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Ausgabe:

September/1996

Spalte:

897–903

Kategorie:

Interkulturelle Theologie, Missionswissenschaft

Autor/Hrsg.:

Schurhammer SJ, Georg

Titel/Untertitel:

Francisco Javier su vida y su tiempo. I: Europa 1506–1541. LXVII, 1010 S.; II: India-Indonesia 1541–1547. LII, 1090 S.; III: India 1547–1549. XLIV, 738 S.; IV: Japón-China 1549–1552.

Verlag:

XXXVIII, 885 S. gr.8o. Übers. von F. de Areitio Ariznabarreta, F. Zurbano, J. Iturrioz. Navarra: Gobierno 1992. ISBN 84-271-1740-X.

Rezensent:

Adolfo González-Montes

Es handelt sich um eine wahrhaft prächtige spanische Version der bekannten ausgezeichneten Biographie des Heiligen Franz Xaver von G. Schurhammer SJ mit dem deutschen Originaltitel: Franz Xaver: Sein Leben und seine Zeit. (Freiburg i. Br., Herder 1955). Schurhammer widmete sein Leben der gründlichen Erforschung des Lebensweges des heiligen Jesuitenmissionars, dessen Taufname Francisco de Jaso y Azpilicueta war, geboren auf dem Schloß von Javier, heute eine der spanischen Heiligenstätten, die einen Meilenstein auf dem religiösen Weg Spaniens darstellen. Der Vf. scheute sich nicht, bei der Rekonstruktion des Lebens des Navarresers emsige Feldforschung vor Ort in dessen Lebensbiographie zu betreiben.

An der Ausgabe sind Ed. Mensajero S. A. (Bilbao) und andere Institutionen beteiligt: das Präsidialamt der Regierung von Navarra, die Gesellschaft Jesu selbst und das Erzbischöfliche Ordinariat von Pamplona. Das Ergebnis ist ein prächtiger Druck auf Kunstdruckpapier, mit beige eingefärbten Kapitelüberschriften und Epigraphen der vier umfangreichen Bände, die die Biographie des navarresischen Missionars bilden.

Das Werk ist von besonderem historischem Wert. Sch. rekonstruiert den geschichtlich-spirituellen Kontext der Jahrhunderthälfte, in der der außergewöhnliche Missionar eine führende Rolle spielt. Diese erste Hälfte des 16. Jh.s war nicht nur Schauplatz für das protestantische reformatorische Unterfangen, welches die westliche Christenheit spaltete, sondern auch für die katholische Reform, die "gegenreformatorische" Antwort, Ausgangspunkt der missionarischen Ausbreitung des Katholizismus nach Orient und Okzident, in verbissenem Kampf mit der gleichlaufenden internationalen Verfestigung protestantischer Anliegen. Das Leben des heiligen Franz Xaver ist Zeuge politischer, kultureller und religiöser Umwälzungen von einzigartiger Bedeutung für das zukünftige Schicksal Europas, die die Art und Weise der religiösen Glaubensverbreitung in Europa bestimmen sollten. Die katholische Expansion erfolgte auf den durch die großen europäischen Expansionsbestrebungen etablierten Handelsrouten, in diesem Fall in Richtung Osten, nachdem der Weg nach Westindien - nach Amerika - für den Katholizismus durch die religiöse und politische Vorherrschaft des spanischen Weltreiches unter Kaiser Karl V. verbürgt war.

Das Werk läßt die europäischen Jahre (die ersten vierzig Lebensjahre Franz Xavers) Revue passieren sowie die auf dem Wege nach Indien und Indonesien; darauf folgen seine letzten Lebensjahre in Indien und Japan. All diese Etappen wurden vom Vf. rekonstruiert.

Dabei bediente er sich der Archive der Reales Establecimientos Españoles (Rom), des Archivo General del Reino de Navarra (Pamplona), des Archivum Historicum SI, des Archivum Romanum SI, des Archivo del Cuerpo Diplomático Portugués (Lissabon) sowie der Archive und Bibliotheken der berühmten Torre do Tombo (Lissabon) und der immer wieder erwähnten Gavetas (sie alleine enthalten rund 88.000 Originalbriefe aus dem 16. Jh., insbes. aus Indien). Dazu kommen die verschiedenen katholischen Missionsdokumente und -briefsammlungen, die Acta Sanctorum der Bollandisten, die verschiedenen Monumenta (94 Bände der Monumenta Historica SI bereits 1966, heute schon 135; dazu die entsprechenden Bände der Monumenta Ignatiana und Xaveriana), weitere Briefsammlungen und andere Quellen (insbes. Fontes Narrativi, 1960), Documenta Indica (18 Bde.), etc., etc.

