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Ausgabe:

November/2000

Spalte:

1161–1165

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Mitternacht, Dieter

Titel/Untertitel:

Forum für Sprachlose. Eine kommunikationspsychologische und epistolär-rhetorische Untersuchung des Galaterbriefs.

Verlag:

Stockholm: Almquist & Wiksell 1999. IV, 346 S. 8 = Coniectanea Biblica. New Testament Series, 30. Kart. SEK 257.60. ISBN 91-22-01833-6.

Rezensent:

Alfred Suhl

Das Buch hätte in der vorliegenden Fassung nicht veröffentlicht werden sollen. Es präsentiert sich in einer sprachlichen Gestalt, die ich schlichtweg als Zumutung empfinde: Es wimmelt von Interpunktions- und Druckfehlern, falschen Artikeln bei griechischen und lateinischen Begriffen, die auch nicht - wie üblich und korrekt - im Nominativ, sondern in dem im deutschen Satzbau geforderten Kasus zitiert werden.

Der Vf. bedankt sich im Vorwort bei seiner Schwester für Sprachkorrekturen, die nach seinem "nunmehr 20-jährigen Auslandsaufenthalt unentbehrlich geworden waren." Damit wird aber das eigentliche Problem dieser Arbeit vollkommen verkannt! Nicht um gelegentliche sprachliche Ungeschicklichkeiten geht es, sondern um eine grundsätzliche Einstellung zur sprachlichen Gestaltung, die schon die bisher erwähnten Fehler hätte verbieten müssen. Hinzu kommt nun aber noch, dass es der Arbeit über zu weite Strecken an einer klaren, durchsichtigen und zielstrebigen Argumentation fehlt. Ich kenne mich auch im Dänischen gut genug aus, um sagen zu können, dass es nicht etwa Idiome des Englischen oder einer nordischen Sprache sind, die den Vf. zu sehr beeinflusst haben. Viele seiner Sätze sind auch dem gutwilligsten Leser absolut unverständlich. Sehr oft ahnt man, was der Vf. meint, aber er sagt es nicht! Aus Platzgründen muss ich mich als Beleg auf ein willkürlich herausgegriffenes Beispiel beschränken.

S. 274 f. schreibt der Vf.: "Der Eifer von[!] Paulus, mit dem er seine pharisäische Vergangenheit und die Verfolgung der Gemeinde beschreibt, entspricht dem Eifer, mit dem er nun die Gegner verflucht. Er entspricht auch der Unnachgiebigkeit, mit dem[?] er in den[!] folgenden Kapitel[!] die Auffassung impliziert, die in 5,19 an die Oberfläche kommt: Ein wenig Sauerteig durchsäuert den ganzen Teig. Wer Christus erleben will, muss in ihm und allein aus ihm leben (2.19-20). Es gibt keine doppelten Loj[!]alitäten. Entweder lebe ich in dem Gekreuzigtsein mit Christus ... oder ich werfe die Gnade Gottes weg" (mit Verweis auf Gal 2,21). - Natürlich will der Vf. den früheren Eifer, mit dem Paulus einst die Gemeinde verfolgte, mit dem gegenwärtigen Eifer bei der Verfluchung der Gegner vergleichen, aber er verweist auf den Eifer, mit dem Paulus jetzt im Gal seine Vergangenheit beschreibt, obwohl von einer Beschreibung derselben auch keine Rede sein kann, sondern auf den Eifer bei der Verfolgung nur verwiesen wird. Dass der Bezug des Pronomens im folgenden Satz unklar bleibt, ist eine weitere Eigentümlichkeit dieser Arbeit, die dadurch oft unverständlich wird. Und dass mehrere Kapitel eine Auffassung implizieren, die in einem einzigen Satz an die Oberfläche kommt, ist nicht gerade ein Musterbeispiel an Präzision.

Diese Art der Argumentation ist an diesem Beispiel gerade noch überschaubar, wirkt aber entnervend, wenn der Vf. über andere Disziplinen informiert, um deren Erkenntnisse für die neutestamentliche Exegese fruchtbar zu machen. Das ist darum so bedauerlich, weil das Vorhaben dringend erforderlich ist, der Vf. dabei aber oft ungeschickt vorgeht, indem er entweder zu viel voraussetzt und darum unverständlich redet, oder aber logische Verbindungen formuliert, die sich aus seinem Kontext nicht zwingend ergeben.

