127-140) einschließlich der Kirche als Leib/Braut Christi. Als Schlüssel werden abschließend die "existentiellen/relationellen Symbole" der Gottes-/Christusbeziehung in der inneren Erfahrung mit parallelen Durchgängen durch das AT und NT thematisiert (31.149-194.214-215): Suchen, Erwarten, Finden, Hören, Dürsten, Lieben, Mit- und Vor-Sein sowie In-Sein als Höhepunkt auf Weg, Wahrheit und Leben hin. Die Bilanz der Studie (195-215.217-222) unterstreicht, dass ihre symbolische Exegese den geistlichen Schriftsinn erheben und darin die ihr voranlaufende Textexegese ergänzen will, damit die ganze Offenbarung (Israel, Jesus, Apostel) als Depot für Glauben und Praxis der Kirche in den wechselnden kulturellen Milieus grundlegend bleibt.

Die Studie ruht durchgehend auf einem traditionellen Binarismus von Alltagssprache und religiöser Symbol-/Glaubenssprache (23.82.91.195-197). Sie bleibt zu atomistisch an den Vokabeln orientiert und auch darin meist hinter den Ergebnissen des ThWAT zurück (vgl. 79-81 Engel mit ThWAT 4, 322- 334). Die Textsemantik mit ihren Bezügen zu Syntaktik und Pragmatik ist zu wenig im Blick. Sie leistet auch darin keinen Beitrag zu der im Untertitel genannten Semantik, dass sie keinen Beitrag zu den Kode-Analysen der mannigfachen Kode-Wechsel bietet (vgl. 57.145.204 Leib Christi). Ebenso wenig ist darum ein Beitrag zur Hermeneutik einer "symbolkritischen Methode" (H. Schröer, TRE 27, 209 f.) von dieser Studie zu erwarten.