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Ausgabe:

September/2001

Spalte:

873–890

Kategorie:

Aufsätze

Autor/Hrsg.:

Schröder, Bernd

Titel/Untertitel:

Praktische Theologie im Zeichen der Internationalisierung!?

Eine Skizze

Seit 1997, nunmehr also im fünften Jahr, erscheint die erste programmatisch von einem internationalen Herausgeberkreis verantwortete praktisch-theologische Zeitschrift, das "International Journal of Practical Theology" (IJPT)1; seit zehn Jahren bereits arbeitet die "International Academy of Practical Theology" (IAPT) in Gestalt internationaler Konferenzen.2 Diese zwei ,Jubiläen' sind Anlass genug, um den bisherigen Prozess der nationalen, kulturellen und häufig auch konfessionellen Grenzüberschreitung dieser theologischen Disziplin zu reflektieren. Als auf Dauer gestellte Foren zur Reflexion spiegeln sie den Stand und fördern sie zugleich den Fortgang der "Globalisierung ... der Praktischen Theologie".3

Mit dem Stichwort ,Internationalisierung' soll hier - in einem engen Sinne - die steigende Tendenz bezeichnet sein, mit der Vertreterinnen und Vertreter der Praktischen Theologie aus verschiedenen Staaten wechselseitig aufeinander Bezug nehmen oder in persönlichen Austausch miteinander treten. Die Verwendung des Begriffs Internationalisierung, der als solcher auf die Überwindung staatlicher Grenzen abhebt, ist im Zusam-menhang mit der Praktischen Theologie insofern sachgemäß, als gerade dieses Fach seine Gegenstände bisher innerhalb einzelner Länder bzw. geschichtlich gewachsener Sprach- und Kulturräume gesucht hat, die maßgeblich sind etwa für die rechtlichen Rahmenbedingungen, unter denen sich kirchliche Arbeit vollzieht. Im Zeichen der Globalisierung4 treten diese Unter-
schiede einerseits hervor, geraten andererseits in einen Harmonisierungssog, jedenfalls aber gewinnt der diese nationalen Spezifika thematisierende praktisch-theologische Diskurs über Grenzen hinweg an Bedeutung. Allerdings gilt es im Blick zu behalten, dass sich neben und verwoben mit der Internationalisierung im Wortsinn eine Ökumenisierung und Interkulturalisierung der Praktischen Theologie abzeichnet. Beides lässt sich nicht nur auf internationaler Ebene, sondern auch jeweils innerhalb des Fachdiskurses einzelner Länder beobachten. Angesichts der gegenwärtigen Lage dieser Disziplin ist die Rede von der Internationalisierung somit als Chiffre zu verstehen für die angemessenere, umfassendere, freilich auch umständlichere Wendung von der nationalen, kulturellen und konfessionellen Grenzüberschreitung.

Zur deutlichen Bestimmung des Wahrnehmungshorizontes dieser Skizze ist es unerlässlich, eine Eigentümlichkeit der Rede wie der Sache der Internationalisierung festzuhalten. Die Wahrnehmung dieses Prozesses bleibt notwendig an den individuellen, konfessionellen und ,nationalen' Standpunkt des Betrachtenden gebunden; eine weltumspannende gleichmäßige Beobachtung gleichsam aus der Satellitenperspektive, die grenzüberschreitende Austauschprozesse potentiell aller Nationen, die über eine praktisch-theologische Theorietradition verfügen, erfasst (also auch solche etwa zwischen Praktischen Theologen aus Südafrika und Südkorea), ist angesichts des gegenwärtigen Forschungsstandes schwerlich möglich. Insofern meint ,Internationalisierung' zunächst und vor allem die Öffnung der Fachdiskussion des jeweils eigenen Landes, hier also der deutschsprachigen Praktischen Theologie evangelischer Prägung für ausländische Einflüsse. Schon die Rezeption deutschsprachiger Praktischer Theologie im Ausland findet keine Berücksichtigung.5

Allerdings: Wird von ,Internationalisierung' der Praktischen Theologie in einem weiten Sinne gesprochen, also nicht erst dann, wenn Foren des grenzüberschreitenden Austausches gebildet werden, sondern schon bei jedweder, durchaus auch einseitiger Bezugnahme auf praktisch-theologisch reflektierte Praxis und Theorie eines anderen Landes als desjenigen der jeweiligen Autorin oder des jeweiligen Autors, so setzt eine Internationalisierung des Faches bzw. einzelner seiner Subdisziplinen schon sehr viel früher ein als mit der Wende von den 80er zu den 90er Jahren. Schon einige Hinweise (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) auf entsprechende Veröffentlichungen in den deutschsprachigen praktisch-theologischen Subdisziplinen vermögen dies zu zeigen.

1. Etappen der Internationalisierung in den praktisch-theologischen Subdisziplinen - Beispiele

Will man dem Reigen der Beispiele für eine Internationalisierung des Faches deren chronologischer Reihenfolge gemäß eröffnen, so ist wohl mit einer der jüngsten praktisch-theologischen Disziplinen zu beginnen: mit der seinerzeit sog. Kirchenkunde bzw. der Religionssoziologie. Im ersten Jahrzehnt des 20. Jh.s wurde eine solche Erschließung der religiös-kirchlichen Gegenwartslage zunächst - maßgeblich waren Paul Drews und Martin Schian6 - für das Gebiet der deutschen evangelischen Kirchen gefordert, alsbald auch für das Ausland. In der von Karl Eger, Martin Schian und Carl Clemen herausgegebenen Zeitschrift "Studien zur praktischen Theologie" erscheint seit 1912 erstmals eine programmatisch begründete Reihe "Kirchenkunde des evangelischen Auslandes";7 im Vorwort zu deren ersten Teil schreibt Clemen: "Derartige Untersuchungen sind natürlich schon früher gelegentlich angestellt worden, aber vielfach nicht mit der Ausführlichkeit und Sorgfalt, wie sie notwendig gewesen wären"; durch die nunmehr geplanten Auslandsstudien soll "unsre Kenntnis der ganzen evangelischen Kirche beträchtlich erweitert und das kirchliche Leben in unsrer eignen hoffentlich kräftig gefördert werden".8 Auch in der von Otto Baumgarten edierten "Monatsschrift für kirchliche Praxis" besteht eine Rubrik "zur christlichen" bzw. "kirchlichen Volkskunde", innerhalb derer bis zum Vorabend des Ersten Weltkrieges immer wieder kurze auslandskundliche Beiträge veröffentlicht wurden;9 deutlich seltener sind sie in anderen pastoral- bzw. praktisch-theologischen Zeitschriften.10 Durch den Ersten Weltkrieg kommen diese auslandskirchenkundlichen Forschungen zum Erliegen. Sieht man von dem Ekklesia-Projekt Friedrich Siegmund-Schultzes aus den 30er Jahren einmal ab, das
allerdings ökumenisch, nicht praktisch-theologisch motiviert war,11 nehmen erst die Religionssoziologie12 und in gewisser Weise die Konfessionskunde13 dieses Erbe wieder auf.

In der Religionspädagogik weitet sich der Blick ebenfalls seit Anfang des 20. Jh.s über die Landesgrenzen. Auch hier finden sich zunächst Reiseberichte und systematisierende, an der Praxis der kirchlichen Erziehung interessierte Länderberichte14, alsbald jedoch schon problemorientierte Erkundungen15 und sogar auf länderübergreifende Kooperation zielende Programmschriften.16 Wiederum sorgt hier der Erste Weltkrieg für einen Einbruch. Eine nächste Phase der Verdichtung auslandskundlichen Interesses bilden erst die späten 60er und der Anfang der 70er Jahre; neben der Fortschreibung der traditionellen Gattungen17 steht hier mit Bernhard Groms "Tendenzen der französischsprachigen Religionspädagogik" eine erste theorieorientierte Länderstudie18 und die - bis in die Gegenwart fortgesetzte - Dokumentation grenzüberschreitender Tagungs-19 und Kommissionsarbeit.20 Trotz Wolf-Eckart Failings instruktiver methodologischer Überlegungen, die auf die systematische
Erarbeitung einer "vergleichenden Religionspädagogik" zielen,21 dominieren insgesamt weiterhin praxisbezogene Länder- oder Konfessionsberichte.22 Allerdings wurde die Forderung nach vergleichender Arbeit immer wieder aufgenommen, zunächst für die Gemeindepädagogik,23 Ende der 90er Jahre verstärkt für die Religionspädagogik insgesamt.24 Nachdruck gewinnt die Entwicklung hin zur Internationalisierung speziell dieses Faches zudem durch die Herausforderung, innerhalb der einzelnen Länder Formen religiöser Bildung zu entwickeln, die der zunehmend interkulturellen und interreligiösen Einwohnerschaft gerecht werden. Dieser Problemdruck bedingt primär die Entwicklung einer interreligiösen Didaktik für den Religionsunterricht, der es um angemessene Thematisierung anderer Religionen und die Verständigung zwischen deren Angehörigen geht.25 Darüber hinaus führt er zu einer Neureflexion "Evangelische[r] Religionspädagogik in interreligiöser Perspektive"26 sowie zu Studien, die die religiöse Erziehung und deren Theorie in anderen Ländern und Religionen thematisieren und sich dabei dem Leitbild einer vergleichenden Religionspädagogik annähern.27 Die sachliche Verwobenheit dieser Reflexionsrich-
tungen wird anschaulich an der Studie Karlo Meyers zu "Zeug
nisse[n] fremder Religionen im Unterricht", die von ihrer didaktischen Ausgangsfrage zu vergleichender Arbeit vorstößt.28