Der Vf. kommt durch seine Analyse zu einer völlig neuen Beurteilung der Situation in Galatien, die zur Erleichterung der Lektüre vorangestellt sei: Weit verbreitet ist die Auffassung, die Gegner in Galatien wollten für sich selbst Verfolgung vermeiden, indem sie die Galater zur Beschneidung überredeten. Beschneidung habe nämlich schwerlich im fernen Galatien vor Verfolgung schützen können, wohl aber in Jerusalem.

Ich habe dies dahingehend präzisiert, dass das insbesondere dann galt, wenn die unbeschnittenen Galater zur Kollekte für Jerusalem bereit waren, aber um der Sicherheit der Jerusalemer vor jüdischen Eiferern willen unbedingt verhindert werden sollte, dass die Kollekte von Unbeschnittenen kam. Dann mussten die Gegner in Galatien, auch wenn sie selbst nicht unbedingt auf Einhaltung des ganzen Gesetzes pochten, die heidnischen Galater mit heilsgeschichtlich-theologischen Argumenten zu überzeugen suchen, dass sie auch um ihrer selbst willen die Beschneidung annehmen sollten. Das wahre Motiv der Gegner deckt erst Paulus in Gal 6,12 f. auf. Ihre vorgeschobenen Argumente und Vorwürfe zu entkräften, ist das Anliegen des Briefes, dessen scheinbar disparate Argumentationsgänge sich in dieser Situation als einlinig und zielstrebig erweisen.

Der Vf. rechnet demgegenüber mit einer tatsächlichen oder doch immerhin möglichen Verfolgung der Galater selbst wegen ihrer Unbeschnittenheit. Was in Galatien drohte, sei so ähnlich gewesen wie die Situation in Rom, wo es "impulsore Chresto" zu Unruhen kam, die zum Claudiusedikt von 49 führten. Überhaupt gelte es zu sehen, dass die Auseinandersetzungen des Paulus mit den Judaisten sich vor diesem Hintergrund abspielten, also "nicht gesetzestheologische Probleme, sondern veränderte politische Voraussetzungen der Heidenmission und die Gefahr von Repressalien die Konfrontation zwischen Paulus und den führenden Autoritäten in Jerusalem und Antiochia ausgelöst haben mögen" (319). Dass Paulus anfangs etwa 10-15 Jahre lang ziemlich unangefochten wirken konnte, die Probleme aber erst später auftauchten, deute "auch darauf hin, dass die Judenchristen in Jerusalem sehr wohl mit den Eskapaden von Paulus umgehen konnten und ihm erhebliche Toleranz entgegengebracht hatten. Was sie aber nicht tolerieren wollten, war, dass neubekehrte Heidenchristen in ernsthafte Konflikte mit der Obrigkeit gerieten und unter übertriebenen und einseitigen Stellungnahmen zu leiden hatten" (219).

In Rom ging es um Unruhen unter den Juden. Der Vf. lässt in der Schwebe, wer die Konkurrenten in Galatien gewesen sein könnten. Ich vermag darum nicht einzusehen, worin sich seine recht willkürliche Deutung mit weit hergeholten Argumenten methodisch vorteilhaft von der sehr viel besser begründeten Hypothese unterscheiden soll, die ich oben schon angedeutet habe, dass die Irrlehrer in Galatien die Galater zur Beschneidung überreden mussten, damit es nicht zu einer für die Jerusalemer höchst gefährlichen Kollekte von unbeschnittenen Heidenchristen kam. Immerhin waren ja die Galater nach 1Kor 16,1 f. zur Kollekte für Jerusalem bereit, und Paulus weiß seit dem Konflikt mit den Galatern so genau über die Gefährdung seines Kollektenwerkes Bescheid (vgl. Röm 15,30 f.), dass er nicht mehr nur korinthische Abgesandte lediglich mit Empfehlungsbriefen zur Übergabe der Kollekte nach Jerusalem schicken will (1Kor 16,3), sondern auch ohne ausdrückliche Zustimmung der Korinther (vgl. 1Kor 16,4: âaÓ b ÙÍÈÔÓ q` [erg.: ÒÌÖÓ = wenn es euch[!] recht erscheint!) selbst dorthin reisen will (vgl. 2Kor 1,15 f., wo im Gegensatz zu 1Kor 16,4.6 [ Ôy âaÓ ÔÚÂÌÈ = wohin immer ich reisen werde] nach dem veränderten Reiseplan Judäa als selbstverständlich geplante nächste Station erscheint!).

