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Ausgabe:

November/2000

Spalte:

1141–1145

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Friebel, Kelvin G.

Titel/Untertitel:

Jeremiah's and Ezekiel's Sign-Acts. Rhetorical Nonverbal Communication.

Verlag:

Sheffield: Sheffield Academic Press 1999. 535 S. gr.8 = Journal for the Study of the Old Testament, Suppl.Series, 283. Lw. £ 60.-. ISBN 1-85075-919-7.

Rezensent:

Rüdiger Liwak

Bei der Untersuchung handelt es sich um eine von Michael F. Fox am Department of Hebrew and Semitic Studies der Universität von Wisconsin-Madison betreute PhD-Dissertation von 1989, die für den Druck überarbeitet und aktualisiert worden ist. Wie der Untertitel andeutet, sollen die nonverbalen Handlungen und ihre rhetorisch-kommunikativen Bezüge erarbeitet werden. Der Vf. will die Strategien prophetischer Handlungen offenlegen, die in Absetzung von anderen Begrifflichkeiten (,symbolische Handlung', ,Machttaten', ,Straßentheater', ,Demonstrationshandlung') unter kommunikationstheoretischen Aspekten als 'sign-acts' bezeichnet werden (11-13). Dabei gilt als grundsätzliche Voraussetzung die Korrelation von verbaler und nonverbaler Verkündigung, sofern beides auf Überzeugung und Reaktion beim Publikum zielt (11). In Übereinstimmung mit dieser Prämisse sieht der Vf. die beiden Propheten Jeremia und Ezechiel vor allem als ,Mahner' und ,Warner' (11, Anm. 1).

Ein Problem ist in diesem Zusammenhang das geschlossene Textverständnis. Die Möglichkeit der Überarbeitung von Texten und damit der ,Verzerrung' von Zeichenhandlungen wird zwar grundsätzlich zugestanden (13), in beinahe allen diskutierten Fällen wird aber gegen bisherige Infragestellungen die literarische Integrität umstrittener Texte verteidigt, so u. a. bei Jer 13,11 (102 f., Anm. 52 und 54); 19,2b-9.11b-13 (117 f., Anm. 101); 35,12-19 (131, Anm. 132); 27* (141, Anm. 153); 28,2-4 (150, Anm. 174); Ez 5,3-4 (239 f., Anm. 365); Ez 12,5-6.10.12-14 (270 f.); 21,13-22* (293, Anm. 489); 37,15-28* (367). Literarische Schichtungen bzw. Fortschreibungen der beiden Prophetenbücher werden ausgeschlossen. Jeremia kann auch unabhängig von den Zeichenhandlungen als ,Umkehrprediger' erscheinen, sofern Textnachweise herangezogen werden (Jer 7,25 f.; 25,3-7; 35,15), die üblicherweise als deuteronomistisch klassifiziert werden (11, Anm. 1).

In dem ersten Kapitel zur theoretischen Grundlegung (11-78) wird der Untersuchungsgegenstand begründet und reflektiert. Der Vf. lässt nur als 'sign-acts' gelten, was aktuell und konkret vor einem Publikum aufgeführt wurde und primär kommunikative und interaktive Zwecke verfolgte. Dabei werden alle nonverbalen Auftritte eingeschlossen, bei denen Körperbewegungen, Gesten und Lautbildungen eine Rolle spielen (13-19). Unter dieser Bedingung werden Jer 13,1-11; 16,1-9; 19,1-13; 27-28; 32,1-44; 35,1-19; 43,8-13; 51,59-64a; Ez 3,22-27 / 24,25-27 / 33,21-22; 4-5; 6,11-12; 12,1-16; 12,17-20; 21,11-29; 24,15-24; 37,15-28 analysiert. Gegen die immer wieder geäußerten Zweifel an der realen Inszenierung vieler Zeichenhandlungen trägt der Vf. Hinweise auf ihre Ausführungen, vor allem Augenzeugen und Publikumsreaktionen, zusammen (20-34).