Im Bereich der Religionspädagogik liegt mit "Panorama. International Journal of Comparative Religious Education and Values" bereits seit 1989 eine Halbjahreszeitschrift vor, die es sich zum Ziel setzt "to encourage comparative studies, exchange and dialogue among scholars"29, daneben enthält das "Jahrbuch der Religionspädagogik" gelegentlich Beiträge ausländischer Autoren und Lageberichte. Zudem gibt es ein Netz von europäischen bzw. internationalen Zusammenschlüssen teils praxis-, teils theorieorientierter Art, etwa die "Intereuropean Commission on Church and school" (ICCS; gegr. 1985) oder das "International Seminar on Religious Education and Values" (ISREV; gegr. 1978).30

Im Bereich der Predigtlehre fand schon früh wenn nicht die homiletische Theorie, so doch die Predigtpraxis im Ausland Beachtung: Bereits 1904 geht insbesondere Martin Schian ausführlich der "außerdeutschen evangelischen Predigt des 19. Jahrhunderts" nach; in einschlägigen Zeitschriften finden sich vereinzelt immer wieder auslandskundliche Beobachtungen.31 Gleichwohl nehmen diese Seitenblicke noch kaum Einfluss auf die Diskussion oder den konsensfähigen Wissensvorrat des Faches; ein hier beispielhaft ausgewähltes neueres Lehrbuch der Homiletik etwa beschränkt sich - allerdings explizit begründet- "auf die evangelische Predigt im deutschen Sprachraum" als Gegenstand ihres Nachdenkens.32 In der Liturgiewissenschaft werden seit jeher unterschiedliche Liturgietraditionen (und ggf. entsprechende fremdsprachige Untersuchungen) einbezogen;33 allerdings bezieht evangelischerseits erstmals das repräsentative "Handbuch der Liturgik" nicht nur bei der Themen-, sondern auch bei der Autorenwahl das Ausland und nicht-evangelische Konfessionen planmäßig ein.34 Sowohl im Bereich der Homiletik als auch in demjenigen der Liturgik vermochte vor allem
die Semiotik in der Gestalt, die sich wesentlich dem Italiener
Umberto Eco verdankt, seit den 80er Jahren internationale Impulse zu geben;35 als einzelnes einschlägiges Forschungsprojekt ist auf dasjenige des Lutherischen Weltbundes zum Thema "Gottesdienst und Kultur im Dialog" hinzuweisen.36

Die dem Gottesdienst und dessen Erforschung gewidmeten Zeitschriften sind in der Regel auf den deutschen Kontext konzentriert. Allein das "Jahrbuch für Liturgik und Hymnologie" (s. o. Anm. 33) versteht sich als internationales Forum für entsprechende Forschungen, seine "ständigen Mitarbeiter" bzw. "Berater" kommen - schon seit 1955 - aus allen Teilen Europas und den USA. An internationalen Gremien scheinen mir besonders die "Internationale Arbeitsgemeinschaft für Hymnologie" (gegr. 1959) und die "Societas Homiletica" (gegr. 1989) erwähnenswert.

In der Poimenik finden sich auslandskundliche Schriften vereinzelt schon in den 50er Jahren, in dichterer Folge erscheinen entsprechende Aufsätze, gelegentlich auch Monographien seit Ende der 70er Jahre.37 Vor allem verdankt sich der bedeutsamste Neuaufbruch in Praxis und Theorie der Seelsorge im letzten Drittel des 20. Jh.s der Rezeption der psychotherapeutisch orientierten Seelsorgebewegung, wie sie sich in den USA (Carl Rogers, Howard J. Clinebell) und den Niederlanden (Heije Faber/Ebel van der Schott und Wybe Zijlstra) formierte38 - gleichwohl wird dieser grenzüberschreitende Rezeptionsprozess als solcher in einschlägigen Forschungsberichten kaum als bemerkenswert ausgewiesen.39

In der Kybernetik setzt sich insbesondere die Diskussion um den Gemeindeaufbau seit den 60er Jahren immer wieder -
nicht nur, aber auch - mit Anstößen und Modellen etwa aus der Ökumene, aus internationalen evangelikalen Kreisen und der US-amerikanischen Church Growth Bewegung auseinander.40 Schon die Entstehung des Begriffs ,Gemeindeaufbau' im Kontext missionarischer Arbeit verweist auf internationale Zusammenhänge.41

Ähnlich wie die Homiletik verfolgt auch die deutschsprachige Diakoniewissenschaft seit längerem Entwicklungen in der diakonischen Praxis des Auslands.42 1989 wurde im Bemühen um eine "Theologie der Diakonie" im Rahmen der Arbeit des Lutherischen Weltbundes eine "europäische Regionalstudie" zur Lage von Diakonie und Diakonik in Nordeuropa, Ungarn, in DDR und BRD vorgelegt;43 für die zukünftige Studienarbeit empfahl sie neben weiteren grenzüberschreitenden regionalen Erkundungen Projekte im Zeichen des "interreligiösen Dialog[s]" und - mit Blick auf die römisch-katholische Kirche - "ein komparatives Studienprojekt".44 Eine solche grenzüberschreitende diakoniewissenschaftliche Studie wurde jedoch zu-nächst im Gespräch mit dem rabbinischen Judentum erarbeitet.45

Die Zeitschrift "Diakonie" wird schon seit 1979 vom Diakonischen Werk der EKD zusammen mit dem "Internationalen Verband für Innere Mission und Diakonie", seit 1984 mit dem "Europäischen Verband für Diakonie" herausgegeben.

Schließlich: Für die Prolegomena der Praktischen Theologie vermag allein die Aufnahme der Konzeption Seward Hiltners in Deutschland als Beispiel eines frühen Ansatzes zur Internationalisierung dienen;46 ansonsten können sich Lehrbücher der Praktischen Theologie (folgerichtig) mit der Darstellung und Rezeption der deutschen Theorietradition begnügen.47 Dieser Mangel verweist auf den Umstand, dass das Fach Praktische

Theologie lange ein Spezifikum deutschsprachiger protestantischer Theologie war. Andernorts wurde Praktische Theologie - und wird das weithin noch immer - universitär in Gestalt einzelner Subdisziplinen vertreten oder ganz der nach-universitären Ausbildungsphase in kirchlichen Ausbildungsstätten zugeordnet.48

Gerade angesichts dieser Spuren internationaler Bezugnahmen bis in die 80er Jahre tritt nun die - eingangs angesprochene- neue Qualität der grenzüberschreitenden Orientierung Praktischer Theologie seit den 90er Jahren zu Tage, die sich meines Erachtens an vier Momenten festmachen lässt: Sie liegt im Gefälle der sog. Globalisierung, die sich gleichzeitig in verschiedenen außertheologischen Lebensbereichen, vor allem in Wirtschaft und Kultur bemerkbar macht und eine Öffnung der Praktischen Theologie von Seiten der Lebenswelt, die sie reflektiert, dringlich werden lässt. Sie verdichtet sich in Formen der Institutionalisierung. Sie wendet sich von der einseitigen Rezeption ausländischer Theorien und Erkundung der dortigen kirchlichen Praxis, also von einem auslandskundlichen Ansatz dem wechselseitigen Austausch zwischen Praktischen Theologinnen und Theologen als Verfahrensweise und Ziel zu. An die Stelle punktueller Auswertung auswärtiger Praktischer Theologie tritt zunehmend die systematische, auch die Methode und Reichweite des Austausches selbst betreffende Reflexion, damit einhergehend das Gespräch über Konstitutionsprobleme des Faches Praktische Theologie als solchem.

Dem letztgenannten Aspekt, der Selbstreflexion Praktischer Theologie auf ihren Auftrag und ihre Arbeitsweisen im Zuge der Internationalisierung, soll im Folgenden besonderes Augenmerk zufallen - und zwar indem zunächst die literarischen Gattungen einschlägiger Veröffentlichungen in Betracht gezogen werden (2). Anschließend wird versucht, den Stand der expliziten methodologischen Reflexion in international orientierten Publikationen vor Augen zu stellen (3) und Perspektiven für die weitere grenzüberschreitende Arbeit der Praktischen Theologie zu entwickeln (4).