Der Vf. lässt sich aber von diesen Gegenargumenten, die er zwar kennt, jedoch keiner Erwähnung für würdig befindet, nicht beirren und konstruiert weiter: "Den verantwortlichen Brüdern in Jerusalem war zu Ohren gekommen, dass die Gläubigen in Galatien Verfolgung ausgesetzt und in ihrer Nachfolge verunsichert waren [woher weiß der Vf. das? Belege dafür gibt es nicht! Ähnliche Thesen wurden bereits ausdrücklich am Text falsifiziert!]. Es erscheint plausibel, dass sich diese Probleme auf Konflikte bezogen, die mit der kaiserlichen Forderung des status quo in Verbindung standen. Auch kann ein gewisses Eigeninteresse, angesichts der nur kurze Zeit zurückliegenden antisemitischen Zwischenfälle in Alexandria und Jerusalem nicht ausgeschlossen werden. Man wusste von Paulus' Eifer für die Unbeschnittenheit der Heidenchristen (2,1-14) und schrieb den Eifer wohl seiner pharisäischen Erziehung und Ausbildung zu. Er hatte sich auch in anderen Situationen zu erkennen gegeben (Apg 16,39[? - Apg 16,3 ist als Beleg für diese These schwerlich geeignet!]). Dennoch glaubte man aber, mit seiner Flexibilität, die aus anderen Situationen bekannt war (vgl. 1Kor 9,20-23), rechnen zu können. Also beauftragt [!] man Brüder damit, in Galatien nach dem Rechten zu sehen" (319 f.). Da diese nun aber in Galatien tatsächlich feststellten, "daß die Galater die Christusbotschaft einseitig aufgenommen hatten und in unnötige Schwierigkeiten geraten waren" (320), gaben sie in der besten Absicht den Rat zur Beschneidung. Sie wähnten sich dabei in völliger Übereinstimmung auch mit Paulus. "Niemand, so mögen die Ausgesandten geglaubt haben, auch nicht Paulus, würde die Beschneidung verbieten wollen oder können, wenn sie von Heidenchristen selbst erwünscht war und ihnen nicht ein Hindernis, sondern eine Hilfe wäre. Dies war ja der Sinn des Beschlusses in Jerusalem: Wir wollen den Heiden keine Lasten aufbürden (Apg 15,19). Also riet man ihnen sofern sie das selber wünschten, sich beschneiden zu lassen. Niemand nimmt Schaden, allen ist geholfen" (320).

Gewiss darf es nicht verboten sein, Theorien aufzustellen und durchzuprobieren, auch wenn sie zunächst noch so abenteuerlich erscheinen. In der vorliegenden Untersuchung kommt der Gal aber durch die Vorgehensweise des Vf.s trotz einer ganzen Reihe von hilfreichen Einzelbeobachtungen nur sehr bedingt mit seinem eigentlichen Anliegen zum Zuge. Der Vf. will die sowohl inhaltliche als auch pragmatische Diskrepanz zwischen den verschiedenen Briefabschnitten des Gal klären. Er will ferner das primäre Motiv für die Abfassung des Gal erheben, denn angeblich konnte bisher noch "kein kohärentes Motiv für den Brief als Ganzem [!] ... ausfindig gemacht werden" (9). Und schließlich ist sein Ziel, "mittels einer methodisch nachvollziehbaren Analyse die Empfänger des Briefes zu Wort kommen zu lassen, oder zumindest ihre Sprachlosigkeit sichtbar zu machen" (9).