Der Untersuchung liegt ein Kommunikationsmodell zu Grunde, das Absicht, Funktion, Formen, Kommunikationstypen und Beziehungen zwischen verbalen und nonverbalen Elementen berücksichtigt (34-40). Für die Studie hermeneutisch entscheidend ist der Zusammenhang von Zeichenhandlung und Rhetorik (40-78). Der Vf. tritt entschieden der Auffassung einer Wirksamkeit durch Formen sympathetischer Magie entgegen und plädiert für eine rhetorisch vermittelte Kommunikationsabsicht der entsprechenden Handlungen. Der primäre Grund für eine nonverbale Verkündigung liege "in the desire to influence suasively the audiences together with the need to communicate the messages' contents in a comprehensible manner" (48). Damit bestreitet der Vf. ausdrücklich eine Unwiderruflichkeit der Aussagen nonverbaler Prophetie, der er typologisch altorientalische, griechische und römische Parallelen zur Seite stellt. Um die rhetorischen Transaktionen zu entschlüsseln, will er vorzugsweise die jeweilige Situation, die Strategien und die Wirkung beim Publikum ergründen. Gerade von der Analyse der rhetorischen Situation und Strategie verspricht er sich "the theological suppositions of the audiences rather than their ethics, social structures and conflicts, or economic and political policies" (74) herauszufinden.

Auf die theoretische Grundlegung folgt mit dem 2. Kapitel (79-369) der Hauptteil der Arbeit, der die Textpassagen mit Zeichenhandlungen analysiert. Für die Textfolge wählt der Vf. ein chronologisches Prinzip. Er unterteilt das Korpus in Zeichenhandlungen, die vor und die nach der Zerstörung Jerusalems vollzogen wurden. Wer diesen Weg geht, muss sicher sein, dass die Texte ein direkter, zeitgenössischer Reflex der Handlungsvollzüge sind. Die einzelnen Untersuchungsteile sind weitgehend gleich aufgebaut: Zunächst wird die kommunikative Bedeutung herausgearbeitet, anschließend die rhetorische Strategie, bei der im Einzelnen die Fragen um Aufmerksamkeit, Verständnis, Einverständnis und Unverständnis der Adressaten im Vordergrund stehen. Mit Ausnahme von Jer 16,1-9 werden die vorexilischen Zeichenhandlungen bei Jeremia von der Thronbesteigung Jojakims (im Jahre 609 v. Chr.) an, die Aktionen Ezechiels von 593 an bis 586 v. Chr. datiert. Beide Propheten zielen nach seiner Auffassung mit ihren Aktionen nicht direkt auf die historischen Vorgänge, sondern auf deren Rezeption beim Publikum mit seiner falschen theologischen Einstellung (80). Schwer nachvollziehbar ist dabei, dass die Vorstellungen jener 'popular theology' sich gerade in den Theologumena von Bund, Jerusalem und Tempel, Land und Daviddynastie widerspiegeln sollen. Diese Themen würde man doch eher in der ,offiziellen Religion' und nicht der ,Volksfrömmigkeit' vermuten, sofern überhaupt ein zweischichtiges System den damaligen Verhältnissen gerecht werden kann.

Die einzelnen Texteinheiten, durchweg ohne Kohärenzstörungen aufgefasst, werden bis in Einzelheiten hinein akribisch analysiert, freilich immer unter dem Aspekt einer Kommunikationsabsicht, die Einstellung und Verhalten der Adressaten verändern und damit das Dargestellte verhindern, aber nicht vorwegnehmend herbeiführen will.