Bei der Darstellung konzentriere ich mich auf akademische praktisch-theologische Publikationen, in erster Linie protestantischer Herkunft. Weitgehend unberücksichtigt bleibt das Moment des internationalen Austausches zwischen Kirchen, etwa im Rahmen des Ökumenischen Rates der Kirchen oder des Reformierten Weltbundes,49 oder auch die grenzüberschreitende fachbezogene Gremienarbeit.50

2. Zur Formensprache der Internationalisierung Praktischer Theologie

Die internationale Ausrichtung der Praktischen Theologie drückt sich nicht nur in der Rezeption auswärtiger Literatur und Theorieimpulse innerhalb herkömmlich thematischer Veröffentlichungen aus, sondern auch in Publikationsformen, die für die Bereitstellung einschlägiger Informationen und die Verwirklichung eines grenzüberschreitenden Dialogs erforderlich und geeignet sind.51 An die Stelle bisheriger auslandskundlicher Veröffentlichungen, also vornehmlich des auf die kirchliche Praxis bezogenen Länderberichtes und des Reiseberichtes treten etwa folgende Gattungen:

Typisch ist (erstens) die Gattung der Dokumentation international besetzter Tagungen.52 In ihr artikuliert sich das Interesse am bisher nur selten geübten direkten Austausch, zudem kommt in der Themenwahl die kontextübergreifende Ähnlichkeit von Problemwahrnehmungen zum Ausdruck. Allerdings tritt in den Beiträgen deutlich der unterschiedliche Stil, auch die unterschiedliche Dichte praktisch-theologischer Diskurse in den einzelnen Ländern zu Tage. Soweit ich sehe, sind die bisher publizierten Bände dieser Art zudem alle dadurch gekennzeichnet, dass ihre Beiträge zwar auf ein gemeinsames, in der Regel recht weites (Tagungs-) Thema, nur selten aber aufeinander Bezug nehmen. Damit einher geht der Umstand, dass nahezu durchgängig alle Verfasser und Verfasserinnen aus dem Theoriefundus ihres jeweiligen Herkunftslandes argumentieren, keineswegs in ihren Beiträgen selbst schon den Dialog und die Bereicherung durch Impulse aus dem Dialogpartnerland suchen. Insofern schließlich zumeist auf die Dokumentation von Diskussionsbeiträgen oder des Tagungsverlaufs verzichtet wird, bleibt das Moment des Austausches - jedenfalls für diejenigen, die nicht persönlich an der jeweiligen Tagung beteiligt waren - weitgehend unsichtbar.

Indem das IJPT den "International Report" als eine seiner grundlegenden Rubriken führt, wurde (zweitens) die Gattung des (theoriebezogenen) Länderberichtes zu einem wichtigen formalen Indikator der Internationalisierung. Zwar gab und gibt es solche Länderberichte auch außerhalb dieser Zeitschrift,53 doch gewinnen sie nunmehr dadurch an Bedeutung für den praktisch-theologischen Diskurs, dass sie nicht länger primär die Praxis kirchlichen Handelns thematisieren, sondern den Akzent auf die Theoriebildung legen:54 Die Länderberichte
des IJPT sollen dem Editorial zufolge "über den Diskussions-
stand der Praktischen Theologie in verschiedenen Ländern und Regionen informieren".55 Ins Auge fällt, dass sie bisher ausnahmslos von Bürgern und Bürgerinnen des jeweiligen Landes geschrieben wurden56 - ihr internationales Moment liegt damit nicht in der grenzüberschreitenden Arbeit eines Autors oder einer Autorin, sondern in einer nicht näher spezifizierten Ausrichtung an einem internationalen Kreis von Lesern und Leserinnen, die sich etwa in allgemein verständlicher Diktion, in der Reduktion der Literaturbezugnahmen auf grundlegende Titel und in einführenden Hinweisen etwa zur allgemeinen Theologiegeschichte des betreffenden Landes ausdrückt.57 So dominiert aufs Ganze gesehen das Interesse an Verständlichkeit für eine auswärtige, mit Details nicht vertraute Leserschaft, (noch) nicht die Übersetzung von Erträgen der Theoriebildung eines Landes auf Problemkonstellationen eines anderen Landes hin; es handelt sich um elementarisierte Skizzen nach Art traditioneller Bilanzen und Gesamtdarstellungen.58

Mit den Tagungsdokumentationen und den theorieorientierten Länderberichten sind nun bereits diejenigen literarischen Formen benannt, die nach Quantität und Qualität ein gewisses Voranschreiten der Praktischen Theologie in Richtung Internationalisierung anzeigen. Ein Blick auf weitere Gattungen vermag demgegenüber eher zu verdeutlichen, inwiefern jener Prozess noch in den Anfängen steckt und der Intensivierung bedarf.

Dies wird zunächst (drittens) an der Gattung der Übersetzungen anschaulich. Übertragungen fremdsprachiger Werke ins Deutsche haben auch in der Praktischen Theologie schon eine längere Tradition; ihre Zahl nimmt in der letzten Zeit kaum in signifikanter Weise zu.59 Eine Öffnung im Sinne der Interna-
tionalisierung ist eher schon darin zu erkennen, dass sich auch
in der Praktischen Theologie die Gepflogenheit verbreitet, Zusammenfassungen von Zeitschriftenartikeln ins Englische bzw. Deutsche zu übersetzen. Als Beispiel kann wiederum das International Journal of Practical Theology, daneben aber auch etwa die Pastoraltheologie dienen, die diese Erschließungshilfe seit Mitte 1997 anbietet.

Die relative Dominanz des Englischen ermöglicht zwar z. T. den Verzicht auf Übersetzungen, führt aber auch dazu, dass Publikationen, die in nicht so geläufigen Sprachen verfasst wurden, kaum eine Chance auf Rezeption haben. Dies gilt innerhalb Europas, erst recht aber kulturübergreifend (etwa für Schriften aus dem islamisch-arabischen Raum oder aus Südkorea).

Bescheiden steht es um zwei weitere Formen, die Rezension oder den Literaturbericht durch den Autor oder die Autorin eines anderen Landes60 und die gemeinsame Publikation eines Aufsatzes oder einer Monographie durch ein internationales Autorenteam.61 Nahezu gänzlich fehlen darüber hinaus - mit Ausnahmen vor allem im Bereich der Religionspädagogik - problem- oder themenbezogene Rekurse auf ausländische Theoriebildung62 ebenso wie vergleichende Studien63.

Schließlich und endlich sind Gesamtdarstellungen des Faches oder seiner Subdisziplinen daraufhin zu befragen, ob und inwieweit sie internationale Theorieimpulse berücksichtigen. Nimmt man die deutschsprachigen Publikationen dieser Art als Beispiel, so zeigt sich, dass bei der Rezeption humanwissenschaftlicher Ansätze wie selbstverständlich auch nicht-deutsche Veröffentlichungen berücksichtigt werden (in der Religionspädagogik etwa die Sozialökologie Urie Bronfenbrenners), ebenso auch Werke solcher ausländischer Fachvertreter und Fachvertreterinnen, die in der Geschichte des Faches unübesehbare Impulse gesetzt haben.64 Eine systematische Zurkenntnisnahme der Debattenlage in anderen Ländern stellt nach wie vor eine Ausnahme dar.65 Insofern die Beschränkung auf die deutsche Theoriebildung in der Regel nicht eigens als Einschränkung explizit wird,66 ergibt sich die weitreichende Konsequenz, dass die Leser und Leserinnen den Eindruck gewinnen müssen, Poimenik, Homiletik oder auch Praktische Theologie als solche seien spezifisch ,deutsche' Wissenschaftstraditionen und darin konkurrenzlos.

Die gattungsbezogene Durchsicht lässt eine gewisse Verdichtung des grenzüberschreitenden Interesses gegenwärtiger Praktischer Theologie erkennen. Allerdings kommt es aufs Ganze gesehen eher punktuell, (noch) nicht als durchgängige Dimension praktisch-theologischen Arbeitens zur Geltung. Neben systematischer und kontinuierlicher Berücksichtigung auswärtiger Theorie- und Diskussionszusammenhänge fehlt es insbesondere an direkten wechselseitigen, auch kontroversen Bezugnahmen und an expliziter Reflexion über die Ziele und Grenzen, kurz: über die Reichweite des internationalen Austausches. Dieses Problem tritt noch deutlicher hervor, wenn man sich die entsprechenden Überlegungen aus dem Herausgeberkreis des IJPT und in den Tagungsbänden der International Academy vor Augen führt.

3. Zur methodologischen Reflexion auf die Internationalisierung Praktischer Theologie

Die wenigsten der oben angeführten Beispiele auslandskundlicher praktisch-theologischer Beiträge bieten Überlegungen zur Reichweite und Methodik ihres grenzüberschreitenden Arbeitens. Sofern sie es doch andeutungsweise tun, wird erkennbar, dass sie ausländische Verhältnisse zunächst nur beschreiben wollen und sich davon Erweiterung des eigenen Wissens und Horizontes67 sowie (gelegentlich) Anstöße zur Optimierung der kirchlichen Arbeit im eigenen Land68 versprechen.

Eine Durchsicht der bisher erschienenen Ausgaben des "International Journal of Practical Theology" lässt erkennen, dass sie noch keine Beiträge enthalten, die ihr Erscheinen in einer Zeitschrift mit explizit internationalem Publikum als Problem der Präsentation oder der Hermeneutik eigens reflektieren. Die internationale Ausrichtung und deren potentieller Ertrag für die Weiterentwicklung des Faches wird lediglich im "Editorial" ausgewiesen - und zwar in einer Weise, die eine Internationalisierung der praktisch-theologischen Debatte als methodisch weithin problemlos annehmen lässt.

