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Ausgabe:

September/2001

Spalte:

978

Kategorie:

Religionspädagogik, Katechetik

Autor/Hrsg.:

Brinkmann-Schaeffer, Bettina

Titel/Untertitel:

Kino statt Kirche? Zur Erforschung der sinngewährenden und religionsbildenden Kraft populärer zeitgenössischer Filme.

Verlag:

Rheinbach: CMZ-Verlag 2000. 253 S. 8 = Hermeneutica, 8. Kart. DM 38,-. ISBN 3-87062-036-6.

Rezensent:

Christian Grethlein

Die im Fach Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft der Universität Bochum angenommene Dissertation geht von einem weiten funktionalen Religionsbegriff aus: "Wo der moderne Mensch etwas mit auf den Weg bekommt - sei es eine Geschichte, die ihn dazu anregt, sich selbst zu reflektieren, sei es eine untergründige ins Bewusstsein transferierende Wertvorstellung oder Daseinshaltung, sei es ein Gespür dafür, dass das Leben nicht in menschlichen Planungen und Verrechnungen aufzugehen scheint -, da ereignen sich offensichtlich Prozesse, die unter bestimmten Voraussetzungen mit dem Begriff ,Religion' bedacht werden müssen." (27) Diese Vermutung wird am Beispiel heutiger Kinofilme überprüft. Dazu nimmt die Vfn. an, dass die kommerziell-populären Filme "anteilig in der Lage sind, jenes Defizit zu beheben, das mit Einzug der individuellen Ablösung des Menschen von einem festgefügten Glaubenssystem das Bewusstsein großer Teile der Bevölkerung definiert" (31).

Methodisch geht die Vfn. nach religions- und medientheoretischen Vorklärungen folgendermaßen vor: Sie erzählt Filmgeschichten so, "daß nicht allein ihr Inhalt, sondern ihr Gehalt, nicht allein die offenkundigen Stories, sondern gerade auch die verborgen enthaltenen Sinntexte, nicht allein action, thrill und suspense, sondern auch Lebensfragen und -antworten, Daseins- und Selbstverständnishilfen erkennbar werden" (68.71 werden erprobte Fragen für entsprechende Filmgespräche genannt). Dies wird dann anhand von neun zeitgenössischen Filmen erprobt (Ghost - Nachricht von Sam; Flatliners; Das Schweigen der Lämmer; Und täglich grüßt das Murmeltier; Schlaflos in Seattle; König der Löwen; Forrest Gump; Eraser; Independence Day; im Anhang steuert der Ehemann der Vfn., ein Praktischer Theologe, ein weiteres Beispiel, Titanic, bei).

Dabei kann die Vfn. zeigen, dass sich für an der Religionsthematik Interessierte eine intensive Beschäftigung auch mit kommerziellen Filmen lohnt, die auf den ersten Blick ohne religiöse Bezüge scheinen. Spezifisch christlich-theologische Fragestellungen kommen allerdings in dieser Untersuchung nicht in den Blick.