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Ausgabe:

September/1997

Spalte:

841–843

Kategorie:

Systematische Theologie: Dogmatik

Autor/Hrsg.:

Buller: Cornelius A.

Titel/Untertitel:

The Unity of Nature and History in Pannenberg's Theology.

Verlag:

Lanham, Maryland: Rowman & Littlefield 1996. XI, 227 S. 8 = A Littlefield Adams Books. Kart. $ 22.95. ISBN 0-8226-3055-9.

Rezensent:

Friederike Nüssel

Die auf Bullers Dissertation von 1994 basierende Studie über die Einheit von Natur und Geschichte in der Theologie Wolfhart Pannenbergs ist geleitet von der These, daß Pannenbergs Verständnis der Offenbarung als Geschichte den Gedanken der Einheit von Natur und Geschichte impliziere (4). Bei dem entsprechenden Nachweis geht es B. aber nicht etwa um eine theoretische Ausleuchtung von Pannenbergs Offenbarungs- und Ge-schichtsbegriff. Seine Untersuchung ist vielmehr motiviert durch die Überzeugung, daß sich die ökologischen Probleme der modernen Industriegesellschaften (IX, 5, 161 f., 207-209) nur dann einer Lösung zuführen lassen, wenn der mit der Aufklärung aufgebrochene Dualismus zwischen Natur und Ge-schichte überwunden wird, dem der Gegensatz zwischen religiöser und säkularer Weltsicht korrespondiert (7 ff., 21). Voraussetzung für die Überwindung dieses Dualismus ist nach B. die Einsicht in die Einheit der Wirklichkeit (5) und in die Einheit menschlicher Erfahrung (7), wie sie Pannenbergs Theologie zu begründen versucht.

B. entfaltet seine Argumentation in drei Kapiteln. Im ersten Kapitel über "God the Creator" rekonstruiert er Pannenbergs Schöpfungsbegriff im Blick auf seine trinitätstheologische Begründung (42 ff.) und seine eschatologische Ausrichtung (50ff.). Vorab werden als Grundlagen der Pannenbergschen Ar-gumentation der Entstehungszusammenhang des christlichen Gottesbegriffs in der Geschichte Israels (28 ff.), der Wahrheitsbegriff (32 ff.) und Gottes Verhältnis zur Schöpfung (36 ff.) skizziert. Entscheidend ist für B. dabei, daß Pannenberg in Entsprechung zum biblischen Gottesbegriff Schöpfung als einen die gesamte Wirklichkeit umfassenden Prozeß versteht, der in den innertrinitarischen Relationen der gegenseitigen Anerkennung und Liebe gründet und die Freiheit der Geschöpfe ermöglicht (42 ff.). Die ökonomische Manifestation dieser innertrinitarischen Relationen in Schöpfung, Erlösung und Vollendung wird von B. in einleuchtender Weise als Grundlage für die Einheit von Natur und Geschichte in Anschlag gebracht (80, 206).

Um den Erkenntnisgrund der Einheit von Natur und Ge-schichte und der Hoffnung auf die eschatologische Vereinigung der Schöpfung mit Gott aufzuzeigen, behandelt B. in seinem zweiten Kapitel unter der Überschrift "God the Redeemer" die Christologie Pannenbergs. Hier soll gezeigt werden, daß Pannenberg Jesus Christus als die Inkarnation der "'unifying unity' of all reality" versteht (93f., 120). Im Anschluß an eine Zusammenfassung des Pannenbergschen Geschichtsverständnisses (94ff.) stellt B. als zentrale Themen der Pannenbergschen Christologie die Botschaft Jesu vom Reiche Gottes (106-112) und die Auferstehung (112-117) vor. Durch die Botschaft Jesu werde nach Pannenbergs Konzeption Gott als der die gesamte Schöpfung liebende Vater offenbar (107), was wiederum die Einheit Gottes und die Bestimmtheit der gesamten Wirklichkeit durch Gott als Schöpfer voraussetze (108). Die Auferstehung Jesu offenbare das Ende und Ziel der Geschichte (113) und darin das Ziel der Schöpfung (115 f.). Dabei benennt B. die nach Pannenberg in Jesu irdischem Leben erkennbare (112) ewige Selbstunterscheidung des Sohnes vom Vater als Grundlage der Einheit von Schöpfung und Erlösung (122 ff.). Während der Sohn nämlich durch seine ewige Selbstunterscheidung vom Vater in der Schöpfung als das generative Prinzip der Mannigfaltigkeit und Ordnung der geschöpflichen Welt fungiert (123, 125), ist er durch die in seiner Botschaft und seinem Leiden vollzogene Selbstunterscheidung vom Vater das Urbild der Gottebenbildlichkeit, die in der Anerkennung Gottes und der Liebe zu ihm und zu den Mitgeschöpfen besteht (122 ff., 125, 131 ff., 137). Daß die gesamte Schöpfung in das Erlösungswerk der zweiten Person der Trinität einbezogen sei (127) und daß dadurch nicht nur Gott und Mensch und die Menschen untereinander, sondern auch "human und nonhuman nature" versöhnt würden (137), ist die These, auf die es B. aus seinem ethisch-ökologischen Interesse heraus besonders ankommt.

Das dritte Kapitel schließlich über "The Unity of Creation and God" bietet eine kompakte Zusammenfassung von Pannenbergs Anthropologie (150). Indem diese den Dualismus zwischen Geist und Materie zu überwinden sucht (153) und - im Einklang mit der Schöpfungslehre und Christologie - die Selbst-unterscheidung des Menschen von Gott und die Liebe zu Gott und den Mitgeschöpfen als die Bestimmung des Menschen zur Gottebenbildlichkeit (156 ff.) auslegt, liefert sie B. das entscheidende Argument für den von ihm geforderten verantwortlichen Umgang mit der "nonhuman creation". Den entsprechenden Auftrag des Menschen begründet B. durch Rückgriff auf Pannenbergs Ausführungen zum dominium terrae (150-156, 207), die auch ohne B.s These der Einheit von Natur und Geschichte bereits eine hinreichende Basis für seine "ecological concerns" gewähren dürften. Über Pannenbergs Konzentration "on human life" (207) hinausgehend, möchte B. jedoch zeigen, daß es dessen Konzeption entspricht, "to include more... explicitly the nonhuman world in the process of love" (208). Durch diese These ist B.s knappe, umfassende und gut lesbare Rekonstruktion der Pannenbergschen Theologie mehr als nur "a companion for readers of his theological and philosophical works" (IX).