Den Herausgebern der Zeitschrift liegt demnach weniger an einer methodologischen Bestimmung von Möglichkeiten und Grenzen des internationalen Austausches, als vielmehr an dessen grundlegenden wissenschaftstheoretischen Vorzeichen. So machen sie als Begründung und Grundlage der Internationalisierung ihres Faches einen Prozess "weitreichende[r] Neubestimmungen" der Praktischen Theologie aus, "der sich in den
USA und in Kanada, in Lateinamerika und Europa, in Südafrika und Ostasien vollzogen hat" - und zwar, so wird man den Tenor der folgenden Überlegungen auffassen dürfen, interna-
tional in gleicher Richtung. Zum einen habe sich die Praktische Theologie konzeptionell vom Selbstverständnis als "bloß technische Disziplin" bzw. Anwendungswissenschaft gelöst; zum anderen habe sie allerorten in methodischer Hinsicht eine "empirisch-hermeneutische Wende" vollzogen:69 Der gelebten Religion als Gegenstand zugewandt, im Gespräch mit den Sozialwissenschaften empirisch-hermeneutische Methoden anwendend, verstehe sie sich nunmehr als ,Kulturhermeneutik'70. Das Verbundensein durch diese gemeinsamen Grundpfeiler des Selbstverständnisses gilt als zureichende Basis für die Kommunikation innerhalb nicht nur der praktisch-theologischen, sondern einer weitgefasst interdisziplinären, interreligiösen und internationalen 'scientific community'71.

Kurz: Der Herausgeberkreis des International Journal markiert keine spezifischen Verständigungsprobleme, die sich durch die Internationalisierung der praktisch-theologischen Debatte erst ergeben könnten. Das grenzüberschreitend Verbindende einer im Rahmen des kulturhermeneutischen Paradigmas arbeitenden Praktischen Theologie wird so hoch geschätzt, dass sich eine Vorab-Reflexion auf die Spielregeln, die Reichweite und die Grenzen nicht nur internationaler, sondern auch interdisziplinärer und interreligiöser Kommunikation erübrigt.72

Nicht zuletzt dies wird wohl einer der Gründe dafür sein, dass sich trotz vieler qualitativ hochwertiger und perspektivreicher Beiträge bisher noch an keiner Stelle ein themenbezogener in-ternationaler Dialog ergeben hat.

Die Tagungsbände der "International Academy of Practical Theology", die bisher zugänglich wurden, lassen demgegenüber mehr Skepsis im Blick auf das Projekt einer Internationalisierung des praktisch-theologischen Diskurses erkennen. Schon das Symposium, das zu ihrer Gründung führte, geht von "Hindernisse[n] der Verständigung und Schwierigkeiten des gemeinsamen Denkens" aus, die eben dadurch bedingt seien, "daß das theologische Denken geprägt ist von der Kultur und von der geschichtlichen Entwicklung der verschiedenen Kirchen, Konfessionen, Gesellschaften und Regionen" - und dies, obwohl das Symposium je einen Beitrag deutscher und amerikanischer Herkunft einander zuordnete (und eine solche wechselseitige Bezugnahme auch auf den Folgekonferenzen der Akademie angestrebt wurde).73 Anders als das IJPT hebt die Akademie
konsequenterweise nicht auf ein einheitliches Verständnis von
Praktischer Theologie als Grundlage des Diskurses ab;74 sie will vielmehr gerade die Vielfalt und Unterschiedlichkeit von Zugängen zur Praktischen Theologie (und ihre Gebundenheit an unterschiedliche Kontexte) bewusst machen.75

Angesichts dessen soll die Verständigung dadurch erleichtert werden, dass die Vortragenden sich exklusiv aus dem Kreis der Mitglieder rekrutieren und so persönliche Bekanntschaft die Differenz der Herkunftstraditionen überbrücken helfen kann. Darüber hinaus entwickelt jedoch auch die Akademie - durchaus in Entsprechung zu ihrer Zielsetzung und Pionierrolle - kein methodisch reflektiertes Programm zur Optimierung des internationalen Austausches innerhalb der Praktischen Theologie, auch wenn sie es als ihr Ziel betrachtet "to establish dialogical relationships between the different approaches through comparative studies and applications".76

Sei es, weil ein wissenschaftstheoretisches Paradigma als weltweit verbindend vorausgesetzt wird oder sei es, weil die kleinschrittig tastende persönliche Begegnung als Programm hervorgehoben wird: Chancen und Grenzen einer grenzüberschreitenden Öffnung der Praktischen Theologie und ihrer Teilfächer sind bisher noch kaum Gegenstand veröffentlichter Reflexion geworden. Dies gilt auch für die beiden gegenwärtigen Pionierinstitutionen dieser Entwicklung.

Dementsprechend wurden bisher noch kaum hermeneutische Reflexionen anderer theologischer Disziplinen fruchtbar gemacht, die mit dem ,Verstehen des Fremden' und ,Regeln des Dialogs' Topoi behandeln, die auch für Internationalisierungsprozesse der Praktischen Theologie relevant sind.77

4. Zukunftsperspektiven

Die Internationalisierung der Praktischen Theologie kursiert nicht nur als Stichwort, sondern findet in der Diskurslandschaft des Faches bereits beachtlichen Niederschlag. Als Indizien können international besetzte Tagungen und Arbeitsgemeinschaften gelten, eine entsprechend orientierte Zeitschrift, die je nach Fachgebiet unterschiedlich dichte Rezeption auswärtiger Literatur und schließlich ein wachsendes, konsensuales Bewusstsein dafür, dass die Praktische Theologie sich der Globalisierung in vielen Lebensbereichen als Gegenstand ihrer Reflexion und als sie selbst involvierende Entwicklung nicht verschließen kann.

Allerdings haben die publizierten ausländischen Theoreme und Praxisberichte noch kaum erkennbare Innovationen, Kursänderungen oder Akzentsetzungen bewirken können - ein Umstand, der sicher verschiedene Gründe hat und auf reflexionsbe-
dürftige Bedingungen einer nachhaltigen Internationalisierung
des Faches verweist. Vier davon will ich knapp ansprechen - sie
gelten den Voraussetzungen, den Ungleichzeitigkeiten, dem Radius und den Funktionen des grenzüberschreitenden Öffnungsprozesses.

Die geringe Breitenwirkung und Prägekraft der Internationalisierung gibt erstens Anlass, die Voraussetzungen einer wechselseitigen Rezeption von Ergebnissen zu erörtern. Ein lebhafter Fachdiskurs über Grenzen hinweg setzt wohl intensivere und extensivere auslandskundliche Kenntnisse über den Dialogpartner voraus als die bisherige internationale Öffnung des Faches bereitstellt. Ohne gleichsam mitlaufende Zurkenntnisnahme der Theoriebildung eines Bezugslandes (die entsprechende Zeitschriften- und Buchbestände der Hochschulen voraussetzt) und ohne persönliche Erfahrungen mit den dortigen Praxisverhältnissen, bleibt die Rezeption im Stadium einer Blütenlese, die keine Prüfung der eigenen Erkenntnisse im Licht der auswärtigen Theorie möglich oder gar erforderlich macht. Die praktisch-theologische Ausbildung an Hochschulen und die Qualifikationswege der Praktischen Theologen und Theologinnen bieten noch kaum Anregungen zu einer solchermaßen ,dichten' Internationalisierung.78

Zudem fehlt es noch an der themen- und problembezogenen Auswertung auswärtiger Theoriebildung, an der systematischen Entwicklung eines methodischen und hermeneutischen Repertoires zur Erschließung auswärtiger Theorie- und Praxiskonstellationen, auch an Rechenschaft über Motive und Geschichte der internationalen Öffnung des Faches. Schließlich werden auch die wissenschaftstheoretischen Implikationen einer Internationalisierung Praktischer Theologie noch kaum bedacht: Sie führt das Fach in mancher Hinsicht (wieder) in die Nähe der Konfessionskunde, der Ökumenik und der Missionswissenschaft,79 die im 19. Jh. unter dem Titel der "Kirchenkunde" und der "Halieutik" bisweilen als Teilgebiet der Praktischen Theologie geführt wurden. Vor allem die US-amerikanische Fachkonstellation rückt Praktische Theologie und Ethik zueinander.80

Als Herausforderung - faktisch wohl auch als Hemmnis für die deutschsprachige Praktische Theologie, Beiträge internationaler Herkunft zu rezipieren - stellen sich zweitens die Ungleichzeitigkeiten dar, die zwischen den Praktischen Theologien verschiedener Länder bestehen. Sie betreffen die jeweiligen Praxiskonstellationen, die Intensität praktisch-theologischer Theoriebildung und das Verständnis von Einheit, Aufgabe und enzyklopädischem Ort der Disziplin. Insofern scheint mir ein einigendes Paradigma Praktischer Theologie nicht voraussetzbar sein zu können, sondern notwendig Gegenstand der Verständigung sein zu müssen - zumal selbst der Status des Faches als universitär gleichrangige Subdisziplin der Theologie oder aber als Praxistheorie kirchlich verantworteter Ausbildung nicht einvernehmlich geklärt ist.

