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Ausgabe:

Juli/August/2001

Spalte:

797 f

Kategorie:

Christliche Kunst und Literatur

Autor/Hrsg.:

Herbst, Wolfgang [Hrsg.]

Titel/Untertitel:

Komponisten und Liederdichter des evangelischen Gesangbuches.

Verlag:

Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht 1999. 364 S. gr.8 = Handbuch zum Evangelischen Gesangbuch, 2. Lw. DM 108,-. ISBN 3-525-50318-0.

Rezensent:

Christoph Krummacher

Das auf insgesamt drei Bände konzipierte Handbuch zum Evangelischen Gesangbuch, dessen I. Band mit einer Konkordanz der Begriffe und Strophenanfänge des Gesangbuches bereits vorliegt und dessen III. Band eine Liederkunde enthalten wird, ist nunmehr durch den Band II weitergeführt. Herausgeber ist der frühere Rektor der Hochschule für Kirchenmusik Heidelberg, Wolfgang Herbst. Auf entscheidende Unterschiede zwischen diesem Band und dem Band II/1 des Handbuches zum EKG (Lebensbilder der Liederdichter und Melodisten) von 1957 weist der Herausgeber in seinem Vorwort hin: "Damals wurde der Versuch gemacht, die einzelnen Biographien durch ihre Zusammenstellung und durch verbindende Texte zugleich zu einer Geschichte des evangelischen Kirchenliedes werden zu lassen und durch die historische Anordnung den Kontext eines Liederdichters oder Komponisten ständig präsent zu haben. Von dieser Konzeption haben Herausgeber und Verlag aus verschiedenen Gründen Abstand genommen. Es wurde auf verbindende Texte völlig verzichtet und eine alphabetische Anordnung der biographischen Artikel gewählt. Natürlich sind die geschichtlichen Zusammenhänge nach wie vor unentbehrlich. Sie klingen in den Einzelbiographien immer wieder an" (7).

Die vollständige und gleichberechtigte Erfassung nicht nur der originären Dichter und Komponisten, sondern auch der Bearbeiter und Übersetzer von EG-Liedern sowie Artikel über einige Gesangbücher, die als Liedquellen bzw. in der Gesangbuchgeschichte besondere Bedeutung besitzen, haben die Zahl der Einzelbeiträge von damals 248 auf 460 anwachsen lassen. Neben dem Hg. selber haben 92 weitere Autoren Beiträge zu diesem Band verfasst.

Im Kopfteil jedes Artikels stehen die Lebensdaten und eine Dokumentation der Lieder des betreffenden Autors. Hierbei sind, wenngleich der Band nur Komponisten und Dichter des EG-Stammteils berücksichtigt, auch diejenigen Lieder genannt, mit denen der Autor gegebenenfalls in regionalen Anhängen vertreten ist. Für Lieder, die gleichfalls im katholischen "Gotteslob" zu finden sind, ist auch deren dortige Nummer vermerkt. Am Ende der Biographien stehen in der Regel knappe Literaturangaben, die, ohne Vollständigkeit zu bieten oder zu beanspruchen, wertvolle weiterführende Verweise bieten.

Der eingangs erwähnte Verzicht auf verbindende, einzelne Epochen charakterisierende Texte und die rein alphabetische Reihenfolge erweisen sich als sinnvoll und angemessen, zumal viele der Einzelbiographien am jeweiligen Gegenstand dicht angesiedelte Einordnungen anbieten. Die Vorgaben von Verlag und Hg. zur Länge der einzelnen Artikel sind zwar nicht immer ganz nachvollziehbar; Dichtern und Komponisten des 20. Jh.s ist gelegentlich überraschend viel Platz eingeräumt. Andererseits finden sich gerade hier sonst schwer zugängliche und insofern willkommene Informationen.

Der vorliegende Band stellt eine sorgfältige und gelungene Edition dar. Die durchweg gut lesbaren Beiträge bieten dem Stand der Forschung entsprechende Informationen, greifen historische Bezüge anschaulich auf und erschließen auf diese Weise die Vielfalt unseres Gesangbuches. Ohne dass durch diesen Band der entsprechende Teil des Handbuches zum EKG völlig überflüssig geworden wäre, ist der II. Band des neuen Handbuches für diejenigen, die von Berufs wegen mit dem Gesangbuch zu tun haben, ein unverzichtbares Arbeitsmittel und lädt darüber hinaus alle Interessierten zu gewinnbringender Lektüre ein. Zu Recht ist eine verbilligte, für eine breitere Leserschaft gedachte Studienausgabe daher in Vorbereitung.