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Ausgabe:

Mai/2001

Spalte:

501–505

Kategorie:

Altertumswissenschaft

Autor/Hrsg.:

Dion, Paul-E.

Titel/Untertitel:

Les Araméens à l' Age du Fer. Histoire Politique et Structures Sociales.

Verlag:

Paris: Gabalda 1997. 472 S., 21 S. Abb., 2 Ktn gr.8 = Études Bibliques, 34. ISBN 2-85021-096-X.

Rezensent:

Siegfried Kreuzer

P.-E. Dion legt hier als Frucht seiner langjährigen Arbeiten die umfangreichste bisher erschienene Monographie zu den Aramäern vor. Seit der grundlegenden Zusammenfassung des damaligen Forschungsstandes durch Dupont-Sommer, Les Araméens, Paris 1949, waren dies die Arbeiten von Helène Sader, Les états araméens de Syrie depuis leur fondation jusqu'à leur transformation en provinces assyriennes (Beiruter Texte und Studien 36, Wiesbaden 1987) und Gotthard G. G. Reinhold, Die Beziehungen Altisraels zu den aramäischen Staaten in der israelitisch-judäischen Königszeit (EHS XXIII/368, Frankfurt 1989).

Neben der Konzentration auf die politische Geschichte und gegenüber der ausführlichen Wiedergabe und Diskussion der akkadischen und aramäischen Texte bei Sader bzw. der Konzentration auf die Beziehungen zu Altisrael bei Reinhold will D. insbesondere die sozialen Strukturen und die Kultur der Aramäer darstellen.

Darüber hinaus gibt es neue Quellen, u. a. einen 1988 publizierten Text aus Samos, der als Datum das Jahr nennt, in dem "unser Herr" Hazael von Damaskus den Euphrat überschritt (d. h. die Assyrer angriff, was die gewaltige Expansion der Aramäer von Damaskus belegt; zum Text siehe 201-202 und Abb. 13), und die 1993 und 1994 in Dan gefundenen Fragmente der Tell-Dan-Stele, in der Hazael (?) von seinem Sieg und seinem Einfluss über den König von Israel und den König des David-Hauses berichtet (zum Text s. 192-195; zu weiteren, teilweise noch unpublizierten Quellen 8 f.).

Der Textteil des Buches folgt den beiden auch im Untertitel genannten Aspekten: Première partie: L'histoire politique, 15-221; Deuxième partie: La société araméenne, 225-366. Die umfangreiche Bibliographie, 367-426 erfasst praktisch die gesamte Literatur zu den Aramäern bis ca. 1995. Die Arbeit ist erschlossen durch ein umfangreiches Personen-, Stichwort- und Stellenregister (gegliedert nach Texten enthalten in KAI und weiteren Texten, die nach Namen, z. B. Ahiqar, bzw. Fundort identifiziert sind, sowie biblischen Texten). Dagegen ist der Autorenindex (459-461) relativ kurz und selektiv. Das Buch wird abgeschlossen von 21 gut und informativ ausgewählten Abbildungen (in Strichzeichnung) zur Lebenswelt und 3 Karten zur Verbreitung der Aramäer.

Bei der Darstellung der Geschichte beginnt D. nicht wie üblich mit der Erwähnung von Aramäern bei Tiglatpileser I und Ashur-bel-kala (diese folgen auf 19 f.), sondern mit den Aramäern auf den Bronzebändern des Mamu- (bzw. Imgur-Enlil-) Tempels in Balawat (15). Diese Darstellungen ähneln jenen Bogenschützen und Kriegern, die auf den Orthostaten von Tell Halaf dargestellt sind.

Die Darstellung der aramäischen Expansion und Staatenbildung beginnt mit den Aramäern des Ostens, die jedoch nur kurz (22-25) und ohne Bezugnahme auf die einzelnen Staaten angesprochen werden. Ausführlich besprochen werden dagegen in den Kap. 3 bis 8 die Aramäer und die aramäischen Staaten der Dschezira, des mittleren Euphrat, im westlichen Syrien (Amanus und Orontes), am Rand der neohethitischen Welt (Bît Adini und Sam'al), Bît-Agusi (= Arpad), Hamath-Lu'ush [sic!] und schließlich von Damaskus und Südsyrien (26-221). Diese Reihenfolge wird nicht begründet, aber sie legt sich offensichtlich nahe (vgl. Rez., Die Religion der Aramäer auf dem Hintergrund der frühen aramäischen Staaten, in: P. Haider/M. Hutter/S. Kreuzer, Religionsgeschichte Syriens. Von der Frühzeit bis zur Gegenwart, Stuttgart 1996; 101-115).

