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Ausgabe:

Februar/2002

Spalte:

127–156

Kategorie:

Aufsätze

Autor/Hrsg.:

Kreuzer, Siegfried

Titel/Untertitel:

Text, Textgeschichte und Textkritik des Alten Testaments


Zum Stand der Forschung an der Wende des Jahrhundert
s

Die Erforschung des Textes und der Textgeschichte des Alten Testaments wird in der Regel als die selbstverständliche Voraussetzung für die verschiedenen Dimensionen der alttestamentlichen Wissenschaft betrachtet. Es gibt aber in diesen Bereichen eine Reihe interessanter Entdeckungen und Entwicklungen, die es verdienen, aufmerksamer zur Kenntnis genommen zu werden, und zwar sowohl als Basis der wissenschaftlichen Arbeit am Alten Testament als auch als faszinierendes Spiegelbild von Entwicklungen und Zusammenhängen in der frühjüdischen Zeit.

Eine Jahrhundertperspektive bietet sich nicht nur vom Abfassungsdatum dieses Beitrags her an, sondern die einschlägigen Forschungen verlaufen auch in nicht gerade kurzen Zeiträumen: Bekanntlich nähert sich die Publikation der ab 1947 entdeckten Qumrantexte erst nach mehr als einem halben Jahrhundert dem Abschluss. Die von ca. 1860 bis 1896 bekanntgewordenen Funde aus der Kairoer Genizah sind - im Schatten der Qumranfunde - fast vergessen, ihre Auswertung ist aber noch keineswegs abgeschlossen. Die Septuagintaforschung ist ebenfalls ein Jahrhundertunternehmen. Die von Alfred Rahlfs 1935 als vorläufiges Arbeitsmittel vorgelegte Handausgabe ist für viele Schriften der Septuaginta noch immer die einzige kritische Edition. Ähnliches gilt für die Edition der Vetus Latina wie auch für das Hebrew University Bible Project. Die lange Dauer dieser Projekte liegt an der Komplexität der Sachverhalte und der damit verbundenen, meist sehr großen Dimension der Projekte wie auch an der im Verhältnis dazu geringen Zahl der hier beschäftigten Forscher.

Zugleich gibt es intensive Forschungen und interessante neue Entwicklungen. Insbesondere die vieldiskutierten Qumrantexte, aber auch andere Funde und Forschungen haben inzwischen zu völlig neuen Erkenntnissen und zu einem erheblich veränderten Bild der Textgeschichte geführt. Diese sollen im Folgenden erörtert werden, wobei zunächst auf Emanuel Tov, Der Text der hebräischen Bibel. Handbuch der Textkritik, 1997,1 als eine wichtige Zwischenbilanz der Forschung Bezug genommen wird. Für die methodische Seite der Textkritik ist neben den ausführlichen Erörterungen und Beispielen bei T. noch immer die ältere, mehrmals aktualisierte Darstellung von Ernst Würthwein2 beachtenswert, während für die Textgeschichte der Antike vor allem auf die Beiträge in den Sammelbänden von Jan Martin Mulder3 und Magne Sæbø4 hingewiesen werden kann.

1. Die Quellen

1.1 Texte vor und neben den Qumranfunden

Die Erforschung der alttestamentlichen Textgeschichte kann als eine Bewegung weg von den mittelalterlichen zu immer älteren Texten verstanden werden. Ein entscheidender Schritt war die erstmalige Verwendung des Codex Leningradensis (Ms B 19A) in der dritten Auflage der Biblia Hebraica (Kittel). Dieser Kodex ist noch immer die älteste vollständige Handschrift des Alten Testaments. Es entspricht seiner Bedeutung, dass 1998 eine neue Faksimileedition5 neben die ältere von 19706 gesetzt wurde. Diese ist allerdings insofern enttäuschend, als trotz des technischen Aufwands an Ort und Stelle (d. h. in Leningrad/St. Petersburg) und der offensichtlich nicht kleinen Auflage nur wenige Blätter in Farbe, der Hauptteil des Textes jedoch nur in Schwarzweiß wiedergegeben wurde. Diese Edition fällt damit deutlich ab gegenüber der durchgehend farbigen Faksimileedition des ca. 925 n. Chr. fertiggestellten, aber unvollständig erhaltenen Aleppokodex.7

Die Rückkehr Leningrads zum alten Namen St. Petersburg legte es nahe, vom Codex Petropolitanus zu sprechen und das Siglum P zu verwenden,8 dieses ist allerdings durch den Petersburger Prophetenkodex (Ms B 3) besetzt und würde zu Verwechslungen führen. Die vorübergehend diskutierte Bezeichnung mit F (der Kodex war Teil der Sammlung Firkowitsch) konnte sich ebenfalls nicht durchsetzen, so dass weiterhin das Siglum L und der Name Codex Leningradensis bleiben wird,9 womit in der Forschung nicht nur Textgeschichte, sondern auch Zeitgeschichte dokumentiert bleibt.10

Gegenüber diesen Kodizes und wenigen anderen, ähnlich alten Handschriften brachten die Texte der Kairoer Genizah eine große Zahl und große Vielfalt älterer Handschriften zu Tage. Die Genizah war das Archiv der Esra-Synagoge von Altkairo. Diese Genizah war weder eine Rumpelkammer, wie oft in der Literatur gesagt wird,11 noch wurde sie erst in den 1890er
Jahren zufällig entdeckt. Schon ab ca. 1860 wurde von der jüdi-
schen Gemeinde am Ort zur Erhaltung und Restaurierung ihrer
Gebäude vereinzelt Material verkauft.12 Ab 1890 wurden von verschiedenen Reisenden und Forschern gezielt Handschriften aus der Genizah gekauft, schließlich besonders durch Salomo Schechter, der praktisch den ganzen noch vorhandenen Bestand (außer den Drucken) nach Cambridge brachte.13 Unter den insgesamt ca. 200.000 Texten und Textfragmenten14 befanden sich auch zahlreiche biblische Texte. Sie wurden nicht zuletzt für Paul Kahle zu einer wichtigen Grundlage seiner zahlreichen Untersuchungen.15

Die Arbeit an dem immensen Material der Genizah ist noch lange nicht abgeschlossen. Sie erfuhr in den 1970er Jahren eine neue Belebung im Rahmen der "Taylor-Schechter Genizah Research Unit" an der Cambridge University Library, u. a. durch Fortsetzung der Publikation einschlägiger Bände sowie eines Newsletter.16 Die Texte der Hebräischen Bibel sind noch wenig erforscht. Die derzeit laufende Erfassung und Beschreibung der Manuskripte soll Interessierten einschlägige Forschungen ermöglichen.17 Auf Grund der geänderten politischen Situation sind nun auch wieder die großen Sammlungen hebräischer Handschriften in Leningrad/St. Petersburg (ca. 20.000 Texte, darunter ca. 2.500 biblische) und in Moskau (ca. 1.900 Texte) zugänglich bzw. zu einem guten Teil auch auf Mikrofilm vorhanden.18 Die Erschließung und erst recht ihre Auswertung wird allerdings noch erhebliche Zeit und Mittel erfordern.

Als ältere - hinter das Mittelalter zurückreichende - Texte des Alten Testaments existierten (bis zu den Qumranfunden ab
1947) außer dem Papyrus Nash19 nur die alten Übersetzungen,
insbesondere die Übersetzung ins Griechische. Immerhin stammen die großen Septuagintakodizes aus dem 4. Jh. und gibt es darüber hinaus Papyri, die bis ins 2., vereinzelt bis in das 1. Jh., z.T. auch in vorchristliche Zeit zurückreichen. Als solche älteren Texte sind zu nennen die Papyri der Sammlung Chester Beatty/ Scheide (in Dublin, kleinere Teile auch in Köln), die 1931 in Ägypten gefunden wurden und die große Teile der meisten biblischen Bücher enthalten. Zu diesen gehört u. a. Papyrus 967-968 (Chester-Beatty IX und X), der neben einem Ezechiel-Text auch den (außer einer Handschrift des 10. Jh.s; Rahlfs Nr. 88) einzigen vorhexaplarischen Septuagintatext des Danielbuches enthält, und zwar mit einer interessanten Variante des Menschensohnwortes in Dan 7,14 sowie Kapiteleinteilung und Kapitelnumerierung(!)20, weiterhin Papyrus Rylands Greek 458 (= Rahlfs Nr. 957) mit Teilen von Dtn 23-28, aus dem 2. Jh. n. Chr. Dieser und insbesondere Papyrus Fouad 266 aus dem späten 2. oder frühen 1. Jh. v. (!) Chr. mit Teilen von Dtn 31-32 bezeugen frühe jüdische Revisionen der Septuaginta bzw. Formen griechischer Übersetzungen des Alten Testaments.21 Die Bedeutung wie auch die Erforschung dieser sehr alten Textzeugen wurde durch die 1952 entdeckte 12-Propheten-Rolle von Nahal Hever in den Schatten gestellt. Diese Lederrolle aus der Wüste Juda ist nicht nur umfangreicher als die erwähnten Papyri, sondern kann auf Grund der Fundumstände geographisch und zeitlich genau zugeordnet werden (Palästina, Mitte 1. Jh. n. Chr.).22

Eine übersetzungstechnische Besonderheit wurde namengebend für die aus ihr erschlossene sog. "kaige-Rezension" (s.u.). In der Diskussion um Ausmaß und Komplexität dieser frühen Rezensionstätigkeit werden wohl künftig auch die erwähnten Papyri Beachtung finden. Bei aller Bedeutung dieser Texte für die Geschichte und Verwendung der griechischen Version des Alten Testaments - nicht zuletzt im Judentum - sind sie für den hebräischen Text des Alten Testaments doch nur indirekte Zeugnisse.

1.2 Die Qumrantexte

Die Entdeckung von Qumran23 und der Qumrantexte brachte demgegenüber einen quantitativen wie qualitativen Sprung, der es rechtfertigt, dass die alttestamentliche Textgeschichte seit
mehr als einem halben Jahrhundert von Qumran dominiert ist
und es wohl auf absehbare Zeit bleiben wird. Von den insgesamt ca. 800 verschiedenen Texten aus Qumran sind ca. 200 alttestamentliche.24 Dazu kommen 22 Texte aus der Umgebung von Qumran bzw. aus der judäischen Wüste.25 Allerdings variiert ihr Umfang - wie auch bei den anderen Texten - beträchtlich von ganzen Schriftrollen bis hin zu kleinsten, kaum mehr identifizierbaren Fragmenten.

Die biblischen Texte aus Qumran26 teilen den insgesamt doch sehr problematischen Vorgang der Publikation der Qumrantexte: Zwar wurden viele Texte schon relativ bald der Sache nach bekanntgegeben und konnten auch zum Gegenstand von Untersuchungen gemacht werden, ihre offizielle Publikation27 ließ aber oft lange auf sich warten. So gibt es inzwischen zwar eine englische Übersetzung28 der biblischen Texte aus Qumran, die offizielle Publikation ist aber noch immer nicht abgeschlossen.29

Die für das Alte Testament wichtigen Texte umfassen Handschriften biblischer Texte und Handschriften, die biblische Texte in Form der Pescharim auslegen oder in anderen Zusammenhängen zitieren. Angesichts der Vielfalt der Texte wird heute weithin angenommen, dass ein Teil der Texte auch von außerhalb stammt, d. h. nach Qumran mitgebracht wurde.30 Manche Texte sind älter als die Qumrangemeinschaft.

Auch die Art, in der die Texte geschrieben wurden, ist unterschiedlich. Markant ist die Schreiberpraxis, wie sie sich bereits in 1QJesa zeigte, und dann in vielen weiteren Texten festgestellt wurde. Die entsprechenden Eigenarten sind wohl nicht nur für Qumran typisch, sondern wurden auch in Briefen aus der Bar-Kochba-Zeit beobachtet. "Daher sagt die Bezeichnung ,qumranische Schreiberpraxis' nur, daß wir sie hauptsächlich aus Qumrantexten kennen, unabhängig von der Frage, ob sie auch sonst in Palästina verbreitet gewesen sein mag."31 Ein wesentliches Kennzeichen ist die häufige Verwendung von Vokalbuchstaben. Dazu kommen Langformen für Pronomina und Suffixe sowie Formen, die im MT (nur mehr) als Pausaformen vorkommen. Darüber hinaus gibt es Anpassungen an den Kontext bzw. an Paralleltexte und sprachliche Vereinfachungen. Diese Phänomene beruhen z. T. auf Vereinfachungen und Verdeutlichungen für die Leser, z. T. spiegeln sie sprachlich ältere Formen oder dialektale Besonderheiten.32 M. E. entsprechen die Phänomene ziemlich genau dem, was man traditionell als Eigenarten der Vulgärtexte bezeichnete, wie man sie etwa im Samaritanus sehen konnte,33 dementsprechend findet sich diese sog. qumranische Schreiberpraxis nicht zuletzt auch bei den präsamaritanischen wie auch bei protomasoretischen Texten. Interessant ist, dass durch die Qumrantexte eine Reihe von Besonderheiten bezeugt ist, die in den späteren (Ab)schriften nicht erhalten geblieben sind, etwa Anmerkungen der Schreiber, Tilgungspunkte und insbesondere die Verwendung von Punkten oder althebräischen Buchstaben für das Tetragramm oder andere Gottesbezeichnungen.34 Andererseits sind die meisten Elemente der späteren masoretischen Textgestaltung (außer Qere) bereits in den Qumrantexten belegt.35

1.3 Die Textgruppen (Textfamilien)

Auf Grund des Masoretischen Textes und der Septuaginta sowie des Pentateuchs der Samaritaner wurden schon in der älteren Forschung drei große Textgruppen unterschieden bzw. vermutet: neben dem MT die samaritanische Textform sowie die anzunehmende hebräische Vorlage der Septuaginta. Darüber hinaus ließen gewisse Differenzen insbesondere zwischen Parallelüberlieferungen wie Ps 18 und 2Sam 22 oder der Chronik und den Samuelbüchern auf weitere Divergenzen in der Textüberlieferung bzw. auch Textgestaltung schließen.

Diese Annahmen wurden durch die Qumrantexte einerseits bestätigt und andererseits eindrucksvoll differenziert und weitergeführt. Mit T. lassen sich folgende Gruppen unterscheiden:36

"1) In der qumranischen Schreiberpraxis geschriebene Texte."- Die in diesen Texten vorzufindenden Eigentümlichkeiten eines
freien Umgangs mit biblischen Texten, von Adaptionen, aber
auch Bewahrung älterer oder dialektaler Formen wurden oben bereits erwähnt. "Einige dieser Texte sind möglicherweise von protomasoretischen Texten kopiert, während andere ein komplizierteres Profil zeigen."37 Andere Texte dieser Gruppe stehen allerdings auch dem späteren samaritanischen Text (z. B. 4QNumb) oder Vorlagen der Septuaginta (bzw. auch LXX und MT, wie etwa 4QSamc zu 2Sam 14-15) nahe. Durch ihre Schreiberpraxis treten jedoch die Beziehungen zu anderen Textformen in den Hintergrund, sodass man sie besser als eigene Gruppe betrachtet.38 "Die in der qumranischen Praxis angefertigten Dokumente ... machen etwa 20 Prozent der biblischen Handschriften aus."39 - Insbesondere diese Gruppe von Handschriften bietet ein reiches Anschauungsmaterial für die beim Abschreiben auftretenden Veränderungen, Schreibfehler etc.

"2) Protomasoretische (oder: protorabbinische) Texte". - Diese Texte "enthalten den Konsonantenbestand von MT, sind aber eintausend Jahre oder mehr älter als die ältesten masoretischen Kodizes. Beispielhaft für diese Texte stehen 1QJesb ... und 4QJerc ... sie weisen neben ihrer Übereinstimmung mit MT keine textlichen Besonderheiten auf. Zu dieser Gruppe gehören 40 Prozent der in Qumran gefundenen Texte."40

"3) Präsamaritanische (oder: harmonisierende) Texte." - "Die präsamaritanischen Texte wie z. B. 4QpalaeoExm und 4QNumb, die z. T. der Septuaginta nahestehen ... zeigen die charakteristischen Eigenheiten von Smr41 mit Ausnahme seiner späten ideologischen Lesungen, weichen jedoch mitunter von Smr ab. Daher scheint einer dieser Texte dem Smr als Basis vorgelegen zu haben. ... Ihre wichtigste Charakteristik ist die Präponderanz harmonisierender Lesungen".42 Auch mehrere der Rewritten-Pentateuch-Texte43 verwenden diese Textform.

