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Ausgabe:

Januar/2001

Spalte:

67–71

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Titel/Untertitel:

Jahrbuch für Antike und Christentum. (1) Jahrgang 39/1996
(2) Jahrgang 40/1997
(3) Jahrgang 41/1998

Verlag:

(1) 301 S. m. 7 Abb., 20 Taf. 1 Faltplan;
(2) 251 S. m. Abb., 2 Taf., 1 Kte.;
(3) 280 S. m. 9 Abb., 11 Taf. Münster: Aschendorff 1996/97/98. 4. DM 132,-. ISBN 3-402-08130-X; DM 100,-. 3-402-08131-8; DM 124,-. 3-402-08132-6.

Rezensent:

Wolfram Kinzig

Gleich drei Jahrgänge des "Jahrbuchs für Antike und Christentum" gilt es hier anzuzeigen, wobei die Verspätung nicht den Herausgebern dieser Bände, sondern allein dem Berichterstatter anzulasten ist. Wie immer bietet jedes Jahrbuch einen bunten Bilderbogen aus dem Bereich der antiken Religionsgeschichte. Der Rez. stellt im Folgenden den Inhalt der Beiträge knapp vor und erlaubt sich gegebenenfalls bei Arbeiten, die seinen eigenen Forschungsinteressen nahestehen, einige knappe kritische Anmerkungen.

Der Jahrgang 39 (1996) präsentiert sich geradezu als (zweite) Festschrift für Ernst Dassmann, da dem Direktor des Franz Joseph Dölger-Insitutes und Mitherausgeber des JAC die meisten der hier erschienenen Aufsätze anlässlich seines 65. Geburtstages gewidmet sind. Bewegend ist eine der letzten Arbeiten von Caroline P. Bammel, die den Band eröffnet. Die am Abend des Reformationstags 1995 verstorbene Cambridger Patristikerin geht hier im Bewusstsein ihres bevorstehenden Lebensendes (vgl. 12, Anm. 44) dem Vergleich der Endgültigkeit des menschlichen Todes mit dem Kreislauf der himmlischen Gestirne und der Jahreszeiten bei paganen wie christlichen Autoren nach ("Der Tod, die Gestirne und die Jahreszeiten in antiker und christlicher Dichtung", 5-12).

In einem etwas langatmig geratenen und auch die nicht deutschsprachige Forschung ungebührlich vernachlässigenden Beitrag untersucht Gerhard Wirth die Herrschaft Konstantins I. und seiner Söhne ("Constantin und seine Nachfolger", 13-75). Hierbei lässt er vor allem Konstantius II. eine überraschend positive Würdigung gerade auch in kirchenpolitischen Fragen zuteil werden. Dem Kaiser sei es vor allem um den Zusammenhalt des Imperiums gegangen, den er durch das Christentum und seine Streitigkeiten gefährdet sah: "Daß er die Katastrophe auf dem Wege des Ausgleiches aufzuhalten suchte, mochte man ihm als eine Schwäche auslegen. Es war ein neuer Weg, aber einen anderen gab es kaum. Ihn erkannt zu haben, bedeutet viel, wird aber leicht übersehen" (75).

"Die Vergöttlichung unwürdiger Menschen bei den Heiden als apologetisches Argument in Schriften des Sokrates, Theodoret, Cyrill von Alexandrien und Johannes Chrysostomos" behandelt Jürgen Hammerstaedt in einer gelehrten traditionsgeschichtlichen Abhandlung (76-101).

Zu begrüßen ist dabei vor allem, dass er die nach wie vor vernachlässigte Apologetik des 4. und 5. Jh.s in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen stellt, bei der zentrale Einleitungsfragen wie Abfassungsverhältnisse und gegenseitige Abhängigkeiten noch weithin einer Klärung harren. Von demselben Verfasser stammt auch die anschließende Miszelle mit dem Titel "Der Mimendichter Philistion in einem Brief des Neilos von Ankyra und in einer pseudochrysostomischen Predigt (ClavisPG 4640)" (102-104).

Sever J. Voicu versucht - in Ergänzung seines RAC-Artikels (Bd. XVIII, 1997, Sp. 503-515) - in einer Studie, Kriterien für die Bestimmung von Spuria und für die Differenzierung verschiedener Typen derselben in der ungeheuren Textmasse zu bestimmen, die unter dem Namen des Johannes Chrysostomus überliefert ist ("Pseudo-Giovanni Crisostomo: i confini del corpus", 105-115).