Die Darstellung der aramäischen Gesellschaft reicht von der Frage der Terminologie und der Frage, ob von Stadtstaaten oder Territorialstaaten zu sprechen ist (D. entscheidet sich für "états essentiellement territoriaux" [238] und auch für ein gewisses ethnisches Bewusstsein der Aramäer; 240), über das Königtum (242-269) zu den weiteren gesellschaftlichen Gegebenheiten wie soziale Schichtung, Familienstruktur, Situation der Frauen (271-300), aber auch militärische Strukturen und Ausrüstung (301-324) sowie Wirtschaft bis hin zu Metallherstellung und zu Handel (366). Auch in diesem Teil sind sowohl die Belege als auch die jeweiligen Diskussionen umfassend und detailliert aufgearbeitet.

So gründlich D. bei seiner Darstellung verfährt, er muss doch auch immer wieder vermerken, bzw. es wird an vielen Stellen deutlich, dass die Quellenlage zu den Aramäern leider (noch?) nicht allzu breit ist. Bestimmte Fragen können nur punktuell anhand der Texte eines einzigen oder nur weniger Orte dargestellt werden. Dazu kommt die Schwierigkeit, dass die umfangreicheren Texte erst aus dem 8. und 7. Jh. und der Auseinandersetzung mit den Assyrern stammen.

Interessant ist D.s Argument, dass die alttestamentlichen Autoren die Aramäer und deren Kultur relativ gut kannten und die aramäische und die altisraelitische Kultur einander sehr nahe standen. D. bringt dafür zwei beachtliche Argumente: Einerseits zeigen die assyrischen Texte, dass auch den Assyrern die Ähnlichkeit zwischen den aramäischen Staaten und den Königreichen in Palästina und Transjordanien offensichtlich bewusst war, so dass sie in ihren Berichten die gleiche Terminologie verwendeten. Andererseits fällt auf, dass die alttestamentlichen Autoren für die Beschreibung aramäischer Gegebenheiten die ihnen vertrauten eigenen Kategorien verwendeten, während sie für ägyptische und assyrisch-babylonische Sachverhalte sehr wohl die entsprechenden Begriffe kannten und verwendeten (226; den Beispielen für Ägyptisches könnten die ägyptischen Begriffe im Tempelbaubericht 1Kön 7 hinzugefügt werden, vgl. M. Görg, Palast und Tempel, in: ders., Aegyptiaca - Biblica. Notizen und Beiträge zu den Beziehungen zwischen Ägypten und Israel, ÄAT 11, 1991, 47-98).

Der Platz erlaubt hier nur, einige Probleme kurz anzusprechen: Zu den auffallenden Gegebenheiten der aramäischen Welt zählt die Bezeichnung der Staaten als "Bît" plus Name, wie sie sich weithin in den assyrischen Quellen, aber auch in aramäischen Texten selber zeigt. Bei der umstrittenen Frage, ob es sich bei den jeweils genannten Personen um die Dynastiegründer (so durchgehend H. Sader, s. o.) oder um mehr oder weniger mythische Ahnen handelt, beschreitet D. m. E. zu Recht einen differenzierten Weg: Während es sich bei einzelnen der hier genannten Personen zweifellos um die Dynastiegründer handelt (229: Bît Gus = Arpad; Bît Gabbar = Sam'al; vgl. David = Bît-David, jetzt auch in der Tel Dan Inschrift, und Omri vgl. Bît-Humri), handelt es sich in anderen Fällen wahrscheinlich um Stammesidentitäten, d. h. um den Rekurs auf den sagenhaften/mythischen Ahnherrn des Stammes, während in wieder anderen Fällen, wie etwa bei Bît-Adini (= Arpad) und Bît-Ammana (die Ammoniter des Ostjordanlandes), die Volks- bzw. Stammesbezeichnung namengebend wurde.