"4) Texte, die der rekonstruierten Vorlage von G nahestehen."- Hierher gehören Texte wie 4QJerb.d, die "in charakteristischen Details stark an G [erinnern], besonders im Hinblick auf die Versabfolge und den kürzeren Text. Auch 4QLevd (zugleich nahe an Smr), 4QExb ... und 4QDtnq ... stehen - wenn auch nicht in diesem Ausmaß - G nahe, ebenso 4QSama (Übereinstimmungen mit G und GLuc...). Übereinstimmungen mit G zeigen auch 4QDtnc.h.j, aber diese Texte gehören zur Gruppe 5. Texte mit relativ wenigen eigenständigen Lesarten, die mit der Vorlage von G in Verbindung gebracht werden können, werden dieser Gruppe nicht zugeordnet. ... Die G nahestehenden Texte machen ungefähr fünf Prozent der in Qumran gefundenen biblischen Texte aus."44

"5) Unabhängige Texte." - Die hierher gehörenden Texte lassen sich keiner der genannten Gruppen zuordnen. Sie gehen zwar oft mit MT, Smr und/oder G zusammen, unterscheiden
sich aber immer wieder auch deutlich oder bieten eigene, bisher
unbekannte Lesarten, wie etwa 4QJosa, 4QRia und 5QDtn. Eine Zwischenstellung nimmt 4QSama ein, der der Vorlage von G nahe steht, aber auch unabhängige Merkmale hat. "Eine besondere Gruppe bilden die unabhängigen Texte, die zu einem bestimmten Zweck geschrieben worden sind. Hier handelt es sich um ,liturgische' oder ,exzerpierte' Texte (vgl. 2), z. B. 4QExd, 4QDtnj.n, viele der Psalmentexte und schließlich auch 4QHlda.b. Insgesamt machen alle diese Texte ein Viertel der in Qumran gefundenen aus".45

Was bedeuten diese Beobachtungen? Unabhängig von der Frage, wie weit diese Texte aus Qumran stammen oder welche Texte dorthin gebracht wurden, ist ihr Nebeneinander in Qumran wahrscheinlich ein Indiz für den allgemeinen Textzustand in der Zeit vom 3. Jh. v. Chr. bis zum 1. Jh. n. Chr. Die Zeit des Frühjudentums war also offensichtlich eine Zeit textlicher Pluralität und Vielfalt. "Da es keine Anhaltspunkte für die Gründe zur Deponierung der Schriften in den Höhlen und keine Hinweise zum unterschiedlichen Status der einzelnen Schriften innerhalb der Gemeinschaft gibt, können keine sicheren Schlüsse über die Haltung der Qumranleute zu der großen textlichen Vielfalt gezogen werden. Möglicherweise haben sie den Unterschieden zwischen den Texten keine größere Aufmerksamkeit geschenkt."46 In einer gewissen Spannung zu dieser Beobachtung steht die Aussage: "Zugleich scheint die große Anzahl protomasoretischer Texte deren autoritativen Status anzuzeigen."47

Kommt hier eine aus späterer Perspektive verständliche, aber zeitgenössisch noch nicht berechtigte Bevorzugung des MT zum Vorschein? Genaueres Zusehen relativiert jedoch diese statistischen Angaben an einigen Punkten: Zunächst kann die Zahl für die präsamaritanische Gruppe nicht mit der Gesamtzahl der biblischen Handschriften verglichen werden, sondern nur mit der Zahl von Pentateuchhandschriften. Da die Pentateuchtexte der Höhlen 1, 4 und 11 nur jeweils ca. 1/3 der biblischen Handschriften umfassen, ist der Anteil der präsamaritanischen Texte nicht 5, sondern ca. 15 Prozent.48 Dazu kommt, dass an anderer Stelle für die protomasoretischen Texte statt von 40 nur von 35 Prozent gesprochen und vor allem eine wesentliche Berechnungsgrundlage mitgeteilt wird: "Diese Berechnung basiert auf der Annahme, daß die meisten Handschriften, die M und Smr sowie M und G jeweils gleich [!] nahe stehen, zu M gerechnet werden sollten."49 - Nimmt man nur je 5 Prozent solcher Texte aus der Berechnung heraus, so reduziert sich die Gruppe der protomasoretischen Texte von 35 auf ca. 25 Prozent. Das ist angesichts der 20 und 25 Prozent für die Gruppen (1) und (5) nicht allzu viel. Zudem könnte wohl Einzelnes aus diesen Gruppen Smr oder G (vgl. oben bei (5) zu 4QSama)50 zugeordnet werden; und nicht zuletzt berücksichtigt "die Statistik ... nur präsamaritanische Handschriften, die ausschließlich Smr nahe stehen. Qumranhandschriften, die Smr und M gleich nahestehen, werden zu M gezählt."51 Insofern ist der von T. herausgestellte Vorrang protomasoretischer Texte statistisch und damit auch sachlich kaum zu erkennen. Die Texte von Qumran spie-
geln eine beachtliche Pluralität, und es scheint in der Tat so, dass diese Unterschiede keine größere Aufmerksamkeit fanden (s. o.).

Der Sachverhalt scheint sich jedoch im Lauf des 1. Jh. v. Chr. geändert zu haben und stellt sich im 1. Jh. n. Chr. erheblich anders dar. Die in das 1. Jh. n. Chr. gehörenden Texte aus Massada, Wadi Murabbacat52 und Nahal Hever spiegeln durchgehend den protomasoretischen Text wieder; ebenso die Texte aus dem Umfeld des Bar-Kochba-Aufstandes.

1.4 Die Zuordnung der Textgruppen

Lassen sich die verschiedenen Textformen bzw. zumindest die Haupttypen bestimmten Gruppen oder Bereichen des Judentums zuordnen? Es liegt nahe, die Vorlage der Septuaginta (entgegen der Aussage des Aristeasbriefes) mit Ägypten zu verbinden; ein weiterer Bereich ist zweifellos Palästina und schließlich könnte noch an die babylonische Diaspora gedacht werden. Ein solches lokal orientiertes Modell wurde auf Grund von Bemerkungen von H. M. Wiener und Willam F. Albright vor allem von Frank Moore Cross wiederholt vertreten.53 Dabei wurden Smr, M der Chronik sowie die präsamaritanischen Qumrantexte Palästina zugeordnet und M (außer Chronik) der babylonischen Diaspora. Nach Cross führte die räumliche Trennung zu einer gewissen selbständigen Entwicklung der Textfamilien der jeweiligen Region. Das merkwürdige Phänomen, dass die babylonische Tradition in Palästina zu finden ist und als Masoretischer Text zur Vorherrschaft gelangte, wird mit der Rückwanderung bzw. Vertreibung von Juden aus Mesopotamien (die ihre Texte mitbrachten) und insbesondere mit dem Wirken Hillels erklärt.54 Dieser hatte nicht nur überragende Bedeutung für die rabbinische Bewegung55 im 1. Jh. n. Chr. und soll - wie Esra - aus Babylon gekommen sein, sondern er soll nach einem Wort
aus dem babylonischen Talmud, Sukkah 20a, für die Bibel ähnliche Bedeutung wie Esra gehabt haben.56

Diese These ist allerdings kaum aufrechtzuerhalten. Da die Textformen in Qumran vorhanden sind, müssten sie bereits zwischen dem 5. und 3. Jh. v. Chr. entstanden sein,57 was für viele Bücher wenig Raum für ihre literarische Entstehungsgeschichte lässt. Vor allem aber spricht das Vorhandensein aller drei Textfamilien in Qumran gegen eine geographisch so weit auseinander liegende Entstehung.58 Eher wird man umgekehrt
vermuten können, dass bestimmte ältere Textformen "in geographisch oder sozial abseits liegenden Gegenden überleben [konnten]. So ist es zu erklären, dass solche früheren Editionen in die Hände der griechischen Übersetzer in Ägypten gelangten und auch in den Qumranrollen erhalten blieben."59

Die These lokaler Textfamilien ist in der von Cross vorgetragenen weiträumigen Form nicht zu halten. Andererseits sind gewisse Texttypen bzw. Textfamilien zu erkennen, die interne Ähnlichkeiten aufweisen und die voneinander verschieden sind. Diese Unterschiede sind am ehesten mit dem Gebrauch und der Weitergabe der Texte in bestimmten Gruppen zu erklären, so dass sich die Hypothese von Gruppentexten ergibt. In diesen Gruppen wären die biblischen Bücher in (einer) bestimmten Form(en) übernommen und tradiert worden, wobei sie (weitere) spezifische Ausprägungen, aber auch gegenseitige Beeinflussung erfuhren.

Hier stellt sich die Frage nach dem Übergang von der literarischen bzw. editorischen Gestaltung eines Buches zur Phase der (bloßen) Weitergabe (als für eine bestimmte Gemeinschaft verbindlicher, "kanonischer" Text). Kann man überhaupt von einem "Übergabe-" oder "Übernahme-Zeitpunkt" eines biblischen Buches sprechen, oder war das nicht eher "eine Art Zwischenphase zwischen Endkomposition und Beginn der Abschreibetätigkeit, die als ,Abfassungs-Überlieferungs-Stadium' (compositional-transmissional-stage) oder ,Autor-Schreiber-Stadium' (editorial-scribal-stage) bezeichnet werden könnte"?60

In diesem Zusammenhang thematisiert T. die Frage, ob es einen einzigen "Urtext" gab oder verschiedene,61 wobei er "in
moderater Form" der ersten Möglichkeit zuneigt, indem er
annimmt, dass es eine "Situation der relativen Texteinheitlichkeit" gab, die jedoch "nicht von Dauer [war], da bereits in den folgenden Generationen Abschreiber den Text stetig mehr oder weniger veränderten oder verdarben. ... Veränderungen im Lauf der Textüberlieferung an verschiedenen Orten führten ebenfalls zum Verlust der Einheitlichkeit."62

Jedoch geschahen in der Abschreibphase "die Veränderungen durch die Abschreiber ... wesentlich seltener und waren umfangmäßig geringer, denn der Umgang mit dem Text war längst nicht mehr so frei wie bei den Autoren, was an den meisten Qumrantexten deutlich wird. In diesem Stadium waren viele deutlich voneinander unterschiedene Texte im Umlauf, wie z. B. M, Smr, G und einige der Qumrantexte [95 ff.]. Falls die Analyse aus Abschnitt B [= THB 135-148] stimmt, dann stehen die Texte textgenetisch wahrscheinlich so miteinander in Verbindung, dass sie von einem gemeinsamen (,ursprünglichen') Text abstammen. Doch ist es heute nicht mehr möglich, das vorhandene Textmaterial auf einen gemeinsamen Stammbaum zu beziehen ... Dazu fehlen einerseits hinreichende Informationen, andererseits ist die Hypothese von einem einzigen gemeinsamen Text zu unsicher."63

Diese zu Recht vorsichtigen Überlegungen von T. könnte man noch dahingehend ergänzen, dass die vorhandenen Hauptformen der Texte sich nicht zu einem einzigen Zeitpunkt und aus einer Grundform des "ursprünglichen" Textes verzweigt haben müssen, sondern sie können auf verschiedene Stadien eines Buches zurückgehen und sich zu verschiedenen Zeiten abgezweigt haben. Ein Beispiel wären die G-Form bzw. die entsprechenden hebräischen Texte des Jeremiabuches, die eine ältere Gestalt des Jeremiabuches widerspiegeln als die Texte der masoretischen bzw. der protomasoretischen Tradition.

Von diesen Beobachtungen kann nochmals nach der möglichen Zuordnung der Textformen zu jüdischen Gruppen gefragt werden. Wenn es zu den wesentlichen Folgen der Entdeckung und Erforschung von Qumran gehört, dass das Frühjudentum in einer erstaunlich vielschichtigen Gestalt vor uns steht,64 so ergab sich Ähnliches für den Text des Alten Testaments. Zwar erscheint eine Lokaltexthypothese, jedenfalls in einem großräumigen Sinn (Palästina/Ägypten/Babylon), als unwahrscheinlich (s. o.), die Frage nach einer Zuordnung innerhalb Palästinas liegt aber doch nahe. Jedenfalls scheint im 1. Jh. n. Chr. eine solche Zuordnung greifbar zu werden. Der präsamaritanische Text, der nach Ausweis der Qumrantexte zunächst weit verbreitet war und für den sogar die Bezeichnung "palästinischer Text" vorgeschlagen wurde,65 trat offensichtlich durch die Verwendung bei den Samaritanern im jüdischen Bereich zurück.66 Der protomasoretische Text scheint zunehmend eng mit der pharisäisch-rabbinischen Richtung zusammengehört zu haben (vgl. die Bezeichnung der Textgruppe als protomasoretisch/protorabbinisch). Diese Verbindung zeigt sich im Rückblick auch darin, dass schließlich der Masoretische Text ebenso wie die pharisäisch-rabbinische Bewegung "siegten", bzw. richtiger gesagt, als einzige Bewegung des Judentums übrig blieben.67

Trotzdem wird man sich nicht zu einer konsequenten Gruppentexttheorie verleiten lassen dürfen. Dem widerspricht, dass die in anderer Hinsicht sehr exklusive Qumrangemeinschaft offensichtlich ohne Schwierigkeiten die heiligen Schriften in
durchaus unterschiedlicher Textgestalt akzeptierte und benutz-
te, und dem widerspricht auch die merkwürdige Tatsache, dass der protomasoretische Texttyp häufig in - sehr exakt geschriebenen - Handschriften mit althebräischer Schrift belegt ist, obwohl rabbinische Quellen diese paläohebräische Schrift verboten. Eine mögliche Erklärung dieser Beobachtung ist für T., dass die paläohebräischen Handschriften aus Qumran aus sadduzäischen Kreisen stammen68, womit sowohl Pharisäer wie Sadduzäer den protomasoretischen Text verwendet hätten (was nicht ausschließt, dass die Sadduzäer auch die Quadratschrift verwendeten).69 - Allerdings ist das Verbot der althebräischen Schrift erst in relativ späten Texten belegt, was die Argumentation für die Qumrantexte schwierig macht.70

M. E. ist eine vorsichtige Zuordnung von Texttypen zu frühjüdischen Gruppen zugleich mit einer zeitlichen Differenzierung zu verbinden: Eine ältere Phase mit konservativer Textgestaltung könnte eher eng mit dem Tempel in Jerusalem und den Priestergruppen verbunden gewesen sein. Die am Tempel vorhandenen Schriften hatten wahrscheinlich eine gewisse Leitfunktion. Hier könnten sowohl die mit der Vorlage der (älteren) Septuagintabücher verbundenen Texte wie auch die Vorlagen für den späteren protomasoretischen Text ihre Bezugstexte haben. Mit der größeren Verbreitung heiliger Schriften, nicht zuletzt im Bereich der Synagogen, und mit intensiverer Abschreibtätigkeit entstanden jene Phänomene, die in der sog. qumranischen Schreiberpraxis und in den präsamaritanisch/ palästinischen Texten bzw. den sog. Vulgärtexten anzutreffen sind. Diese Phänomene finden sich auch in den Texten des samaritanischen Bereichs und wurden später - nicht zuletzt durch die zunehmende Abgrenzung - im Samaritanischen Pentateuch bewahrt.

Die Krise um das Hohepriestertum und die Religionsverfolgung zur Zeit von Antiochus IV. sowie der Makkabäeraufstand
brachten wohl eine erhebliche Verschiebung. Es erscheint nicht unwahrscheinlich, dass die Makkabäer und die neue Priesterschaft ihre eigenen Texte und Texttraditionen - etwa aus den Synagogen des Landes - mitbrachten bzw. dass solche Texte verstärkt verwendet wurden. Die Verschiebung zu anderen Bezugstexten könnte den Hintergrund für die Kritik an der Septuaginta und ihre Verteidigung im Aristeasbrief bilden.

Schließlich führten das Nebeneinander verschiedener Textformen und die Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen Gruppen zu einer Überprüfung der Textformen, zur Konzentration auf sorgfältig überlieferte Texte und zu einer Konvergenz des Textbestandes. Diese im 1. Jh. v. Chr. einsetzende Entwicklung mit der zunehmenden Hervorhebung des protomasoretischen Textes hatte im 1. Jh. n. Chr. ihre Auswirkung u. a. in der Revision der Septuaginta hin auf den Masoretischen Text und fand ihren Abschluss in der Arbeit der frühen und der späteren Masoreten.

