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Ausgabe:

März/2002

Spalte:

359 f

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Titel/Untertitel:

Marian Studies. Volume L, 1999: Magnificat: Remembrance and Praise. The Mariological Society of America 1949-1999.

Verlag:

Dayton: The Marian Library 1999. 216 S. gr.8. ISSN 0464-9680.

Rezensent:

Horst J. Eduard Beintker

Im Jubeljahr der 50. Studientagung des Bestehens der Mariological Society of America (MSA) ist außer diesem goldenen Datum alles dem Lobgesang der Gottesmutter gewidmet. Das auch von Martin Luther 1520 bis Juni 1521 mit den neu gewonnenen evangelischen Erkenntnissen ausgelegte Magnificat und seine Auswirkungen auf mariologische Vorstellungen der älteren Theologie kommt in den drei Hauptvorträgen nicht vor. Gleichwohl nimmt Aristide M. Serra in "Poverty of Spirit and the marvellos Deeds of God" wie einst Luther Bezug auf die hebräischen Quellen (8 ff.). Die "großen Taten" (Lk 1,49) nimmt er textgetreu als Maria in Begleitung der Kirche durch Christus geschehen wahr. Der Beitrag schließt mit der Beantwortung der Frage: "Where are the 'great deeds' of God today?" - predigtartig und mit einem Zitat aus Pascals Memorial, wonach nicht der Gott der Philosophen und Gelehrten helfe, sondern der Gott Abrahams, Isaaks und Jacobs. Gegen die übliche Rede von Gottes Abwesenheit endet er: "So the Magnificat focuses our attention on God, while our feet remain firmly planted on the ground!"

Der zweite Beitrag ist analytisch: Lawrence Frizzell "Mary's Magnificat: Sources and Themes" (38-59). Ausgezeichnet nimmt F. die wichtigste exegetische Literatur bis zur Frage der ursprünglichen Originalsprachgestalt "Greek or Hebrew?" auf. Im Anhang untersucht F. die hebräischen Begriffe, die hinter den lukanischen Worten für "glory, blessing, love or mercy" = "devotion" oder "loyality", "faith" von "to believe" und "peace" im zweidimensionalen Sinn von "wholeness, prosperity" stehen, näher.

Der dritte Beitrag von Sister Mary Catherine Nolan, O. P.: "The Spirituality of the Magnificat" (60-87) legt den Lobgesang, der ja ein neutestamentlicher Psalm ist, mehr religionsphilosophisch aus; u. a. beruft sie sich auf R. Otto, Das Hei-lige, Catharina Halkes, Mary: Yesterday, Today, Tomorrow, E. Schillebeeckx und Dorothee Sölle ("Mary Is a Sympathizer"). Jedenfalls wird Maria überraschend undogmatisch interpretiert, was man von den drei folgenden sehr marianischen Beiträgen nicht sagen kann: Walter T. Brennan, O. S. M., früherer Präsident der MSA und ständiger Director of the Servite Marian Center, referiert ein umfangreiches Dokument (183 pp.): Capitular Letter of the 210th General Chapter of the Friars Servants of Mary. Die bekannten Reflexionen aus Schrift und Tradition über Maria finden sich bis zur These: "Mary is the perfect icon ... She is one with Christ" (105) - bezogen auf Lk 1,46-55: "Servants of the Magnificat" (88-106). An einem anderen Text weist Bertrand Buby, S. M., eine neue Entwicklung in marianischer Theologie nach: "The Fascinating Woman of Revelation 12" (107-126). Er beginnt mit dem Kontextualen zu Apk 12: Jes 66,7 und Ps 2,9 sowie den begrifflichen Verbindungen innerhalb des letzten Buches der Bibel zur Frauengestalt in Kap. 12. Er stellt interessante symbolischen Deutungen zusammen, 28 bildhafte Bezeichnungen führt er auf, die belegt sind; man könnte poeto-theologisch vielleicht ergänzen, doch wohin kommt solche Schriftauslegung dann? Die Verehrung einer "Muttergottheit", einer "Himmelskönigin" (von Simone Weil identifiziert mit dem Hl. Geist), einer "Spouse of God" - alles ist möglich. An die Stelle einer Herz-Jesu-Frömmigkeit rückt Ronald M. Bagley, C. J. M., "The Heart of Mary, Modell of Love" (127-138).

Aufschlussreich für 50 Jahre MSA sind sechs dokumentarische Rückblicke, auf die Spezialforscher angewiesen sind: Evolutian in Mariology, 1949-1999; Fifty Years of MSA; zudem marianische Studien bezogen auf die Jahrbücher, referiert nach Scripture, Doctrine, Ecumenism, Liturgy. Die Referenten sind B. Buby, Joh. G. Roten, F. M. Jelly und Th. A. Thompson, die uns anlässlich früherer Rezensionen ausgewiesen fachvertraut sind. - Mit dieser knappen Würdigung des vorliegenden Bandes setzen wir einen Schlusspunkt. Die ThLZ hat viele Jahre durch mich solche amerikanischen Versuche zur Mariologie engagiert und kritisch begleitet.