Jer 16,1-9 (82-99) wird biographisch gedeutet. Die Verbote zu heiraten, ein Trauerhaus (?) und Feste zu besuchen, werden - die Datierungen im Jeremiabuch ohne Einschränkung als korrekt vorausgesetzt - zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr des Propheten vermutet, so dass sie angesichts seines Alters als besonders irritierend auf die Leute wirken sollten, deren Ergehen Jeremia stellvertretend zu erleben hatte. Wie oft vorgeschlagen, lokalisiert der Vf. in Jer 13,1-11 (99-115) die Aktion mit dem von ihm als eine Taillen-Schärpe gedeuteten Gegenstand nicht am Euphrat, sondern sucht Perat in der Nähe von Jerusalem. Zu Recht lehnt er hier wie an anderen Textstellen eine allegorische, jedes Detail berücksichtigende Deutung ab. Er sieht in dem ruinierten Gürtel keine moralischen Defekte der Menschen symbolisiert, sondern auf Grund des ,entfernten' Gürtels eine Warnung vor der Exilierung ausgedrückt. Besonders energisch weist der Vf. bei der Exegese von 19,1-13 (115-124), wo es um das Zerbrechen einer Karaffe geht, einen magischen und ritualistischen Hintergrund zurück. Engagiert setzt er sich für eine ursprüngliche Einheit des Textes ein und übergeht dabei sehr schnell eine mögliche deuteronomistische Bearbeitung in V. 2b-9 und 11b-13. Mit V. 11a wird die Aktion entschlüsselt: "The decanter figuratively stood for the people and the city, while Jeremiah, in the act of shattering it, played the divine role" (119). Anders als es üblich ist, versteht der Vf. auch Jer 35,1-19 (124-136) als Zeichenhandlung, obwohl der Gehorsamsakt der Rechabiter durch einen fehlenden Vergleich zwischen Handlung und Ankündigung formal von den anderen Jeremia-Texten abweicht. Eine deuteronomistische Überarbeitung kommt auch hier nicht in den Blick, anders als in den Kapiteln Jer 27 und 28 (136-154), deren Historizität (4. Jahr Zedekias) aber dennoch nicht in Frage gestellt wird. Mit dem für die Emissäre der Nachbarstaaten gedachten Joch liege eine Metapher für deren Unterjochung durch die Babylonier vor, eigentlich gemeint seien mit der Aktion aber die Judäer, denen gegenwärtige Rebellionsabsicht verleidet werden soll. Auf die Zukunft bezogen ist die letzte der Zeichenhandlungen, Jer 51,59-64a (154-169), bei der ein gewisser Seraja eine von Jeremia mit Unheilsworten gegen Babylon beschriebene Rolle in den Euphrat werfen soll: "The scroll figuratively stood for Babylon, while its sinking figuratively expessed the city's irreversible destruction" (160), als Hoffnung für die Exilierten.