2. Bedeutung und Erforschung der Septuaginta

Die Bedeutung der Septuaginta hat sich durch die Textfunde aus Qumran und der Wüste Juda erheblich verändert. Einerseits ist die Bedeutung der Septuaginta, d. h. bestimmter Probleme der Septuagintaforschung, für die Textkritik wesentlich geringer geworden, andererseits haben sich wichtige neue Erkenntnisse und Fragen ergeben.

Die geringere Bedeutung der Septuaginta ergibt sich daraus, dass die Qumranfunde die gute Überlieferung des Masoretischen Textes über fast ein ganzes Jahrtausend hinweg erwiesen haben. Die unterschiedliche Situation vor den Qumranfunden zeigte sich etwa daran, dass die Bearbeitung der Zürcher Bibel aus den 1930er Jahren nicht selten die Textform der Septuaginta bevorzugte, und an der umfangreichen Erörterung der Septuagintaprobleme (einschließlich Hexapla und anderer griechischer Übersetzungen) in den Darstellungen der Textgeschichte und der Textkritik des Alten Testaments. So nahmen etwa bei Würthwein die Fragen der Septuaginta ca. 30 von 90 Seiten, d.h. 1/3 der Darstellung der Textgeschichte ein.71 Dagegen sind in der Darstellung von T. ca. 12 von nahezu 200 Seiten72 der Septuaginta gewidmet. Die durchaus interessanten Fragen um die Hexapla des Origenes (um 240 n. Chr.) und Rezensionen wie die des Lukian um 300 n. Chr. behalten ihre Bedeutung für die Auslegungs- und Wirkungsgeschichte.73

Andererseits ist durch die Funde von Qumran und der Wüste Juda die Bedeutung der Septuaginta erheblich gewachsen. Allein die Tatsache, dass im Mutterland und selbst in Qumran griechische Bibeltexte gefunden wurden, zeigt ihre große Bedeutung nicht nur in der Diaspora. Griechische Bibeltexte fanden sich vor allem zu Büchern des Pentateuch (4QLXXLeva [=4Q119], 4QLXXNum [=4Q121], 4QDeut [=4Q122], 7QpapLXXEx[=7Q1]74) und nicht zuletzt in Form der viel beachteten 12-Propheten-Rolle aus Nahal Hever [=8HevXIIgr]. Die bis ins 2. Jh. v. Chr. zurückgehenden Texte stützen die oben erwähnten ältesten Papyri und führen zur Frage der ursprünglichen Form der LXX - in der Forschung häufig als "Old Greek" bezeichnet - bzw. den frühesten Revisionen. Dadurch verlagert sich auch hier das Gewicht um einige Jahrhunderte (in diesem Fall gegenüber der Hexapla des Origenes) nach hinten; zudem wird die große Bedeutung der Septuaginta innerhalb des Judentums noch klarer.

"Von den Lederfragmenten aus Qumran ist 4QLXXLeva (publiziert in DJD IX) besonders bedeutend. Dieser Text ist eine freiere Übersetzung von Lev als die der anderen Handschriften. Nach Skehan enthält dieses Fragment den Originaltext von G, während alle sonstigen Texte eine nach M korrigierte Tradition wiedergeben."75

Es besteht weitgehend Konsens darüber, dass die eigentliche Septuaginta, nämlich der Pentateuch, in der Mitte des 3. Jh.s v.Chr. übersetzt wurde, während die weiteren Teile des AT sukzessive folgten, wobei sich dieser Prozess bis ins 1. Jh. v. Chr. erstreckte und einzelne Schriften vielleicht auch in Palästina übersetzt wurden.76

In der älteren Forschung wurde das Problem diskutiert, wie sich die Übersetzungen des Aquila (um 125 n. Chr), Symmachus und Theodotion (beide um 200 n. Chr.) bzw. auch die Rezension des Lukian (um 300) zu älteren Textformen verhalten. Auf Grund von älteren, aber mit Theodotion übereinstimmenden Zitaten (v. a. im Neuen Testament, bei Josephus und bei Justin) wurde eine ältere, prototheodotionische Rezension angenommen. Andererseits stimmt die altlateinische Übersetzung (Vetus Latina) nicht selten mit lukianischen Lesarten überein. Daraus ergab sich ebenfalls die Annahme einer älteren Textform, die üblicherweise als protolukianisch bzw. als antiochenischer Text bezeichnet wird. Selbst einzelne hebräische (!) Qumrantexte stimmen offensichtlich mit lukianischen Lesarten überein (z.B. 4QSama) und bestätigen so das hohe Alter lukianischer bzw. antiochenischer Lesarten.77

Besonders wichtig aber wurde die griechische Zwölfprophetenrolle von Na.hal H.ever. Sie zeigt Lesarten, die der sog. prototheodotionischen Tradition entsprechen, und darüber hinaus etwa zehn übersetzungstechnische Besonderheiten, von denen die Wiedergabe von hebräisch gam = "auch" mit griechisch kaige = "und auch" die auffallendste ist. Nach ihr benannte Barthélemy diese Textform als kaíge-Rezension.78 - Die Zwölfprophetenrolle von Nahal Hever stammt aus der 2. Hälfte des
1. Jh.s,79 die kaíge-Rezension entstand wohl um die bzw. bis zur Mitte des 1. Jh.s n. Chr.,80 zumindest teilweise beeinflusst von damals im Judentum allmählich entwickelten exegetischen Prinzipien.81

Die auf dem Fund der Zwölfprophetenrolle basierende These von Barthelémy gehört in Zustimmung wie in Weiterführung
und Differenzierung zu den wichtigsten Gegebenheiten der Septuagintaforschung der letzten Jahrzehnte.82 Der wohl wichtigste Aspekt ist die völlig neue Einordnung der Septuaginta in das Judentum und in Verbindung damit ein neues Verständnis für die Hintergründe der späteren Preisgabe der Septuaginta. Hatte man zuvor die Preisgabe der Septuaginta und die Erstellung neuer Übersetzungen (Aquila, Symmachus, Theodotion) mit der Verwendung der Septuaginta im Christentum erklärt, so zeigte die kaíge-Rezension (ebenso wie die erst in jüngster Zeit wieder mehr beachteten alten Septuaginta-Papyri, s. o.), dass bereits innerhalb des Judentums und in vorchristlicher Zeit eine Revisionstätigkeit eingesetzt hatte. Ziel der Revisionstätigkeit war eine Anpassung an die nun beherrschend werdende masoretische Textform sowie eine noch mehr an das Hebräische angepasste Übersetzung. Die kaíge-Rezension wurde damit zum Vorläufer der Arbeit von Aquila und andererseits war damit die Arbeit von Aquila eine Fortsetzung älterer Revisionstätigkeiten und keine völlige Neuübersetzung.

Schon Barthélemy hatte die Charakteristika der kaíge-Rezension nicht nur im Zwölfprophetenbuch von Nahal Hever festgestellt, sondern darüber hinaus in anderen Schriften, etwa in der B-Version des Richterbuches und in den sog. kaíge-Abschnitten von Sam-Kön (2Sam 10,2-1Kön 2,11 und 1Kön 22, 1-2Kön 25).83 Die Beobachtungen wurden von weiteren Autoren an anderen Texten ergänzt und zu einer Liste von über 90 Charakteristika der kaíge-Rezension erweitert. Die damit verbundenen Thesen einer großangelegten, das ganze AT umfassenden und einheitlichen Rezension sind aber wohl eine zu weit gehende Verallgemeinerung. Zu Recht wird darauf hingewiesen, dass die über 90 Charakteristika nur eine hypothetische Addition darstellen. In den einzelnen Schriften wurden nur jeweils einzelne dieser Charakteristika identifiziert und keines der Kennzeichen ist überall anzutreffen.84 Es ist somit davon
auszugehen, dass die anzunehmende Revisionstätigkeit doch wesentlich komplexer ablief. Sie setzte offensichtlich bereits im 1. Jh. v. Chr. ein, erreichte in der kaíge-Rezension einen Höhepunkt und kam mit Aquila zu einem gewissen Abschluss. Zugleich wird man sich die Entwicklung nicht als einlinig vorstellen dürfen. Eher liefen verschiedene Bemühungen nebeneinander;85 darüber hinaus könnten die jüngeren Teile der Septuaginta bereits in ihrer (Erst)übersetzung von den entsprechenden Anliegen und Prinzipien geprägt sein. Wichtig ist die Beobachtung, dass die Übersetzung der Psalmen Kennzeichen zeigt, die dann in der kaíge-Rezension aufgenommen und entfaltet sind. Die Übersetzung der Psalmen ist somit Vorläufer und Vorbild der kaíge-Rezension,86 während diese bzw. deren Prinzipien ihrerseits übernommen und weitergeführt wurden.87

Die frühe Textgeschichte der Septuaginta spiegelt somit auf ihre Art die Mehrgestaltigkeit der hebräischen Textüberlieferung wie auch die zunehmende Tendenz zu deren Vereinheitlichung und zur Dominanz des Masoretischen Textes. Die textkritische Arbeit an der Septuaginta ist damit keineswegs einfacher geworden: Der Wert der Septuaginta für die alttestamentliche Textkritik wurde jedoch keineswegs geringer. Insbesondere hat sich gezeigt, dass viele Abweichungen der Septuaginta nicht auf übersetzerische Freiheit zurückgehen, sondern auf eine entsprechende hebräische Vorlage. Was das für das Ziel der Textkritik bedeutet, ist unter 3. (s. u.) zu erörtern. Für die Methodik der Textkritik kann festgehalten werden, dass die Lesarten der Septuaginta besonders dort von Bedeutung sind, wo sie mit entsprechenden Varianten aus Qumrantexten Hand in Hand gehen oder wo die Varianten sich aus Phänomenen der (zu Grunde liegenden) hebräischen Textüberlieferung erklären lassen (z. B. Verwechslung ähnlicher hebräischer Buchstaben, etwa Daleth/Resch; Jod/Waw; Beth/Kaf; He/Cheth, aber auch alle sonstigen Phänomene von Textverderbnis und Textveränderung).88

Die große Bedeutung der Septuaginta für die alttestamentliche Textkritik wurde von T. in einer Monographie ausführlich
dargestellt und mit der Feststellung gewürdigt: Die Septuaginta enthält [nicht zuletzt, weil sie das ganze Alte Testament umfasst und damit die biblischen Texte aus Qumran erheblich übertrifft, S. K.] "more significant variants than all other textual witnesses together. Futhermore, apart from a few scrolls from Qumran, the LXX is the only source that contains a relatively large number of variants which bear on the literary criticism of the OT."89

Über die textkritische Dimension hinaus hat die Frage nach der Frühgeschichte der Septuaginta bzw. nach der "Old Greek" erhebliches Gewicht bekommen, insbesondere die Frage nach Ort, Bedeutung und Stellung der Septuaginta im Frühjudentum. In diesem Zusammenhang finden die Angaben des Aristeasbriefes über Veranlassung und Entstehung der Septuaginta90
ebenso neues Interesse wie der Aristeasbrief selbst.91 Bezüglich der Initiative für die Übersetzung ist auffallend, dass diese auch in der jüdisch-rabbinischen Tradition auf den König Talmai = Ptolemäus bezogen wird, allerdings gewissermaßen ad personam (Änderungen für den König).92 Der Fortschritt in der neueren Forschung ist, dass diese Angaben nicht einfach beiseite geschoben werden; ob mit ihnen eine unmittelbare königliche Initiative erwiesen ist, ist dagegen weniger sicher. Jedenfalls wird man die Angaben erklären müssen.93

Für die Revisionen der Septuaginta spielten sowohl die Verschiebungen in der hebräischen Textgrundlage des Alten Testaments an der Wende vom 2. zum 1. Jh. v. Chr. eine erhebliche Rolle als auch die innerjüdischen politischen und theologischen Entwicklungen. Damit erscheinen auch die Verschiebungen und Diskussionen in der christlichen Zeit in einem neuen Licht. Die Veränderungen und die Abkehr von der Septuaginta bildeten jedenfalls einen wesentlich längeren und vielschichti-
geren Prozess, als früher zu erkennen war. Die jetzt erkennbare Entwicklung vollzog sich bis in die 2. Hälfte des 1. Jh. n. Chr. nur und danach noch immer zu einem wesentlichen Teil als innerjüdische Entwicklung.94 Die in der neueren Forschung teilweise zu beobachtende Tendenz, auch für die Folgezeit das Verhältnis zwischen Christentum und Judentum ganz auszublenden, geht dagegen zu einseitig ins andere Extrem und ist nicht überzeugend.95

3. Methodik und Ziel der Textkritik

3.1 Methodik der Textkritik

Die dargestellten Textfunde und Forschungsergebnisse haben ihre Relevanz für Methodik und Ziel der Textkritik, allerdings in entgegengesetzter Richtung. Zum einen werden die bekannten Methoden und Regeln der Textkritik im Wesentlichen bestätigt. Gerade die Qumrantexte mit der Breite und Vielfalt der Textüberlieferung bestätigen die bekannten Phänomene und Ursachen für Textverderbnisse wie Buchstabenverwechslung und Buchstabenvertauschung, Hör- und Schreibfehler, falsche Worttrennungen oder -verbindungen und Erscheinungen wie Haplographie und Dittographie infolge von Homoioarkton oder Homoioteleuton. Andererseits finden sich viele Beispiele für (absichtliche) Textveränderungen, etwa aus sprachlichen oder dogmatischen Gründen, durch Aktualisierung, durch Glossen oder durch Glättungen. Die entsprechenden Abschnitte bei T. bieten reiches Anschauungsmaterial für die verschiedenen Möglichkeiten. Sie gehen in der Zahl weit über die Beispiele bei Würthwein hinaus, in der Sache aber entsprechen sie den Beispielen und Möglichkeiten, wie sie seinerzeit Würthwein anführte. Damit sind aber auch die methodischen Überlegungen und Argumente, um die ursprüngliche Lesart herauszufinden und die Entstehung der Varianten zu erklären, im Wesentlichen die gleichen. T. referiert die bekannten Kategorien "Externe Kriterien" bzw. "Der unterschiedliche Rang der Textquellen" (247-250) und "Interne Kriterien" (250-257), d.h. die beiden bekannten Regeln der inneren Kritik, wenn auch in etwas ungewöhnlicher Formulierung ("Lectio difficilior praeferanda/praevalet/praestat" bzw. "Lectio brevior/brevis potior"). Die Beispiele ergeben sich gemäß der Quellenlage meist aus der Gegenüberstellung von MT und Qumrantexten, nicht selten auch G bzw. Rückübersetzung aus G.

Die theoretische Diskussion der Beispiele und Regeln ist allerdings nicht immer leicht nachzuvollziehen. Manchmal findet man sich in einem "Labyrinth der Daten und Erwägungen" (256), insbesondere wenn Grundsätze sehr weit ausgedehnt werden und dann als nächstes ihre Fragwürdigkeit festgestellt wird (z. B. 255). Merkwürdig ist auch die Wiedergabe der Regel, dass die ursprüngliche Lesart zu suchen und die Entstehung der Varianten zu erklären sei. Immerhin enthält diese "Regel" die Zielsetzung und die wesentliche Kontrollüberlegung, mit der verschiedene Entscheidungsmöglichkeiten gegeneinander abgewogen werden können. Bei T. heißt es etwas vage: "Es wird manchmal behauptet, dass man diejenige Lesart als ursprünglich ansehen solle, die am einfachsten den Ursprung aller anderen erkläre oder aus der sich die anderen entwickelt haben können. Diese Formulierung ist wahrscheinlich zulässig, kann jedoch in der vorgetragenen Weise kaum als eine praktikable Richtlinie für die Textkritik angesehen werden, da sie sich in ihrer Allgemeinheit fast selbst überflüssig macht." Die Überlegung mag für einen Spezialisten wie T. so selbstverständlich sein, dass sie überflüssig wirkt. Für die argumentative Begründung von Entscheidungen ist die Regel jedoch weder unpraktikabel noch überflüssig.

Die von T. vorgeschlagene Alternative "Die Hauptaufgabe der Textkritik ist es also, die dem Kontext am meisten angemessene Lesart zu finden" (257) erscheint demgegenüber schwierig. Wie definiert sich der Kontext? Was heißt angemessen? Ist ein Wort angemessen, wenn es mit dem Kontext übereinstimmt? Ist es dann nicht eher eine sekundäre Anpassung? Oder ist ein Wort angemessen, wenn es im Kontrast zum Kontext steht, also die lectio difficilior ist? Wer bestimmt, was angemessen ist? - T. selbst gesteht im folgenden Satz sogleich ein: "Dieses Verfahren ist natürlich absolut subjektiv" (ebd.; im englischen Original "as subjective as can be"). Für einen erfahrenen Spezialisten wie T. mag das kein Problem sein, für einen durchschnittlichen Benutzer sind solche Äußerungen weniger hilfreich.96 Das Kapitel über "Ziel und Durchführung der Textkritik" (239-242) ist zwar ein für die Sache zentrales, aber gewiss nicht das stärkste - und auch ein auffallend kurzes - Kapitel für ein Buch, das ein "Handbuch der Textkritik" zu sein beansprucht.