Darüber hinaus scheinen die Assyrer diese Bezeichnung auch von sich aus angewandt zu haben, wie etwa die lange - d. h. noch bis zur Jehu-Dynastie - nachwirkende Bezeichnung des Königreiches Israel als Haus Omri (Bît-Humri) bezeugt. Auch wenn die Bezeichnung "Haus X" vereinzelt im ostanatolischen Bereich vorkommt, so fällt doch auf, dass die Assyrer diesen Bezeichnungstyp für die aramäischen und mit dem Aramäischen eng verwandten Sprachen, insbesondere das Hebräische, verwendeten, während sie die neohethitischen Staaten und die Stadtstaaten der Küste (Sidon oder Askalon) nach der Hauptstadt bezeichneten (232).

Zum Selbstverständnis der Aramäer vermerkt Dion, dass uns von den Aramäern keine Erzählung über ihre Herkunft überliefert ist, weder in Bezug auf die Aramäer insgesamt noch auf einzelne Stämme. Immerhin könnte hinter der Bemerkung von Amos 9,7 (Herkunft der Aramäer aus Kir) insofern eine richtige Erinnerung - allerdings nicht gesamtaramäisch, sondern wohl nur für eine einzelne Gruppe - stehen, als in einem Text aus Emar (Text Nr. 42, Z. 9-16 in D. Arnaud, Emar VI.3, 1986) eine Bedrohung der Stadt Emar durch einen König von KUR bzw. Qiri im 13. Jh. erwähnt wird (239, Anm. 71 im Anschluss an É. Lipinski, OLP 20, 1989, 23-47).

Offensichtlich haben sich die Aramäer stark an ihre Umgebung angepasst, wie sowohl die Vielfalt der religiösen Vorstellungen als auch der Dialekte zeigt. So spielt im westlichen Syrien von Sam'al bis Damaskus der Gewittergott die Hauptrolle, während die Aramäer von Harran dem Mondgott den Vorzug geben und am mittleren Euphrat anscheinend Aphladat als dessen Sohn noch in der Eisenzeit den Vorrang erhielt (240). Dennoch gibt es auch verbindende Elemente, so die offensichtliche Nachwirkung spätbronzezeitlicher Gegebenheiten im Politischen und in der materiellen Kultur wie auch die Dauerhaftigkeit der pastoralen Lebensweise, insbesondere bei den Stämmen des mittleren Euphrat, und die Verbundenheit mit Gruppen, die im Gegensatz zu den Städten standen (241).

D. vertritt die Meinung, dass die Rede von einem König von Aram bzw. die Aussage von ganz Aram nicht nur geographisch zu verstehen ist, sondern auch ein gewisses ethnisches Verständnis mit einschließt, besser gesagt, an ein ethnisches Verständnis anknüpft (241).

Zur Stellung des Königs fällt auf, dass diese in den bildlichen Darstellungen nur wenig von ihrer Umgebung abgehoben wurden und sie offensichtlich, jedenfalls zu Lebzeiten, nicht vergöttlicht wurden. Selbst der Titel "Herr" (mare) ist nur in Damaskus eindeutig bezeugt. Trotzdem ist die Erhöhung und die Grösse des Königs klar ausgesprochen. Wie nicht zuletzt die häufige Dynastiebildung zeigt, ist das Königtum bei den Aramäern zweifellos erblich (sofern nicht eine Dynastie durch Umstürze oder Eroberung abgebrochen wird). Auch wenn die Könige in der aramäischen Königsideologie nicht vergöttlicht wurden, so besteht doch durchweg eine enge Beziehung zu den Göttern, indem es die Götter bzw. der jeweilige Hauptgott sind/ist, die den König auf den Thron bringen und ihn auf dem Thron sein lassen: Andererseits lässt der König die Götter in ihren Tempeln zur Ruhe kommen und nehmen die Götter die Opfer aus den Händen des Königs entgegen. Dieses enge Verhältnis wird bei Panamuwa von Zincirli immerhin als Bund bezeichnet (250).