Diese Ungleichzeitigkeiten treten um so deutlicher hervor, je weiter drittens der Radius der Internationalisierung abgesteckt
wird. Bleibt der Diskurs - wie es bisher weitgehend der Fall ist-
auf Fachvertreterinnen und Fachvertreter aus den USA, den Niederlanden und Deutschland und damit auf die Verkehrssprache Englisch beschränkt, sind die Anschluss- und Verständigungsprobleme überschaubarer als wenn sich der Kreis auf andere Sprach- und Kulturräume weitet. Der Preis dafür ist indes ,die Verkleinerung der Welt' auf europäisch-nordamerikanisches Format, zudem die Vernachlässigung historisch gewachsener Wechselbeziehungen, im Falle der deutschsprachigen Praktischen Theologie etwa der Kontakte mit Schweden und Finnland, mit dem Baltikum, aber auch etwa mit solchen Ländern in Afrika und Asien, die durch Partnerschaften und Missionswerke verbunden sind. Die Anstöße für das Theoriepotential der Praktischen Theologie dürften im Falle der letztgenannten Kontinente in Richtungen liegen, die dem derzeitigen Gefälle der Theoriebildung in Deutschland nicht entsprechen oder gar zuwiderlaufen - insofern stellt die vielseitige Öffnung der Praktischen Theologie die Nagelprobe darauf dar, ob sie bereit ist, im Internationalisierungsprozess auch sich selbst und ihre leitenden Annahmen zur Disposition zu stellen.

Viertens ist eine Spannung anzusprechen, die im Prozess der Internationalisierung als gerade dem Fach Praktische Theologie inhärent erkennbar wird. Selbst dort, wo sie sich nicht länger als Pastoraltheologie und Anwendungswissenschaft, sondern in einem weiteren Sinne als Kulturhermeneutik versteht, bleibt sie auf eine Praxis, eine empirisch wahrzunehmende, als solche notwendig regionale Praxis bezogen.81 Diese schon vielfach konstatierte Spannung zwischen Regionalität und Internationalisierung wird man weder dahin auflösen dürfen, die Praktische Theologie als "nicht globalisierungsbedürftig und nicht globalisierungsfähig" zu betrachten, noch dahin, sie in eine durchwegs international kommunikable und verständigungspflichtige Meta-Wissenschaft zu transformieren.82 Sie wirft vielmehr nachdrücklich die Frage nach der potentiellen Funktion der Internationalisierung für die Entwicklung der Praktischen Theologie auf, genauer die Frage danach, was die Internationalisierung der Praktischen Theologie für deren traditionell national und regional bezogene Theoriebestände austragen kann.

Einen Versuch zu deren Bestimmung möchte ich abschließend zur Diskussion stellen. Entstanden ist dieses Funktionsprofil aus Überlegungen zum Leistungspotential einer Vergleichenden Religionspädagogik (die ihrerseits geerdet wurden durch die Erarbeitung eines religionspädagogischen Länderberichtes).83 Demnach sind es vor allem vier Funktionen, die vergleichende Studien, aber eben auch internationale Austauschprozesse im Allgemeinen erfüllen können:

Erstens eine ideographische: Die direkte Begegnung oder auch die unpersönliche Beschäftigung mit Praktischen Theologien anderer Länder, anderer konfessioneller, religiöser oder kultu-
reller Tradition lässt die Spezifika der eigenen Theoriebestände
und Praxisverhältnisse erkennen. Gerade die selbstverständlichen Momente des eigenen Wissensvorrates werden so als reflexions- und fragwürdig bewusst und neuer Bearbeitung zugänglich.

Zweitens eine generalisierende: Gleichsam als Kehrseite dieser Profilierung des je Eigenen tritt das grenzüberschreitend Gemeinsame hervor. Dies ist insofern fruchtbar, als erst dadurch Anknüpfungspunkte für eine Verständigung über einzelne Fragestellungen und Problemkonstellationen wahrgenommen werden, ebenso Möglichkeiten der Kooperation und Übertragbarkeit der eigenen Reflexionsergebnisse.

Drittens eine elenchthische: Eine international-dialogische Perspektive kann die Wahrnehmung von Schwächen der kirchlich-christlichen Praxis und Unklarheiten der Theorie des eigenen Landes schärfen, grundsätzlicher noch kann sie die Relativität und den kontextuellen Bezug der je eigenen Sichtweise manifestieren. Dies ist gerade für Praktische Theologen und Theologinnen von großer Wichtigkeit, denen es an "Distanzierungsmöglichkeiten" zu ihrem Gegenstand mangelt, weil dieser "in hohem Maße mit dem beruflichen Tätigkeitsfeld, aber auch mit dem unmittelbaren Erlebnisraum des Wissenschaftlers verknüpft" ist.84

Viertens eine Dialog initiierende und damit längerfristig eine konziliante bzw. humanistische Funktion: Grenzüberschreitende Praktische Theologie vermag Verständigung zu ermöglichen, wechselseitige Verzeichnungen zu minimieren, im weitestgehenden Falle auch den ökumenischen Prozess voranzutreiben.85 Derartiges wird um so wichtiger, je fremder sich die in Dialog tretenden Parteien sind, etwa im Falle interreligiöser und interkultureller Begegnungen, und je stärker in einer kleiner werdenden Welt auch die Kirchen als Mediatoren und gesellschaftliche Versöhnungspotentiale gefragt sind.

Die bisherigen Ansätze zur Internationalisierung in diesen vier Richtungen zu profilieren, kann deren Potential für praktisch-theologische Theoriebildung deutlicher werden lassen als dies bisher gelang; das wiederum dürfte der konstruktiven Nutzung der Globalisierung für eine nach wie vor regional geerdete Praktische Theologie zu Gute kommen.

Fussnoten:

1) International Journal of Practical Theology, edited by Don S. Browning/Rebecca Chop/Duncan Forrester/Wilhelm Gräb/Christian Grethlein/ Ronald L. Grimes/Maureen Junker-Kenny/Norbert Mette/Richard R. Osmer/ Hendrik J. C. Pieterse/Robert Schreiter/Friedrich Schweitzer/ Joon Kwan Un/ Johannes A. van der Ven, Berlin-New York 1 (1997) ff.

2) Gegründet wurde die Akademie 1991 in Princeton/USA; ihrer Gründung voraus ging eine internationale Tagung in Blaubeuren unter dem Titel "Practical Theology and Contemporary Culture" (17.-20.6. 1990; dokumentiert in: Praktische Theologie und Kultur der Gegenwart. Ein internationaler Dialog, hrsg. von Karl Ernst Nipkow/Dietrich Rössler und Friedrich Schweitzer, Gütersloh 1991; zu den Anfängen der Akademie vgl. Don Browning, The Idea of the International Academy of Practical Theology, in: PThI 15 [1995], 3-11). Die erste Arbeitstagung, die ebenfalls in Princeton/USA stattfand, widmete sich dem Thema "The Struggle over the Future of the Church. The Contribution of Practical Theology as a Discipline" (18.-22.8.1993; dokumentiert in: PThI 15 [1995], 1-184), die zweite griff die Spannung von "Normativity and Context in Practical Theology" auf (Bern, 7.-11.6.1995; dokumentiert in PThI 16 [1996], 171-338). Eine dritte Tagung fand 1997 in Seoul/Südkorea statt. Beiträge dieser Tagung erschienen zusammen mit einer ins Englische übersetzten Auswahl aus den genannten Bänden in Friedrich Schweitzer/Johannes A. van der Ven [Eds.], Practical Theology - International Perspectives, Frankfurt u. a. 1999.

3) Zitat aus Eberhard Hauschildt: Die Globalisierung und Regionalisierung der Praktischen Theologie. Beschreibung und Plädoyer, in: Praktische Theologie 29 (1994), 175-193; vgl. zudem etwa Christian Grethlein/Michael Meyer-Blanck [Hrsg.], Geschichte der Praktischen Theologie. Dargestellt anhand ihrer Klassiker, Leipzig 1999, 56.

4) Ohne auf dieses Phänomen näher eingehen zu wollen, sei doch auf Einführungen verwiesen, die globalisierende Entwicklungen in Wirtschaft, Politik und Kultur als interdependent darstellen, etwa Malcolm Waters: Globalization, London-New York 1995, 21996, Barrie Axford: The Global System: Economics, Politics and Culture, Cambridge 1995, Ulrich Beck: Was ist Globalisierung? Frankfurt 1997, Thomas L. Friedman: Globalisierung verstehen, Berlin 1999.

5) Hinweise darauf finden sich bei Henning Schröer, Art. Praktische Theologie, in: TRE XXVII (1997), 190-220, v. a. 209 f. sowie, bezogen auf einzelne Fachvertreter, bei Grethlein/Meyer-Blanck 1999 (s. o. Anm. 3), etwa 198 f.567 f.593.