Ein eigenes Thema sind die Konjekturen. Bekanntlich ist die Zahl der vorgeschlagenen Konjekturen in den Ausgaben der Biblia Hebraica im Lauf des 20. Jh.s von Auflage zu Auflage zurückgegangen. Das hängt mit der besseren Textgrundlage ebenso zusammen wie mit den Fortschritten in der Orientalistik. Die Qumranfunde haben die gute Überlieferung des Masoretischen Textes erwiesen, und andererseits sind viele Worte, die man am Anfang des 20. Jh.s nicht erklären konnte, durch die verbesserte Kenntnis der semitischen Sprachen verständlich geworden.

Trotzdem ist die prinzipielle Ablehnung von Konjekturen, wie sie bei der Hebrew University Bible durchgeführt wird und
für die Biblia Hebraica Quinta ursprünglich vorgesehen war (jetzt modifiziert), nicht berechtigt. Nur Varianten in Betracht zu ziehen, die in den Handschriften bezeugt sind, setzt voraus, dass alle ursprünglichen Lesarten in der Überlieferung von Qumran (und den alten Papyri) erhalten geblieben sind, was angesichts der sehr ungleichen und auch lückenhaften Bezeugung des AT in Qumran unwahrscheinlich ist. Es setzt außerdem voraus, dass es vor Qumran keine Textverderbnisse gegeben habe, was ebenso unwahrscheinlich ist. Im Gegenteil: Gerade die Qumranfunde haben Konjekturen nicht nur überflüssig gemacht, sondern sie auch bestätigt.97 T. nennt einige Beispiele von Konjekturen (Emendationen), die durch Qumrantexte bestätigt wurden (Jes 17,6; 33,8; 43,8). Weiter referiert er Konjekturvorschläge zu praktisch allen Teilen des Alten Testaments und diskutiert deren Voraussetzungen und Berechtigung.98

Eine Konjektur ist dort erlaubt und geboten, wo keine sinnvolle Lesart bezeugt ist (insbesondere wo zu erkennen ist, dass schon die alten Tradenten oder Übersetzungen Schwierigkeiten hatten und Vermutungen anstellten). Die Konjektur muss mit bekannten Phänomenen der Textüberlieferung und Textverderbnis und mit einem möglichst geringen Maß von angenommener Textverderbnis arbeiten. Die Konjektur ist mit den Regeln und Argumenten der Textkritik zu prüfen (insbesondere, wie aus der vermuteten ursprünglichen Lesart die bezeugten verderbten Lesarten entstanden).99

3.2 Ziel der Textkritik

Während die Methodik der Textkritik im Wesentlichen gleich blieb, hat sich das Ziel der Textkritik in einer bestimmten
Hinsicht erheblich verändert. Gleich geblieben ist zunächst die Aufgabe, unter verschiedenen Lesarten die ursprüngliche zu suchen, d. h. das Ziel ist die älteste erreichbare Textgestalt. Dabei bleibt Textkritik auf den Bereich der in konkreten Texten bezeugten Lesarten bezogen und begrenzt. Literarkritische Erwägungen liegen jenseits der Textkritik, auch wenn textkritische Probleme oft Hinweise auf textgenetische und somit literar- und redaktionskritische Probleme sind.

Die Veränderung durch die Qumranfunde besteht nun zunächst darin, dass sich das Material für eine vergleichsweise frühe Phase der Textgeschichte erheblich vermehrt hat. Dadurch hat sich auch die Zahl jener Fälle vermehrt, in denen man auf verschiedene, aber gleichrangige Lesarten kommt, zwischen denen eine textkritisch begründete Entscheidung letztlich nicht möglich ist.

Durch das hohe Alter der Qumrantexte ist man zugleich in der Phase der Kanonisierung der Texte. Die Schriften hatten zwar einen Rang, den man bereits als kanonisch bezeichnen kann, aber ihre konkrete Textform konnte durchaus noch divergieren und offensichtlich konnten verschiedene Textformen in Qumran und wohl auch im zeitgenössischen Judentum nebeneinander stehen. Wir sind mit Qumran gewissermaßen in einer Überschneidungszone, wo einerseits die Gestalt des kanonischen Textes zumindest teilweise noch im Werden ist, und wo von der anderen Seite her die textkritische Rückfrage an eine Grenze kommt. Damit bleibt die älteste erreichbare Textgestalt das prinzipielle Anliegen der Textkritik, aber die textkritische Arbeit kann sozusagen zu verschiedenen "ältesten" Textgestalten
führen.100 Dieses Problem ist nicht ganz neu. Auch früher kannte man die hebräische und die griechische Fassung des Jeremiabuches oder die unterschiedlichen Chronologien des Pentateuch nach M, G und Smr.101 Durch die Qumranfunde haben sich aber nicht nur diese großen Beispiele bestätigt, sondern hat sich das Phänomen auch an vielen kleineren Textdivergenzen gezeigt.

Darüber hinaus ist die Beobachtung insofern auch theologisch relevant, als in neuerer Zeit in Exegese und biblischer Theologie die Bedeutung der kanonischen Endgestalt des Textes besonders hervorgehoben wird. Die Beobachtungen aus der Textgeschichte mahnen, die Grenzen des an sich berechtigten Anliegens so genannter kanonischer Exegese bzw. der Argumentation mit der Endgestalt zu bedenken.

3.3 Textkritik und Redaktionskritik

Durch die Qumranfunde stellt sich ein Problem, das, wie oben (3.2) gesagt, nicht ganz neu ist, das aber durch die größere Zahl von Belegen neue Bedeutung erlangt hat, nämlich das Nebeneinander verschiedener Gestalten bestimmter Bücher oder Teilen von Büchern des Alten Testaments. Die Beobachtungen berühren nicht nur die Frage der kanonischen Gestalt einer
Schrift, sondern in methodischer Hinsicht das Verhältnis von Textkritik und Literarkritik bzw. Redaktionskritik. Diese Frage wurde daher in letzter Zeit verschiedentlich diskutiert, bezeichnenderweise meist in Verbindung mit in Qumran belegten verschiedenen Formen eines biblischen Textes (Jeremiabuch, Ezechielbuch, Jos 8,30-35 etc.).102 T. widmet dem Thema ein ausführliches Kapitel mit praktisch allen in Frage kommenden Texten.103 Es geht um Texte mit weiträumigen Differenzen (wie etwa Jer M und G) oder mit Differenzen in größeren oder kleineren Abschnitten (z. B. 1Sam 16-18) oder deren Anordnung (Jos 8,30-35M).104

T. stellt klar, dass Sachverhalte wie das Nebeneinander der beiden Schöpfungsgeschichten und das Ineinander der zwei Versionen der Sintflutgeschichte Fragen der Literarkritik sind, und dass Änderungen jenseits des Masoretischen Textes ("jen-
seits der Edition ..., die in M enthalten ist") rein textkritische Probleme sind.105 Die Divergenzen in den oben genannten Texten sind als solche ein Problem der Textkritik, andererseits berühren sie Probleme des Werdens und der literarischen Gestaltung der Texte, d. h. Fragen der literarischen Analyse und der redaktionellen Gestaltung. "Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, die Grenzlinien zwischen diesen beiden Gebieten näher zu bestimmen."106

Für diese Grenzlinie gibt es verschiedene Vorschläge in der Literatur. Nach Schwienhorst bezieht sich die Literarkritik auf absichtliche, die Textkritik auf unabsichtliche Änderungen.107 Dem wird man für die Literarkritik zustimmen können, weil es bei der Komposition und Bearbeitung der Texte in der Tat um absichtliche Gestaltung geht. Für die Textkritik würden mit dieser Definition jedoch nur Textverderbnisse wie Abschreibfehler erfasst, nicht aber absichtliche Änderungen wie Zusätze, Glättungen oder Korrekturen. Gewiss wird man zusammenhängende Änderungen wie die chronologischen Angaben im Pentateuch (vgl. Anm. 101) nicht nur als Textkritik einzelner Stellen erörtern, sondern als "literarkritisches", genauer gesagt: als übergreifendes redaktionelles Konzept. Andererseits gibt es Zusätze, Glossen und etwa dogmatische Korrekturen, die der Textkritik zugehören, selbst wenn ihre Tendenz an verschiedenen Stellen erkennbar ist.108 Der Vorschlag, die Unterscheidung von Textkritik und Literarkritik ganz aufzugeben und beides unter dem Aspekt der Textentwicklung zu analysieren und darzustellen,109 erscheint als eine Verlegenheitslösung. Zwar geht es in der Tat bei beidem um den Bereich der Entwicklung des Textes, aber die Grundlagen und Anhaltspunkte für Analyse und Argumentation sind verschieden: einerseits konkret vorhandene Varianten in den Texten, andererseits Folgerungen auf Grund vorwiegend inhaltlicher Differenzen wie Spannungen, Widersprüche, Doppelungen, Stilunterschiede.

Differenziert sind die "Überlegungen zum Verhältnis von Textkritik und Literarkritik" bei Heinz-Josef Fabry, indem er auf die "Pluriformität des Bibeltextes" verweist und darauf, "daß Einzelanalysen grundsätzlich an der verfügbaren Gesamtinformation gegengeprüft werden müssen."110 "Daß Bewertungen, Gewichtungen und erst recht Präferenzen oder sog. Vorzugslesarten zu unterbleiben haben" (ebd.), ist gewiss eine berechtigte Mahnung für eine sachgemäße Urteilsbildung; dennoch wird man bei (textkritischen) Phänomenen wie sinnstörenden Abschreibfehlern oder Textverderbnis gewichten und bewerten dürfen und müssen. Der weiteren Folgerung, "daß Textkritik letztlich nur eine Spielart der Literarkritik ist" (ebd.), wird man für die in den Qumrantexten bezeugte Überschneidungszone zustimmen können, und sie passt etwa für die von Fabry untersuchte unterschiedliche Stellung der Altarbaugeschichte (Jos 8,30-35MT) in MT, G und 4QJosa. Für die frühere Zeit einerseits und die spätere Zeit andererseits gelten jedoch die oben zu Stipp genannten Unterschiede in der Methodik.

M. E. gibt es noch eine weitere Dimension für eine sinnvolle Unterscheidung, nämlich den Umfang und Sinn der Texte: Literar- bzw. Redaktionskritik hat es in der Regel mit größeren oder kleineren Sinneinheiten zu tun, Textkritik dagegen in der
Regel mit Wörtern, Wortgruppen, manchmal auch Sätzen. Die unterschiedliche Stellung der Altarbaugeschichte, die unterschiedlichen Formen des Jeremiabuches oder die unterschiedlichen Anordnungen der Psalmen in verschiedenen Qumranhandschriften repräsentieren unterschiedliche literarische und theologische Konzepte bzw. Entwicklungsphasen der Texte. Das Besondere ist, dass sie in diesen Fällen durch Handschriftenfunde bezeugt sind, während sonst diese und ähnliche Phänomene mit den literarkritischen Methoden erschlossen werden müssen. Insofern geht es genau genommen nicht um Literar-, sondern um Redaktionskritik, weil die Differenzen in der Textgestalt nicht mit literarkritischen Beobachtungen (Doppelungen, Spannungen, Widersprüche) erschlossen werden müssen, sondern durch Textzeugen belegt sind.111

Andererseits enthalten z. B. sowohl JerM und JerG wie die Versionen der Altarbaugeschichte neben den weiträumigen Differenzen in der Text- bzw. Buchgestaltung auch Differenzen bei einzelnen Wörtern und Begriffen, die im klassischen Sinn textkritisch zu diskutieren sind.112

Eine Lösung wird man am ehesten finden, wenn man sich vor Augen hält, dass die Geschichte des alttestamentlichen Textes zwei deutlich verschiedene Phasen hat, nämlich eine ältere Phase, die primär von der Textgestaltung und eine Phase, die pri-mär von der Textüberlieferung bestimmt ist. Dementsprechend können diese Phasen mit Methoden der Literar- und Redaktionskritik einerseits und der Textkritik andererseits bearbeitet werden. Nun geht es jedoch nicht darum, zwischen diesen beiden Phasen eine Grenzlinie zu definieren, sondern sie haben eine Überschneidungszone, in der sowohl Phänomene der Textgestaltung wie der Textüberlieferung zu beobachten sind. Diese Überschneidungszone ist gekennzeichnet durch die zunehmende "kanonische" Fixierung der Texte (und damit ein Zu-Ende-Kommen der Textgestaltung) einerseits und durch die älteste erreichbare handschriftliche Bezeugung (Qumrantexte, Septuaginta) andererseits.113

Textkritik und Redaktionskritik (mit der Vorarbeit der Literarkritik) bleiben verschiedene Methoden mit unterschiedlichen Voraussetzungen und Arbeitsweisen, aber sie haben eine Überschneidungszone, in der beide Methoden ihr Recht haben, d. h. bestimmte Phänomene erklären können. Ihre Verbindung haben die Methoden darin, dass sie beide auf die Geschichte der Texte bezogen sind. Der gemeinsame Bezug auf die Geschichte des Textes zeigt sich nicht zuletzt darin, dass Phänomene der Textentstehung nicht selten ihre Nachwirkung in der Textüberlieferung haben oder dass sie Phänomene der Textüberlieferung (z. B. Harmonisierungen oder Glättungen an literarkritischen Nahtstellen) provozierten.114

4. Perspektiven künftiger Forschung

4.1 Quelleneditionen

Für die unmittelbare Zukunft ist vor allem und endlich der Abschluss der Publikation der Qumrantexte zu erwarten. Wie oben bereits erwähnt sind nur mehr wenige der - durchweg schon lange angekündigten - offiziellen Erstpublikationen der "Discoveries in the Judean Desert" ausständig. Zwar sind die Texte bekannt, denn es wurden praktisch alle noch nicht offiziell publizierten Texte auch bisher schon (z. T. schon vor Jahrzehnten) in diversen Veröffentlichungen - meist von den beauftragten Bearbeitern - vorweg publiziert und diskutiert. Viele Einzelheiten blieben aber doch unklar oder unbekannt. Mit der offiziellen Publikation aller Texte wird ein "demokratischer" Zustand erreicht sein, bei dem allen Mitgliedern der wissenschaftlichen Gemeinschaft der Zugang zu und damit die wissenschaftliche Arbeit an den Texten in gleicher Weise möglich sein wird. Zugleich wird damit keineswegs das Ende der Forschung an den Texten erreicht sein. Neue Methoden werden auch die Erkenntnisse über die Schriftrollen weiterführen. So könnten etwa Genanalysen die Zusammengehörigkeit von Fragmenten, vielleicht auch ihre relative Chronologie klären helfen. Verfeinerte Methoden der Radiokarbonanalyse scheinen dazu angetan, Datierungen zu präzisieren oder da und dort auch zu ändern.115

Auch wenn das Material wesentlich jünger ist als die Qumrantexte, so sind wohl auch in den Schriften aus der Kairoer Genizah noch Entdeckungen zur alttestamentlichen Textgeschichte zu machen. Zwar hat seinerzeit Paul Kahle die Arbeit der frühen Masoreten und die Anfänge der babylonischen Punktation dargestellt, aber die Texttypen sind noch kaum erforscht. Die Vielzahl der Texttypen in Qumran gibt Anlass zu analogen Fragen. Vielleicht lassen sich an Hand der Genizah-Texte nicht nur Aussagen über die babylonische Punktuation, sondern auch über die babylonische Textform - m. a. W. über den tatsächlichen babylonischen Lokaltext - machen.

Überraschende Entdeckungen zur Textgeschichte könnten sich auch bei den zahlreichen Texten in der Bibliothek von Leningrad ergeben.

4.2 Kritische Texteditionen

Ein nicht geringes Maß an Quellenpublikation steckt auch in den laufenden bzw. vorgesehenen kritischen Texteditionen. Hier ist vor allem die große kritische Ausgabe der Göttinger Septuaginta116 zu nennen. Im Rahmen dieses Jahrhundertprojekts ist nun vor allem die Edition der Geschichtsbücher zu
erwarten. Bei diesen allerdings besonders komplexen und schwierigen Büchern (Jos, Ri, Sam, Kön!) wird neben den innergriechischen Problemen das Verhältnis zwischen dem in der Septuagintaforschungsstelle vorbereiteten handschriftlichen Material einerseits und den Qumrantexten andererseits spannend und ergiebig sein. Allein schon die Tatsache, dass derzeit weltweit ca. ein halbes Dutzend Übersetzungen der Septuaginta erarbeitet werden (s. u. 4.3), zeigt die Bedeutung dieser einzigen (neueren) wissenschaftlichen Edition der Septuaginta und die Dringlichkeit ihrer Fortführung.

