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Ausgabe:

April/2001

Spalte:

393–395

Kategorie:

Neues Testament

Titel/Untertitel:

Synoptic Concordance. A Greek Concordance to the First Three Gospels in Synoptic Arrangement, statistically evaluated, including occurrences in Acts. Griechische Konkordanz zu den ersten drei Evangelien in synoptischer Darstellung, statistisch ausgewertet, mit Berücksichtigung der Apostelgeschichte. Hrsg. von P. Hoffmann, Th. Hieke, U. Bauer.

Verlag:

Berlin-New York: de Gruyter 1999/2000. 4. Vol. 1: Introduction, A-D (Delta). LXXIII, 1032 S. DM 298,-. ISBN 3-11-016296-2. Vol. 2: E-I. XVIII, 957 S. Lw. DM 298,-. ISBN 3-11-016617-8. Vol. 3: K-O. XVII, 997 S. Lw. DM 298,-. ISBN 3-11-016618-6. Vol. 4: P-O. XIX, 1066 S. DM 298,-. ISBN 3-11-016619-4.

Rezensent:

Udo Schnelle

Die internationale Q-Forschung befindet sich z. Z. in einem bemerkenswerten Aufschwung. Einen erheblichen Anteil daran hat das 'International Q Project', das verantwortlich zeichnet für die im Jahr 2000 erschienene 'Critical Edition of Q' (hrsg. von J. M. Robinson, P. Hoffmann u. J. S. Kloppenborg). Maßgeblich beteiligt an diesem Aufschwung ist das Bamberger Team um Paul Hoffmann (Christoph Heil, Thomas Hieke, Ulrich Bauer). Die Bamberger 'Synoptic Concordance' ist neben der neuen Textedition und den forschungsgeschichtlich orientierten 'Documenta Q' das dritte Großprojekt einer international angelegten Q-Forschung. Der Synoptic Concordance liegt der Gedanke zu Grunde, das Prinzip der Konkordanz mit dem der Synopse zu kombinieren, um so den synoptischen Befund in seiner Gesamtheit übersichtlich darbieten und interpretieren zu können. Als Textgrundlage für die Konkordanz dient die 27. Aufl. von Nestle-Aland, auf textkritische Anmerkungen wurde verzichtet. Eine nachvollziehbare Entscheidung, denn ein ohnehin schon höchst komplexes Werk wie die Synoptic Concordance kann und muss nicht alles bieten. Bei der Synopse orientierte man sich nicht an einem bestehenden Werk, sondern erarbeitete eine eigene Lösung, die vor allem die Konkordanzen von K. Aland, M.-E. Boismard u. A. Lamouille, A. Huck u. H. Greeven, J. S. Kloppenborg und J. Schmid berücksichtigte.

Die Daten der Konkordanz und Synopse wurden zunächst getrennt erfasst, um dann mit einem speziellen Computerprogramm miteinander verbunden zu werden. Bei der Parallelisierung der Verse und der Stichwörter wird in Druck und Anordnung eine graduelle Abstufung vorgenommen; sie reicht von regulären Parallelen bzw. gleichem Wortlaut und gleicher Wortfolge bis hin zu möglicher Parallelität oder keiner Parallelität. Die Wortbelege werden jeweils unter Berücksichtigung des näheren Kontextes innerhalb ihres Verses präsentiert. Die unterschiedliche Abfolge der Perikopen in den einzelnen Evangelien stellt für eine synoptische Konkordanz ein besonderes Problem dar, denn sie will das gesamte Material in übersichtlicher Form darbieten. Die Lösung dieses Problems sieht bei der Synoptic Concordance folgendermaßen aus: Die synoptischen Parallelen werden in drei Spalten in der Reihenfolge Matthäus - Markus- Lukas angeordnet, wobei das jeweilige Stichwort in eine eigene Zeile gesetzt und durch Sperrdruck hervorgehoben wird.

Um alle Belege eines Evangelisten hintereinander verfolgen zu können, wurde jeder Beleg für ein Stichwort bei jedem Evangelisten einmal in der ursprünglichen Abfolge grau schattiert gedruckt. Es ist damit möglich, sämtliche Belege eines Stichwortes in der Reihenfolge zu lesen, in der sie im Evangelium erscheinen. Darüber hinaus kann die spezielle Verwendung des Stichwortes (z. B. in Verbindung mit einem Artikel, einer Präposition, Kasus, Genus, Tempus, syntaktische Stellung) genau verfolgt werden. Kleindruck wurde verwendet, um auf eine komplexe Überlieferungssituation aufmerksam zu machen. Hinzu kommt ein differenziertes Verweissystem durch Pfeile, die je nach Anordnung auf verschiedene Befunde (z. B. Verweise auf Dubletten, weitere beachtenswerte Stellen) aufmerksam machen. In der Spalte am rechten Rand finden sich schließlich Verweise auf das Johannes-Evangelium, sonstige Stellen des NT, das Thomas-Evangelium und "Mk-Q overlaps". Die gleiche Verfasserschaft beim Lukas-Evangelium und der Apostelgeschichte veranlasste die Herausgeber, im Anschluss an die Belegstellen der Synoptiker auch die entsprechenden Verweise der Apostelgeschichte anzuführen. Allerdings werden jene Vokabeln nicht berücksichtigt, die in der Apostelgeschichte, nicht aber in den synoptischen Evangelien erscheinen.