6) Vgl. etwa Paul Drews: ,Religiöse Volkskunde' eine Aufgabe der praktischen Theologie, in: MKP 1 (1901), 1-8 sowie Martin Schian: Art. Kirchenkunde, einschließlich der religiösen Volkskunde, in: RE XXIII (31913), 756-763; instruktiv dazu Ernst Wolf: Art. Kirchenkunde, in: RGG III (31959), 1453 f.

7) Carl Stuckert: Kirchenkunde der reformierten Schweiz (Kirchenkunde des evangelischen Auslandes I), SPTh (G) 4 (1910), Heft 2 (180 S.); Marcus Giessing: Norwegische Kirchenkunde (Kirchenkunde des evangelischen Auslandes II), SPTh (G) 4 (1910), Heft 3 (50 S.); Otto Dibelius: Das kirchliche Leben Schottlands (Kirchenkunde des evangelischen Auslandes III), SPTh (G) 5 (1911), Heft 2 (233 S.); Eduard Rodhe: Schwedische Kirchenkunde (Kirchenkunde des evangelischen Auslandes IV), SPTh (G) 6 (1912), Heft 2 (82 S.). Über die Verhältnisse in "England und Amerika, von denen wir doch am meisten werden lernen können" - so der Hauptherausgeber Carl Clemen in seinem "Vorwort" zum ersten Teil dieser Kirchenkunde (ohne Seitenzählung) - waren zuvor außer der Reihe schon Beiträge von Hans Haupt (Die Eigenart der amerikanischen Predigt, in: SPTh (G) 1 [1907], Heft 3 [46 S.]; Staat und Kirche in den Vereinigten Staaten von Nordamerika, in: SPTh (G) 3 [1909], Heft 3 [76 S.]) sowie von Carl Clemen (Der Religions- und Moralunterricht in den Vereinigten Staaten von Nordamerika, in: SPTh (G) 3 [1909], Heft 2 [76 S.]) erschienen.

8) Zitate aus dem "Vorwort des Herausgebers" (Carl Clemen) in SPTh (G) 4 (1910), Heft 2, ohne Seitenzählung.

9) Der erste und umfangreichste stammt aus der Feder Carl Clemens und trägt den Titel "Vorbildliche Seiten am kirchlichen Leben Englands" (in: MKP 7 [1907], 238-249.294-300.333-344), den letzten Beitrag dieser Art schrieb H. Grünewald: Der englische Geistliche und seine Gemeindearbeit (in: MKP 12 [1912], 338-349).

10) Auch das Niveau ist dort durchaus unterschiedlich - auf der einen Seite veröffentlicht etwa Karl Beyerhaus einen Reisebericht (Evangelische Forschungsreise nach dem südlichen Italien, in: Halte was du hast. Zeitschrift für Pastoraltheologie XX [1897], 539-548), auf der anderen Seite Otto Baumgarten grundsätzliche Überlegungen zur Funktion der Beschäftigung mit auswärtiger Theologie (Die Bedeutung des englischen Einflusses für die deutsche praktische Theologie, in: Zeitschrift für die praktische Theologie XV [1893], 241-249).

11) Unter seiner Herausgeberschaft erschienen zwischen 1934 und 1938 zehn Teilbände der Reihe "Ekklesia. Eine Sammlung von Selbstdarstellungen der christlichen Kirche (Gotha), gegliedert in die fünf Bände "I. Die Britischen Länder", "II. Die Skandinavischen Länder", "III. Die mitteleuropäischen Länder", "IV. Deutschsprachige Länder", "V. Die osteuropäischen Länder". Dazu erläuternd Friedrich Siegmund-Schultze: Ekklesia. Eine Sammlung von Selbstdarstellungen der christlichen Kirche. Eine Kirchenkunde der Gegenwart hrsg. von dems., in: Die Eiche 21 (1933), Heft 3, 237-241; ders.: Rundschau des Herausgebers, in: Ökumenisches Jahrbuch 1934/35, 11-38, hier 22-24.

12) Als Beispiele seien hier nur Michael N. Ebertz/Franz Schultheis [Hrsg.]: Volksfrömmigkeit in Europa. Beiträge zur Soziologie populärer Religiosität aus 14 Ländern, München 1986, sowie der Band von Robert Wuthnow: Der Wandel der religiösen Landschaft in den USA seit dem zweiten Weltkrieg, Würzburg 1996 (amerik. Orig.: The Restructuring of American Religion, Princeton 1988), genannt.

13) Deren Öffnung zu einer neben der Lehre auch die Frömmigkeit und kirchliche Praxis von Konfessionen und Kirchen berücksichtigenden "vergleichenden Confessionskunde" geht auf Ferdinand Kattenbusch zurück (Lehrbuch der vergleichenden Confessionskunde, Freiburg 1892). In seinen Spuren hat zuletzt Erwin Fahlbusch eine "Phänomenologie christlicher Glaubens- und Handlungssysteme" als Aufgabe der Konfessionskunde postuliert (Kirchenkunde der Gegenwart, Stuttgart u. a. 1979, 15f.). Vgl. Erich Geldbach: Einleitung, in: Reinhard Frieling/ders./ Reinhard Thöle: Konfessionskunde. Orientierung im Zeichen der Ökumene, Stuttgart u. a. 1999, 13-32.

14) Zum Beispiel Clemen 1909 (s. o. Anm. 7).

15) Religionsunterricht? Achtzig Gutachten. Ergebnis einer von der Vereinigung für Schulreform in Bremen veranstalteten allgemeinen deutschen Umfrage, hrsg. von Fritz Gansberg, Leipzig 1906.

16) So Otto Eberhard: Welterziehungsbewegung. Kräfte und Gegenkräfte in der Völkerpädagogik, Berlin o. J. (1931), 236 ff.

17) Systematisiert und analysiert werden sie bei Wolf-Eckart Failing, Ansätze einer vergleichenden Religionspädagogik. Eine Problemanzeige, in: EvErz 27 (1975), 386-398, hier 386-392.

18) Bernhard Grom: Botschaft oder Erfahrung? Tendenzen der französischsprachigen Religionspädagogik, Zürich u. a. 1969.

19) Als frühes Beispiel sei Kurt Frör: Internationales Seminar über Fragen der Konfirmation, in: PTh 50 (1961), 494-503, genannt, aus jüngerer Zeit Jörg Ohlemacher [Hrsg.]: Religion und Bildung in Europa, [Internationales Symposium Loccum 1990], Göttingen 1991 und Trees Andree/ Cok Bakker/Peter Schreiner [Eds.]: Crossing Boundaries. Contributions to Interreligious and Intercultural Education [International Research Symposion Utrecht 1996], Münster 1997.

20) So etwa: Christliche Erziehung in einer säkularisierten Welt (Schlussbericht der Erziehungskommission des Lutherischen Weltbundes 1965/69), hrsg. von Herbert Schultze, Berlin-Hamburg 1970 und in neuerer Zeit vor allem Arbeitsergebnisse der ICCS (= Intereuropean Commission on Church and School), dokumentiert zuletzt in Peter Schreiner/ Hans Spinder [Hrsg.]: Identitätsbildung im pluralen Europa. Perspektiven für Schule und Religionsunterricht, Münster u. a. 1997 (weitere Hinweise dort S. 1 Anm. 1). Aus dem Bereich der Gemeindepädagogik ist besonders auf ein vom Lutherischen Weltbund initiiertes Projekt zu "Konfirmation und Konfirmandenunterricht" hinzuweisen, dessen Arbeitsergebnisse in den von Kurt Frör herausgegebenen Sammelbänden "Confirmatio. Forschungen zur Geschichte und Praxis der Konfirmation" (München 1959) und "Zur Geschichte und Ordnung der Konfirmation in den Lutherischen Kirchen" (München 1962) dokumentiert wurden. Vgl. auch Frör 1961 (s. o. Anm. 19).

21) Failing 1975 (s. o. Anm. 17), 392 ff.

22) Über die bei Failing 1975 genannten Studien hinaus seien etwa genannt René Voeltzel: Lage und Aussichten der protestantischen Katechese in Frankreich, in: PTh 53 (1964), 85-92, Rune Larsson: Religionsunterricht in der schwedischen Grundschule, in: ThPr 8 (1973), 31-46 sowie die siebenbändige Reihe "Christliche Erziehung in Europa", hrsg. i. A. des Comenius-Instituts und des Deutschen Katecheten-Vereins von Herbert Schultze und Hermann Kirchhoff, Stuttgart-München 1975-1977 sowie Rissen 1988/1990. In jüngerer Zeit u. a. Klaus Wegenast: Religion in Schweizer Schulen, in: Informationes Theologiae Europae. Internationales ökumenisches Jahrbuch für Theologie, hrsg. von Ulrich Nembach, Frankfurt 1 (1992), 301-314, Wolfram Reiss: Erneuerung in der Koptisch-Orthodoxen Kirche. Die Geschichte der koptisch-orthodoxen Sonntagsschulbewegung und die Aufnahme ihrer Reformansätze in den Erneuerungsbewegungen der Koptisch-Orthodoxen Kirche der Gegenwart, Münster 1998, Bojidar Andonov: Der Religionsunterricht in Bulgarien. Geschichte, Gegenwart und Zukunft religiöser Bildung in der orthodoxen Kirche Bulgariens, Essen 2000 und Peter Schreiner [Ed.]: Religious Education in Europe. A collection of basic information about RE in European countries, Münster 2000.