Neben diesem Projekt steht die weniger bekannte, aber nicht minder komplexe Arbeit an der Vetus Latina.117 Diese hat auch im Zeitalter der Qumranfunde nicht zuletzt darin große Bedeutung, dass sie weithin ein guter Zeuge für die vorhexaplarische Form der Septuaginta ist und damit - wenn auch indirekt - ebenfalls in einem bestimmten Verhältnis zu den alttestamentlichen Texten aus Qumran steht.

Für den hebräischen Text sind die Hebrew University Bible (HUB) und die künftige Biblia Hebraica Quinta (BHQ) zu nennen. Das Hebrew University Bible Project wurde im Blick auf den Aleppokodex gegründet. Diese besonders wertvolle, aber nicht mehr vollständig erhaltene Handschrift (s. o.) sollte die Grundlage einer Ausgabe werden, die die Biblia Hebraica (damals noch Biblia Hebraica Kittel 3. bzw. 7. Aufl.) an Materialfülle bei weitem übertreffen sollte.118 Die HUB ist eine diplomatische Wiedergabe des Aleppokodex, wobei der Obertext frei ist von textkritischen Zeichen. Der textkritische Apparat besteht aus vier verschiedenen Apparaten: Die alten Übersetzungen (ohne Rückübersetzungsvorschläge in das Hebräische) - hebräische Texte aus der Zeit des zweiten Tempels (Wüste Juda, rabbinische Literatur) - mittelalterliche Kodizes mit Differenzen im Konsonantentext - mittelalterliche Kodizes mit Differenzen in der Vokalisation und Akzentuierung; dazu kommt noch ein Anmerkungsapparat. Wesentliches Prinzip ist, dass Varianten nicht bewertet, sondern nur nach Kategorien klassifiziert werden und dass keine Konjekturen berücksichtigt werden. Das sehr anspruchsvolle und umfangreiche Projekt ist bisher nur für Jesaja (Sample Edition 1965; abgeschlossen 1995) und Jeremia (abgeschlossen 1997) realisiert.119 - Die Biblia Hebraica war in den Jahren 1967 bis 1977 neu bearbeitet als Biblia Hebraica Stuttgartensia (BHS) erschienen. In ihr waren die in BH3 enthaltenen zwei Apparate ("wichtige" und "weniger wichtige" Varianten) wieder zu einem Apparat zusammengefasst und die Zahl der zitierten Varianten reduziert worden. Andererseits bot BHS die (damals bekannten und) relevanten Varianten der Qumrantexte sowie ein Verweissystem auf die Masora Magna.120

Die derzeit laufende Neubearbeitung wird als Biblia Hebraica Quinta (BHQ) gezählt. Sie wird wie BHS eine diplomatische Wiedergabe des Codex Leningradensis, der noch immer ältesten vollständigen Handschrift des Alten Testaments, sein. In den Editionsprinzipien näherte sie sich etwas den Editionsprinzipien der HUB an. So waren keine Verweiszeichen im Obertext
vorgesehen und die metrische Setzung von Texten soll einge-
schränkt werden. Die Zahl der im Apparat angegebenen Varianten soll (noch) geringer sein als in BHS, andererseits sollen diese ausführlicher belegt werden. Bei den Belegen werden neben den ältesten Textzeugen verstärkt auch Belege aus der (jüdischen) Literatur und Exegese zitiert. Die Ausschließung von Konjekturen wurde inzwischen etwas gelockert. Die Apparatsprache soll einfacher sein als in BHS (d. h. weniger Abkürzungen verwenden) und Erklärungen des Befundes, aber nur wenig Bewertungen enthalten. Begriffe und Abkürzungen des Apparates werden nicht mehr vom Lateinischen, sondern vom Englischen ausgehen. Eine prinzipielle Neuerung ist, dass es neben der Textedition der BHQ einen Kommentar geben soll, in dem die textkritischen Fragen diskutiert werden. Ob der Umfang des gebotenen Materials sowie des Gesamtwerkes für Studierende zu bewältigen sein wird, wird sich erst anhand der ersten Lieferungen abschätzen lassen. Bisher wurden nur einzelne Probetexte bekannt, in denen sich noch erhebliche Änderungen des Konzepts und des Layouts spiegeln, so dass eine genauere Vorstellung und Diskussion derzeit noch nicht möglich ist.

Eine markante Besonderheit der BHQ ist, dass sie nicht mehr wie die BHS eine im Wesentlichen protestantisch-mitteleuropäische Leistung darstellt, sondern eine - religiös wie geographisch - ökumenische Arbeit mit einem nur sehr geringen deutschen bzw. deutschsprachigen Anteil (ursprünglich kein, derzeit zwei Bearbeiter) sein wird.121 Ersteres wird man begrüßen, letzteres mag man bedauern. Allerdings ist der deutsche Sprachraum wohl noch immer jener Bereich (außerhalb des Judentums), in dem am meisten Hebräisch gelernt und im Studium gefordert und verwendet wird.

Letztlich stellt sich die Frage nach der Zielgruppe. Die ausführliche Wiedergabe des tiberiensisch-masoretischen Materials (ursprünglich als erster Apparat im Textband vorgesehen, jetzt in den Kommentar verlagert) ist zwar für die jüdische Tradition interessant, liegt aber jenseits des eigentlich textkritischen Interesses.122 Die Ergänzung durch einen Kommentar entspricht eher dem Anliegen der Hilfestellung für Bibelübersetzer.123 Aus der Perspektive des akademischen Lehrers des Alten Testaments bleibt der Wunsch, dass die BHQ das textkritisch relevante Material bietet und dass die Gestaltung so erfolgt, dass sie weiterhin eine möglichst hohe Verbreitung und Benutzung bei den Studierenden findet.

Etwas ganz Neues ist der Versuch, auch für das hebräische Alte Testament keine diplomatische Ausgabe vorzulegen, sondern eine echte kritische Ausgabe, d. h. mit einem kritisch rekonstruierten Obertext, wie es für das Neue Testament selbst-
verständlich und bei der Göttinger Septuaginta der Fall ist. Ein
erster Versuch wurde von Ronald S. Hendel für Gen 1-11 gemacht,124 das Projekt insgesamt soll als "Oxford Hebrew Bible" erscheinen. Mit einer solchen Ausgabe wird echtes Neuland betreten und sie würde einen erheblichen Fortschritt bedeuten. Faktisch wäre es eine Lösung von der Dominanz des Masoretischen Textes, was durchaus dem durch Qumran erreichten Textbefund und Forschungsstand entsprechen würde.

Allerdings stehen diesem Projekt erhebliche Schwierigkeiten entgegen: Zunächst die Ungleichheit und Lückenhaftigkeit der nichtmasoretischen Textüberlieferung. Die Qumrantexte decken bei weitem nicht das ganze Alte Testament ab, wodurch in vielen Bereichen die wichtigen textkritischen Alternativen fehlen. Weiter gibt es zwar einen bedeutsamen und vollständigen Zeugen für eine vormasoretische Textform, nämlich die Septuaginta, diese ist aber nicht hebräisch. Wie weit ist es möglich auf den hebräischen Text zurückzuschließen? Kann eine Rückübersetzung (einschließlich Vokalisation)125 in den Obertext einer kritischen Ausgabe gesetzt werden? Schließlich stellt sich das Problem der Textfassung: So bietet etwa Jer-LXX weithin die ältere Fassung gegenüber JerMT. Konsequenterweise müsste die Vorlage bzw. der ins Hebräische rückübersetzte Text der Septuaginta des Jeremiabuches in den Obertext. Abgesehen von der praktischen Schwierigkeit ist es aber der Masoretische Text, der- zumindest für die hebräische Fassung des Jeremiabuches - kanonisiert wurde. Kann man der älteren Form gegenüber der kanonischen den Vorzug geben? Oder wählt man - ähnlich wie es Rahlfs für RiLXX und DanLXX machte - den Ausweg, beide Formen nebeneinander zu stellen? Das wäre aber nicht mehr der eigentliche Sinn einer kritischen Ausgabe.- Jedenfalls kann man gespannt sein, wie und mit welchen Begründungen diese Probleme gelöst werden.

4.3 Übersetzungen der Septuaginta

An dieser Stelle ist nicht auf Bibelübersetzungen allgemein einzugehen, sondern auf die vorwiegend wissenschaftlich motivierten Projekte von Übersetzungen der Septuaginta. Aus der erstaunlichen Vielzahl von Übersetzungen, die derzeit laufen (von einer "Übersetzung" ins Neugriechische bis hin zu einer Übersetzung ins Japanische), seien hier nur drei herausgegriffen.

Schon älter ist die International Organization of Septuagint and Cognate Studies (IOSCS), die ihre Kongresse zunächst in Verbindung mit der Society of Biblical Literature, dann auch mit der International Organization for the Study of Old Testament (IOSOT) hielt.126 Auf dem Hintergrund dieser Arbeit erwuchs der Plan einer New English Translation of the Septuagint (NETS), von der nun ein erster Band, nämlich die Übersetzung der Psalmen, vorliegt.127 NETS versteht die Septuaginta in erster Linie als Übersetzung eines hebräischen Originals (gegenüber einem Verständnis der Septuaginta als eigener Größe). Das bedeutet, dass natürlich der griechische Text als solcher übersetzt wird, dass er aber von der hebräischen Vorlage her verstanden wird. Dieser Voraussetzung wird man, vor allem für die vorderen Teile des hebräischen Kanons, im Prinzip zustimmen können; allerdings weicht die Vorlage nicht selten vom uns bekannten hebräischen Text ab, und bei den jüngeren Schriften gibt es erhebliche Unterschiede oder gar keine hebräische Vorlage. Die schwierige Frage der Zielgruppe und des Sprachniveaus
einer Übersetzung wird bei NETS durch ausdrückliche Anlehnung an eine vorhandene englische Übersetzung, nämlich an die New Revised Standard Version (NRSV) von 1989, gelöst. Diese auch pragmatisch hilfreiche Lösung wird mit der oben erwähnten Voraussetzung verbunden: Wenn sich die Septuaginta bewusst eng an die hebräische Vorlage hält, dann kann sich analog auch eine Übersetzung der Septuaginta eng an eine Übersetzung des hebräischen Textes halten. Für den praktischen Gebrauch bedeutet das, dass man durch Vergleich die Abweichungen des Septuagintatextes erkennen kann, sofern man eine NRSV besitzt und daneben legt. Ohne diesen synoptischen Vergleich ist der Text ziemlich unauffällig. Die Fußnoten bieten nur sehr knappe Notizen zum Textbestand, d. h. Hinweise auf Fehlen oder Vorhandensein von Wörtern in Handschriften oder Editionen, aber praktisch keine weiteren Erläuterungen sprachlicher oder inhaltlicher Art. - Ob das eine Konsequenz aus der so engen Rückbindung des Griechischen an das Hebräische ist, oder bleibt hier allzu viel den geplanten Kommentarbänden vorbehalten?

Die andere Voraussetzung der französischen Septuaginta-Übersetzung zeigt sich schon in ihrem Namen: "La Bible d'Alexandrie"128 Dieses Projekt wurde initiiert und wird geleitet von Mme. Marguerite Harl, die auch den ersten Band (Genesis, 1986) erarbeitete.129 Die Initiatorin und die ersten Mitarbeiter kommen von der Patristik her. So ist es ihr Anliegen, die Septuaginta als eigenständige, griechische Größe ("Bibel von Alexandrien") und nicht mit Blick à mont, d. h. zum Berg bzw. zum Ursprung, sondern à val, d. h. talabwärts zur Rezeption und Wirkung, zur Kenntnis zu nehmen. Während bei NETS nur wenige und ganz knappe Fußnoten zu finden sind, bietet BdA ausführliche Anmerkungen, die manchmal mehr als die halbe Seite umfassen. Dazu kommen noch ausführliche Einleitungen. BdA bietet somit ergiebige Informationen über die Textgeschichte des jeweiligen Buches, über sprachliche und inhaltliche Eigenheiten und nicht zuletzt über die frühe Rezeption bei den Kirchenvätern. Dass die konkrete Bearbeitung nicht nur von den Prinzipien geprägt ist, sondern ebenso von der jeweiligen Person, zeigt sich auch hier. Vor allem in den Bänden jenseits des Pentateuchs hat der Bezug auf den hebräischen Text zunehmendes Gewicht, was nicht zuletzt in der Natur der Sache liegt. Insgesamt sind die Bände der BdA nicht nur eine durchaus gelungene Übersetzung, sondern praktisch kleine Kommentare zur Septuaginta und insbesondere Sammelbecken und Fundgrube der Septuagintaforschung. Die Bände sind zudem sorgfältig ediert und durch Register gut erschlossen.

Die deutsche Übersetzung "Septuaginta deutsch. Das griechische Alte Testament in Übersetzung" (LXX.D) wurde initiiert von Martin Karrer und Wolfgang Kraus, die auch die Hauptherausgeber sind. Vorgesehen sind ein Übersetzungsband und ein etwa gleich starker Band mit Erläuterungen.130 Während der Übersetzungsband nur knappe Einleitungen und Fußnoten mit höchstens 10 % des Textumfangs haben wird, bietet der Erläuterungsband ausführlichere Einleitungen zum jeweiligen Buch und - soweit im gegebenen Rahmen möglich - die Diskussion der Probleme und Begründung der Übersetzung. Die Übersetzung erfolgt in gehobene deutsche Alltagssprache, wobei Besonderheiten und Auffälligkeiten im Griechischen auch im Deutschen erkennbar sein sollen bzw. dürfen. Die Schriften der Septuaginta sollen dabei wiedergegeben werden als ein Werk mit weithin hebräischer Grundlage, aber doch als ein Werk der griechischen Sprache in und für eine griechisch sprechende Umgebung. Bei einer Übersetzung in einem Band stellt sich - anders als bei den vielteiligen anderen Übersetzungsprojekten - die Frage nach dem Umfang. Dieser soll identisch sein mit der "Handausgabe" von Alfred Rahlfs. Die griechische Textgrundlage ist der Text der Göttinger Septuaginta, soweit sie vorhanden ist, darüber hinaus der Text von Rahlfs. Bei Differenzen zwischen beiden soll die abweichende Textform in der Fußnote wiedergegeben werden; d. h. sowohl Göttinger Septuaginta als auch Rahlfs sind durchgehend übersetzt und nachvollziehbar. Gravierende textkritische Alternativen werden ebenfalls in einer Fußnote erwähnt, während die eigentliche textkritische Diskussion im Begleitband erfolgt. Eine Besonderheit der deutschen Übersetzung wird sein, dass die Differenzen des Griechischen gegenüber dem hebräischen Text durch Kursivierung kenntlich gemacht werden.131 Durch diese Kennzeichnung wird die Eigengestalt der Septuaginta unmittelbar evident.

Während auch die englische und die französische Übersetzung letzten Endes keine geringe Zahl von Übersetzern benötigen werden, hat sich bei der deutschen Übersetzung auf Grund des Prinzips, dass weithin je eine Person mit alttestamentlich-hebraistischer und mit gräzistischer Kompetenz zusammenarbeiten, eine Zahl von etwas über siebzig Mitarbeitern ergeben. Gewiss wird es keine einfache Aufgabe sein, die Übersetzer und ihre Übersetzungen zu einem - so weit wie nötig - konvergenten Ergebnis zusammenzuführen, aber die breite und engagierte Beteiligung an diesem Projekt ist zugleich auch ein hoffnungsvolles Zeichen und ein enormer Impuls für neues wissenschaftliches Interesse am Text und an der Textgeschichte des Alten Testaments.