Gegenüber dieser relativ einheitlichen Struktur sind die Namen der jeweils relevanten Gottheiten in den Inschriften durchaus verschieden. Dabei ist zu differenzieren zwischen den in der Region weithin anerkannten Gottheiten wie etwa Hadad und einer persönlichen Gottheit des Herrschers, wie sie insbesondere in den Inschriften von Zincirli in der Gestalt von Rakib-El bezeugt ist. Dieses Nebeneinander spiegelt sich besonders deutlich in der Dualität von B(L SMYN einerseits und Ilu-Wer andererseits, die beide vom Zakkur von Hamat genannt werden, wobei offensichtlich Ilu-Wer in der mitteleuphratischen Heimat des Zakkur beheimatet ist. Bei Hamat gibt es zudem die Besonderheit, dass vielleicht auch B(l Smyn nicht der Hauptgott von Hamat war, sondern die Göttin B(lt (vgl. die Göttin B(lt von Byblos, Anm. des Rez.), deren Titel in den luwitischen Inschriften als Pahalatis bezeugt ist. Möglicherweise war B(l Smyn der im kriegerischen Bereich zuständige Gott.

Es fällt auf, dass bei D. die Gottheit El, die in neuerer Zeit von I. Kottsieper, El - ferner oder naher Gott? Zur Bedeutung einer semitischen Gottheit in verschiedenen sozialen Kontexten im 1. Jt. v. Chr., in: R. Albertz u. a. [Hg.], Religion und Gesellschaft, 1997, 25-74, zur aramäischen Hauptgottheit erklärt wurde, gar keine Rolle spielt. Auch die von H. Niehr, Der höchste Gott, BZAW 190, 1990, herausgestellte Dominanz des B(l Smyn im 1. Jahrtausend v. Chr. ist so nicht zu erkennen. Die Darstellung von D. entspricht eher jener des Rez. (s. o.), die ebenfalls auf regional unterschiedliche Konkretionen (und Adaptionen) einer relativ ähnlichen Grundstruktur hinausläuft.

Ein eigenes Problem ist, ob die verstorbenen Könige als Götter verehrt wurden, wie es für Ugarit bzw. auch für die Hethiter bezeugt ist. Das klarste und zugleich mehr oder weniger eindeutige Zeugnis in dieser Richtung bieten die Texte aus Zincirli. Allerdings ist zu sagen, dass wir einerseits wenig über die Ahnenverehrung im Bereich der normalen Bevölkerung wissen und prinzipiell anzunehmen ist, dass die königliche Ahnenverehrung eine durchaus zu erwartende Intensivierung des auch sonst Üblichen darstellt; andererseits ist gerade bei Zincirli starker hethitischer Einfluss gegeben, sodass offen bleiben muss, wie weit die Gegebenheiten von Zincirli repräsentativ für die Aramäer insgesamt sind.

Für das Umfeld des Königs ist festzustellen, dass der König umgeben war von seinen Großen (rabin, vgl. akkadisch rabuti und hebräisch gdljm, 2Kön 10,11). Im Zentrum dieser Aristokratie, die wiederum am besten in Zincirli bezeugt ist, stehen darüber hinaus noch die "Brüder" des Königs. Die hierin sichtbar werdenden Strukturen gehen offensichtlich auf ursprünglich tribale Verhältnisse zurück, d. h. das Königtum entwickelte sich offensichtlich aus tribalen Verhältnissen und stützte sich auf diese (273).

In der weiteren Diskussion der verschiedenen Titel und Funktionen (die vor allen in den Sfire-Texten und sonst nur selten bezeugt sind) kommt D. zu folgendem Gesamtbild: "Dieses Bild der aramäischen Höfe und der Verwaltungsstrukturen passt gut zu dem, was man über die Levante in der Eisenzeit weiß. Energische Häuptlinge schufen sich einen neuen Platz an der Sonne oder vergrößerten ihre traditionellen Territorien. Ihre Nachfolger passten sich früher oder später an die urbanen Zivilisationen an und entwickelten komplexere soziale Strukturen, oft inspiriert von den neohethitischen oder phönizischen Staaten, in denen die spätbronzezeitliche Kultur noch überlebt hatte. Dabei beobachteten wir aber auch die Fortsetzung der Ethik der Clans der alten Stammeskulturen auf einem höheren Niveau der privilegierten Kreise der ,Brüder' und ,Schwestern', die den König umgaben; und wir konnten auch vermuten, dass auf niedrigerer Ebene die Dorfältesten - wenn auch mit mehr oder weniger reduzierter Freiheit - dieselben Dienste leisteten wie in vorgeschichtlichen Zeiten." (285; Übers. - wie auch der weiteren Zitate - vom Rez.).

