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Ausgabe:

September/1997

Spalte:

835 f

Kategorie:

Philosophie, Religionsphilosophie

Autor/Hrsg.:

Hartnack, Justus

Titel/Untertitel:

Hegels Logik. Eine Einführung.

Verlag:

Frankfurt/ M.-Berlin-Bern-New York-Paris-Wien: Lang 1995. VIII, 119 S. 8 = Hegeliana, 5. Kart. DM 49,-. ISBN 3-631-48787-8.

Rezensent:

Falk Wagner

Diese sehr knappe "Einführung" in Hegels Wissenschaft der Logik stellt die von Heinz Kulas besorgte deutsche Übersetzung eines zunächst in dänischer Sprache erschienenen Büchleins dar. Wie der Herausgeber der "Hegeliana", Helmut Schneider, feststellt, soll diese deutsche Übersetzung des von 1954-1972 in Aarhus und von 1972 bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1978 in New York Philosophie lehrenden Justus Hartnack "die neueren Bemühungen um Hegel in Dänemark sichtbar und zugänglich machen" (V). Denn der Vf. macht sowohl in der Einleitung (1-7) als auch in einem englischsprachigen "Exkurs: Hegel in Denmark" (111-115) deutlich, daß sich die dänische Philosophie nach einer sehr kurzen Phase der Hegelrezeption um die Mitte des 19. Jh.s (R. Nielsen, H. Brøchner) zunehmend dem Einfluß des logischen Positivismus und der sprachanalytischen Philosophie geöffnet habe. Erst nach dem Abklingen dieses dominanten Einflusses beschäftige man sich auch in Dänemark erneut mit der Philosophie Hegels, wozu insbesondere auch Arbeiten des Vf.s (u. a.: From Kant to Hegel, 1979) beigetragen haben.

Der Vf. gibt zu verstehen, er "habe keine Anstrengung ge-scheut", Hegels Wissenschaft der Logik "so verständlich wie möglich darzustellen und seine Argumente möglichst plausibel zu machen, um den Weg zu einer intensiveren Auseinandersetzung zu bahnen" (7). Dieses Bemühen kommt insbesondere darin zum Ausdruck,daß der Vf. einerseits das "Schema These- Antithese - Synthese" (5) zurecht als inadäquat zurückweist und andererseits den Begriff der Negativität zum "Schlüsselbegriff" (22) der Hegelschen Logik erklärt. Aber ansonsten trägt die "Einführung" schon wegen ihrer Kürze kaum zu einem erhellenden Nachvollzug des argumentativen Gangs der Wissenschaft der Logik bei. Die Kategorien der Logik des Seins (8-42), die Reflexionsbestimmungen der Logik des Wesens (43-81) und die Momente der Logik des Begriffs (82-110) werden abbreviaturhaft und unter Auslassung wichtiger Differenzierungen aneinandergereiht. Weder das Verständnis einzelner Kategorien noch das Begreifen der Argumentationsstrukturen und der Übergänge zwischen bestimmten Kategorien und logischen Sphären wird durch diese "Einführung" gefördert. Darüber hinaus trägt der Vf. die von G. Frege ausgebildete Unterscheidung zwischen "Bedeutung" und "Sinn" immer wieder in die logischen Bestimmungen unmittelbar ein, ohne das logisch-epistemologische Problem zu klären, ob und inwieweit sich diese Unterscheidung zwischen Extension und Intension auf die gedanklichen Bestimmungen der Hegelschen Logik übertragen lasse. So wird auch deren konzeptionelle Bedeutung nicht zu-reichend geklärt. Einerseits versteht der Vf. Hegels Logik als "eine begriffslogische Untersuchung" (44), andererseits erblickt er aber in ihr "eine Ontologie": "Hegels Wissenschaft der Logik ist darum nicht nur eine Darlegung der reinen Vernunft und ihres Denkens, sondern auch der Kategorien alles Seienden." (110)

So bleibt die "Einführung" weit hinter den in den letzten Jahrzehnten unternommenen Bemühungen deutschsprachiger Philosophen (H. Fink-Eitel, H. F. Fulda, D. Henrich, L. B. Puntel, P. Reisinger, J. Simon, M. Theunissen, W. Wieland, M. Wolff u. a.) um Hegels Logik zurück. Auf dem Hintergrund dieser Bemühungen erscheint die deutsche Übersetzung dieser "Einführung" als überflüssig, da sie ein argumentatives Verständnis der Hegelschen Logik eher behindert als fördert.