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Ausgabe:

Oktober/2001

Spalte:

1050 f

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Förster, Hans

Titel/Untertitel:

Die Feier der Geburt Christi in der Alten Kirche. Beiträge zur Erforschung der Anfänge des Epiphanie- und des Weihnachtsfests.

Verlag:

Tübingen: Mohr Siebeck 2000. X, 218 S. gr.8 = Studien und Texte zu Antike und Christentum, 4. Kart. DM 98,-. ISBN 3-16-147291-8.

Rezensent:

Hans Georg Thümmel

In dieser Wiener Dissertation untersucht der Vf. erneut eine alte Streitfrage. In eingehenden, klaren, kritischen Untersuchungen werden die einschlägigen Texte einer Prüfung unterzogen, wobei der Vf. auch nicht vor dem Dschungel der liturgischen Quellen zurückschreckt. Die Einzelergebnisse klingen überzeugend, man kann gespannt sein, wie die Fachdiskussion weitergeht.

Das Gesamtergebnis lautet: Im Osten wird zunächst Epiphanias als Geburt Christi gefeiert, im Westen der 25. Dezember. Beide Feste entstehen in der 1. Hälfte des 4. Jh.s, wohl eher zur Mitte hin. Seit dem Ende des Jahrhunderts kommt es zu Übernahmen und Angleichungen, und das nicht ohne Turbulenzen, bis schließlich (außer in Armenien) Weihnachten am 25. Dez., die Taufe Christi am 6. Jan. gefeiert wird.

Dieses Ergebnis scheint vielleicht nicht so neu (vgl. ThLZ 122, 1997, 464 f.), doch war die Arbeit nötig (vgl. den LThK-Artikel von 1995 mit erneuten Frühdatierungen). Der Vf. behandelt ein Jahrhundert Forschung und führt deren Argumente gegeneinander. Ein Kapitel "Forschungsgeschichte" hätte zeigen können, dass es auch Konvergenzen gibt.

Der Vf. setzt sich dabei mit den drei gängigen Hypothesen zur Entstehung der Feier der Geburt Christi auseinander: der Berechnungshypothese, der apologetischen These (anti-arianische Motivation) und der religionsgeschichtlichen Ableitung. Die beiden ersten werden abgewiesen, und die Polemik gegen die Feier der Geburt der Sonne etwa in Weihnachtspredigten Augustins lässt an den Ersatz durch ein christliches Fest denken. Ich glaube nicht, dass das so einfach geht.

Schon dass gleichzeitig zwei Feste mit identischem Inhalt entstehen, wovon das eine eine heidnische Sonnenfeier ablöst, für das andere aber ein Dionysiosfest am 5./6. Januar angeführt wird, zu dem keine Beziehungen nachweisbar sind, macht stutzig.

Diese drei "Entstehungshypothesen" geben ja auch kaum Antwort auf die gleiche Frage und schließen sich nicht wirklich gegenseitig aus. So ist nicht einzusehen, wie die Berechnung der Geburt Christi Motivation für deren Feier sein könnte, wohl aber muss der Wunsch nach der Feier notwendig Berechnungen für den Termin nach sich ziehen. Und dann wäre auch denkbar, dass man den Termin auf ein heidnisches Fest legt, um dieses abzuschaffen.

Ich halte eine Motivation aus Glauben für wahrscheinlich. Diese kann dann aber nicht als "antiarianisch" bestimmt, sondern muss weiter gefasst werden. Das Thema des 4. Jhs. ist die Christologie. Nicht erst mit dem homousios von Nikaia war die Frage der Einung von Göttlichem und Menschlichem gestellt, und sie erhielt noch mehr Gewicht, wenn diese das eigentliche Heilsgeschehen war (Athanasios). Damit musste die Geburt Christi als Vollzug dieser Einung auch liturgische Relevanz erhalten.