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Ausgabe:

Juli/August/1997

Spalte:

758 f

Kategorie:

Interkulturelle Theologie, Missionswissenschaft

Autor/Hrsg.:

Waack, Otto, u. a.

Titel/Untertitel:

Indische Kirche und Indien-Mission. II: Die Geschichte der Jeypore-Kirche Mission und der Breklumer Mission (1914–1939).

Verlag:

Erlangen: Verlag der Ev.-Luth. Mission 1996. XII, 241 gr.8 = Erlanger Monographien aus Mission und Ökumene, 21. Kart. DM 48,-. ISBN 3-87214-321-2.

Rezensent:

Niels-Peter Moritzen

Die Arbeit der Breklumer Mission stand bei Beginn des 1. Weltkrieges auf dem Höhepunkt einer Massenbewegung vornehmlich der Kaste der Dhombo im Jeypur-Land. Die Internierung der Missionare unterbrach die Arbeit, nordamerikanische Lutheraner konnten nur sehr begrenzt das vorhandene Gemeindeleben stärken. Als die Breklumer wieder in die Arbeit eintreten konnten (1927), da waren und blieben ihre Kräfte auf ca. ein Viertel der Vorkriegszeit reduziert. Eine indische Kirche mit eigenen Organen und Verfassung wurde 1928 konstituiert, aber daneben übte die Missionarskonferenz weiterhin ab und an kirchenleitende Autorität aus; diese monströse Doppelung ist in der Zwischenkriegszeit in Indien mehrfach entwickelt worden.

Das Werk sucht das Werden und die Eigenart der Kirche aufzuzeigen. Nun ist die Entstehung von Missionskirchen von seiten der Missionare mit reichlich Detail-Quellen dokumentiert; und doch gibt es Lücken - besonders während der Abwesenheit der Missionare -, die nicht leicht zu schließen sind, zumal das Hauptinteresse hier nicht der erbaulich verwertbaren Einzelgeschichte, sondern der stetigen Entwicklung gilt. Da ist es wertvoll, daß die indischen Quellen in großer Ausführlichkeit verwertet werden, z. B. auch die Biographien einer Anzahl der ersten Pastoren. Mehr noch, fünf indische Mitarbeiter haben zehn Abschnitte selbst verfaßt, wobei die Zusätze des Haupt autors stets kenntlich und oft zum Verständnis nötig sind. Im Nachwort erfährt man, wie der Autor auch die Sicht der indischen Mitarbeiter im Dialog aufgenommen hat.

Die Arbeit ist von vorbildlicher Sorgfalt. Sie erschwert es allerdings, stärkere verallgemeinernde Linien zu ziehen; sie nötigt, auch rätselhafte oder unerfreuliche Elemente der Entwicklung ernstzunehmen. Ein größerer Konflikt um einen Missionar (Glayer) führt zum Abzug von zwei Missionsschwestern; die tiefere Ursache lag wohl in dem (vergeblichen) Versuch, die vom Evangelium ansprechbare Gruppe von Bhottras wirklich, d. h. auch gegen die Tendenzen der Dhombo-Mehrheit in der Kirche zu gewinnen.

Hervorzuheben ist noch, daß die Entwicklung der Kirche deutlich in den Kontext der mitprägenden Entwicklungen in Indien und in Deutschland hineingestellt wird. Geplant ist auch eine indische Ausgabe des Werkes.