Kap. 1 beschäftigt sich mit der "Inkohärenz der Argumentation und Rückschlußverfahren" (25-59). Es werden - wieder einmal, aber erfreulich kurz! - die Theorien zur Identifikation der Gegner vorgestellt, Möglichkeiten und Grenzen von Rückschlussverfahren diskutiert sowie Argumentationsstragien zur Beseitigung von "Inkonsistenzen" vorgestellt. Darunter versteht der Vf. die traditionsgeschichtliche Ausklammerung von Textabschnitten nach E. Synofzik, die Unterscheidung von "Reason" und "Argument" nach E. P. Sanders und die Analyse der pragmatisch-psychologischen Bedingtheit der Botschaft nach H. Räisänen. Der Vf. kommt zu dem Ergebnis, dass unbedingt pragmatische, psychologische und soziale Aspekte in die Diskussion mit eingebracht werden müsen.

Das geschieht ab Kap. 2 "Die Kommunikationsdynamik des Galaterbriefes: eine an der Polemik des Verfassers bemessene Analyse" (61-108). Dabei soll zum einen "allen an der Kommunikationssituation Beteiligten ein gleichwertiges Maß an Kritik entgegengebracht" werden (63). Das bedeutet "zum andern aber auch, daß eine der Quellenlage und der Forschungsgeschichte angemessene Balance gesucht wird, die der Sprachlosigkeit der einen Seite und dem polemischen Stil und Ton der anderen Seite Rechnung trägt" (63 f.). "Nicht nur ein unparteiischer Richter ist gefragt, sondern auch ein Verteidiger der Gegenseite. Diese Untersuchung macht sich deshalb zur Aufgabe, die Kommunikationsdynamik des Gal zu erforschen mit dem Ziel, die Perspektive der Angeklagten soweit wie möglich sichtbar zu machen. Wird ihre Perspektive sichtbar, kann vielleicht auch ihre Stimme, zumindest flüsternd, hörbar werden" (64). Dazu wird ausführlich über kommunikationspsychologische Ansätze referiert, um deren Ergebnisse - teilweise etwas gewollt - auf den Gal anzuwenden.

Dass die gesetzestheologischen Ausführungen des Gal gar nicht situationsbezogen sind, sondern von Paulus nur prophylaktisch eingebracht werden, lässt sich aber am Text schwerlich "festmachen". So heißt es S. 75: "Der Eindruck der völligen Absenz des Situationsbezugs entsteht ... bei der theologischen und paränetischen Argumentation [!] wo sich Paulus über weite Strecken hinweg einer Demonstration von schulmeisterlicher (3,6-25) und väterlicher (5,13-26) Kompetenz hingibt.

Die Implikationen mit denen er diese Erfahrungen umgibt, sind so weit hergeholt, so rätselhaft oder so irrelevant für den direkten Situationsbezug, dass Relevanz allein durch Leserverpflichtung erreicht werden kann. Stil und Abstraktionsniveau der Argumentation erwecken den Eindruck einer beabsichtigten Diskrepanz, vielleicht um Widerspruch durch den Eindruck der Kompetenz zum Schweigen zu bringen" (75).

Zu dieser geradezu abenteuerlichen These kann der Vf. sich nur deswegen verleiten lassen, weil er in seiner ganzen Arbeit die Funktion von Gal 2,16-21 nicht gebührend würdigt. Hier verwahrt Paulus sich nämlich gegen den Vorwurf, sein gesetzesfreies Evangelium verleite zur Sünde und sei deshalb für die von ihm Verführten gefährlich. Diesen Vorwurf weist er Gal 2,18-21 zunächst nur für sich ab, um ihn gerade in Gal 5,13-26 auch für die Galater als haltlos zu erweisen. Der Vf. kann seine gegenteiligen Thesen auch nur deshalb entwickeln, weil er meint, Paulus sei über die Situation in Galatien nicht hinreichend informiert. Mag dies in der Forschungsgeschichte auch immer und immer wieder behauptet worden sein, um das Ungenügen der Forscher an ihren eigenen Erklärungsversuchen zu begründen, so wird diese Behauptung allein dadurch doch nicht richtiger! Schon aus den antiken Reisezeiten ergibt sich ja, dass die Gegner mindestens ein Winterhalbjahr in Galatien wirkten, ehe der Bote sich zu Paulus auf den Weg machte.