Leider erwähnt Voicu nicht die Versuche zur Bestimmung bzw. Ausschließung von Autorschaften mittels EDV-unterstützter Stilometrie, die die traditionelle Stilkritik unterstützen und empirisch-statistisch absichern könnten.

Ein gehaltvoller Beitrag von Peri Terbuyken befasst sich mit "Rom in der rabbinischen Hermeneutik" (116-127), und zwar speziell mit der Gründung Roms in pAZ 1,2 sowie in HldR 1,35-42. Damit kommt auch die in JAC wie RAC immer etwas unterrepräsentierte judaistische Forschung eindrucksvoll zu ihrem Recht.

Die häufigen spätantiken und mittelalterlichen Nachrichten von der Einschmelzung von Kirchengeräten aus karitativen Motiven stellt Thomas Sternberg systematisch zusammen (",Aurum Utile'. Zu einem Topos vom Vorrang der Caritas über Kirchenschätze seit Ambrosius", 128-148).

Eine liturgiegeschichtliche Untersuchung auf der Basis der Wiener Papyrusfragmente PVindob. G 16545 + 17047 + 38329 + 38379 sowie G 26134 (ed. Treu/Diethart, Nr. 49 + 51 bzw. 50) legt Heinzgerd Brakmann vor. Brakmann bekräftigt gegen Jutta Henner die These der Erstherausgeber Treu und Diethart, derzufolge diese Fragmente als Teile des spätantiken alexandrinischen Messkanons anzusehen sind. Sie seien zudem der im Patriarchat der Kopten verbreiteten Kyrill-Liturgie verwandt.

"Zwei Fragmente eines frühchristlichen Säulensarkophags in Bonn und Berlin" ordnet Jutta Dresken-Weiland erstmals einander zu (165-169). Sie "stellen ein seltenes Beispiel für einen unfertigen Säulensarkophag dar" (169), der wohl im zweiten Drittel des 4. Jh.s begonnen wurde.

Arwed Arnulf stellte 1990 fest, dass ein im Berliner Museum für spätantike und byzantinische Kunst befindliches Elfenbeinrelief nicht die Krönung Kaisers Leons VI. durch Maria zeigt, sondern die Einsetzung eines kostbaren Juwels in die kaiserliche Krone. Dieser bei den Makedonenkaisern erstmals auftretende Bildtopos der Einsetzung eines Steines oder einer Perle wird von Ulrike Koenen mit weiteren Beispielen illustriert ("Symbol und Zierde auf Diadem und Kronreif spätantiker und byzantinischer Herrscher und die Kreuzauffindungslegende bei Ambrosius", 170-199). Koenen zufolge lässt er sich weder von einer spätantiken Bildtradition noch - wie Arnulf glaubte - von Ambrosius' Beschreibung der Einfügung eines Nagels des hl. Kreuzes in das Diadem Konstantins d. Gr. durch dessen Mutter Helena (de obit. Theod. 47) ableiten. Die Besatzformen der kaiserlichen Diademe seit Konstantin werden von Koenen in diesem Zusammenhang ebenfalls einer ausführlichen Analyse unterzogen.

Dieter Korol berichtet von seinen archäologischen Untersuchungen des Domes im süditalienischen Trani ("Ein frühes Zeugnis für ein mit einer neutestamentlichen Szene geschmücktes ,Templon'. Die Darstellung der Magierhuldigung aus einer Kirche des 5. Jh.s in Trani", 200-224). Die romanische Kirche besitzt zwei Vorgängerbauten: der ältere lässt sich mitsamt seiner Malereiausstattung in das zweite Drittel des 5. Jh.s datieren, während der jüngere ebenfalls noch dem 5. oder dem 6. Jh. zuzuweisen ist.

