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Ausgabe:

Dezember/2001

Spalte:

1327 f

Kategorie:

Religionspädagogik, Katechetik

Autor/Hrsg.:

Stajkowski, Siegfried R.

Titel/Untertitel:

Religiöse Erziehung zwischen Angst und Hoffnung. Ein religionspädagogisches Handlungsmodell.

Verlag:

Münster: LIT 2000. VI, 270 S. gr.8 = Religion und Biographie, 4. Kart. DM. 49,80. ISBN 3-8258-4593-1.

Rezensent:

Franz-Heinrich Beyer

Das anzuzeigende Buch - eine pädagogische Dissertation in Münster (Westf.) von 1999 - möchte ein religionspädagogisches Handlungsmodell entwickeln, das von einer "hoffnungsorientierten Religionspädagogik" bestimmt wird. Im Vorwort führt der Vf. aus, was alles von einer solchen hoffnungsorientierten Religionspädagogik zu erwarten wäre - und das ist aus seiner Sicht sehr viel.

Die Gegenposition zu einer hoffnungsorientierten Religionspädagogik ist die Angst. Stajkowski beobachtet, "daß gerade den konkreten Inhalten religiöser Unterweisung angstauslösende Wirkung zukommen kann" (6). Das geschieht, indem solche Inhalte auf die affektiven bzw. die kognitiven Voraussetzungen treffen, die sich bei einem Kind in der präödipalen Phase herausgebildet haben. St. möchte daher im Teil A der Arbeit nach der "Bedeutung der religiösen Unterweisung für die Entstehung von religiös begründeten Ängsten" fragen.

In einem ersten Punkt werden psychoanalytische Theorien zur Entstehung und Entwicklung von Religiosität im Individuum behandelt. Hinweise zur Herausbildung des Gewissens in der ödipalen Phase folgen. In einem zweiten Punkt betrachtet St. "Religiosität als Ergebnis kognitiver Entwicklungsprozesse". Entscheidend wichtig ist für St. die Berücksichtigung sozialisationsbedingter Faktoren - und in deren Diskussion ist wohl auch der Beitrag zur Gesamtüberschrift A zu sehen.

In Teil B der Arbeit soll die Beziehung von Angst und Religion unter Berücksichtigung von Theorien sowohl zur "Erklärung der Angst" als auch zur "Entstehung religiös begründeter Ängste" behandelt werden. St. konzentriert die Ausführungen hier auf das Motiv des strafenden Gottes, das er weniger von der psychischen Entwicklung des Kindes her als vor allem als sozialisatorisch vermittelt ansieht und es von daher als exogenen Angstfaktor wahrnimmt. Kann also als bisheriges Ergebnis durch St. festgehalten werden: "Bedrohliche religiöse Hinweise in der Erziehung und Unterweisung in der Phase des Strafanimismus der Kindheit und eine ängstliche Disposition des Kindes rufen religiös begründete Ängste hervor", so will er nun in Teil C ein religionspädagogisches Handlungsmodell entwickeln, das religiös begründete Ängste vermeidet und mit dem Begriff der Hoffnung arbeitet.

Hier ist der Vf. nun also bei dem eigentlichen Anliegen seiner Arbeit, nämlich eine hoffnungsorientierte Religionspädagogik zu begründen und darzustellen. Dabei bezieht er sich auf Protagonisten der Hoffnung, also auf E. Bloch und auf J. Moltmann - teils in kritischer Absetzung, teils in konstruktiver Aufnahme. Interessant ist das Bemühen, die Entstehung bzw. Verfassung von Hoffnung psychoanalytisch aufzuklären und Hoffnung also nicht als lediglich anthropologisch gegebene Größe zu sehen.

Aber was für ein Verständnis von Hoffnung ist für St. hier eigentlich leitend? So recht deutlich wird das nicht. Im Text erhält ein Diktum von S. Lenz fundierende Bedeutung: "Der Hoffende ist den Tatsachen voraus" (151). Es folgen psychoanalytische Exkurse, die den Vf. als in diesen Fragen außerordentlich kundig ausweisen. Allerdings stehen die resümierenden Formulierungen von St. für den Rez. in einer gewissen Spannung zu dem anspruchsvollen Inhalt der Exkurse, so wenn es u. a. heißt: "Der drängende Charakter der Hoffnung ist in seiner libidinösen Basis begründet und findet in der christlichen Aussage ,Gott ist die Liebe' seinen Ausdruck" (165); "Die Genese der Hoffnung [ist] abhängig ... von frühen Sozialisationserfahrungen" (174); "Das Unbewußte ist ... auch der Hort noch nicht gelebten Lebens und der Ort vorwärtsdrängender Praxismöglichkeiten und damit die Basis der Hoffnung" (187).

Der "Ausblick" am Schluss des Buches stellt ein religionspädagogisches Handlungsmodell in Aussicht. Die Ausführungen dazu können kaum als Einlösung dieses Vorhabens gelesen werden. Worin wird denn das Spezifische dieses Modells sichtbar? In den "Religionspädagogischen Konsequenzen" hat der Rez. sie nicht zu erkennen vermocht.