Anstatt aus dem angeblich fehlenden Situationsbezug weitreichende Folgerungen zu ziehen, dürfte es methodisch besser sein, in allen Abschnitten einen sehr konkreten Situationsbezug zu unterstellen und davon auszugehen, dass Paulus sehr genau wusste, was er sagte. Das meint der Vf. natürlich auch, aber in einem ganz anderen Sinne: Die Diskrepanz zwischen situationsnahen und situationsfernen Abschnitten (und hier insbesondere denen, die sich mit dem Gesetz befassen) hält er nicht nur für eine scheinbare, "als hinge sie nur von dem unvollständigen Verständnis des Auslegers ab. Die theologische Argumentation erweckt stattdessen den Eindruck einer beabsichtigten Diskrepanz. Der Eindruck des eigenen Kompetenzvorsprungs und der Inkompetenz der Adressaten wird von Paulus strategisch erzeugt" (102). - Hier scheint mir die Grenze zum methodisch kontrollierbaren Vorgehen überschritten zu sein.

Kap. 3 "Soziale Kognition und die Situation in Galatien" (109-152) referiert wieder (durchaus verdienstvoll!) sehr viele psychologische Theorien und bündelt jeweils ihren Ertrag für den Gal. Das im Einzelnen zu referieren, würde hier zu weit führen. Der Vf. vertritt dabei die These, dass die Galater seit der ersten Begegnung mit Paulus noch im Ohr hatten, dass die Beschneidung eigentlich ein Adiaphoron sei. Darum hätten sie dem "Rat" ihrer neuen "Seelsorger" zur Beschneidung ganz unbeschwert folgen können. Erst Paulus hätte in seiner unerwartet scharfen Reaktion die Verbindung zwischen Beschneidung und Gesetz hergestellt. "Während Paulus eine Katastrophe ahnt, bleiben die Galater von der Veränderung zuerst relativ unberührt und vielleicht sogar dankbar für das Angebot der Adaption in einer schwierigen Situation" (149). - Wie kann Paulus dann aber Gal 1,9 behaupten, er habe schon beim Gründungsaufenthalt vor der Verfälschung seines Evangeliums gewarnt? Wie ist unter dieser Voraussetzung der ursprünglich angeblich so toleranten Haltung des Paulus der Zwischenfall in Antiochien zu erklären? Kommt Paulus selbst hinter all diesen Theorien überhaupt noch in den Blick?

Mit Kap. 4 "Die Disposition des Galaterbriefs: rhetorische und epistoläre Funktionen" (153-232) wendet der Vf. sich für das Verständnis der Kommunikationssituation des Gal der antiken Rhetorik zu. Kap. 5 "Persuasionstechniken im Galaterbrief: Autobiographie, Diatribe, Vilifikation und Enthymeme" (233-320) vertieft das im Einzelnen. Erfreulich deutlich unterscheidet der Vf. zwischen Rhetorik und Epistolographie. Zu Recht betont er, dass eine Gliederung des Gal sich aus eigener Überzeugungskraft behaupten muss, es jedoch fragwürdig wäre, wenn antike Kategorien und Funktionen im Widerspruch zu den eigenen Überlegungen stünden (153). Er findet eine Entsprechung des Gal zum Petitionsbrief. Unter dem Zwang dieses angeblichen Formulars kommt es aber dazu, dass die entscheidende Funktion von Gal 2,16 ff. nicht wahrgenommen und somit m.E. das eigentliche Anliegen des ganzen Briefes verkannt wird.

Gerade in den letzten beiden Kapiteln bietet der Vf. zwar durchaus hilfreiche Beobachtungen zu einigen Abschnitten des Gal und interessantes Material, das man für weitergehende Studien empfehlen möchte. Aber das verbietet die sprachliche Gestaltung dieses Buches. Der Gewinn der Lektüre ist mir nicht groß genug, um andere Leser zu ermutigen, die vom Vf. unnötigerweise erzeugten Strapazen auf sich zu nehmen.