Michael Schmauder untersucht "Das sogenannte Cubiculum des hl. Nostrianus in der Gaudiosus-Katakombe" unter den Fundamenten der Kirche Santa Maria della Sanità (225-262) und gibt erstmals eine umfassende Bestandsaufnahme der Malerei in diesem Cubiculum (Nr. 2). Gegenüber der bisherigen Datierung der Ausstattung in das 9./10. Jh. unterscheidet Schmauder zwei Malphasen, die er in das zweite Viertel des 5. Jh.s bzw. die Wende vom 5. zum 6. Jh. datiert. Die Neugestaltung fällt damit zusammen mit den Malereien in Cubiculum 1 und 3, die offenbar in Zusammenhang mit der Bestattung des hl. Gaudiosus in Cub. 1 stehen.

Jahrgang 40 (1997) wird bestimmt von zwei Arbeiten zur Geschichte des RAC aus Anlass des 40jährigen Bestehens des "Franz Joseph-Dölger-Institutes zur Erforschung der Spätantike" in Bonn und seines Förderervereins sowie der 20-jährigen Zugehörigkeit des Instituts zur Universität Bonn und zur Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften.

Ernst Dassmann schildert "Entstehung und Entwicklung des ,Reallexikons für Antike und Christentum' und des Franz Joseph Dölger-Instituts in Bonn" (5-17), gefolgt von der kommentierten Edition des "Briefwechsel[s] Theodor Klauser - Jan Hendrik Waszink 1946-1951" durch Norbert M. Borengässer (18-37). Aus beiden Arbeiten wird deutlich, welche entsagungsvolle Arbeit der Erstherausgeber Theodor Klauser an dem Lexikon während und nach dem Krieg geleistet hat. Seine persönliche Integrität in der Zeit des Nationalsozialismus bewahrte das von ihm geleitete Unternehmen nicht davor, nach Kriegsende international isoliert dazustehen, da auch die deutsche Patristik durch den Nationalsozialismus nach außen hin einen erheblichen Vertrauensverlust erlitten hatte. Es bedurfte Gelehrter von der Bedeutung Waszinks, um diese Isolation zu durchbrechen.

Den "Begriff des Individuums bei den Kirchenvätern" erläutert anschließend Michael Frede (38-54), wobei er sich auf dessen Anwendung in Trinitätslehre und Christologie beschränkt.

Gern hätte man in diesem Zusammenhang gewusst, warum es den Kirchenvätern trotz ihres intensiven Nachdenkens über die idiomata/proprietates der göttlichen Personen bzw. der Naturen in Christus nicht gelang, auch eine differenziertere Anthropologie zu entwickeln, die zwischen "Mensch" als Gattungsbegriff und als Bezeichnung eines Einzelwesens präziser unterschied. Diese Ungenauigkeit sollte m. E. zur "soteriologischen Erblast" werden, insofern die Reflexion über die Annahme der Menschheit in Christus in ihrem Verhältnis zur Erlösung des individuellen, vorfindlichen Menschen v. a. in der östlichen Theologie unterentwickelt blieb.

Mit den Thesen Bruno Steimers setzt sich Georg Schöllgen in seinem Beitrag "Der Abfassungszweck der frühchristlichen Kirchenordnungen" auseinander (55-77). Gegen Steimer hält Schöllgen an seiner älteren Überzeugung fest, dass keine der drei Kirchenordnungen der ersten drei Jahrhunderte (Didache, Traditio Apostolica und Syrische Didaskalie) "de facto oder auch nur der Intention nach eine vollständige oder umfassende Regelung des Gemeindelebens geben will. Sie orientieren sich vielmehr an den Problembereichen der Gemeinden, die sie einer autoritativen Regelung zuführen wollen" (76). Dementsprechend dürfen keine weitgehenden Schlüsse auf den Alltag des Gemeindelebens gezogen werden.

Schöllgens eindringlicher Warnung vor allzu großer Hypothesenfreudigkeit gerade in diesem Bereich wird man gerne zustimmen. Zu ergänzen wäre (was dem Vf. noch nicht bekannt sein konnte), dass die Abfassungsverhältnisse der Traditio Apostolica neuestens wieder heftig diskutiert werden und man sie keinesfalls als Ganze unbesehen in die vorkonstantinische Zeit wird datieren dürfen.

