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Ausgabe:

Juni/2001

Spalte:

644

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Thurén, Lauri

Titel/Untertitel:

Derhetorizing Paul. A Dynamic Perspective on Pauline Theology and the Law.

Verlag:

Tübingen: Mohr Siebeck 2000. XI, 213 S. gr.8 = Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 124. Lw. DM 138,-. ISBN 3-16-147290-X.

Rezensent:

Eduard Lohse

In die zur Zeit intensiv geführte Debatte, welche Bedeutung der Rhetorik für das Verständnis der paulinischen Briefe zukommt, wirft der finnische Vf. einen Zwischenruf: Die Theologie des Apostels sei nicht gleichsam als eine feste Größe zu begreifen, in der jedes einzelne Thema seinen festen Platz einnimmt. Vielmehr müsse an die Stelle einer statischen Betrachtung eine dynamische Perspektive treten, die die jeweiligen Umstände ins Auge fasst, unter denen der Apostel formuliert.

Paulus sprach temperamentvoll, polemisch und nicht selten übertreibend: Paul had such a passion for theology that it becomes visible in different situations." (18) Nur wenn beachtet wird, in welcher Situation er sich an welchen Hörerkreis wendet, wird verstanden werden können, was er wirklich meint. Lässt sich Rhetorik allgemein dahin definieren, dass der Autor seine Leser überzeugen oder doch überreden möchte, so müsse ein Text de-rhetorized" werden. Das meint: that we must identify the persuasive devices in the text and to filter out their effect on the ideas expressed". (28) Statt den Versuch zu unternehmen, nicht zusammenstimmende Aussagen miteinander zu harmonisieren, sei die dynamische Natur zu berücksichtigen, die die Redeweise des Apostels bestimme. Angewandt auf die Lehre vom Gesetz, bedeute das, dass Paulus nicht etwa aus dieser oder jener Verärgerung heraus sein Urteil fälle, sondern - wenn auch in unterschiedlicher Akzentuierung - ein im Grund einheitliches Verständnis erkennen lasse: Das Gesetz bleibe heilig und göttlichen Ursprungs; aber seine Zeit endete, als Christus kam. (181)

In seinen Interpretationen der paulinischen Texte bleibt der Vf. nicht frei von eigenwilligen Urteilen - so z. B., indem er das Ich von Röm 7 auf den Christen und dessen gespaltene Situation bezieht (117-126). Der berechtigte Hinweis, bei der Interpretation der paulinischen Texte wechselndes rhetorisches Pathos in Rechnung zu stellen, hätte sich wesentlich kürzer fassen und begründen lassen, als es in diesen zuweilen langatmigen Ausführungen geschieht.