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Ausgabe:

Juni/2001

Spalte:

630 f

Kategorie:

Judaistik

Autor/Hrsg.:

Yardeni, Ada

Titel/Untertitel:

Textbook of Aramaic, Hebrew and Nabataean Documentary Texts from the Judaean Desert and Related Material. Vol. A: The Documents. Vol. B: Translation, Palaeography, Concordance.

Verlag:

Jerusalem: The Hebrew University. The Ben-Zion Dinur Center for Research in Jewish History 2000. 566 S. u. 590 S. gr.4. geb. NIS 280.-. ISBN 965-350-083-X.

Rezensent:

Klaus Beyer

Jeder, der sich mit hebräischen und aramäischen Inschriften beschäftigt, kennt den Namen von Ada Yardeni. Ursprünglich Graphikerin, liefert sie nicht nur seit Jahren zu den meisten israelischen Editionen die Abzeichnungen, Buchstabenlisten und schriftgeschichtlichen Einordnungen, sondern trägt auch zur Lesung bei. Seit 1990 ist sie auch mit eigenen Editionen hervorgetreten. Ihr The Book of Hebrew Script erschien in Jerusalem auf Hebräisch 1991, auf Englisch 1997. Als ihr neuestes und umfangreichstes Werk ist nun im letzten Jahr ihre verbesserte und erweiterte Dissertation (Jerusalem 1991) in zwei großformatigen Bänden erschienen. Es handelt sich um eine für die westsemitische Epigraphik grundlegende Arbeit, denn zum ersten Mal werden die jüdische und die nabatäische Kursive (Kanzleischrift) der Texte vom Toten Meer (besonders Wadi Murabba'at und Nahal Hever, datiert 55-135 n. Chr.) umfassend dargestellt und geschichtlich eingeordnet.

A. Yardeni bietet alle aramäischen und hebräischen Texte (außer einigen Fragmenten) - meist Privatverträge und Briefe, dazu gleichzeitige Inschriften aus Judäa - mit Abzeichnung, Text, hebräisch/englischer Übersetzung und teilweise vollständiger Schrifttabelle (mit guten Gründen geordnet nach Initial-, Medial- und Finalbuchstaben), zum Vergleich vermehrt um Texte aus Palästina und Ägypten (4. Jh. v. Chr. bis 3. Jh. n. Chr.). Alles wurde nachgeprüft, und nicht selten ist die Lesung verbessert. Die langen Urkunden in nabatäischer Schrift aus dem Babata-Archiv werden hier sogar zum ersten Mal veröffentlicht, leider gerade diese schwierigsten Texte ohne vollständige Buchstabenlisten.

Der ganze Band A ist hebräisch und linksläufig: S. 1-441 bietet die Texte mit hebräischer Übersetzung (die englische Übersetzung der Texte steht in Band B 19-143 rechtsläufig) und den erwähnten Beigaben. Ein Vergleich mit Photographien zeigt, dass die Abzeichnungen sehr sorgfältig ausgeführt sind; ergänzbare Lücken werden zur Kontrolle gefüllt. Es folgt 443-453 eine Zusammenstellung aller abweichenden Lesungen vor allem von A. Yardeni, J. T. Milik und mir, und 454 eine Aufschlüsselung der im Vorangehenden hebräisch geschriebenen Autorennamen, darauf mit neuer Seitenzählung 1-110 die durch zahlreiche Listen illustrierte, höchst differenziert, innovativ und überzeugend beschriebene Entwicklung der einzelnen jüdischen und nabatäischen Buchstaben (die englische Übersetzung steht in Band B 145-263 rechtsläufig). Der Band B enthält rechtsläufig außer den schon genannten englischen Übersetzungen nur noch eine Liste aller Texte (13-17) und eine umfassende Bibliographie (265-277). Linksläufig bietet er die vollständigen Konkordanzen der Texte vom Toten Meer ohne Trennung der aramäischen und hebräischen Texte, mit kurzen hebräisch/eng-lischen Angaben zu Bedeutung, Geschlecht und Sprache (aram., hebr., arab., griech., latein.): Wörter (3-151), Monate (151 f.), Orte (152-156), Zahlwörter (157-164), unsichere Lesungen (164 f.), Personen (166-182, Könige: 182), Länder und Völker (183), danach dasselbe für die zum Vergleich herangezogenen übrigen Texte (184-310).

Die kursiven Schriften sind sehr schwer zu lesen (bis zur vollständigen Unentzifferbarkeit ganzer Texte: Murabba'at 53: A 59 unten links), weil bis zu neun Buchstaben gleich aussehen können, derselbe Buchstabe sogar im selben Text verschieden geformt sein kann und Wörter nur aus einer Zickzacklinie bestehen können. Daher muss ohne klaren Zusammenhang manches mehrdeutig bleiben. Doch ruht die Arbeit von A. Yardeni auf einem so breiten und festen methodischen Fundament und verrät so viel epigraphischen Scharfblick, dass ich nicht oft abweichen möchte (das Genaue werde ich in einer Ergänzung zu meinen Aramäischen Texten vom Toten Meer, Göttingen 1984. 1994 mitteilen). Ihre letzten Verbesserungen hat sie auf zwei losen Blättern beigefügt. Ihre noch im Druck befindlichen offiziellen Editionen dieser Texte werden keine wesentlichen Abweichungen mehr bieten.