"Hippolytos als Referent platonischer Lehren" ist Thema eines Aufsatzes von Karin Alt (78-105), wobei die Vf.n vor allem an der Frage interessiert ist, ob der römische Bischof "als ein ernst zu nehmender Zeuge für die Rezeption Platons in der ersten Phase des dritten Jahrhunderts, der Ära vor Plotin, gelten" (79) und somit als Quelle für den ja nur schattenhaft erkennbaren Mittelplatonismus herangezogen werden könne. Sie konstatiert bei Hippolyt "ein ernsthaftes Interesse an der Philosophie" (102). Gleichwohl sei seine Darbietung der pythagoreischen und platonischen Lehren in ihrem Verhältnis zur Gnosis mangels einer entsprechenden Ausbildung "unbefriedigend" geblieben: "Als ein seriöser Platon-Referent (oder gar Interpret) kann er nicht gelten" (103).

Die Authentizität der "Passio Sanctae Crispinae" behandelt Klaus Rosen in einer gleichnamigen Studie (106-125). Er sieht in dem Text eine komplexe Zusammensetzung aus originalem Verhandlungsprotokoll, nachträglicher Erfindung aus donatistischer Feder und historisch zuverlässiger Rahmenerzählung.

Von demselben Vf. stammt auch ein Beitrag zu "Kaiser Julian auf dem Weg vom Christentum zum Heidentum" (126-146). Rosen unterwirft darin die Selbstaussage Julians, er habe sich mit zwanzig Jahren zur Wahrheit der Götterverehrung bekehrt, einer Neuinterpretation. Julian habe "den letzten Schritt" nicht vor 361 vollzogen. Erst im Krieg gegen Constantius sei es zum endgültigen religiösen Bruch gekommen. "Usurpation und Apostasie hingen zusammen" (129).

Eine medizinhistorische Miszelle zur Frage "An welcher Krankheit litt Basilius?" steuert Volker Henning Drecoll bei (147-157). Er diagnostiziert bei dem Kirchenvater ein chronisch-rezidivierendes Darmleiden (Morbus Crohn?).

Als Autor eines längeren anonymen Fragments in der Catena Andreae (in Iudae epist. 12-13, Cramer 165 f.) wird von Manfred Kertsch Isidor von Pelusion identifiziert (ep. 4,58; "Isidor von Pelusion in der sog. Catena Andreae [Clavis PG C 176) zu Jud. 12/13", 158-167).

Reiseberichte des Horaz (sat. 1,5) und des Sidonius Apollinaris (ep. 1,5) vergleicht Ulrich Eigler ("Horaz und Sidonius Apollinaris. Zwei Reisen und Rom", 168-177) und liefert damit einen Beitrag zum klassischen Erbe in christlicher Literatur.

"Zur Frage einer frühchristlichen Bischofskirche unter dem Kölner Dom" äußert sich Sebastian Ristow (178-199) in einem archäologischen Aufsatz und erörtert ausführlich, illustriert durch zahlreiche Grafiken und Karten, die Möglichkeit eines oder mehrerer Kirchenbauten in der Nachbarschaft des unter dem Kölner Dom nachgewiesenen Baptisteriums, das man "als bislang wahrscheinlich ältesten einwandfreien Nachweis christlicher Nutzung des heutigen Domgeländes" ansehen müsse (198).

Den Jahrgang 41 (1998) eröffnet Marco Frenschkowski mit einem gehaltvollen Aufsatz zu einem von der neutestamentlichen Wissenschaft wie von der Patristik weithin vernachlässigten Gebiet, der frühchristlichen Traumdeutung, und bietet instruktive Beobachtungen zu "Traum und Traumdeutung im Matthäusevangelium" (5-47).

Christoph Markschies durchmustert die antiken Nachrichten über den nur noch schattenhaft erkennbaren frühchristlichen Theologen Kerinth, den Irenäus in adv. haer. 1,26,1 als typischen Gnostiker beschreibt, während Gaius und Dionysius von Alexandrien in Fragmenten, die Eusebius aufbewahrt hat (h.e. 3,28,2.4 f.), ihn als Verfechter der Erwartung des Tausendjährigen Reiches darstellen ("Kerinth: Wer war er und was lehrte er?", 48-76).

