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Ausgabe:

Januar/2001

Spalte:

33 f

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Vlaardingerbroek, Johannes

Titel/Untertitel:

Zephaniah.

Verlag:

Leuven: Peeters 1999. XXVIII, 222 S. gr.8 = Historical Commentary on the Old Testament. Kart. BEF 1600. ISBN 90-424-0755-X.

Rezensent:

Heinz-Dieter Neef

Der Zephania-Kommentar von J. Vlaardingerbrock ist die englische Übersetzung des in der niederländischen Reihe "Commentaar op het Oude Testament" erschienenen Kommentars des Vf.s zum Zephaniabuch. Die englische Übersetzung wurde von John Vriend angefertigt. Die Kommentarreihe "Historical Commentary on the Old Testament" geht bewusst von der historischen Einbettung der Bücher des Alten Testaments aus. Das Alte Testament sei tief in der Menschheitsgeschichte verwurzelt und könne nur auf diesem Hintergrund verstanden werden. Das Alte Testament habe seine Zeit und seinen Ort in den Grenzen der Menschheitsgeschichte. Entsprechend diesem Vorverständnis fragt der Kommentar verstärkt nach der historischen Einbettung der Texte.

Der Vf. unterscheidet im Zephaniabuch redaktionsgeschichtlich drei Ebenen:

1) Zephanias eigene Worte; der Vf. rechnet hierbei mit einem großen Bestand von Zephanias eigenen Worten (vgl. 1-8).

2) Hinzufügungen des bzw. der Herausgeber des Buches: 1,13ba.bb13ca.cb ; 2,3ab.ag . 5ag.7aa.ca.cb.9da.db.10 f.; 3,5. 9 f.13aa.db.14-20.

3) Spätere Hinzufügungen: 1,3b.4bb2.5ba.17b.18bb; 2,6a. b*; 3,8da.db.

Der Vf. betont, dass das Material, das nicht auf Zephania zurückgehe, weder aus einer Hand noch einer Zeitepoche stamme.

Bezüglich der Nachrichten über Zephanias Leben, Herkunft und Beruf urteilt der Vf. sehr vorsichtig (10-32). Er diskutiert ausführlich die dazu in der Forschung aufgestellten Hypothesen. Er selbst möchte sich bezüglich des Wirkens Zephanias vor oder nach der josianischen Reform nicht festlegen. Die Haltung Zephanias gegenüber der josianischen Reform sei nicht einfach nur zustimmend gewesen. Ein direkter Bezug zur Reform fehle sogar im Buch. Im Umkreis der Reform habe es drei Richtungen gegeben:

1) Die restaurativ-reformatorische Richtung: Hierzu rechnet der Vf. die Vollbürger aus Juda, die als Anhänger der Tradition in Opposition gegen fremde Einflüsse standen.

2) Die deuteronomistisch-levitische Richtung: Sie haben vor allem den Zusammenhang von Prophetie und Kult betont. Das Gericht werde durch den nahen Tag des Herrn herbeigeführt. Die Gründe dafür liegen im Synkretismus, im praktischen Atheismus, sozialen Ungerechtigkeiten, Hochmut und dem Vertrauen auf die Mächte der Welt.

3) Die prophetisch-eschatologische Richtung: Als Repräsentantin dieser Richtung sieht er die Prophetin Hulda; auch Zephania sei Anhänger dieser Richtung gewesen; nach deren Überzeugung sei die Änderung der Verhältnisse nur durch das Gericht möglich; sie habe die Nähe des Gottesgerichtes verkündigt und so die Geschichte theologisch ernst genommen.

Der Hauptteil des Kommentars (28 ff.) besteht in der Auslegung der Textabschnitte, wobei folgende Reihenfolge die Darstellung bestimmt: Übersetzung, allgemeine Einleitung mit Darstellung der wichtigsten Motive, Einleitung in die kleineren Einheiten, der historische Ort, Einzelexegese. Der Vf. unterteilt das Buch in fünf Abschnitte: 1,1 Überschrift; 1,2-2,3 Tag des Herrn gegen Juda und Jerusalem; 2,4-15 gegen die Völker; 3,1-8 gegen Jerusalem; 3,9-20 Heil.

Den ersten Teil des Buches 1,2-2,3 (33-123) datiert der Vf. in die Zeit Josias, wobei er zwischen 1,2-18 und 2,1-3 trennt. Er versteht 2,1-3 als eine Art Antwort auf Kapitel 1 und datiert es deshalb im Vergleich mit 1,2-18 in eine spätere Verkündigungsphase Zephanias. Zu den Völkersprüchen 2,4-15 (124-163) findet der Vf. eine große Nähe zur Politik Josias. Die Worte gegen Jerusalem 3,1-8 (164-188) sieht er inhaltlich in engem Bezug zu 1,2-2,3, da es hier wie dort um das Gericht gehe. Allerdings sei in 3,1-8 der Bezug zu "Jerusalem" stärker. Von daher könne man diese Verse Zephania nicht absprechen. Die Situierung von 3,1-8 im Anschluss an Kapitel 2,4-15 liege wohl in V. 6 begründet. Den letzten Abschnitt 3,9-20 (189-219) datiert der Vf. auf Grund der Nähe zu Deuterojesaja und Deuterosacharja überzeugend mit Ausnahme von V. 11-13 in die exilisch-nachexilische Zeit.

Dieser Kommentar zeichnet sich durch eine Vielzahl von Vorzügen aus: ausführliche Aufarbeitung der Literatur (die Bibliographie nennt 64 Kommentare, 70 Spezialstudien, 158 weitere Titel, 100 Lexikonartikel ...), umsichtige Argumentation, viele informative Exkurse (etwa zur Deutung von 1,9a; der Tag des Herrn), philologische Bemerkungen, engagiertes Bemühen um den Text (wobei der Vf. eingesteht, 2,1.14bß seien unverständlich und deshalb nicht übersetzbar), verständliche Sprache. Auf Grund dieser Vorzüge gehört der Kommentar des Vf.s zu den herausragenden neueren Auslegungen des Zephaniabuches.