Neben der Darbietung des Materials sind die statistischen Informationen über das jeweilige Stichwort von besonderer Bedeutung. Jeder Eintrag beginnt mit statistischen Angaben über die Verteilung des Stichwortes im NT. Ein Statistik-Code erläutert das Vorkommen des jeweiligen Stichwortes bei den Synoptikern. Er gibt detailliert Auskunft, ob und in welcher Weise ein Evangelist das betreffende Wort aufweist. Als Grundinformation fungiert dabei ein dreistelliger Code, der sich jeweils links auf der Höhe des Stichwortes befindet und mit den Ziffern ,0', ,1' und ,2' die Basisinformationen liefert. Die Null bedeutet, dass im betreffenden Evangelium keine Parallele vorhanden ist, die Eins zeigt an, dass eine Parallele vorhanden ist, das Stichwort aber nicht vorkommt. Eine Zwei signalisiert, dass im Parallelvers auch das Stichwort vorhanden ist. Ein Indexverzeichnis gibt zudem Auskunft, in welchen geprägten Wendungen, Formeln oder Wortverbindungen (z. B. hyos tou anthropou bei anthropos und hyos basileia tu theou bei basleia) das betreffende Stichwort vorkommt. Sehr schnell sind so z. B. Informationen über das Sondergut und Doppelüberlieferungen in dreifacher und zweifacher Tradition zugänglich. Dabei gehen die Herausgeber grundsätzlich von der Zwei-Quellen-Theorie aus, weisen aber ausdrücklich darauf hin, dass die Angaben auch bei anderen synoptischen Theorien genutzt werden können.

Hinreichend erörtert wird die Darstellung von problematischen Stellen, insbesondere die Textabfolge beim Stammbaum Jesu und die Doppelüberlieferungen (Dubletten; "Mk-Q overlaps"). Speziell zu diesen Problemkreisen erfolgt eine ausführliche Begründung der von den Herausgebern getroffenen Entscheidungen. Mitunter ist das Werk zu ausführlich; man fragt sich, warum alle Vorkommen von autos auf 251 Seiten (Bd. 1, 399-650) angeführt werden mussten. Bei kai hingegen heißt es mit gutem Grund: "It was necessary to refrain from including the instances of kai" (Bd. 3, 21). War es notwendig, Übersetzungen, Erklärungen und Hinweise der Synoptic Concordance ausschließlich in Englisch abzufassen? Beim Gesamtumfang des Werkes wäre für das jeweilige deutsche Wort noch Platz gewesen!

Was leistet die Synoptic Concordance in der Praxis? Drei unspektakuläre Beispiele seien genannt: 1) Sehr hilfreich ist die Synoptic Concordance für sprachliche Untersuchungen; bei sygkaleo ist z. B. durch die fortlaufende Darbietung aller lukanischen Texte (Bd. 4, 579) zu erkennen, dass eine Vorzugsvokabel vorliegt. Verfolgt man die pneuma-Belege zu Lk und Apg (Bd. 4, 225-234), dann erschließt sich sofort die Bedeutsamkeit dieses Themas für die lk Theologie. 2) Auch bei der Zuordnung der Texte als Parallelen und der sich daraus ergebenden drucktechnischen Gestaltung überzeugt die Synoptic Concordance. Naturgemäß werden hier allerdings immer Fragen offen bleiben. Beispiel: Für die Frage, ob die Taufe Jesu in Q stand, sind die minor agreements von Mt 3,13-17/Lk 3,21-22 gegenüber Mk 1,9-11 von Bedeutung. Passivformen von baptiteim erscheinen dreimal bei Mt, zweimal bei Lk, einmal bei Mk. Die Synoptic Concordance (Bd. 1, 680) ordnet Mt 3,13/Mk 1,9/ Lk 3,21a parallel, lässt dann Mt 3,14 folgen, um schließlich Mt 3,16/Mk 1,10/Lk 3,21b anzuführen. Hier allerdings fehlt im gedruckten Text bei Lukas das Stichwort baptisthentos. Durch diese Anordnung werden zwei Sachverhalte undeutlich: Die sprachliche Übereinstimmung des Aor. Inf. Pass. baptisthenai in Mt 3,13/Lk 3,21a gegen Mk ist nicht klar erkennbar, und der mit einem Fragezeichen versehene Hinweis "Mk-Q overlaps" kann sich nicht nur auf Mt 3,16/Mk 1,10/Lk 3,21b beziehen, sondern betrifft das gesamte Textsegment. 3) Die Klassifizierung von Textsegmenten als Sondergut wird formal immer zutreffend durchgeführt, inhaltlich bleiben allerdings Fragen offen. Bei Lk 15,6 steht (unter dem Stichwort sygkaleo) der Code 002 (lukanisches Sondergut). Es wird jedoch nicht sichtbar, dass diese Einteilung sachlich umstritten ist, denn bei Lk 15,6 eröffnet sich gerade im Rahmen der Zwei-Quellen-Theorie ein breites Spektrum: Q oder QLk oder SLk oder RLk.

Insgesamt überzeugt die Synoptic Concordance sowohl in ihrer Anlage als auch in der praktischen Handhabung. Die ausführliche und verständliche Einleitung wird es Studierenden leicht machen, mit diesem Werk zu arbeiten. Der entscheidende Vorteil liegt zweifellos in der übersichtlichen Präsentation des gesamten Materials zu einer Textstelle. So lassen sich schnell Durchblicke erzielen, die sonst nur sehr mühselig zu gewinnen wären. Die Synoptic Concordance dürfte zu einem Standard-Hilfsmittel der Erforschung der synoptischen Evangelien werden.