Während ich Markschies darin beipflichten würde, dass man aus Irenäus' Darstellung wohl nicht viel schließen kann, scheint er mir den Informationsgehalt der Fragmente bei Eusebius insgesamt zu unterschätzen. Ich habe anderenorts die Vermutung geäußert, "daß es sich bei dem von Gaius bekämpften Werk um einen sich auf die Apk beziehenden Kommentar handelt, in dem ... Apk 20 f. auf dem Hintergrund von Jes 65,17-25 gedeutet wurde, sofern man die Zusammenstellung von Apokalypse und kerinthischem Chiliasmus nicht überhaupt der Polemik der Gegner zuschreiben will" (W. Kinzig, Philosemitismus angesichts des Endes? Bemerkungen zu einem vergessenen Kapitel jüdisch-christlicher Beziehungen in der Alten Kirche, in: A. Lexutt/V. von Bülow [Hgg.], Kaum zu glauben. Von der Häresie und dem Umgang mit ihr [FS H. Faulenbach], Rheinbach 1998 [Arbeiten zur Theologiegeschichte, 5], 59-95, 66).

Die Frage nach dem Sinn der Falsifizierung des Briefwechsels zwischen Seneca und Paulus erötert Alfons Fürst ("Pseudepigraphie und Apostolizität im apokryphen Briefwechsel zwischen Seneca und Paulus", 77-117) und kommt nach einer sorgfältigen formgeschichtlichen und historischen Untersuchung zu der These, es gehe hierbei "nicht um den historischen Seneca des 1. Jahrhunderts und nicht um die individuelle Lebensgeschichte des Paulus, sondern um Seneca im lateinischen Christentum des 4. Jahrhunderts und um Paulus als personale Verkörperung des Apostolischen." Der Name des Paulus sei "die apostolische Chiffre für Senecas Ansehen im spätantiken Christentum, ihr fingierter Briefwechsel das pseudepigraphische literarische Mittel, es apostolisch zu sanktionieren" (117).

Freilich bleibt dabei die spannende Frage weitgehend ungeklärt, welches Interesse denn ein Literat des 4. Jh.s daran gehabt haben könnte, Seneca in dieser Weise christlich-apostolisch zu legitimieren. Die Nachrichten über den römischen Aufenthalt des Apostels in Act 28,14.16.30 in Kombination mit Phil 4,22 stellen nur den Anknüpfungspunkt dar, jedoch kaum das eigentliche Motiv für die Falsifizierung (anders Fürst 114), die vielmehr apologetische Gründe haben dürfte, wie sich etwa aus Laktanz' und Augustins Anführungen noch unschwer erkennen lässt (Indienstnahme des Philosophen gegen pagane Angriffe auf das Christentum).

Sicher der wichtigste Beitrag dieses Jahrgangs ist Michael Dursts Edition und Erläuterung des Symbols, das der homöische Bischöf Mailands Auxentius Ende 364 oder Anfang 365 den Kaisern Valentinian I. und Valens in einem Brief übersandte, der wiederum in einem Teil der Textüberlieferung des Hilarius von Poitiers aufbewahrt ist ("Das Glaubensbekenntnis des Auxentius von Mailand. Historischer Hintergrund - Textüberlieferung - Theologie - Edition", 118-168). Dursts ausführ- licher Diskussion auch der Nachrichten über das Leben des Auxentius ist es zu verdanken, dass wir jetzt über ein wesentlich klareres Bild seiner Aktivitäten wie seiner Theologie verfügen.

Die archäologischen Untersuchungen betreffen einen "Tischfuß mit Dionysos-Satyr-Darstellung aus Abu- Mi-na-/Ägypten" von Mitherausgeber Josef Engemann (169-177), eine neue Interpretation des Apsismosaikes der römischen Basilika S. Pudenziana ("Zum Gerichtsaspekt im Apsismosaik von S. Pudenziana/Rom", 178-192) von Rotraut Wisskirchen und eine Neudatierung der Kathedrale San Sabino im apulischen Canosa di Puglia ("Die Kathedrale San Sabino in Canosa di Puglia. Versuch einer neuen zeitlichen Einordnung", 193-205), deren ältesten Bauteile nach Ansicht von Claudia Flick wohl nicht erst im 11. Jh., sondern bereits im 4. Jh. entstanden sind.

Alle Bände sind - wie stets - mit ausführlichen Rezensionen von Neuerscheinungen ausgestattet, die den Leserinnen und Lesern ebenfalls nachdrücklich empfohlen seien. Wohltuend ist im Zeitalter "reprofähiger Manuskripte" auch die Sorgfalt, mit der Herausgeber und Verlag diese Bände unverändert produzieren.