Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

Februar/2002

Spalte:

228–230

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Titel/Untertitel:

(1) Growth in Agreement. Reports and Agreed Statements of Ecumenical Conversations on a World Level. Ed. by H. Meyer and L. Vischer.

(2) Growth in Agreement II. Reports and Agreed Statements of Ecumenical Conversations on a World Level, 1982-1998. Ed. by J. Gros, H. Meyer, and W. G. Rusch.

Verlag:

(1) New York: Paulist Press; Geneva: World Council of Churches 1984. IV, 514 S. gr.8 = Ecumenical Documents, 2. Faith and Order Paper, 108. Kart. sFr 32,50. ISBN 9-8091-2497-1 u. 2-8254-0679-1.

(2) Genf: WCC Publications; Grand Rapids-Cambridge: Eerdmans 2000. XVI, 941 S. gr.8. ISBN 2-8254-1329-1 u. 0-8028-4934-2.

Rezensent:

Michael Ulrich

Der Rez. hatte bereits die Gelegenheit in dieser Zeitschrift (118, 1993, 677-680), die deutschsprachige Ausgabe der bisher zweibändigen Sammlung (der 3. Bd. ist bereits in Vorbereitung!) "Dokumente wachsender Übereinstimmung: sämtliche Berichte und Konsenstexte interkonfessioneller Gespräche auf Weltebene" vom Inhalt her zu besprechen. Es ist erfreulich, dass dieses Werk nun auch in englischer Übersetzung vorliegt, der Sprache der meisten ökumenischen Dialoge, denn die Fülle der Gespräche, die im Auftrag der Kirchen geführt werden, ist inzwischen so angewachsen, und ihre Ergebnisse sind an so unterschiedlichen Stellen veröffentlicht worden, dass nicht einmal Fachleute einen Überblick haben ohne dieses Hilfsmittel. Ein Standardwerk war fällig und liegt nun vor. Im Folgenden ein paar Hinweise auf Form und Auswahl der englischsprachigen Ausgabe.

Nach Erscheinen ihres 1. Bandes 1984 wird der aufmerksame Leser etwas erschrocken sein, wenn er sie mit der deutschsprachigen Ausgabe vergleicht. Er kann sich aber den größten Teil seiner Kritik ersparen, wenn er den 2. Band von 2000 der englischsprachigen Ausgabe liest. Er enthält viele Verbesserungen der formalen Mängel des 1. Bandes. Es hat sich wohl bezahlt gemacht, dass am 2. Band ein katholischer Herausgeber mitgearbeitet hat, wie es auch in der deutschprachigen Ausgabe von Anfang an der Fall war (an dessen 2. Band hat sogar außerdem ein orthodoxer Theologe mitgearbeitet, was sich ebenfalls bewährt hat). Der Gewinn dieser Zusammenarbeit zeigt sich mir in vier Punkten: 1. Es wird im Impressum die deutschsprachige Basisvorlage erwähnt, von der ja auch das Sachregister des 1. Bandes übernommen wurde und die die Quellenangaben der Erstveröffentlichungen der Dialoge enthält. 2. Es wird bereits im Titel die Zeitspanne angegeben, in der die Dialoge geführt wurden. 3. Im Gegensatz zum 1. Band übernahm der 2. Band die Einteilung der deutschprachigen Vorlage: Teil A: Gespräche zwischen Kirchen und weltweiten kirchlichen Gemeinschaften, die zumeist dem Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) angehören; Teil B: Gesprächspartner mit der Römisch-katholischen Kirche (RKK); Teil C: Gesprächsergebnisse zwischen ÖRK und RKK; und davon getrennt ein Teil D: Veröffentlichungen der Kommission für Glauben und Kirchenverfassung des ÖRK. 4. Vor allem ist zu begrüßen, dass die Dialoge der RKK mit den Orthodoxen, mit den Orientalisch-Orthodoxen und mit dem ÖRK nicht mehr wie im 1. Band übergangen werden, sondern im 2. Band wie in der deutschprachigen Ausgabe vollständig enthalten sind. Wenn eine Veröffentlichung der ökumenischen Dialoge zu einem brauchbaren Werkzeug und zu einem Standardwerk werden soll, ist es nötig, dass diese nicht unter das bereits erreichte ökumenische Niveau zurückfallen. Deshalb seien folgende Empfehlungen für die folgenden Bände und für eine vermutlich bald notwendig werdende Neuauflage des 1. Bandes gegeben.