4.4 Künftige Entdeckungen?

In den historischen Wissenschaften ergeben sich die wichtigsten Impulse und Fortschritte aus dem Fund neuer Texte und Quellen. Erst recht gilt das für die Wissenschaft der Textgeschichte selbst. Die Texte aus der Kairoer Genizah und der Leningrader
Bibliothek, besonders die Texte aus Qumran und der Wüste Juda haben jeweils zu neuen Perspektiven und Möglichkeiten geführt. Gewiss wird auch die Zukunft neue Quellen und neue Perspektiven bringen. Ob es nochmals zu ähnlich bedeutenden Funden wie den Qumranfunden kommt, mag man bezweifeln, weil die in klimatischer Hinsicht in Frage kommenden Gebiete inzwischen doch sehr gründlich abgesucht wurden und andererseits, weil durch die Qumranfunde die formative Periode des alttestamentlichen Textes zwar keineswegs vollständig, aber wohl doch repräsentativ erfasst ist. Wirklich aufregende Funde würden wohl eher in die literarische Vorgeschichte der alttestamentlichen Schriften führen, wie etwa die Silberröllchen aus Ketef Hinnom bei Jerusalem mit ihrer Vorform (oder: Kurzform?) des aaronitischen Segens.132 Aber auch bescheidenere Funde werden ihre Bedeutung haben, sei es zur Klärung des bisherigen Bildes, sei es für ganz unerwartete Einsichten oder Probleme. Offen bleibt, was gefunden wird, offen bleibt auch wann und wo, sei es in einem der "biblischen" Länder oder unter den unerforschten Schätzen eines Museums. Wahrscheinlich ist, dass Neues gefunden wird.

Sicher aber ist, dass auch an den vorhandenen Texten noch vieles zu erforschen ist, und sicher ist auch, dass die aufs Erste scheinbar so trockene Textgeschichte und mit ihr die Textkritik ein faszinierendes Feld ist und ein Spiegel für die in den Texten bezeugte Sache und deren Verständnis.

Summary

This paper presents and discusses the developments of Old Testament Textual History and Textual Criticism in the 20th century, areas and problems of actual research at the turn of the century, and perspectives for future developments.

Main topics are: Old Testament and biblical texts from Qumran and the Judaean desert; the problem of text-transmission and text-types and their background in Early Judaism; ongoing and renewed research besides the Qumran-texts, e. g. Genizah-texts; the changing face and the importance of Septuagint research; methodological problems of textual criticism; the re-lation of textual criticism and redaction criticism; critical editions and publication projects.

Fussnoten:

1) Tov, Emanuel: Der Text der Hebräischen Bibel. Handbuch der Textkritik. Übers. von H.-J. Fabry unter Mitarb. von E. Ballhorn u. a. Stuttgart-Berlin-Köln: Kohlhammer 1997. XXXIV, 376 S. m. 30 Abb. gr.8. Geb. d 35,30. ISBN 3-17-013503-1. Im Folgenden: THB.

2) Würthwein, Ernst: Der Text des Alten Testaments. Stuttgart 1952; 19885. Würthwein und Tov bieten auch zahlreiche Abbildungen wichtiger Texte und eine Erläuterung der Apparatsprache der Biblia Hebraica. Für eine knappe neuere Einführung siehe Siegfried Kreuzer, Textkritik, in: ders. u. a., Proseminar I. Altes Testament, Stuttgart 1999, 26-48.

3) Mulder, Jan Martin [Hrsg.]: Text, Translation, Reading and Interpretation of the Hebrew Bible in Ancient Judaism and Early Christianity. CRINT 2,1, Assen 1988.

4) Sæbø, Magne [Hrsg.]: History of Interpretation I. From the Beginnings to the Middle Ages (Until 1300), Göttingen 1996.

5) Beck, Astrid B., Freedman, David Noel, and James A. Sanders [Eds.]: The Leningrad Codex. Facsimile Edition. Grand Rapids, Mich. 1998.

6) Loewinger, David S. [Hrsg.]: Pentateuch, Prophets and Hagiographa: Codex Leningrad B 19 A. The Earliest Complete Bible Manuscript Facsimile Edition, Jerusalem 1970.

7) Goshen-Gottstein, Moshe H. [Ed.]: The Aleppo Codex, Jerusalem 1976.

8) So durchgehend bei Tov, THB.

9) So - jedenfalls nach den derzeitigen Angaben - in der künftigen Biblia Hebraica Quinta; vgl. jetzt auch Biblia Hebraica Leningradensia (s. u. Anm. 122).

10) Erinnernswert ist die Großzügigkeit des seinerzeitigen Kurators J. A. Bytschkow, der es ermöglichte, dass der Codex Leningradensis für zwei Jahre (1927-29) nach Deutschland ausgeliehen wurde und in Leipzig kollationiert und photographiert werden konnte; vgl. Paul Kahle, Die Kairoer Genizah, Berlin 1962, 142.

11) Auch wenn sie im 19. Jh. diesen Eindruck erweckt haben wird; die Grundbedeutung ist jedoch eine positivere, vgl. Esther 3,9; 4,7 "königliches Schatzhaus".

12) Ziemlich sicher stammen auch zahlreiche Handschriften der später nach Leningrad gekommenen Sammlung(en) Firkowitsch aus der Genizah in Kairo (vermutlich darunter auch Codex Leningradensis); vgl. Kahle, Genizah (Anm. 10), 7. Für eine neuere Darstellung der Esra-Synagoge und ihrer Geschichte siehe Phyllis Lambert [Hrsg.], Fortifications and the Synagogue: The Fortress of Babylon and the Ben Ezra Synagogue. London 1994.

Die Esra-Synagoge ist - wahrscheinlich - die 882 an die jüdische Gemeinde verkaufte Kirche St. Michael. Die Geniza ist infolge verschiedener Umbauarbeiten nicht mehr erhalten; ihr Inhalt wurde bereits im Zuge des Neubaus von 1889-92 in einem anderen Raum deponiert und vielleicht danach wieder dorthin oder in einen Ersatzraum zurückgebracht. Dazu S. C. Reif: "... the position of the Genizah chamber became altered within the whole set-up of the building. But the area itself may well have been the same as, or near, the previous one. It was certainly cleared out and later refilled." (mail vom 18.6.01). Schechter müsste somit 1896/97 im Ersatzraum oder der erneuerten Genizah gearbeitet haben. Sein (romantisierender? Zeitungs-)Bericht lässt das nicht erkennen.

13) Der entscheidende Anlass für Schechter war, dass ihm ein Blatt gezeigt wurde, das er als Ben-Sira Manuskript erkannte. Die Finanzierung erfolgte (zunächst) durch den an Rabbinica interessierten Charles Taylor, daher: Taylor-Schechter-Collection.

14) Grundlage für diese Zahl ist die Schätzung Schechters von ca. 100.000 Texten bzw. Fragmenten in Cambridge und die Annahme, dass dies etwa die Hälfte des in Museen und Sammlungen gekommenen Materials darstellt; vgl. Kahle, Genizah (Anm. 10), 11-13. Stefan C. Reif, A Jewish Archive from Old Cairo: The History of Cambridge University's Genizah Collection, Richmond 2000, 17.80, nennt jetzt sogar 140.000 Fragmente allein für Cambridge.

15) Paul Kahle, Masoreten des Ostens, Leipzig 1913; ders., Masoreten des Westens, Stuttgart 1927/1930; vgl. die Zusammenfassungen in Kahle, Genizah (Anm. 10).

16) Internetadresse: http://www.lib.cam.ac.uk/Taylor-Schechter/. Zur Geschichte der Genizah und ihrer Texte sowie der Erforschung in Cambridge siehe jetzt Reif, Archive (Anm. 14). Zur möglichen Herkunft von Genizah-Texten aus Qumran s. u. Anm. 24.

17) Malcolm C. Davis, Hebrew Bible Manuscripts in the Cambridge Genizah Collections, Vol. 1, Cambridge 1978; Vol. 2, 1980; zwei weitere Bände sind für 2001 vorgesehen (freundliche Mitteilung von S. C. Reif, Cambridge, Dez. 2000).

18) Staatliche Bibliothek von St. Petersburg: http://www.pl.spb.ru/. Nach Malachi Beit-Arié handelt es sich bei den St. Petersburger biblischen Texten um 2425 Kodizes bzw. Fragmente von Kodizes und mindestens 82 biblische Rollen. Seit 1991 wurde bereits ein großer Teil dieser Texte verfilmt und steht nun auch am "Institute of Microfilmed Hebrew Manuscripts" in Jerusalem zur Verfügung. Vgl. Malachi Beit-Arié, The Accessibility of the Russian Manuscript Collections: New Perspectives for Jewish Studies, The Folio, 13/1, Claremont, CA, 1995, 1-7 (für die Vermittlung dieses Beitrags danke ich Herrn Martin Rösel).

19) Der Papyrus Nash wurde 1902 von William L. Nash in Ägypten entdeckt. Er enthält den Dekalog (in einer Mischform aus Ex 20 und Dtn 5) und das Schema Jisrael und diente wahrscheinlich liturgischen Zwecken. Er "ist in das 1. oder 2. Jh. v. Chr. zu datieren" (Tov, THB, 99).

20) Für die in Köln liegenden Teile siehe die Publikationen: Winfried Hamm [Hrsg.], Der Septuaginta-Text des Buches Daniel, Kap. 1-2, nach dem Kölner Teil des Papyrus 967, PTA 10, Bonn 1969. Ders., Der Septuaginta-Text des Buches Daniel, Kap. 3-4, nach dem Kölner Teil des Papyrus 967, PTA 21, Bonn 1977. Angelo Geißen, Susanna, Bel et Draco; Esther: Der Septuaginta-Text des Buches Daniel, Kap. 5-12, zusammen mit Susanna, Bel et Draco, sowie Esther Kap. 1,1a-2,15 nach dem Kölner Teil des Papyrus 967, PTA 5, Bonn 1968. Abbildung von Blatt 22r = S. 151 = Dan 4/5 in: Kreuzer, Textkritik (Anm. 2), 32, Abb. 2. Farbabbildungen und Bibliographie: http://www.uni-koeln.de/phil-fak/ifa/ NRWakademie/papyrologie/PTheol1.html.

21) Zu diesen und weiteren alten Papyri (z. B. Pap. Antinoopolis, Freer Greek MS) siehe Sidney Jellicoe, The Septuagint and Modern Study, Oxford 1968 = Winona Lake 1993, 224-242.

22) Publikation: Emanuel Tov, The Greek Minor Prophets Scroll from Nahal Hever (8HevXIIgr), DJD VIII, Oxford 1990.

23) Archäologie, Geschichte und Theologie von Qumran sind hier nicht zu erörtern. Siehe dazu die folgenden Artikel und die darin verzeichnete Literatur: Roland de Vaux/Magen Broshi, Qumran, Khirbet and cEin Feshka, NEAEHL IV, Jerusalem 1993, 1235-1241; Armin Lange/ Hermann Lichtenberger, Qumran, TRE 28, 1997, 45-79; Heinz-Josef Fabry, Qumran, NBL III, Lfg. 12, 1998, Zürich, 230-260. Weiteres u. a. Hartmut Stegemann, Die Essener, Qumran, Johannes der Täufer und Jesus, Freiburg 1993 und die Sammelbände: Peter W. Flint/J. C. Vanderkam [Hrsg.], The Dead Sea Scrolls after Fifty Years - A Comprehensive Assessment, Bd. I, Leiden u. a. 1998; Bd. II, Leiden u. a. 1999; Timothy H. Lim [Hrsg.], The Dead Sea Scrolls in their Historical Context, Edinburgh 2000. Als Übersetzung der (nichtbiblischen) Qumrantexte siehe: Johann Maier, Die Qumran-Essener. Die Texte vom Toten Meer, Bd. 1-3, München 1995-96.

24) Die Zahlen sind und bleiben deshalb unsicher, weil es bei manchen Fragmenten unklar ist, ob sie nicht doch zusammengehören, bzw. andererseits ob manche einander zugeordnete Fragmente nicht doch von verschiedenen Handschriften stammen.

Zu früheren "Qumranfunden", nämlich z. Zt. des Antoninus Pius, 211/217 n. Chr. (vgl. zusätzlicher Psaltertext in der Hexapla des Origenes) und um 800 n. Chr. (vgl. die Nähe zwischen Damaskusschrift aus der Genizah und Gemeinderegel von Qumran) siehe Stegemann, Qumran (Anm. 23), 111-113 bzw. 101-104.

25) Z. B. aus Nahal Hever, Wadi Murabbacat oder von Massada.

26) Für eine Liste der biblischen Texte siehe Uwe Glessmer, Liste der biblischen Texte aus Qumran, RdQ 16 (1993), 153-192 und Heinz-Josef Fabry, Der Text und seine Geschichte, in: Erich Zenger u. a., Einleitung in das Alte Testament, Stuttgart 31998, 37-65: 49 f. Eine Liste der in den oft sehr fragmentarischen Rollen tatsächlich bezeugten alttestamentlichen bzw. apokryphen Textpassagen bieten Eugene Ulrich, Index of Passages in the Biblical Scrolls, in: Flint/Vanderkam, Fifty Years, II (Anm. 23), 649-665 bzw. Peter W. Flint, Index of Passages from the Apocrypha and Previously-known Writings ["Pseudepigrapha"], in: ebd., 666-668.

27) In der Reihe Discoveries in the Judaean Desert (DJD), Oxford 1955 ff. Eine Liste der offiziellen Publikationsorte aller Texte aus Qumran und der Wüste Juda siehe: Emanuel Tov, List of the Texts from the Judaean Desert, in: Flint/Vanderkam, Fifty Years, II (Anm. 23), 669-717.

28) Martin Abegg/Peter Flint/Eugene Ulrich, The Dead Sea Scrolls Bible, San Francisco, 1999.

29) So fehlt derzeit (2000/2001) z. B. die Publikation der Texte aus den Samuelbüchern (angekündigt für DJD XVII), aber auch noch einzelner Psalmentexte (angekündigt für DJD XVI).

30) Diese Sicht ist zu unterscheiden von der unwahrscheinlichen These, dass die Texte aus den Höhlen keine Verbindung mit Qumran hätten und insgesamt von anderswo stammten, etwa die ausgelagerte Tempelbibliothek aus Jerusalem darstellten.

31) Tov, THB, 89.

32) Tov, THB, 89-92. Typische Texte sind u. a. 1QDtna, 1QJesa, 2QExa.b, 4QNumb, 4QSamc sowie viele der Phylakterien. "Außerdem gehören alle qumran-exklusiven Schriften, die von den Qumranleuten verfaßt worden sind, zu dieser Gruppe: 1QH, 1QM, 1QS, die Pesarim sowie die biblischen Paraphrasen und Psalmensammlungen: 4Q158, 4Q364, 4Q365 (alle drei enthalten 4QRP[=Rewritten Pentateuch]), 4QPsa und 11QPsa.b." Ebd., 90. Zu den Phänomenen im Einzelnen siehe auch "Schreibgewohnheiten", ebd., 169-177.

33) Vgl. dazu Würthwein, TAT (Anm. 2), 18.36.48 f. Die Kategorien "Vulgärtexte"/"Nicht-Vulgärtexte" verwendet dann auch Tov, THB, 158 f.

34) Tov, THB, 92; vgl. die Abb. 8 (11QPsa). Diese Praxis ist kein Relikt älterer Zeit, sondern im Gegenteil eine Neuerung, um das Nichtaussprechen des Gottesnamens bzw. die Ersatzlesung zu signalisieren.

35) Emanuel Tov, Paratextual Elements in the Masoretic Manuscripts of the Bible Compared with the Qumran Evidence, in: Bernd Kollmann/ Wolfgang Reinbold/Annette Steudel [Hrsg.], Antikes Judentum und Frühes Christentum, FS Hartmut Stegemann, BZNW 97, 1998, 73-83.

36) Vgl. dazu Tov, THB, 95-97 ("7. Der Textstatus der Qumrantexte") und jetzt auch ders., Die biblischen Handschriften aus der Wüste Juda - eine neue Synthese, in: Ulrich Dahmen/Armin Lange/Hermann Lichtenberger, Die Textfunde vom Toten Meer und der Text der Hebräischen Bibel, Neukirchen 2000, 1-34, bes. 14-23 ("Klassifizierung der Handschriften nach ihrem Texttyp"). Vgl. Fabry, Text (Anm. 26), 52 f.

37) Tov, THB, 95.

38) Tov, Handschriften (Anm. 36), 17.

39) Tov, Ebd. Die etwas unklare Angabe in Tov, THB, 95, "Ca. 25 Prozent der in der qumranischen Schreiberpraxis produzierten Texte, die oft als qumranspezifische Texte angesehen werden, enthalten biblische Texte" meint wohl dasselbe; vgl. Fabry, Text, (Anm. 26), 52.

40) Tov, THB, 95.

41) An Stelle des aus der Biblia Hebraica bekannten Siglums für den samaritanischen Pentateuch (das samaritanische Schin) verwende ich im Folgenden wie in der künftigen BHQ das Siglum Smr.

