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Ausgabe:

April/2001

Spalte:

437 f

Kategorie:

Systematische Theologie: Dogmatik

Autor/Hrsg.:

Schneider-Flume, Gunda

Titel/Untertitel:

Glaubenserfahrung in den Psalmen. Leben in der Geschichte mit Gott.

Verlag:

Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1998. 172 S. 8 = Biblisch-theologische Schwerpunkte, 15. Kart. DM 29,80. ISBN 3-525- 61360-1.

Rezensent:

Ulrich Kühn

Gunda-Schneider Flume, seit 1998 Lehrstuhlinhaberin für Systematische Theologie in Leipzig, legt mit diesem Büchlein eine eindrucksvolle Reflexion über den Glauben vor, die sie von Schritt zu Schritt an wichtigen Psalmen als "Gebeten jüdischen Glaubens, in denen sich der christliche Glaube versteht" (30), verifiziert. In fünf Kapiteln handelt das Buch vom Glauben (1) als "Leben in der Geschichte mit Gott" (in Auseinandersetzung mit Kant), (2) vom "Grund des Glaubens", (3) von der "Festigkeit des Glaubens, (4) von der Zeiterfahrung des Glaubens" und (5) vom "Ich des Glaubens". Glaube lebt davon, dass "die Geschichte Gottes in die je eigenen Lebensgeschichten verwoben ist und die eigenen Geschichten in Gottes Geschichte gründen" (27). Damit ist der Glaube der Begründung in einer "subjektiven Annahme des Individuums" entnommen (10, vgl. 65), erfährt sich vielmehr in einer "primären Passivität", in der er nicht "zur Wahl" steht "zwischen Glauben und Unglauben" (134). In Auseinandersetzung mit Freud wird Glaube als die "Wandlung der Wünsche" und die Fähigkeit "neu wünschen zu können" (91) beschrieben, was auch in der Auseinandersetzung mit der Religionskritik Feuerbachs, Nietzsches und Tilman Mosers (139) zu Buche schlägt.

Die Vfn. greift auf Einsichten der Entwicklungspsychologie (136) ebenso zurück wie auf Überlegungen von G. Ebeling, E. Jüngel und O. Bayer. Dass Glaube im Gebet lebt, dass er als Vorgang des Gedenkens als einer "lebensschöpferischen Beziehung" (42) zu begreifen ist, dass er sich dabei in Klage ebenso wie im befreiten Dank äußert und als "Zeit für" der "Pathologie der narzißstischen Persönlichkeit" (106) entgegensteht, wird anhand der Psalmen (und auch anderer biblischer Texte) eindrücklich und macht diese weithin auch meditierende Reflexion über den Glauben zugleich zu einer Lebenshilfe für den nachdenklichen Leser.