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Ausgabe:

November/2001

Spalte:

1176

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Autor/Hrsg.:

Mühlen, Karl-Heinz zur

Titel/Untertitel:

Reformation und Gegenreformation. Bde. I u. II.

Verlag:

Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1999. 160 S. u. 143 S. 8 = Kleine Reihe Vandenhoeck & Ruprecht, 4014 u. 4023. Kart. Bd. I: DM 21,80. ISBN 3-525-34014-1. Bd. 2: DM 21,80. ISBN 3-525-34023-0.

Rezensent:

Bernd Moeller

Innerhalb dieser gut eingeführten Reihe kleiner Lehrbücher der Kirchengeschichte bietet der Bonner Kirchenhistoriker eine Darstellung der Reformationsgeschichte, die bis zum Dreißigjährigen Krieg reicht, mit eigenwilligen Akzenten. Er konzentriert sich ganz überwiegend auf die deutsche Geschichte, innerhalb ihrer auf das Luthertum und dort vor allem auf die Theologie. Durch seine wichtigen Arbeiten über Luther sowie über die Religionsgespräche im Reich ist der Vf. in diesem Feld aufs Beste ausgewiesen, und so liest man diese Abschnitte mit Gewinn - schon die über die Spätscholastik und die Theologen der Vorreformation, sodann über Luthers frühe theologische Entwicklung und sein Heranwachsen zum Reformator in den Konflikten bis 1521, über die Streitigkeiten mit Erasmus und Zwingli sowie den weiteren Abendmahlsstreit bis hin schließlich zu den Auseinandersetzungen unter Luthers Erben nach seinem Tod, denen noch beinahe ein Zehntel des Gesamttextes gewidmet ist. Überall wird der Lesetext mit z. T. ausführlichen Originalzitaten bereichert, wobei diese in den späteren Passagen vor allem den Einigungsdokumenten entnommen sind - die Confessio Augustana, die Wittenberger Konkordie, die Konkordienformel nehmen, wie zuvor schon Zwinglis 67 Schlussreden, die 12 Artikel der Bauern und die Schleitheimer Artikel der Täufer, breiten Raum ein. Gelegentlich werden Forschungsmeinungen erwähnt, am Schluss findet sich ein knappes Literaturverzeichnis.

So nützlich all dies ist, so erscheint es doch als etwas unbefriedigend, dass der Vf. den außerlutherischen und den außerdeutschen Gegebenheiten sehr viel weniger Aufmerksamkeit und viel weniger Raum zugeteilt hat (der Gegenreformation am Ende gerade nur ca. 15 Seiten) und - was aus der Sicht des Rez. besonders auffällt - die nichttheologischen geschichtlichen Sachverhalte eher vernachlässigt. Zwar findet sich zur Geschichte von Verfassung und Politik, zum Reich und den Städten das Nötigste; der Bereich des Sozialen jedoch wird kaum berührt, und auch die Manifestationen und Institutionen der Frömmigkeit spielen eine geringe Rolle. So wird das Geschehen eigentümlich spezialisiert, Probleme werden im Grunde nur in der Theologie gesehen und zur Geltung gebracht - eine für mein Verständnis etwas einseitige Betrachtungsweise.

Einige kleine Beanstandungen: Görlitz gehörte im 16. Jh. nicht zu Sachsen (I, 12); der frühe Luthergegner hieß Wimpina (53); Balthasar Hubmaier war, bevor er Täufer wurde, nicht "katholischer Theologie-Professor in Regensburg" (143).