Zu Beginn eines jeden Bandes steht ein Abkürzungsverzeichnis bezüglich all dieser Dokumentationscorpora. Diese Liste erscheint stets im Anschluß an die detaillierte Darstellung der "am häufigsten zitierten Druckschriften und Manuskripte", gefolgt von : einer Liste der "jüngsten Werke im Zusammenhang mit der Materie", erstellt von J. L. Orella und J. Goñi Gaztambide/Bd. I); einer Liste der nach 1963 erschienenen Titel, erarbeitet von M. Alves de Oliveira SJ, M. J. Costelloe SJ (Übersetzer von Schurhammers Werk ins Englische) und T. de Souza (Bd. II); einem bibliographischen Forschungsbericht über Franz Xavers Werk von L. Polgar SJ (Bd. III); schließlich eine letzte bibliographische Ergänzung (Bd. IV). Die vier Bände sind vom Vf. in Bücher unterteilt, analog der Zeitabschnitte, in die das Leben des Dargestellten eingebunden ist. Auf die Bücher folgt in jedem Band eine Reihe von Anhängen, auf die wir zum gegebenen Zeitpunkt im einzelnen eingehen werden.

Bd. I behandelt den europäischen Zeitabschnitt (1506-1541). Er beinhaltet die für Spanien und Europa entscheidenden religiösen und politischen Ereignisse. Entscheidend zunächst für die Einheit Spaniens, Ziel von Ferdinand V. von Aragonien, dem Katholischen König, und der mit ihm verbündeten Partei de "Beamonteser". Franziskus, aus "agramontesischer" Familie stammend, erlebte die Vereinnahmung und damit das Ende des Königreiches von Navarra, in dem er geboren worden war. Buch I schildert politische Ereignisse der Eingliederung Navarras in die spanische Nation anhand des wechselvollen Schicksals des Vaters des Heiligen, des Dr. Juan de Jassu, einem treuen Diener des navarresischen Reiches, dem er, nach einem Familienbündnis mit den Franzosen gegen die Spanier, ins französische Exil folgte, um später wieder ins Schloß von Javier zurückzukehren und, nach der Versöhnung mit Ferdinand dem Katholischen, sein Hab und Gut sowie seine Familie wiederherzustellen.

Buch II ist Franz Xavers Pariser Universitätsjahren gewidmet. Das Bühnenbild des Kollegs der heiligen Barbara und des Quartier Latin zieht vorbei, ebenso die nationalen Gruppierungen und der Status, einheitlich und zerrissen zugleich, eines Europa, dessen bevorstehende politisch-religiöse Konfiguration, aus der Reformation hervorgehend, sich abzuzeichnen beginnt.

Faszination und Krise des Aristotelismus, Bekehrung des soeben Graduierten der Philosophie. Der frischgebackene Magister Artium (1530) wird Regens im Collège Beauvais, als Ignatius von Loyola in Paris bereits mit der Erfassung der Zöglinge begonnen hat, die ihn bei der Unternehmung der Gesellschaft begleiten werden. Die Konversion wird datiert zwischen Dez. 1532 und Juni 1533 (p. 242, Anm. 262). Im entscheidenden Jahr 1533 wird Franz Xaver einer "derer von Ignatius" und folgt dem Weg seines Freundes Fabro, nachdem er sich von Kreisen abgewendet hat, die ihn der Reformbewegung der "Neuerer" hätten annähern können, welche von Prinzessin Margarete, einer Schwester von König Franz I., protegiert wurden. Dieser verbannte schließlich die den lutherischen Tendenzen entgegenstehenden führenden Köpfe der katholischen Universtitätspartei. Laynez wird Franz Xaver in der Anhängerschaft von Ignatius von Loyola nachfolgen.