23) Gottfried Adam: Gemeindepädagogik. Erwägungen zu einem Defizit Praktischer Theologie, in: WPKG 67 (1978), 332-344, hier 341; vgl. auch die Ausblicke auf Schweden und die USA in der Habilitationsschrift desselben Autors (Der Unterricht der Kirche, Göttingen 1980, 132-174).

24) Friedrich Schweitzer: Vor neuen Herausforderungen. Bilanz und Perspektiven von Religionspädagogik als Theorie, in: JRP 12 (1995), 143-160, hier 159 und ders.: Art. Erziehung VII/2, in: RGG II (41999), 1526-1531, hier 1530 sowie Karl Ernst Nipkow: Bildung in einer pluralen Welt, 2 Bde., Gütersloh-München 1998, hier Bd. 2, 158. Speziell im Horizont der europäischen Einigung weist Jörg Ohlemacher: Religiöse Bildung in Europa und europäische Bildungspolitik (in: BThZ 17, 2000, 238-261) auf praktische wie theoretische Herausforderungen hin.

25) Aus der Fülle der einschlägigen Literatur sei hier verwiesen auf Stephan Leimgruber: Interreligiöses Lernen, München 1995. Dialog der Religionen im Unterricht, hrsg. von Manfred Kwiran, Peter Schreiner und Herbert Schultze, Münster 1996. Folkert Rickers/Eckart Gottwald [Hrsg.]: Vom religiösen zum interreligiösen Lernen, Neukirchen 1998. Christoph Th. Scheilke: Interreligiöser Religionsunterricht. Eine Zwischenbilanz, in: PThI 19 (1999), 51-62.

26) So der Titel eines 1998 in Göttingen erschienenen Buches von Johannes Lähnemann sowie Nipkow 1998 (s. o. Anm. 24).

27) Fritz Köster: Religiöse Erziehung in den Weltreligionen. Hinduismus, Buddhismus, Islam, Darmstadt 1986. Manfred Kwiran: Religionsunterricht in den USA - ein Vergleich. Edukative und methodische Perspektiven amerikanischer Religionspädagogik - ein pragmatischer Ansatz, Frankfurt u. a. 1987. Bernd Schröder: Jüdische Erziehung im modernen Israel. Eine Studie zur Grundlegung vergleichender Religionspädagogik, Leipzig 2000 (dort 14 f. Kritik an den Vorgängerstudien).

28) Erschienen Neukirchen 1999 (Untertitel: ,Weltreligionen' im deutschen und evangelischen Religionsunterricht).

29) So die jedem Heft beigegebene Selbstvorstellung der von Manfred Kwiran in Kooperation mit über 350 "corresponding editors" herausgegebenen Zeitschrift.

30) Zu diesen und weiteren internationalen Zusammenschlüssen im Bereich der Religionspädagogik vgl.: Who's who in RE in Europe/Who's who im RU in Europa, hrsg. von Peter Schreiner/Hans Fijn van Draat, Münster 1998 sowie Peter Schreiner, Religionspädagogische Bewegungen international. Aufgaben ihrer Vernetzung, in: Johannes Lähnemann [Hrsg.], Interreligiöse Erziehung 2000, Rissen 1998, 284-293.

31) Martin Schian: Art. Predigt, Geschichte der christlichen, in: RE XV (31904), 623-747, hier 728-743; siehe zudem etwa die drei Beiträge von Hans Werner Dannowski: Predigt in Amerika. Reisenotizen; Who is Who in American Preaching; Who is Who in American Religious Television, in: werkstatt predigt. Eine homiletische Korrespondenz 7 (1979), Nr. 33, 72 S. Besonders erwähnenswert sind aus jüngster zeit die einschlägigen Arbeiten Martin Nicols, etwa sein Artikel "Homiletik", in: ThLZ 123 (1998), 1049-1066.

32) Diese Konzentration begründet Hans Martin Müller im Vorwort zu seiner "Homiletik. Eine evangelische Predigtlehre" (Berlin-New York 1996) bemerkenswerterweise mit den immer noch großen Unterschieden zwischen den Konfessionen im Blick auf "Auffassung und Stellung der Wortverkündigung im Gottesdienst" (VI), die eine sachgemäße Darstellung verschiedener Traditionen auf dem gegebenen engen Raum verunmöglichen. In seinem Artikel "Homiletik" (in: TRE XV [1986], 526-565) geht Müller sehr wohl auf "außerdeutsche" Entwicklungen ein (547 und 551 f.).

33) Das belegen die hymnologischen und liturgisch-liturgiewissenschaftlichen Länderberichte, die im "Jahrbuch für Liturgik und Hymnologie" seit dessen Gründung 1955 immer wieder erscheinen, aber auch die bibliographischen Angaben bei Rainer Volp: Liturgik. Die Kunst, Gott zu feiern, Gütersloh 1992, hier vor allem Bd. 1: Einführung und Geschichte.

34) Sogar im Titel verzichtet das "Handbuch der Liturgik: Liturgiewissenschaft in Theologie und Praxis der Kirche" (hrsg. von Hans-Christoph Schmidt-Lauber und Karl-Heinrich Bieritz, Leipzig-Göttingen [1995] 2. korr. Aufl. 1995) auf einen konfessionellen Bezug.

35) Siehe dazu die Kontroverse zwischen Gerhard Marcel Martin (Predigt als "offenes Kunstwerk"? Zum Dialog zwischen Homiletik und Rezeptionsästhetik, in: EvTh 44 [1984], 46-58) und Henning Schröer (Umberto Eco als Predigthelfer? Fragen an Gerhard Marcel Martin, in: ebd., 58-63) sowie die bilanzierende Rückschau von Michael Meyer-Blanck, Der Ertrag semiotischer Theorien für die Praktische Theologie, in: BThZ 14 (1997), 190-219; vgl. auch die älteren Arbeiten von Anton Grabner-Haider, Semiotik und Theologie, München 1973 und: Zeichen. Semiotik in Theologie und Gottesdienst, hrsg. von Rainer Volp, München-Mainz 1982.

36) Vgl. Anita Stauffer [Hrsg.]: Gottesdienst und Kultur im Dialog, Genf 1994; dies. [Hrsg.]: Christlicher Gottesdienst: Einheit in kultureller Vielfalt, Genf 1996; dies. [Ed.]: Baptism, Rites of Passage, and Culture, Genf 1999.

37) Die "Bibliographie zur evangelischen Seelsorgelehre und Pastoralpsychologie", die Martin Jochheim zusammengestellt und herausgegegeben hat (Bochum 1997), nennt Arbeiten etwa von Burkard Krug: Die Rechtfertigungslehre in der finnischen Erweckungsbewegung im 19. Jh. und ihre Bedeutung für Seelsorge und Verkündigung, Düsseldorf 1957. Exemplarisch sei aus späterer Zeit hingewiesen auf Amos Gimbi: Krankenhausseelsorge in Tansania, in: WzM 30 (1978), 31-37 und Emmanuel Y. Lartey: Afrikanische Perspektiven von Seelsorge, in: WzM 44 (1992), 343- 351; weitere Angaben bei Jochheim 1997, 45 f., auch 63 ff.146 f. 167. Als Monographien sind etwa anzuführen: Walter Buchmann: Seelsorge und Psychologie bei Louis Beirnaert. Ein Beitrag zur französischen Pastoralpsychologie, Diss. (masch.) Marburg 1983; Uwe Hein: Indische christliche Seelsorge, Erlangen 1991 (dazu auch Nicol 2000 [s. u. Anm. 60], 101 f.); Stefan Fritsch: Die chassidische Seelsorge. Pastoralpsychologische Aspekte und Impulse für die therapeutische Arbeit, Frankfurt u. a. 1997.

38) Von maßgeblicher Bedeutung für den Transfer der entsprechenden Impulse waren hier Dietrich Stollberg, Therapeutische Seelsorge. Die amerikanische Seelsorgebewegung. Darstellung und Kritik. Mit einer Dokumentation, München 1969 sowie Hans-Christoph Piper, Kommunizieren lernen in Seelsorge und Predigt. Ein pastoraltheologisches Modell, Göttingen 1981 (bes. 29 ff.). Vgl. dazu Seelsorge, hrsg. von Friedrich Wintzer, München (1978) 3., durchges. Aufl. 1988, hier etwa XLIVff. und Klaus Winkler, Seelsorge, Berlin-New York 1997, 46-65. Erste Berichte von der Klinischen Seelsorgeausbildung in USA und den Niederlanden wurden bereits ab 1957 veröffentlicht (dazu Angaben bei Jochheim 1997, 63 ff.146 f.177).

