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Ausgabe:

November/2001

Spalte:

1188

Kategorie:

Systematische Theologie: Dogmatik

Autor/Hrsg.:

Polkinghorne, John

Titel/Untertitel:

Science and Theology. An Introduction.

Verlag:

London: SPCK; Minneapolis: Fortress Press 1998. VI, 144 S. 8. Kart. £ 10.99. ISBN 0-281-05176-3 u. 0-8006-3153-6.

Rezensent:

Matthias Wolfes

John Polkinghorne ist seit Jahrzehnten einer der wichtigsten Teilnehmer an der Diskussion um das Verhältnis von Religion und Naturwissenschaft. Ursprünglich Professor für Mathematische Physik, ist er Fellow am Queens' College, Cambridge, und zugleich Reverend der Kirche von England sowie Mitglied in deren Generalsynode. Er gehört zahlreichen politischen und kirchlichen beratenden Gremien an, so etwa dem Science, Medicine, and Technology Committee des Board of Social Responsibility der Anglikanischen Kirche (vgl. auch die Studie von Astrid Dinter: Vom Glauben eines Physikers. John Polkinghornes Beitrag zum Dialog zwischen Theologie und Naturwissenschaften, Mainz 1999).

In seinem Buch gibt P. eine mehr prinzipielle Auseinandersetzung der Thematik. Es handelt sich um eine Einführung, die auf jeder Seite von der profunden Sachkenntnis des Autors profitiert. Der Leser wird, nach einer historischen Herleitung der aktuellen Problemlage, in alle zentralen Aspekte der komplexen Materie eingeführt. Dabei gelingt es P., auch unanschauliche naturwissenschaftliche Sachverhalte in ihrer Relevanz für eine religiöse Weltdeutung sichtbar werden zu lassen. Zahlreiche Themen von elementarer theologischer Bedeutung, etwa der Schöpfungsgedanke, die Frage der Handlungskompetenz des Menschen oder die Beziehung zwischen menschlicher und göttlicher Identität, erscheinen vor dem Hintergrund eines von naturwissenschaftlichen Kategorien bestimmten Denkhorizontes in einem Licht, das von der Theologie nicht ausgeblendet werden darf. Andernfalls würde sie auf den Anspruch verzichten, die Orientierungskraft des Glaubens auch in einer szientistisch dominierten Umwelt deutlich zu machen.

Ob es ihr aber tatsächlich gelingen kann, diesen hohen Anspruch einzulösen, hängt nicht zuletzt davon ab, inwiefern sie mit der spezifischen Struktur naturwissenschaftlicher Erklärungs- und Deutungsmodelle vertraut ist. P.s Buch ist geeignet, diesen Zusammenhang offenzulegen. Ungeachtet der in früheren Publikationen erheblich geringer ausgeprägten Neigung des Autors, den dogmatischen Überlieferungsbestand des abendländischen Christentums in sein Konzept einer wissenschaftsadäquaten Theologie zu übernehmen, darf doch die Grundaussage des Buches hoffnungsvoll stimmen, dass nämlich ein selbstbewusster, das heisst ein sich seiner selbst bewusster Glaube keinen Grund hat, den Herausforderungen der gegenwärtigen Wissenschaft nicht offen und konstruktiv gegenüberzutreten.