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Ausgabe:

Februar/2001

Spalte:

176 f

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Autor/Hrsg.:

Bullinger, Heinrich

Titel/Untertitel:

Werke. II. Abt.: Briefwechsel. Hrsg. vom Zwingliverein Zürich. Bd. 7: Briefe des Jahres 1537. Bearb. von H. U. Bächtold, u. R. Henrich. Unter Benützung der Abschriften von E. Egli u. T. Schieß. Philologische Beratung durch R. Jörg u. M. Lienhard.

Verlag:

Zürich: Theologischer Verlag 1998. 357 S. gr.8. Lw. DM 180,-. ISBN 3-290-17192-2.

Rezensent:

Ernst Koch

Der vorliegende Band folgt erstmals veränderten Editionsprinzipien. Deren Kern ist die Entscheidung, künftig Texte, die in ihrem Wortlaut bereits in einer zuverlässigen Ausgabe vorliegen und gut greifbar sind, nicht nochmals abzudrucken, sondern nur in Gestalt eines Regests wiederzugeben, dem ein knapp kommentierter, mit nötigen biographischen Daten versehener Briefkopf vorangeschaltet wird. Mit "gut greifbar" sind vorliegende oder unmittelbar vor der Veröffentlichung stehende einschlägige große Briefausgaben gemeint, während beipielsweise ein bereits bei Carl Krafft 1870 und ein 1919/20 in einem Frauenfelder Schulprogramm publizierter Text nochmals in vollem Wortlaut geboten wird (Nr. 1056, S. 283-285, Nr. 1017, S. 187f.). Mit diesem Kompromiss musste die Bullinger-Briefausgabe ihren Tribut an ihr auferlegte Sparmaßnahmen zahlen - ein wenn auch gewiss verständlicher, so doch bedauerlicher Umstand. Es ist zu befürchten, dass somit ein Maß bisher in der Kommentierung enthaltener Informationen verloren geht, die, wie gerade der vorliegende Band mehrfach zeigt (vgl. z. B. Nr. 1011, Anm. 21, S. 180), Korrekturen und Ergänzungen zu vorausgehenden Bänden bringen.

Einer der kirchenhistorischen Schwerpunkte dieses Bandes ist die Dokumentierung des Eindrucks, als wie zerbrechlich sich die innereidgenössische theologische Eintracht unter dem Anspruch der Wittenberger Konkordie von 1536 darstellte. Dass nunmehr die zwischen Zürich, Bern, Basel und Bucer zwischen September und Dezember 1537 gewechselten Briefe in einer Textausgabe vorliegen, ist sehr zu begrüßen. Johann Zwick erscheint in dieser Situation eher als Vermittler (Nr.1058, S. 286 f., Nr. 1064, S. 295 f.). Nun ist auch der Briefwechsel zwischen Bern und Zürich über die Entlassung Kaspar Meganders greifbar.

Daneben ist aufschlussreich, in welcher Weise die Ereignisse im Herzogtum Württemberg nach Zürich berichtet wurden, so z. B. die Vorgänge auf dem sogenannten "Uracher Götzentag" am 10. September 1537 (Nr. 1046, 1055, 1058, 1064).

Rückschlüsse auf die Sensibilität der Abendmahlsdiskussion innerhalb der Eidgenossenschaft lässt ein fragmentarisch erhaltener Brief Bullingers zu (Nr. 1078). Er reagiert auf Gerüchte, Bullinger habe seine Meinung in der Abendmahlslehre geändert. Die Spezifizierung, die der Zürcher Antistes in dieser Frage vornahm, war bedeutsam verglichen mit der Position Zwinglis.

Die Edition geht in der Konstituierung der Texte und in ihrer Kommentierung in gewohnter Weise umsichtig und sorgfältig vor. Auch nicht identifizierbare Bezugnahmen sind vermerkt und damit bewusst gemacht. Der Band zeigt, wie lohnend für die Erforschung der Reformationsgeschichte und für die Klärung ihrer Zusammenhänge die Mühe ist, die die bewährten Bearbeiter an ihn gewandt haben.