39) Vgl. etwa Manfred Seitz: Begründung, Problem und Praxis der Seelsorge, in: ThR 54 (1989), 335 ff., Klaus Winkler: Bericht von der Seelsorge, in: ThR 62 (1997), 301-334, Eberhard Hauschildt: Art. Seelsorgelehre, in: TRE XXXI (2000), 54-74.

40) Vgl. etwa die Studie "Die Kirche für andere und die Kirche für die Welt im Ringen um Strukturen missionarischer Gemeinden", Genf 1967, die kirchenreformerischen Ansätze Ernst Langes (dazu etwa Christian Möller: Lehre vom Gemeindeaufbau, Bd. 1, Göttingen [1987] 31991, 234-248) sowie Dietrich Werner: Missio Dei in unserem Land - ökumenische Gemeindeerneuerung, in: PTh 81 (1992), 292 ff., oder auch Ulrich Duchrow: Was können wir von den Basisgemeinden in Brasilien lernen? in: PTh 75 (1986), 229-248. Zur Bedeutung des Internationalen Kongresses für Weltevangelisation in Lausanne 1974 und der Gemeindewachstumsbewegung vgl. Michael Herbst: Missionarischer Gemeindeaufbau in der Volkskirche, Stuttgart 1987, 253 ff. und Holger Böckel: Gemeindeaufbau im Kontext charismatischer Erneuerung, Leipzig 1999.

41) Dazu Möller (1987) 31991 (s. o. Anm. 40), 159 ff. und Ernst Jaeschke: Gemeindeaufbau in Afrika. Die Bedeutung Bruno Gutmanns für das afrikanische Christentum, Stuttgart 1981.

42) Vgl. etwa den "ökumenischen Überblick" bei Hans Christoph von Hase (Art.: Diakonie IV. Arbeitsfelder heutiger Diakonie, in: TRE VIII [1981], 660-679, hier 663-669).

43) Paul Philippi/Theodor Strohm [Hrsg.]: Theologie der Diakonie. Ein europäischer Forschungsaustausch, Heidelberg 1989. Vgl. auch "Diakonie im europäischen Einigungsprozeß. Ein internationaler und ökumenischer Forschungsaustausch", hrsg. von Theodor Strohm, Heidelberg 1997.

44) Philippi/Strohm 1987 (s. o. Anm. 43), Zitate 9 und 243. In ihrem Artikel ",Theologie der Diakonie' als Aufgabe ökumenischer Studienarbeit" (233-246) skizzieren Theodor Strohm und Gerhard K. Schäfer den Stellenwert der Diakonie in der Arbeit von Lutherischem Weltbund und Ökumenischem Rat der Kirchen.

45) Klaus Müller: Diakonie im Dialog mit dem Judentum. Eine Studie zu den Grundlagen sozialer Verantwortung im jüdisch-christlichen Gespräch, Heidelberg 1999.

46) Seward Hiltner, Preface to Practical Theology, New York/Nashville 1958 - das Buch gilt innerhalb der US-amerikanischen Fachdiskussion als "Meilenstein auf dem Weg zur heutigen Praktischen Theologie" (so Friedrich Schweitzer, Praktische Theologie in Nordamerika, in: Grethlein/ Meyer-Blanck 1999 [s. o. Anm. 3], 565-596, hier 568).

47) Vgl. etwa Dietrich Rösslers "Grundriß der Praktischen Theologie" (Berlin-New York [1986] 2. erw. Aufl. 1994), der gerade in der systematisch maßgeblichen "Einleitung" ohne Verweise auf internationale Entwicklungen auskommt. Peter C. Bloths Darstellung (Praktische Theologie, Stuttgart u. a. 1994) lässt demgegenüber erkennen, dass die deutschsprachigen Fachvertreter vor allem zwischen den beiden Weltkriegen z. T. gerade auch in Grundsatzfragen die Ökumene im Blick hatten - er verweist auf Martin Schian, John Steinbeck und Alfred Dedo Müller (88-91). Auch in Forschungsberichten zu Konstitutionsfragen des Faches spielen auswärtige Impulse material keine Rolle - selbst wenn wiederum Bloth die allmähliche Öffnung des Faches zur US-amerikanischen Diskussion zu den "am meisten versprechenden Entwicklungen" zählt (vgl. Peter C. Bloth: Entwicklungen der Praktischen Theologie in den letzten beiden Jahrzehnten, in: ThR 61 [1996], 413-464, Zitat 453, und Michael Meyer-Blanck: Neuere Entwürfe zur Praktischen Theologie, in: ThR 64 [1999], 197-216).

48) International ist der Status und Sitz des Faches sehr unterschiedlich gefasst; vgl. die Hinweise zum französischsprachigen Raum (inkl. Quebec) bei Bernard Reymond: Die Praktische Theologie im französischsprachigen Raum, in: Grethlein/Meyer-Blanck 1999 (s. o. Anm. 3), 597-624, bes. 598-601 sowie Adler 1998 (s. u. Anm. 57), zu Großbritannien Ballard 1999 (s. u. Anm. 57), 297-300, zu den Niederlanden Heitink 1999 (s. u. Anm. 57), 132 ff. sowie Ed Noort: Akademische Theologie in den Niederlanden, in: EvTh 60 (2000), 243-247, zu den skandinavischen Ländern Skjevesland 1997 (s. u. Anm. 57), 302-307, zu den USA Schweitzer 1999 (s. o. Anm. 46), v. a. 567 f.

49) Nennenswert ist diesbezüglich vor allem der Lutherische Weltbund, der bisher in vielen praktisch-theologisch relevanten Bereichen internationale Studienprojekte initiiert hat, so etwa im Bereich der Konfirmandenarbeit (s. o. Anm. 20), der Diakonie (s. o. Anm. 43), des Gottesdienstes (s. o. Anm. 36).

50) Neben den oben genannten Fachzusammenschlüssen (s. o. Sp. 878 u. 879) vgl. etwa den "Congrès International Oecumenique et Francophone de Théologie Pratique", dessen Tagung in Lausanne 1992 von Bernard Reymond unter dem Titel "La théologie pratique" (Paris 1993) veröffentlicht wurde.

51) Schon Failings Aufsatz zu den Anfängen vergleichender Religionspädagogik von 1975 (s. o. Anm. 17) weist auf die Korrespondenz zwischen inhaltlicher Horizonterweiterung im Sinne der Internationalisierung und Publikationsformen hin (386 f.).

52) Vgl. für den Bereich der Praktischen Theologie insgesamt neben den in Anm. 2 genannten Bänden zuletzt Wilhelm Gräb/Gerhard Rau/ Heinz Schmidt/Johannes A. van der Ven [Hrsg.]: Christentum und Spätmoderne. Ein internationaler Diskurs über Praktische Theologie und Ethik, Stuttgart u. a. 2000. Siehe zudem oben Anm. 19 und 20 (Religionspädagogik).

53) Vgl. etwa die "Kirchenkunde des evangelischen Auslandes" (s. o. Anm. 7), die Reihe "Christliche Erziehung in Europa" 1975-1990 (s. o. Anm. 22) sowie Hein 1991 (s. o. Anm. 37).

54) So akzentuierte Beiträge sind zuvor selten gewesen - als Beispiel kann etwa René Voeltzel: Praktische Theologie aus der Perspektive der Theologischen Fakultät Straßburg (in: ThPr 1 [1966], 119-131) gelten.

55) Wilhelm Gräb/Richard R. Osmer: Editorial, in: IJPT 1 (1997), 1-10, hier 5.

56) Ausnahmen bilden innerhalb des IJPT lediglich die Artikel von Martin Nicol, In den Spuren von Alexandre Vinet. Neue Wege der französischsprachigen Homiletik, und Bernd Schröder, Jüdische (religiöse) Erziehung und ihre Theorie in Israel (in: IJPT 2 [1998], 196-207 und 281-307), außerhalb des Journals etwa der bereits erwähnte Beitrag Friedrich Schweitzers über "Praktische Theologie in Nordamerika" (s. o. Anm. 46).

57) Vgl. bisher Joon Kwan Un: After Church Growth in Korea. Search for an Alternative Ecclesial Model, Olav Skjevesland: Practical Theology in the Nordic Countries. A Survey (IJPT 1 [1997], 161-172 und 302-319), Hendrik J. Pieterse: Practical Theology in South Africa, Gilbert Adler: Von der Pastoraltheologie zu einer Theologie der christlichen Praxis. Ein Lagebericht aus Frankreich (IJPT 2 [1998], 155-165 und 308-328), Gerben Heitink: Developments in Practical Theology in The Netherlands. A Historical Approach, Paul Ballard: "Where is British Practical Theology?" (IJPT 3 [1999], 127-14 und 295-308), Norbert Mette: Aktuelle Herausforderungen und Problemstellungen der Praktischen Theologie im deutschsprachigen Raum (IJPT 4 [2000], 132-151). Félix Moser: Die Praktische Theologie auf der Suche nach Glaubwürdigkeit. Ein Lagebericht aus der frankophonen Schweiz (IJPT 5, [2001