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Ausgabe:

Juni/2001

Spalte:

629 f

Kategorie:

Judaistik

Autor/Hrsg.:

Williams, David S.

Titel/Untertitel:

The Structure of 1 Maccabees.

Verlag:

Washington: Catholic Biblical Association of America 1999. VI, 152 S. 8 = The Catholic Biblical Quarterly Monograph Series, 31. Kart. $ 7.-. ISBN 0-915170-30-2.

Rezensent:

Klaus-Dietrich Schunck

Nach allgemeiner Überzeugung bildet das 1Makk die wichtigste Quelle für eine Rekonstruktion und Darstellung der jüdischen Geschichte in der Mitte des 2. Jh.s. v. Chr. So kann es nicht verwundern, dass sich die wissenschaftliche Arbeit an dieser Schrift bisher vor allem auf historische Fragen konzentriert hat. Demgegenüber will der Vf. mit der vorliegenden Studie das 1Makk nun unter einem literarischen Gesichtspunkt untersuchen, wobei er sich vor allem an die Arbeit von N. Martola1 anschließt. Während dieser jedoch eine Untersuchung der Komposition des 1Makk vornahm, gilt die Arbeit des Vf.s der literarischen Struktur dieses Buches, worunter er genauer das Netzwerk von Beziehungen zwischen dessen einzelnen Teilen versteht. Dementsprechend unterscheiden sich die angewendeten Methoden; stellt die Arbeit von N. Martola im Wesentlichen eine form-critical investigation" dar (3), so will die Studie des Vf.s, auf den methodologischen Anregungen von M. Butterworth2 basierend, eine rhetorical-critical investigation" sein, ohne dabei jedoch a rhetorical 'close reading' of I Maccabees by dealing with all of the book's rhetorical features on a line-by-line basis" zu liefern (14). Trotz des Unterschieds in der angewendeten Arbeitsmethode gelangen der Vf. und N. Martola jedoch vielfach zu gleichen Ergebnissen.

Diese Ergebnisse gewinnt der Vf. nach einleitenden Ausführungen (= Kap. 1) in auf 6 Kapitel aufgeteilten Untersuchungen. Die Untersuchungen werden mit abschließenden Bemerkungen, in denen der Vf. seine Auffassung von der Struktur des 1Makk mit alternativen Theorien vergleicht (= Kap. 8), sowie einer ausgewählten Bibliographie und zwei Indizes zu angeführten Quellen bzw. zitierten Autoren abgeschlossen.

Ausgangspunkt für den Gang der Untersuchung des Vf.s ist die Erhebung von 16 Wörtern, die im 1Makk nur 2-5 mal vorkommen und die mögliche Indikatoren der Struktur des 1Makk sein können. Aus diesen sondert der Vf. danach wiederum 8 Wörter aus, die in 5 anscheinend gepaarten Gruppen von Episoden auftreten. Davon lassen 4 Paare die Umrisse von zwei chiastischen Strukturen erkennen, bei denen jeweils die äußeren und die inneren literarischen Einheiten gepaart sind. Dementsprechend unterscheidet der Vf. im Aufbau des 1Makk zunächst zwei Sektionen, die 1,1-6,17 und 6,18-14,15 umfassen. Für sie wird in Anknüpfung an die Feststellungen von N. Martola angenommen, dass sie emphasize the work of liberation of the temple and the citadel that was accomplished unter Judas and Simon, promote a pro-Hasmonean advocacy, and assert double causality" (131). Einer dritten Sektion wird danach der Abschnitt 14,16-16,24, in dem sich keine seltenen, als Indikatoren der Struktur des 1Makk bereits erkannten Wörter finden, zugewiesen. Da dieser zudem von einer inclusio in 14,17 und 16,24 gerahmt wird, wird er als eine literarische Einheit für sich angesehen und erwogen, dass er erst sekundär auf Grund politischer Notwendigkeiten unter Johannes Hyrkan oder Alexander Jannäus an eine erste, mit 14,15 endende Ausgabe des 1Makk angefügt wurde. Diese erste, auf die Sektionen 1 und 2 beschränkte Ausgabe wird um 130 v. Chr. datiert, während für die zweite, um die Sektion 3 erweiterte Ausgabe ein Erscheinen um 100 v. Chr. angenommen wird. Die Annahme einer ersten, nur bis 14,15 reichenden Ausgabe des 1Makk dient schließlich auch als Erklärung dafür, dass Flavius Josephus in den Antiquitates Judaicae das 1Makk eben bei 14,15 als Quelle verlässt.

Müssen angesichts des vom Vf. gezeichneten Entstehungsprozesses des 1Makk die älteren Erklärungsversuche, die mit verschiedenen Quellenschriften sowie mündlicher Tradition rechneten, als überholt gelten? Die in dieser Studie herausgearbeitete literarische Struktur des 1Makk muss keineswegs die Annahme von schriftlichen Quellen, die 9,22 und 16,23 f. belegen, ausschließen. Natürlich konnten diese dabei durch den Autor des 1Makk überarbeitet bzw. eine Auswahl aus ihnen mit neuer Tendenz versehen worden sein. So bildet diese sehr gründlich gearbeitete Untersuchung einen förderlichen Beitrag zur Aufhellung des literarischen Entstehungsprozesses des 1Makk.

Fussnoten:

1) Martola, N.: Capture and Liberation. A Study in the Composition of the First Book of Maccabees, Abo 1984.

2) Butterworth, M.: Structure and the Book of Zechariah (JSOT Suppl. 130), Sheffield 1992.