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Ausgabe:

Dezember/2000

Spalte:

1253 f

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Merklein, Helmut

Titel/Untertitel:

Studien zu Jesus und Paulus, II.

Verlag:

Tübingen: Mohr Siebeck 1998. XIV, 455 S. gr.8 = Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament, 105. Kart. DM 78,-. ISBN 3-16-146924-0.

Rezensent:

Christoph Burchard

1987 erschien der erste Band von H. Merkleins gesammelten Studien zu Jesus und Paulus aus den Jahren 1977 bis 1987 samt einem unveröffentlichten Essay von mehr als hundert Seiten über die Bedeutung des Kreuzestodes Christi für die paulinische Gerechtigkeits- und Gesetzesthematik, der gleichzeitig einen Abriss der paulinischen Theologie im Ganzen darstellt (ThLZ 117, 1992, 125 f.). Gut zehn Jahre später ist nun der zweite Band da mit 18 Aufsätzen von 1987 bis 1997. Die Besprechung sollte mit Vorfreude auf den dritten Band um 2008 enden. Statt dessen Trauer. Merklein ist am 30. September 1999 gestorben, ein knappes Jahr vor seinem 60. Geburtstag.

Der zweite Band enthält I. Übergreifende Beiträge zur Christologie, Soteriologie, Eschatologie und Methodik. 1. Ägyptische Einflüsse auf die messianische Sohn-Gottes-Aussage des Neuen Testaments (1996), S. 3-30; 2. Der Sühnetod Jesu nach dem Zeugnis des Neuen Testaments (1990), S. 31-59; 3. Gericht und Heil. Zur heilsamen Funktion des Gerichts bei Johannes dem Täufer, Jesus und Paulus (1990), S. 60-81; 4. Eschatologie im Neuen Testament (1987), S. 82-113; 5. Integrative Bibelauslegung. Methodische und hermeneutische Aspekte (1989), S. 114-122. - II. Studien zu Jesus (Evangelien). 6. Die Reich-Gottes-Verkündigung Jesu (1988), S. 125-153; 7. Die Einzig keit Gottes als die sachliche Grundlage der Botschaft Jesu (1987), S. 154-173; 8. Wie hat Jesus seinen Tod verstanden? (1996), S. 174-189; 9. Die Heilung des Besessenen von Gerasa (Mk 5,1-10). Ein Fallbeispiel für die tiefenpsychologische Deutung E. Drewermanns und die historisch-kritische Exegese (1992), S. 190-210; 10. Mk l6,1-8 als Epilog des Markusevangeliums (1993), S. 211-240; 11. Geschöpf und Kind. Zur Theologie der hymnischen Vorlage des Johannesprologs (1996), S. 241-261; 12. Gott und Welt. Eine exemplarische Interpretation von Joh 2,23-3,21; 12,20-36 zur theologischen Bestimmung des johanneischen Dualismus (1996), S. 263-281. - III. Studien zu Paulus. 13. Das paulinische Paradox des Kreuzes (1997), S. 285-302; 14. "Nicht aus Werken des Gesetzes ...". Eine Auslegung von Gal 2,15-21 (1993), S. 303-315; 15. Paulus und die Sünde (1996), S. 316-356; 16. Der (neue) Bund als Thema der paulinischen Theologie (1996), S. 357-376; 17. Der Theologe als Prophet. Zur Funktion prophetischen Redens im theologischen Diskurs des Paulus (1992), S. 377-404; 18. Sinn und Zweck von Röm 13,1-7. Zur semantischen und pragmatischen Struktur eines umstrittenen Textes (1989), S. 405-437. Nachweis der Erstveröffentlichung, Stellenverzeichnis, Sachregister, S. 439-455.

Am Anfang steht ein ausführliches Vorwort, in dem M. die Aufsätze des Bandes in seine Forschungstätigkeit einordnet, die mit der Dissertation bei Rudolf Schnackenburg über das kirchliche Amt im Epheserbrief (München 1973) begann, und künftige Aufgaben skizziert. Das ist nun sein Vermächtnis geworden. Drei Einzelheiten: M. setzte sich für eine Erweiterung des herkömmlichen historisch-kritischen Instrumentariums ein, aber so, dass es den Text weder "durch historisch-kritisches Sezieren kaputtmacht" noch "durch strukturalistische Barockisierung zum Verschwinden bringt" (VIII f.). Er nahm sich vor, "das Geschäft einer hermeneutisch dem Judentum verpflichteten Paulusexegese noch entschiedener zu wagen" (XIII). Er plädierte energisch dafür, durch vertiefte Religionsgeschichte zu einer "Revitalisierung der Bilder, Metaphern, Mythen bzw. Symbole" der Schrift zu kommen, was zum "Postulat einer Hermeneutik der Symbolik" führt (IX). Der Ort, wo die Bilder leben, ist der Kult, auch wenn er vielen Zeitgenossen fremd und manchen Theologen verdächtig geworden ist. "Dennoch halte ich den Kult für die großartigste Möglichkeit, die dem Menschen zur Verfügung steht, um Gottesnähe in symbolischer Verwirklichung erfahrbar zu machen" (VII f.). Merklein hat nie vergessen, dass Exegese für Theologie und Kirche fruchtbar sein soll.

An postum erschienenen Arbeiten kenne ich den 2. Band seines Ökumenischen Taschenbuchkommentars zum 1. Korintherbrief (Gütersloh/Würzburg 2000) und den religionsgeschichtlichen Aufsatz: Die heliopolitanische Trias, in: U. Mell - U. B. Müller (Hg.), Das Urchristentum in seiner literarischen Geschichte (FS J. Becker), Berlin-New York 1999, S. 443-472. Vielleicht kommt doch noch ein dritter Band zu Stande. Auch ohne ihn ist M. ein dankbares Andenken gewiss.