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Ausgabe:

Dezember/2000

Spalte:

1246 f

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Hess, Richard S., and Gordon J. Wenham [Eds.]

Titel/Untertitel:

Zion, City of Our God. Grand Rapids-Cambridge: Eerdmans 1999. X, 206 S. 8. Kart. $ 22.-. ISBN 0-8028-4426-X.

Rezensent:

Peter Höffken

Das Buch versammelt Vorträge, die 1996 (offenbar großteils) auf einer Konferenz der Tyndale Fellowship Old Testament Study Group in Cambridge gehalten wurden und die um das Thema der Bedeutung Jerusalem-Zions im Alten Testament kreisen. Die Herausgeber stellen einleitend die Beiträge inhaltlich kurz vor (vgl. IX f.). Im Einzelnen handelt es sich um Folgendes: J. M. Monson, The Temple of Solomon: Heart of Jerusalem (1-22); R. S. Hess, Hezekiah and Sennacherib in 2Kings 18-20 (23-42); M. J. Selman, Jerusalem in Chronicles (43-56); G. N. Knoppers, Jerusalem at War in Chronicles (57-76); T. Renz, The Use of the Zion Tradition in the Book of Ezekiel (77-103); P. E. Satterthwaite, Zion in the Songs of Ascents (105-128); K. M. Heim, The Personification of Jerusalem and the Drama of Her Bereavement in Lamentations (129-169); endlich Rebecca Doyle, Molek of Jerusalem? (171-206). Man kann hier das Interesse walten sehen, gemeinhin eher assoziierte Interessenfelder (Jes 1-66; Zionspsalmen) durch Bereiche zu ergänzen, die sonst weniger beachtet werden, wenn es um das Thema Jerusalem-Zion geht (z. B. die beiden Beiträge zu den Chron-Büchern). - Indices fehlen (leider).

Der Beitrag des Archäologen Monson ist im Kern eine Diskussion des salomonischen Tempels auf dem Hintergrund der 1990 vorgelegten Publikation (A. Abu-Asaf, Der Tempel von cAin Dara [Damaszener Forschungen 3], Mainz 1990) des Ausgrabungsbefundes eines Tempels in cAin Dara (67 km nordwestlich von Aleppo), den Monson als die bislang engste Parallele zum salomonischen Tempel einschätzt. Von da aus zieht er Folgerungen für einige Architekturdetails der Tempelbeschreibung in alttestamentlichen Texten. - Hess legt einen instruktiven Bericht über neuere Arbeiten zu 2Kön 18-20 vor.

Sein eigener Vorschlag eines "literary approach" leidet in meinen Augen daran, dass es schlicht unwahrscheinlich erscheint, Bericht A (18,13b-16) als Kurzfassung des Berichts B (18,17-19,37) zu verstehen, der Voraussetzung und Ergebnis (Unterwerfung und Tributzahlung) darstellt, während B die dazwischen liegenden Geschehnisse elaboriere (bes. 38). Denn: B ist deutlich im finalen Part auf anderes aus (vgl.19,35-37), das deutlich jenseits des Endes von Bericht A liegt. - Auch Jes 36 f. desavouiert diese Auffassung, von Josephus Flavius (Ant 10.1ff.) gar nicht zu reden.

Selman beschreibt knapp und verständlich Aspekte der Rolle von Tempel und Stadt Jerusalem in den Chronikbüchern. - Knoppers diskutiert die Jerusalem-Bezüge der (Heiligen) Kriegs-Berichte in 1/2Chron in kritischem Rückblick auf G. von Rads einschlägige Arbeit. Dabei geht er besonders auch auf 2Chron 20 ein, ein Bericht, dessen Besonderheit wie Wichtigkeit innerhalb der chron. Darstellungen betont wird. - Er scheint mir freilich, trotz aller Differenzierungsbemühung, G. von Rads Ansatz im Grunde eher zu bestätigen.

Einen gewissen Ausgleich für das Fehlen einer expliziten Behandlung der Zionstradition stellt die Arbeit von Renz dar: Er entwickelt diese Tradition in Grundzügen und stellt deren Rezeptionsmodi im Buch Ezechiel dar - mit besonderer Emphase auf der Beobachtung, dass Zionstheologie Aussagen über Israels Gott machen will - und nur in dieser Klammer auch über Zion.

Satterthwaite erarbeitet die Wallfahrts- oder Aufzugspsalmen als "a diverse but unified whole" (127) und versucht, einen Sach- wie Stimmungsprogress in Pss 120-134 zu erarbeiten und die Rolle der Zionsaussagen u. a. im Kontext individueller Lebensprobleme zu bestimmen. Gesprächspartner ist dabei v. a. L. D. Crow, The Songs of Ascents ..., Atlanta 1996. - Eine Horizonterweiterung auf die durch 11QPsa gestellten Fragen (Ps 133 und 134 begegnen dort erst an späterer Stelle) findet nicht statt.

Heim ist pastoraltheologisch interessiert und fragt nach den unterscheidbaren "Äußerungen" in den Klageliedern als einer Einheit - insofern durchaus Satterthwaite entsprechend -, die über das Problem der Katastrophe und des Verlustes sowie deren mehrstimmiger Verarbeitung Auskunft geben können. Er kommt dabei auf 18 solcher "utterances". Das ist dann eine Vorfrage dazu, welche Personen(kreise) hier zu Wort kommen. Es sind dann endlich drei Haupt- und etliche Nebenstimmen, vgl. 167 f.

Doyles Beitrag zu Molek als Gott im Kontext Jerusalems ist ein erschöpfender Beitrag zum Namen Molek im altorientalischen Kontext wie zum damit verbundenen Problem der Kinderopfer. Die Folgerungen sind zurückhaltend und rehabilitieren MLK als Gottesnamen: ein vorisraelitisch-jebusitischer Gott wird bei Jerusalem (Ben-Hinnom, Tofet) verehrt - u. a. mit Kinderopfer.

Alles in allem wird man freilich dem Sammelband zum Zionsthema doch eine starke thematische Zufälligkeit attestieren müssen.