Aus dem Ezechielbuch werden zunächst die Abschnitte 3,22-27; 24,25-27; 33,21-22 (169-195) behandelt, bei denen mit einer Sprachlosigkeit als "nonverbal happening" von etwa 593-586 v. Chr. gerechnet wird. Bindung und Aphasie Ezechiels werden nicht als physischer Defekt oder literarische Metaphorik, sondern als realer Vollzug, aber nicht ununterbrochen andauernd, eingestuft. Aus dem Komplex Ez 4,1-5,4 (195-254) segmentiert der Vf. eine Folge von Zeichenhandlungen zum Thema Belagerung. Der erste Teil umfasst nach seiner Analyse 4,1-5.7 (5,5-9. 11); 4,8-11 (4,16-17; 5,10a) (202-232). Die von Ezechiel mit Hilfe von Objekten, Gesten und rationierter Speise praktizierte Belagerung Jerusalems erklärt er als stellvertretende Beschreibung der Belagerungssituation, dagegen sein 390 Tage langes Liegen auf der linken Seite als auf die Zeit von der Tempelgründung bis zum Untergang Jerusalems (rund 390 Jahre) bezogene Schuld, die zur Belagerung führt. Auch in diesem Zusammenhang wird damit gerechnet, dass Ezechiel nicht 390 Tage lang ohne Unterbrechung an der Inszenierung festhielt, sondern immer wieder für seine verbale prophetische Verkündigung die Aktion aussetzte. Gegen falsche Hoffnungen auf Jerusalem und die Rückkehr dorthin sieht der Vf. auch den Abschnitt Ez 5,1-4 (5,10b.12-17) (233-247) gerichtet, in dem bizarre Aktionen mit den geschnittenen und portionierten Haaren Ezechiels das Publikum nachdrücklich auf Gefangenschaft und Tod für viele und Rettung für wenige hinweisen sollen. Der letzte Teil von Ez 4-5, nämlich Ez 4,6.12.14-15 (4,13) (247-254), handelt vom 40-tägigen Liegen auf der rechten Seite und von unreiner Speise und bezieht sich nach Meinung des Vf.s auf das Exil und seine Dauer. Das gestische und sprachliche Repertoire in 6,11-12 wird nicht nach 21,22 als triumphierende Gebärde, sondern als Klage gedeutet. Grund sei der Götzendienst von 6,13-14. Weil nicht eine nachträgliche ex-eventu-Interpolation der Flucht Zedekias in 12,5-6.10.12-14 angenommen wird, ist die Zeichenhandlung zur Deportation der Jerusalemer Bevölkerung in 12,1-16 (261-280) als einheitlicher Text behandelt, in dem Ezechiel während der Aktion einen Rollentausch vornimmt, denn er repräsentiert sowohl die Babylonier (Loch in die Wand seines Hauses brechen = Eroberung) wie die Jerusalemer (Gepäck aus dem Haus bringen und durch das Loch kriechen = Exilierung). In Verbindung mit 4,9-11.16-17 soll in 12,17-20 (281-289) das Zittern des Propheten die Zerstörung der Stadt emotional antizipieren und nicht reflektieren, in 21,13-22 (293-307) dagegen dient das Seufzen des Propheten dazu, den Untergang zu reflektieren und nicht zu antizipieren, im Schwertwort 21,13-22 (293-307) schließlich sollen die Gesten und Lautartikulationen gegenwärtige Reaktionen auf die Unheilsbotschaft emotional zum Ausdruck bringen. Wie bei allen anderen Zeichenhandlungen rechnet der Vf. auch bei der Zweiwege-Wegweiser-Aktion in 21,23-29 (307-314) mit einem öffentlichen Vollzug.

Einem eigenen Abschnitt werden "Pre-586 BCE Transitional Sign-Acts" (314-351) zugeordnet, sofern sie unmittelbar vor oder während der Eroberung anzusetzen sind. Dabei geht es um den Ackerkauf Jeremias, Jer 32,1-44 (315-329), das Trauerverbot Ezechiels angesichts des Todes seiner Frau, Ez 24,15-24 (329-351), und die in der Untersuchung schon vorher mitbehandelte Aufhebung der Sprachlosigkeit des Propheten in Ez 24,25-27 und 33,21-22. "These actions were performed at the transitional point when the people had to reformulate their perceptions and theology so as to adapt ideologically to the post-destruction situation." (314) Da der Vf. nicht mit exilisch-nachexilischen Überarbeitungen der vorexilisch datierten Texte rechnet, setzt er nur zwei Zeichenhandlungen chronologisch und literarisch nach der Unterwerfung durch die Babylonier an: die in Jer 43,8-13 angekündigte Unterwerfung Ägyptens durch Nebukadnezar (351-362) und die in Ez 37,15-28 dargestellte Wiedervereinigung Israels und Judas (362-369).

Das 3. Kapitel der Arbeit (370-406) strebt eine Synthese des 1. und 2. Teils im Blick auf den kommunikativen Aspekt der Zeichenhandlungen an. Dabei wendet sich der Vf. entschieden sowohl gegen eine erst nachträglich mit Bedeutung aufgeladene Handlungsdeutung wie auch gegen ein Verständnis der Aktionen aus unkontrollierten Kanälen ekstatischer Erfahrungen und psychologischer bzw. physiologischer Anomalien. Die Handlungen haben vielmehr eine kommunikative und interaktive Funktion, sie analogisieren stellvertretend und/oder symbolisieren bildhaft Verhalten und Ergehen des Volkes bzw. geschichtliche Ereignisse. Bemerkenswert ist die Reihenfolge verbaler und nonverbaler Sequenzen: Nie folgt die Aktion einer verbalen Ankündigung nach, entweder steht sie voran oder verschränkt sich mit dem verbalen Teil, der die Zeichenhandlung auf seine Weise wiederholen und akzentuieren, interpretieren, klären, begründen und ergänzen kann. Ganz ohne verbale Äußerung bleibt (zufällig?) nur das Verstummen Ezechiels (Ez 3,22-27; 24,25-27; 33,21-22).