42) Tov, THB, 96.

43) Bei den sog. Rewritten-Pentateuch-Texten handelt es sich um Zusammenstellungen von Texten, die sich gewissermaßen gegenseitig beleuchten, z. B. hat 4Q158 Gen 32 und Ex 4,24-26, d. h. offensichtlich zwei Erzählungen mit Gefährdung durch Gott, zusammengestellt, andererseits sind die biblischen Texte auch mit exegetischen und kommentierenden Ausführungen verbunden; vgl. Michael Segal, Biblical Exegesis in 4Q158: Techniques and Genre, Textus XIX, 1998, 45-62.

44) Tov, THB, 96.

45) Tov, THB, 97.

46) Tov, THB, 97.

47) Tov, THB, 97.

48) So jetzt richtiger auch Tov, Handschriften (Anm. 36), 18 f.: "Für alle biblischen Bücher ließe sich der Anteil der präsamaritanischen Handschriften auf 15 Prozent hochrechnen".

49) Tov, Handschriften (Anm. 36), 18.

50) Auch das Kriterium, einen mit M übereinstimmenden Konsonantentext M - und nicht G - zuzuordnen, ist etwas einseitig, weil nicht selten G auf dem gleichen Konsonantentext basiert, aber eine andere Vokalisation voraussetzt als die späteren Masoreten; vgl. die bekannte Variante in Jer 7,3.

51) Tov, Handschriften (Anm. 36), 19.

52) So etwa die 12-Propheten-Rolle von Murabbacat. Um Verwechslungen zu vermeiden, sei darauf hingewiesen, dass es sowohl aus Wadi Murabbacat eine 12-Prophetenrolle (hebräisch) gibt, als auch aus Nahal Hever (griechisch).

53) Vgl. Tov, THB, 152; zuletzt Frank Moore Cross, The Fixation of the Text of the Hebrew Bible, in: ders., From Epic to Canon, Baltimore 1998, 205-218. Siehe dazu die Rez. von Siegfried Kreuzer in OLZ 95, 2000, 432-434.

54) "Taken together these data suggest that we should look to the era of Hillel and his disciples in the early first century C. E. for the initiation if not the completion of the recensional labor which fixed the Hebrew text of the Bible, the text we may fairly call the Pharisaic-Hillelite Recension, of which the Masoretic Text is a direct descendant." Cross, Fixation (Anm. 53), 217.

55) Die Nähe der protomasoretischen Texte zu rabbinischen Traditionen wird auch von Tov thematisiert. Tov übernimmt die von Cross vorgeschlagene Bezeichnung als protorabbinisch (vgl. oben [2]).

56) "When the Torah was forgotten in Israel, Ezra came up from Babylon and established it; and when it was once again forgotten, Hillel the Babylonian came up and reestablished it". Allerdings ist der auf Hillel bezogene Teil des Spruchs möglicherweise eine eher späte Ergänzung und es bleibt offen, ob gemeint ist, dass Hillel sich für die Geltung der biblischen Schriften im jüdischen Leben einsetzte oder für eine bestimmte Textform.

57) Vgl. Tov, THB, 153.

58) "Der Fund hebräischer Texte in Qumran, die G sehr nahe stehen (wie 4QJerb.d), widerspricht der Theorie, die G mit einem ägyptischen Lokaltext in Verbindung bringen möchte. ... Schließlich widersprechen die Textfunde von Qumran allgemein der Theorie von lokalen Textfamilien, da gerade in Qumran, das in Palästina liegt, Texte gefunden worden sind, die Merkmale aller drei postulierten Textgruppen aufweisen." Tov, THB, 153.

59) Tov, THB, 155.

60) Tov, THB, 155.

61) Tov thematisiert diese Frage anhand der bekannten gegensätzlichen Positionen von Paul de Lagarde und Paul Kahle, THB, 150-155. Allerdings hatte sich jene Diskussion nur auf die Entstehung der Septuaginta bezogen, nämlich ob es eine einzige Übersetzung der Septuaginta gegeben habe, die Bearbeitungen erfuhr (Lagarde), oder ob der Septuagintatext auf verschiedene Übersetzungen, analog den verschiedenen aramäischen Targumen, zurückgeht (Kahle). Der Gegensatz wird meist zu schematisch dargestellt; so hatte etwa selbst Lagarde zwei verschiedene Übersetzungen des Richterbuches angenommen, vgl. Kahle, Genizah (Anm. 10), 248. Die Übertragung des Modells auf den hebräischen Text erscheint problematisch, weil dem hebräischen Text kein "Urtext" in anderer Sprache zu Grunde liegt, sondern eine meist komplexe literarische Entstehungsgeschichte vorausgeht. Konsequenterweise relativieren und sprengen Tovs Ausführungen das Schema.

62) Tov, THB, 155.

63) Tov, THB, 156.

64) "The area of biblical studies most affected by fifty years' study of the Judean Desert Scrolls is the history of early Judaism. ... The essential change has come in understanding the very nature of Judaism in the Persian and Greco-Roman period: early Judaism was, contrary to earlier views, highly diverse." James A. Sanders, The Scrolls and the Canonical Process, in: Flint/Vanderkam, Fifty Years (Anm. 23), II, 1-24.

65) Vorschlag von Frank Moore Cross, referiert bei Tov, Handschriften (Anm. 36), 18.

66) "Die samaritanische Gemeinschaft benutzte Handschriften von Smr. Da aber diese Gemeinschaft schismatisch geworden war, wurde ihr Bibeltext nicht länger als jüdisch angesehen." Tov, THB, 159.

67) Vgl. Tov, THB, 160: "Es gab wahrscheinlich keinerlei Stabilisierung ... oder Standardisierung, die zu einem sogenannten ,Sieg der protomasoretischen Familie' geführt hätte. Vielmehr war die Situation das Ergebnis verschiedener politischer und sozio-religiöser Faktoren ... Nicht M triumphierte über die anderen Texte, sondern diejenigen, bei denen M gepflegt wurde, bildeten die einzige organisierte Gruppe, die die Zerstörung des zweiten Tempels überlebte. Aus diesem Grund kommt die Beschreibung der textlichen Überlieferung der Hebräischen Bibel nach dem 1. Jh. n. Chr. ... einer Geschichte von M gleich."

68) Emmanuel Tov, The Socio-Religious Background of the Paleo-Hebrew Biblical Texts Found at Qumran, in: FS Martin Hengel, Bd. 1, Tübingen 1996, 353-374.

69) Tov, Handschriften (Anm. 36), 22; zum Problem insgesamt ebd., 21-23.

70) M. E. wäre zu überprüfen, ob das Verbot der althebräischen Schrift nicht erst eine Reaktion auf die gezielt politische Verwendung in der Bar-Kochba-Zeit (vgl. die Münzen aus der Bar-Kochba-Zeit mit der althebräischen Schrift) war. Immerhin fällt auf, dass "in mehreren in assyrischer Schrift geschriebenen Qumrantexten ... die Gottesnamen und prinzipiell das Tetragramm in Paläohebräisch [oder genauer gesagt: in Neo-paläohebräisch] geschrieben [wurden], und daß noch inmitten griechischer Handschriften des 1. Jh. n. Chr. der Gottesname in althebräischer Quadratschrift steht (8Hev XII und in Oxyrynchus-Papyri);" Tov, THB, 180. Diese breit bezeugte Praxis und das rabbinische Verbot können kaum gleichzeitig sein. Das offensichtlich spätere rabbinische Verbot ist damit für die Zuordnung der Qumrantexte noch nicht relevant.

71) Würthwein, TAT (Anm. 2), 51-80 aus 12-101.

72) Tov, THB. Kapitel "2. Textzeugen der Bibel" reicht von 16 bis 128, davon zur Septuaginta 112 bis 124. Die Darstellung der Textgeschichte reicht bis ca. S. 200, wo dann allerdings häufig auch G-Belege zitiert werden, sofern sie Qumrantexte stützen.

73) Repräsentativ für die neuere Septuaginta-Forschung und zugleich charakteristisch unterschiedlich sind die Gesamtdarstellungen: Sidney Jellicoe, The Septuagint and Modern Study, Oxford 1968 = Winona Lake 1993; Marguerite Harl/Gilles Dorival/Olivier Munnich, La Bible Grécque des Septantes. Du judaïsme hellénistique au christianisme ancien, Paris 1988 (2. ident. Auflage 1994; ergänzende Informationen werden angeboten unter: http://www.tradere.org/biblio/lxx/frame.htm); Natalio Fernández Marcos, The Septuagint in Context. Introduction to the Greek-Versions of the Bible, Leiden 2000 (erste spanische Auflage Madrid 1979).

74) Auffallenderweise enthielt Höhle 7 durchwegs griechische Handschriften.

75) Tov, THB, 115; Patrick W. Skehan, The Qumran Manuscripts and Textual Criticism, VTS 4 (1957), 148-160; 159 f.

76) "Da die Propheten und manche Bücher der Hagiographen in ihrer griechischen Version bereits dem Enkel von Jesus Sirach am Ende des 2. Jh.s v. Chr. bekannt waren, muß man ihre Übersetzung Anfang dieses Jahrhunderts oder etwas früher ansetzen. Es gibt nur wenige explizite Belege, was die einzelnen Bücher angeht. Chr wird von Eupolemos Mitte des 2. Jh.s v. Chr. zitiert, Ijob von Pseudo-Aristeas Anfang des 1. Jh.s v. Chr. ... Die Übersetzung von Jes enthält Anspielungen auf historische Situationen und Ereignisse, die auf die Jahre 170-150 v. Chr. verweisen." Tov, THB, 114.

77) Tov, THB, 123 f. Offizielle Publikation und Diskussion der "(Paleao-Hebrew and) Greek Biblical Manuscripts" der Höhle 4 siehe Patrick W. Skehan u. a., DJD IX, Oxford 1992.

78) Dominique Barthélemy, Les d'avanciers d'Aquila, VTS 10, 1963.

79) Siehe dazu - und zu den weiteren in Nahal Hever gefundenen Fragmenten - jetzt auch die offizielle Publikation Emanuel Tov/Robert A. Kraft/P. J. Parsons, The Greek Minor Prophets Scroll from Nahal Hever (8HevXIIgr). The Seyal Collection, DJD VIII, Oxford 1990.

80) Die Angabe "Mitte des 1. Jh.s v[or] Chr." bei Tov, THB, 121 ist unklar. - Auch Tov vertritt an anderer Stelle die Datierung in die erste Hälfte des 1. Jh.s n. Chr., wobei die Anfänge bis in das Ende des 1. Jh.s v. Chr. zurückreichen können: "Die Rezension ist früher als das Jahr 50 d. chr. Z. entstanden (wie die Schrift der Rolle und die Zitate aus kaíge-Theodotion im NT, dessen Alter man bestimmen kann, belegen), ja sie ist sogar anscheinend schon am Ende des 1. Jh.s v. d. chr. Z. erstellt worden." Emanuel Tov, Die griechischen Bibelübersetzungen, ANRW II, 20,1, Berlin 1986, 121-189, 177.

81) Genannt wird insbesondere R. Eliezer ben Jose ha-Galili, auf den die für die Wiedergabe von gam als kaíge relevante Regel "Inklusionen und Exklusionen" zurückgehen soll (vgl. Tov, THB, 121) sowie Hillel und sein Umfeld. Allerdings ist gegenüber einer zu weitgehenden Herleitung der Charakteristika von hermeneutischen Regeln Vorsicht angebracht; vgl. bezüglich der Verbindung von Aquila mit den exegetischen Regeln des Rabbi Akiba Lester L. Grabbe, Aquilas Translation and Rabbinic Exegesis, JJS 33, 1982, 527-536.

82) Neben Tov, THB, 121 und Tov, Übersetzungen (Anm. 80), siehe die ausführliche Darstellung bei Fernandez-Marcos, Septuagint (Anm. 73), 109-154: "The Septuagint in Jewish Tradition".

83) Die Abgrenzung dieser Abschnitte in Sam-Kön geht auf Henry St. J. Thackeray und James D. Shenkel zurück, vgl. Harl/Dorival/Munnich, Septantes (Anm. 73), 175 f.

84) Vgl. Tim McLay, Kaige and Septuagint Research, Textus 19, 1998, 127-139, der die 24 von Barthélemy bzw. die 96 in weiteren einschlägigen Untersuchungen herausgestellten Charakteristika auflistet (131-134) und deren Verteilung und Übereinstimmung überprüft.

85) Neben einzelnen Belegen, wie sie etwa an den griechischen Texten aus Qumran zu beobachten sind (z. B. 7QLXXEx, ca. 100 v. Chr.), ist vor allem an die protolukianische/antiochenische Rezension zu denken.

Fernández Marcos, Septuagint (Anm. 73), 249, ordnet diese Rezension sogar in das 2.-1. Jh. v. Chr. ein, d. h. als Vorläufer von kaige; er vermerkt allerdings auch, dass "not all specialists accept this second revision" (248, Anm. 4). Das Problem ist weniger die Existenz einer protolukianisch/ antiochenischen Rezension als die genaue zeitliche Einordnung und die Verbindung mit dem - allerdings erheblich modifizierten - Modell der Lokaltexte von F. M. Cross.

Insbesondere bei den Versionen des Richterbuches und den verschiedenen Texttypen von Sam/Kön erscheint die Zuordnung zu kaige nicht ganz so einfach. Die Zuordnung zu einer anderen, etwa zur protolukianisch/antiochenischen Textform wird jedenfalls zu bedenken sein, vgl. Natalio Fernández Marcos, El Protolucianico, revesion griega de los judios de Antioquia?, Biblica 64, 1983, 423-427; ders.: The Lucianic Text in the Books of Kingdoms. in: FS John William Wevers, Mississauga 1984, 161-174.

86) Olivier Munnich, Etude lexicographique du Psautier des LXX, Paris 1982 und ders., La Septante des Psaumes et le groupe kaige, VT 33 (1983), 75-89.

87) In Reaktion auf die Diskussion hat sich Barthélemy auf vier klare Kennzeichen der kaíge-Rezension beschränkt: 1) Wiedergabe von gam durch kaige, 2) Wiedergabe von 'anoki durch ego eimi auch vor finitem Verbum, 3) konsequente Wiedergabe von 'isch durch aner, 4) Wiedergabe von 'en durch ouk esti unabhängig von der Zeitfolge. Vgl. Dominique Barthélemy, Prise de position ..., in: ders., Études d'histoire du texte de l'Ancien Testament, OBO 21, 1978, 267-269.

88) Vgl. die zahlreichen Beispiele bei Tov, THB, 202-236 und passim.

89) Emanuel Tov, The Text-Critical Use of the Septuagint in Biblical Research, Jerusalem 19972, 272.

90) Die Frage nach Anlass und Entstehung der Septuaginta ist nach wie vor von zwei Grundpositionen beherrscht. Auf der einen Seite steht die Auskunft des Aristeasbriefes, in dem die Initiative zur Übersetzung auf König Ptolemaios (II. Philadelphos, 283-246 v. Chr.) und dessen Berater und Bibliothekar Demetrios von Phaleron zurückgeführt wird. Die Übersetzung als solche sei dann von einer aus Jerusalem entsandten Gruppe von 70 bzw. 72 Übersetzern und auf der Basis von aus Jerusalem mitgebrachten Schriften durchgeführt worden. Nach Billigung der Übersetzung durch die jüdische Gemeinde wurde sie vom König approbiert und der Bibliothek zur Verfügung gestellt. - Demgegenüber wurde seit Beginn der Neuzeit (erste Zweifel bei Luis Vives, 1492-1540, konsequent bei J. Justus Scaliger, 1540-1609) auf den apokryphen Charakter des Briefes (daher häufig auch "Pseudoaristeas") hingewiesen und vor allem vertreten, dass die Septuaginta nicht auf Grund äußerer Veranlassung, sondern auf Grund innerer Notwendigkeiten in der jüdischen Gemeinde entstanden sei. - Detaillierte Darstellung der Theorien zur Entstehung der Septuaginta sind bei Jellicoe, Septuagint (Anm. 73), 29-73 und Fernández Marcos, Septuagint (Anm. 73), 35-66, zu finden. Repräsentativ sind die knappen Sätze bei Würthwein, TAT, 53: "Aber schon das, was der Aristeasbrief selber berichtet, ist in vielem unglaubwürdig. Nicht ein Heide, wie er vorgibt, hat ihn geschrieben, sondern ein Jude, der die Weisheit und das Gesetz seines Volkes durch den Mund eines heidnischen Königs verherrlicht. Dieser Verfasser hat nicht zur Zeit des Ptolemäus Philadelphos gelebt, sondern mehr als hundert Jahre später. Ferner wurde das Gesetz nicht deshalb übersetzt, weil es ein königlicher Förderer der Wissenschaften so wünschte, sondern weil die ägyptischen Juden, die das Hebräische nicht mehr verstanden, ohne eine solche Übersetzung nicht mehr auskamen. Und schließlich geht diese Übersetzung nicht auf palästinische Juden zurück, sondern auf Glieder der alexandrinischen Diaspora, denen Griechisch die Sprache ihres Alltagslebens war."

