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Ausgabe:

September/2001

Spalte:

953

Kategorie:

Dogmen- und Theologiegeschichte

Autor/Hrsg.:

Gruchy, John W. de [Ed.]

Titel/Untertitel:

The Cambridge Companion to Dietrich Bonhoeffer.

Verlag:

Cambridge: Cambridge University Press 1999. XXVI, 281 S. 8. Kart. £ 13,95. ISBN 0-521- 58781-6.

Rezensent:

Christiane Tietz-Steiding

Das zu besprechende Buch versammelt renommierte Bonhoeffer-Forscher, vornehmlich aus der englischsprachigen Welt. Es stellt eine differenzierte und kurzweilige Einführung in das Leben und die Theologie Dietrich Bonhoeffers dar: In 13 Beiträgen werden die wichtigsten Stationen seiner Biographie und die zentralen Themen seiner theologischen Arbeit vorgestellt, und zwar so, dass dem Leser deutlich wird, wieso Bonhoeffer für die angelsächsische kirchliche und theologische Welt so bedeutsam werden konnte. Die Beiträge gehen in der Regel nicht über den bisherigen Stand der Forschung hinaus, zeichnen aber ein umfassendes und vielschichtiges Portrait des deutschen Theologen.

Besonders erhellend für die Frage von Bonhoeffers Relevanz außerhalb Deutschlands sind die Beiträge über "Bonhoeffer's literary legacy" von W. W. Floyd, Jr. (71-92) und "The reception of Bonhoeffer's theology" von J. W. de Gruchy (93-109). Der erstgenannte Aufsatz gibt einen Überblick über Bonhoeffers Texte und hebt hervor, dass das laufende Projekt einer Übersetzung der kritischen Edition von Bonhoeffers Werken ins Englische, das auch dem englischsprachigen Leser alle schriftlichen Äußerungen Bonhoeffers zugänglich machen soll, der Tendenz entgegenzuwirken versucht, Bonhoeffers Lebensweg von seinen theologischen Überzeugungen zu trennen. De Gruchy nennt in seinem Beitrag überzeugende Gründe dafür, wieso Bonhoeffers Texte überaus unterschiedliche Interpretationen erfahren haben: Ihr fragmentarischer Charakter, ihre Situationsabhängigkeit und ihre Stück-für-Stück-Veröffentlichung haben eine selektive Rezeption und "creatively misuse" (95) begünstigt.

Von den Beiträgen des Bandes, die sich mit zentralen Themen der Theologie Dietrich Bonhoeffers beschäftigen, verdienen ebenfalls zwei explizit erwähnt zu werden: "Church, state and the 'Jewish question'" von Ruth Zerner (190-205) und "Christianity in a world come of age" von Peter Selby (226-245). Ruth Zerner stellt Bonhoeffers Verhältnis zu den Juden in einer selten zu lesenden Differenziertheit dar. Und Peter Selby zeigt, dass Bonhoeffers Bestimmung der Welt als einer "mündigen" nicht einfach im Sinne einer bestätigenden Beschreibung eines für alle neuzeitlichen Menschen geltenden Ist-Zustandes gelesen werden darf, sondern die stets neue Herausforderung beinhaltet, sich nicht entmündigen zu lassen.

Die Beiträge werden durch Zeittafel, Glossar und einen Index ergänzt. Insgesamt ist das Buch für "new readers and non-specialists" (III), auf Grund der hervorgehobenen Beiträge aber auch für Spezialisten ausdrücklich zu empfehlen.