Ein interessantes Kapitel ist die Diskussion der "Condition féminine". Während die Frauen im syrischen, hethitischen und aramäischen Bereich auf den bildhaften Monumenten, insbesondere Grabstelen, durchaus häufig und in nicht weniger eleganter Kleidung als die Männer dargestellt sind, sind sie in den Inschriften kaum erwähnt. Dort allerdings durchaus in Gleichrangigkeit, so etwa wenn in den d'Ahiqar-Sprüchen zur Ehrerbietung gegenüber Vater und Mutter aufgefordert wird und wenn Kilamuwa sein Wirken für die Bevölkerung damit ausdrückt, dass er sich ihnen gegenüber wie ein Vater oder eine Mutter oder ein Bruder verhalten habe (294).

In den Unheilsdrohungen der Stelen von Tell Fekheriye und Sfire werden die Sorge für die Kinder und die Zubereitung der Nahrungsmittel erwähnt. Archäologische Funde bezeugen das Weben der Stoffe und die Herstellung der Kleidung. Ikonographisch finden sich nicht selten auch Darstellungen selbst höhergestellter Frauen, die mit Spinnen beschäftigt sind. Allerdings wird man sagen können, dass diese Rollen- und Arbeitsverteilung nicht typisch aramäisch, sondern im Orient verbreitet ist.

Bedenkenswert ist die Überlegung D.s zum Ergehen der Frauen in der Situation der Deportation. Er weist darauf hin, dass die Frauen der Oberschicht natürlich normalerweise ein wesentlich angenehmeres Leben als jene der Unterschicht hatten. Bei Deportationen waren sie aber offensichtlich besonders betroffen: In den assyrischen Eroberungsberichten findet sich wiederholt die Formel "Seine (d. h. des besiegten Königs) Schwester mit dem ganzen Luxus ihrer Mitgift und die Töchter seiner Großen) nahm ich mit" (vgl. Dtn 28,56, Jes 47,1; 1Kön 20,2 und 7). Besonders eindrücklich ist dies dargestellt auf den Bronzetoren von Balawat (Abb. 18).

Schließlich beschreibt D. die militärischen Institutionen (wobei er auch das - allerdings vielleicht zufällige - Fehlen der Erwähnung des Bannes diskutiert, 323 f.) und Aspekte der aramäischen Wirtschaft. Die Aramäer hatten im Wesentlichen eine Binnenlandwirtschaft und -kultur. Es fehlte ihnen der Zugang zu den Meeren und zur Schifffahrt oder zu reicheren Holzvorkommen (Libanon) und Bodenschätzen. Aber sie beherrschten die Handwerke, insbesondere die Metallbearbeitung und sie verstanden es, weiträumige Transporte und lukrativen Handel zu organisieren. Unter diesem Aspekt schlägt D. abschließend einen kühnen Bogen zu den Verhältnissen der römischen Zeit: "Ohne Zweifel bereiteten sich die Werte und die Fachkenntnisse (savoir-faire) der großen Karawanenstädte der römischen Epoche bereits in der Eisenzeit vor." (366)

Insgesamt ist das imposante Werk von D. eine reiche Quelle und sorgfältig argumentierende Darstellung zu praktisch allen Fragen der Geschichte und Kultur der Aramäer (im Gebiet Syriens). Mit diesem Werk ist eine wichtige Bilanz und Grundlage für weitere Forschungen gegeben. Dafür - wie auch für die zu Grunde liegende jahrzehntelange Arbeit - ist dem Vf. Anerkennung und Dank auszusprechen.

Als Ausblick sei darauf hingewiesen, dass in den letzten Jahren verstärkte Ausgrabungstätigkeit in Nordsyrien erfolgte, womit zu erwarten ist, dass sich in absehbarer Zeit die Quellenlage bezüglich der Aramäer verbessern und manche Lücke schließen wird. Damit sollten nicht zuletzt auch die von D. gelegentlich angedeuteten Verbindungen von der Spätbronzezeit zur frühen aramäischen Kultur in helleres Licht treten und hoffentlich auch neue Texte zur Geschichte, Kultur und Religion zugänglich werden.