91) Griechischer Text des Briefes u. a. in Herbert B. Swete, An Introduction to the Old Testament in Greek, Cambridge, 1914, 531-606 (bearbeitet von Henry St. J. Thackeray). Einleitung und deutsche Übersetzung: Norbert Meisner, Aristeasbrief, JSHRZ II/1, Gütersloh 21977. Zum literarischen Umfeld des Briefes: Nikolaus Walter, Jewish-Greek Literature of the Greek Period, Cambridge History of Judaism, 1989, 385-408. Zum historischen Umfeld der Angaben des Briefes siehe Wolfgang Orth, Ptolemaios II. und die Septuaginta-Übersetzung. Die historischen Gegebenheiten zur Zeit der Entstehung der Septuaginta in Ägypten unter den Ptolemäern, in: Heinz-Joachim Fabry/Ulrich Offerhaus [Hrsg.], Im Brennpunkt: Die Septuaginta. Studien zur Entstehung und Bedeutung der Griechischen Bibel, BWANT 153, 2001, 97-114.

92) Vgl. dazu Guiseppe Veltri, Eine Übersetzung für den König Talmai, Texte und Studien zum Antiken Judentum 41, 1994. Für die traditionsgeschichtliche Analyse der "geänderten" Stellen und zur Unterscheidung zwischen Septuaginta, hebräischem Text und späteren rabbinischen Interpretationen siehe besonders Karlheinz Müller, Die rabbinischen Nachrichten über die Anfänge der Septuaginta, FS Joseph Ziegler, FzB 1, 1972, 73-93.

93) Die Verschiebung hin zu einer höheren Bewertung des Briefes zeigt sich bei Fernández Marcos, Septuagint (Anm. 73), 63 f.: "First of all, the Alexandrian Jewish sources as well as the rabbinic sources refer to the translation as a royal initiative and are silent on the motive of the liturgical or cultural needs of the Jewish community. No privately instigated translation is known before the 2nd centuary BCE, and it would be of the Prophets as a continuation of the Torah." Und weiter: "... it is difficult to avoid the Essence of the Letter of Aristeas according to which the initiative for the undertaking came from the court of King Ptolemy."

Allerdings bleibt auf jeden Fall zuzugeben, dass die Fähigkeit zur Übersetzung in der jüdischen Gemeinde und zwar Alexandriens vorgelegen haben musste. Das Argument, dass es vor dem 2. Jh. keine privat veranlasste Übersetzung gab, ist durchaus gewichtig, aber doch nur ein argumentum e silentio. Zudem wäre eine von der jüdischen Gemeinde initiierte Übersetzung keine königlich veranlasste, aber doch auch nicht einfach eine private. Entgegen neueren Tendenzen ist die Analogie der aramäischen Targume nicht ganz zu ignorieren. Ihre Existenz ist für das 3. Jh. wahrscheinlich, wenn auch trotz der Qumranfunde (4QTgLev= 4Q156, 2. Jh. v. Chr.) nicht bewiesen.

Die Argumentation, die auf königliche Veranlassung übersetzte Tora habe als Grundlage für Rechtsprechung und Verwaltung dienen sollen, beruht auf einer relativ jungen "Analogie" (Papyrus Oxyrhynchos Nr. 3285) und teilt das Problem der in ähnlichem Sinn postulierten "persischen Reichsautorisation" der Tora, nämlich dass der Pentateuch für diesen Zweck wenig geeignet ist. Zudem befolgten soweit erkennbar in zivilen Angelegenheiten auch die Juden das Gesetz des Landes, d. h. das ägyptische Gesetz.

Es bleibt das Dilemma, dass eine innerjüdische Entstehung der LXX sehr plausibel und eine königliche Veranlassung fraglich erscheint, dass aber andererseits die eindeutige Angabe des Aristeasbriefes und der rabbinischen Quellen nicht ignoriert werden kann. M. E. ist eine Lösung dahingehend zu suchen, dass zwar die Septuaginta innerjüdisch entstand und nicht durch eine unmittelbare Beauftragung des Königs, dass aber die durch die Ptolemäer geschaffene politische und kulturelle Situation einen wichtigen Impuls für die Anfänge der Septuaginta (und die Darstellung des Aristeasbriefes) bildete. Vgl. dazu Siegfried Kreuzer, Königliche Veranlassung, innerjüdischer Bedarf, oder Beobachtungen zum Anlass der Septuaginta im 3. Jh. und zum Hintergrund des Aristeasbriefes im 2. Jh. v. Chr. (in Vorbereitung).

94) D. h. nicht zuletzt als ein interessantes Nebeneinander des Ringens um einen guten, verlässlichen Text der Heiligen Schriften auf jüdischer und auf christlicher Seite. Der Gebrauch griechischer Übersetzungen des Alten Testaments, insbesondere jener des Aquila, erstreckte sich über die ganze Antike bis zur islamischen Eroberung und wirkte auch noch darüber hinaus; vgl. Fernandez-Marcos, Septuagint (Anm. 73), 121.

95) Die entsprechenden Nachrichten bei Justin und bei Origenes (der damit sein Projekt Hexapla begründete) sind schwerlich als fiktiv abzutun. Für die Auswertung des Schweigens jüdischer Quellen ist auch das Phänomen der Kontextausblendung zu beachten. In den biblischen Texten selbst ist etwa die auffallende Verwendung von aleipho statt von chrio für salben bei Aquila kaum anders denn als Vermeidung des Christusbegriffs zu erklären. Doch diese Fragen führen über die Textgeschichte und Textkritik des Alten Testaments hinaus.

96) Die Frage nach der dem Kontext angemessenen Lesart erscheint dort sinnvoll, wo es um die Gesamtcharakteristik einer Textform geht, z.B. der Septuaginta(-Vorlage) eines Buches gegenüber der masoretischen Form. Allerdings besteht die Gefahr eines Zirkelschlusses.

97) Vgl. dazu auch: Harald Vocke, Kein Ende für die Textkritik der Evangelien. Qumran hat die modische Geringschätzung der Konjektur widerlegt, IKZ 27, 1998, 283-288.

98) Tov, THB, 291-305, "Kapitel 8. Emendationen".

99) Vgl. Kreuzer, Textkritik (Anm. 2), 46.

100) Vgl. Kreuzer, Textkritik (Anm. 2), 27 f.: "Das bedeutet für die Textkritik, dass nicht immer der - wahrscheinlich - älteste Text erreicht werden kann, sondern daß die Textkritik manchmal in die Feststellung zweier, etwa gleichberechtigter Lesarten mündet. Die mit der Textkritik erreichbare Zeit ist zugleich etwa die Zeit der (sukzessiven) Kanonisierung ... Insofern kann (mit Vorbehalt) als Ziel der Textkritik auch die Erreichung der (bzw. einer) kanonischen Gestalt des Textes genannt werden."

101) Siehe dazu etwa "Das chronologische System der Genesis-LXX" in: Martin Rösel, Übersetzung als Vollendung der Auslegung. Studien zur Genesis-Septuaginta, BZAW 223, 1994, 129-144, bzw. Siegfried Kreuzer, Zur Priorität von Exodus 12,40 MT - Die chronologische Interpretation des Ägyptenaufenthalts in der judäischen, samaritanischen und alexandrinischen Exegese, ZAW 103, 1991, 252-258.

102) U. a. Rainer Stahl, Die Überlieferungsgeschichte des hebräischen Bibeltextes als Problem der Textkritik. Ein Beitrag zu gegenwärtig vorliegenden textgeschichtlichen Hypothesen und zur Frage nach dem Verhältnis von Textkritik und Literarkritik, Diss. Theol. Jena: 1977; vgl. ThLZ 105, 1980, 475-478; Ludger Schwienhorst, Die Eroberung Jerichos. Exegetische Untersuchungen zu Josua 6, SBS 122, Stuttgart 1986, 20 f.; Hermann-Josef Stipp, Das Verhältnis von Textkritik und Literarkritik in neueren alttestamentlichen Veröffentlichungen, BZ 34, 1990, 16-37; neuerdings: Heinz-Josef Fabry, Der Altarbau der Samaritaner - ein Produkt der Text- und Literargeschichte?, in: Dahmen/Lange/Lichtenberger, Textfunde (Anm. 36), 46-49.

103) Tov, THB, 259-290, "Kapitel 7. Textkritik und Literarkritik".

104) Tov, THB, 264-288, erörtert: Jer (T, G, 4QJer); Jos (M, G); Ez (M, G); 1Sam 16-18 (M, G); Spr (M, G); Chronologie in Gen (M, G, Snr); unterschiedliche Überlieferungsstadien bzw. literarische Schichten in 1Sam 11, Ri 6; Dtn 5; Jos (8,30-35M, G, 4QJosa); sowie unterschiedliche Anordnung der Psalmen (bes. Ps 90-150) in den Psalmenhandschriften von Qumran.

105) Tov, THB, 264, ähnlich 259 und besonders 261 f.

106) Tov, THB, 260.

107) Schwienhorst, Josua 6 (Anm. 102), 20 f.

108) So wird man die von Tov als "qumranische Schreiberpraxis" (s. o. 1.3) bezeichneten Phänomene der Textgestaltung zumindest z. T. als absichtliche Änderungen betrachten müssen, sie sind aber doch textkritische und nicht literarkritische Phänomene.

109) Stipp, Textkritik und Literarkritik (Anm. 102).

110) Fabry, Altarbau (Anm. 102), 49.

111) Es ist m. E. viel zu wenig beachtet, dass viele der hier diskutierten Phänomene ohne die Textzeugen weder literarkritisch noch textkritisch zu erkennen wären. So ist JerM nicht weniger kohärent als JerG und von JerM alleine wäre schwerlich auf die Form von JerG zurückzuschließen. Ähnliches gilt für die Stellung der Altarbaunotiz von Jos 8,30-35 oder andere Phänomene.

112) So wird man selbst die Ersetzung von kyrios durch das Tetragramm in althebräischer Schrift, wie sie in der Zwölfprophetenrolle von Nahal Hever und in anderen Handschriften belegt ist, als Phänomen der Textüberlieferung und der Textkritik betrachten und nicht der Literarkritik, auch wenn die Änderung weiträumig zu beobachten ist und absichtlich erfolgte.

113) Die Vorgänge in dieser Überschneidungszone verliefen wahrscheinlich nicht einheitlich, sondern buchspezifisch, je nach Eigenart und Geltung des betreffenden Buches und den in der jeweiligen Zeit akzeptierten Regeln für den Umgang mit den Schriften. Für die aus (den Qumrantexten und) der Septuaginta erkennbaren Besonderheiten des Josuabuches siehe Martin Rösel, Die Septuaginta-Version des Josua-Buches, in: Fabry/Offerhaus, Brennpunkt (Anm. 91), 197-212.

114) Vgl. Kreuzer, Textkritik (Anm. 2), 46: "Viele textkritische Probleme sind nicht die Folge zufälliger Abschreibfehler oder Textverderbnisse, sondern eine Nachwirkung literarkritischer und redaktionsgeschichtlicher Gegebenheiten, d. h. der Entstehungsgeschichte des Textes. Manche textkritischen Probleme leiten daher zu diesen weiteren Arbeitsschritten über, und manche Entscheidungen können erst von dort her geklärt werden."

115) Vgl. dazu die Beiträge unter "Technical Studies" in: Flint/Vanderkam, Fifty Years (Anm. 23), I, 325-544 und unter "Technology" in: The Provo International Conference on the Dead Sea Scrolls. Technological Innovations, new Texts and Reformulated issues, StTDJ 30, 1999, 5-43. Dass die neuen Radiokarbontests die paläographischen Datierungen zwar weithin, aber nicht durchweg bestätigten, zeigt Rick Van de Water, Reconsidering palaeographic and radiocarbon dating of the Dead Sea scrolls, RdQ 19, 2000, 423-439.

116) Septuaginta. Vetus Testamentum Graecum Auctoritate Academiae Scientiarum Gottingensis, Göttingen 1931 ff.

117) Vetus Latina. Die Reste der altlateinischen Bibel nach Petrus Sabatier neu gesammelt und herausgegeben von der Erzabtei Beuron, Freiburg im Breisgau 1949 ff.

118) Begleitend dazu wurde die Reihe "Textus" initiiert, in deren erstem Band von 1960 das HUBP vom (damaligen) Herausgeber Moshe Goshen-Gottstein beschrieben wurde.

119) Moshe Goshen-Gottstein, The Book of Isaiah, HUB, Jerusalem 1995; Chaim Rabin/Shemaryahu Talmon/Emanuel Tov, The Book of Jeremiah, HUB, Jerusalem 1997; vgl. Tov, THB, 311 f.

120) Bezogen auf: Gérard E. Weil [Ed.], Massorah gedolah iuxta codicem Leningradensem B 19 a, Bd. 1, Rom 1971.

121) Für eine Liste der Bearbeiter und eine Darstellung des (inzwischen allerdings teilweise modifizierten) Konzepts siehe Adrian Schenker, Eine Neuausgabe der Biblia Hebraica, ZAH 9, 1996, 58-61.

122) Das entsprechende Anliegen wird besonders durch die HUB berücksichtigt, neuerdings aber auch durch eine Ausgabe des Codex Leningradensis ohne kritischen Apparat, aber dafür mit masoretischem Material und teilweisen Adaptionen für liturgischen Gebrauch: Aron Dotan [Ed.], Biblia Hebraica Leningradensia, 2001. Aus der Beschreibung: "The BHL includes features that suit it for research, classroom, and liturgical use ... In addition to being a scientific edition, it was originally commissioned in Israel to follow the necessary adaptations that qualify it for Jewish liturgical use, such as divisions into weekly portions and their subdivisions for synagogue reading." BHL entlastet vielleicht die zu vielschichtigen Erwartungen an BHQ.

123) Vgl. Preliminary and interim report on the Hebrew Old Testament Text Project, United Bible Societies, Stuttgart (ca. 1970 ff.) bzw. Dominique Barthélemy, Critique textuelle de l'Ancien Testament. Rapport final du Comité pour l'Analyse Textuelle de l'Ancien Testament Hébreu institué par l'Alliance Biblique Universelle, OBO 50/1-3, Fribourg 1982-1992.

124) Ronald S. Hendel, The Text of Genesis 1-11. Textual Studies and Critical Edition, 1998; siehe dazu die Rez. von Martin Rösel in ThLZ 124, 1998, 710-712.

125) Viele Varianten der Septuaginta setzen den gleichen Konsonantentext, aber eine andere Vokalisation voraus; z. B. Jer 7,3 MT und LXX.

126) Publikation der Vorträge in der Reihe "Septuagint and Cognate Studies". Hompage der IOSCS: http://ccat.sas.upenn.edu/ioscs/. Mitteilungsblatt ist das "Bulletin of the IOSCS", zuletzt Jg. 33, 2000, ersch. 2001.

127) Albert Pietersma, The Psalms. A New English Translation of the Septuagint and Other Greek Translations Traditionally Included under That Title, Oxford 2000. Informationen und Richtlinien auf der Homepage: http://ccat.sas.upenn.edu/nets/. Zum Kommentar: http://ccat.sas. upenn.edu/ioscs/commentary/prospectus.html.

128) Harl, Marguerite [Ed.], La Bible d'Alexandrie. Traduction et annotation des livres de la Septante, Paris 1986 ff.

129) In Verbindung mit ihr sind zu nennen: Gilles Dorival und Olivier Munnich, vgl. Harl/Dorival/Munnich, Septantes (Anm. 73).

130) Für Beschreibung des Projekts und Richtlinien sowie Herausgeber und Übersetzer siehe die Homepage: http://www.uni-koblenz.de/ ~sept/index2.html.

131) "Hebräischer Text" ist in diesem Zusammenhang als Masoretischer (und masoretisch vokalisierter) Text definiert, da der Konsonantentext verschiedene Auffassungen zulässt.

132) Siehe die Abb. bei Tov, THB, 313 und Kreuzer, Textkritik (Anm. 2), 29.