Die recht breite Gestaltung des 1. und des 3. Kapitels hat zur Folge, dass eine Tendenz zur Redundanz unübersehbar ist, vieles wiederholt sich zwischen Grundlegung, Textanalyse und Auswertung der textkommunikativen Aspekte. Das gilt entsprechend auch vom 4. und letzten Kapitel (407-467), das einen zusammenfassenden Gesamtüberblick über die Rhetorik der Zeichenhandlungen gibt. Wie immer wieder zum Ausdruck gebracht, wird unter pragmatischem Blickwinkel (Situation) die paränetische Absicht als hermeneutische Leitlinie herausgestellt: "the prophets confronted the people with concrete illustrations of consequences and behaviors in their attempts to make the people change the constituent elements of the exigence which was the people's theological beliefs." (411) Um dies zu erreichen, hätten Jeremia und Ezechiel, durchaus in je eigener Ausprägung, audio-visuell vermittelte Zeichenhandlungen vollzogen, die mit unterschiedlichen rhetorischen Strategien die Adressaten auf ihre kognitiven und emotionalen Erkenntnismöglichkeiten hin nonverbal ,ansprechen' und überzeugen wollten. Dem letzten Teil folgt noch ein ausführliches Literaturverzeichnis (468-502) sowie ein bei der Beschäftigung mit dem Buch hilfreicher Stellen- (503-527) und Autorenindex (528-535).

Der Vf. hat eine umfangreiche, durch zum Teil extensive Fußnoten und auflistende Materialien nicht ganz einfach zu lesende Arbeit vorgelegt, die besonders bei einzelnen Sachfragen gründlich recherchiert ist, für ihre Urteilsbildung auch altorientalische und klassische Quellen heranzieht und umfassend die Sekundärliteratur zum Thema, ältere und jüngere deutschsprachige Literatur eingeschlossen, berücksichtigt. Eine wesentliche Stärke der Untersuchung besteht darin, die früher regelmäßig diskutierten magischen und rituellen Bezüge der Zeichenhandlungen ruhen zu lassen und an deren Stelle die rhetorisch gestützten Kommunikationsabsichten und -strategien zu erhellen. Ob allerdings die Wirksamkeit der Zeichenhandlungen allein von den Konsequenzen der Adressaten abhängt und eine den Aktionen immanente Effizienz ganz auszuschließen ist, bleibt schon deshalb fraglich, weil an einigen Stellen Alternativen erst durch explizite Deutungen ,ins Spiel' kommen, die der Vf. zwar durchweg zum Grundbestand rechnet, die aber eher eine spätere, exilische Sicht widerspiegeln (vgl. z. B. zum Kap. Jer 27 und seinen Optionen 136-154 und 449). Eine nach der Zerstörung Jerusalems vorgenommene deuteronomistische Bearbeitung des Jeremiabuches (häufig missverständlich ,deuteronomisch' genannt, z. B. 100.118.131, Anm. 132. 137, Anm. 142, vgl. dagegen 102, Anm. 52) und damit eine nachträgliche Deutung der nonverbalen Handlungen wird freilich ausgeschlossen. Nur weil der Vf. die entsprechenden Texte als literarische Einheiten liest, kann er seine Historisierungen uneingeschränkt und problemlos auf die Zeit vor, während und nach dem Untergang Jerusalems verteilen. Angesichts der politisch bewegten Zeit und der mit ihnen sachlich korrelierbaren Zeichenhandlungen ist nur schwer einsehbar, dass es sich bei den prophetischen Aktionen ausschließlich um einen theologischen Diskurs handelt. Die Öffentlichkeit der Auftritte garantiert auch eine politische Dimension, die leider weitgehend unberücksichtigt bleibt.