1. Für den 2. Band hat sich mit dem neuen Verlag auch das äußere Aussehen des Buches im Vergleich zum 1. Band geändert. Diesem neuen Aussehen sollten auch die folgenden Bände und die Neuauflage des 1. Bandes entsprechen.

2. Die methodischen vier Gewinne des 2. Bandes sollten in den weiteren Bänden und in der Neuauflage des 1. Bandes erhalten bleiben.

3. Das Sachverzeichnis am Ende des 1. Bandes erhöht die praktische Brauchbarkeit des Werkes beträchtlich. Es sollte in den folgenden Bänden und in einer zweiten Auflage des 2. Bandes nicht fehlen.

4. Die Kürzel für die Dokumente sind für das Sachverzeichnis unentbehrlich. Sie sollten aber schon im Inhaltsverzeichnis und im Text Verwendung finden.

5. Zur Terminologie für die Kirchen der östlichen Traditionen: Die deutschsprachige Ausgabe spricht von den Orientalisch-Orthodoxen (vorchalzedonensische Orthodoxie) und von den Orthodoxen (chalzedonensische Orthodoxie). Der erste Ausdruck vor der Klammer drückt die Selbstbezeichnung der Kirchen aus, der Ausdruck in der Klammer bezeichnet, wie wir im Westen sie charakterisieren. (Katholische Christen müssen dabei beachten, dass nach ihrem Sprachgebrauch "orientalische Kirchen" oder "östliche Kirchen" Kirchen meinen, die mit Rom uniert sind, obwohl sie dem byzantinischen oder einem anderen nicht-lateinischen Ritus angehören.) Die englischsprachige Ausgabe der ökumenischen Dialogergebnisse spricht im 1.Band allein von den Orthodoxen. Der 2. Band dagegen muss unterscheiden. Deshalb spricht er von östlich-orthodox (Eastern-orthodox) im Sinne von chalzedonensischer Orthodoxie und von orientalisch-orthodox im Sinne von vorchalzedonensischer Orthodoxie. Das dürfte sich so erklären, dass für die Römer die Orthodoxen mit Zentrum Konstantinopel die weiter östlich lebenden Christen sind. Für diese chalzedonensischen Orthodoxen dagegen sind die noch weiter östlich wohnenden Orthodoxen die orientalisch-Orthodoxen. So lassen sich Bezeichnungen historisch erklären. Aber die Unterscheidung zwischen östlichen Orthodoxen und orientalischen Orthodoxen erscheint heute sehr künstlich und missverständlich. Deshalb empfehle ich den englischsprachigen Herausgebern, den Ausdruck "östlich orthodox" ganz aufzugeben und lieber wie die deutschprachige Ausgabe nur von orthodox zu reden, wie es die englischsprachige Ausgabe bereits schon im 1. Band und teilweise auch im 2. Band tut. Nach 1970 gibt es außerdem einen Dialog mit einer Kirche, die sich "Assyrische Kirche des Ostens" nennt mit Sitz in Teheran, Bagdad und Chicago. Sie ist mit Rom im Gespräch, hat aber nicht mit dem östlichen Patriarchen von Konstantinopel Verbindung, sondern mit den Orientalisch-Orthodoxen. Auch ihnen gegenüber ist es besser, wenn wir die chalzedonensisch Orthodoxen nicht "östlich-orthodox" nennen, sondern einfach "orthodox".