Der Widerpart zwischen den Befürwortern der einer Reformierung des mittelalterlichen Katholizismus zugeneigten Tendenzen und den katholischen Verfechtern des traditionellen Dogmas (Universitätsangehörige, Politiker und Höflinge), die führende Rolle der Collegia und "Nationen" füllen die Seiten dieses Buches. Der Vf. beschreibt sie aus seiner eigenen katholischen Perspektive, festhaltend an seinen Glaubensüberzeugungen hinsichtlich des Irrtums derer, die damals zunächst Erasmisten waren, um schließlich Lu-theraner genannt zu werden. Die Biographie informiert über die Zwiespältigkeit der Religionspolitik von Franz I., dem erbitterten Feind Kaiser Karls V.

Buch III verfolgt die Vorbereitungen zur lang erträumten Reise der Pioniere der Gesellschaft Jesu ins Heilige Land. Zunächst die lange, unsichere Reise nach Venedig durch Gebiete, die mit dem Kaiser im Krieg stehen. Jan.-März 1537 Aufenthalt in Venedig. Pflege von Kranken bis zur Pilgerfahrt nach Rom, März-Mai 1537, mit all ihren Zwischenstationen, Mühseligkeiten, Buß- und Andachtsübungen. Audienz bei Papst Paulus III. und Rückkehr nach Venedig, versehen mit der päpstlichen Genehmigung für Jerusalem. Ordensweihen aus Händen von Nigusanti für Ignatius und Franz Xaver und die anderen, die - mit Ausnahme von Salmeron - am 24. Juni die höheren Weihen empfangen.

Inzwischen war es zu Auseinandersetzungen zwischen den Türken gekommen, die Reise somit riskant geworden; der Aufenthalt der Jesuiten in Italien zieht sich in die Länge und wird in allen Einzelheiten geschildet. U. a.: Bologna und die Überquerung der Apenninen, Florenz, Siena und von neuem Rom (April 1538) bis 1540. Das ganze Buch IV schildert diesen neuen Aufenthalt und die "Errichtung der Gesellschaft", den Kampf um die päpstliche Billigung unter den Anhängern und den Widersachern im Kreis um Paulus III.; und, vor allem, die natürliche Führerschaft von Ignatius. Das ganze Buch dreht sich um die institutionelle Entstehung der Gesellschaft und deren schwierige erste Schritte.

Buch V schließlich schildert die Rückkehr Franz Xavers nach Spanien, über Lyon nach Loyola und Kastilien, der Zug durch die Extremadura und die Ankunft am portugiesischen Hof, das apostolische Erlebnis in Lissabon, wo Franz Xaver dem Autodafé der Inquisition von 1540 gegen heimlich praktizierende konvertierte Juden beiwohnt und die Verurteilten zusammen mit Rodrigues als Beichtvater begleitet. Es folgen der Aufenthalt, Briefwechsel und die Vorbereitungen zur Einschiffung mit der Flotte nach Indien, nachdem der König von Portugal die aus den Eroberungen der Mauren in Afrika resultierenden Schwierigkeiten beseitigt hat. Franz Xaver und Rodrigues wurden zu päpstlichen Nuntien ernannt, unter Überreichung von vier aus Rom übersandten Breven, da Joâo III. in Sorge war um das Schicksal der Heiden. Franz Xaver unternahm das Wagnis einer Reise in den Orient, ein Meilenstein in der missionarischen Verbreitung des Katholizismus.

Bd. I schließt mit den Anhängen: I. Stammbaum; II. Navarresische Terminologie; III. Währungen und Maße; IV. Sport in Paris; V. Nachtgebet in Paris und VI. Die "nugae" von Bour-bon. Der Band endet mit einem alphabetischen Register, das die geographischen, Sach- und Personenbezeichnungen umfaßt.

Gegenstand von Band II. ist die Missionsreise nach Indien und Indonesien, in Anlehnung an die deutsche Aufteilung der Bände, da Sch. diesen im Original so betitelt. Dieser Band entspricht somit Band II. Asien (1541-1552). Erster Halbband (Indien und Indonesien 1541-1547).

Auch umfaßt er fünf Bücher, aufgeteilt wie folgt: Buch I beschränkt sich auf die Strecke von Lissabon nach dem portugiesischen Stützpunkt von Goa auf der hindustanischen Halbinsel: Die Reise nach Indien an Bord der Santiago entlang des Kurses der portugiesischen Flotte ("fünf große Schiffe, schwere Frachtschiffe, schwarz lackiert, mit drei Masten, einem hohen Vorderdeck und einem noch höheren Achterdeck, das rote Kreuz des Christusordens auf den großen weißen Segeln"). Auffallend ist die profunde Kenntnis der Seefahrtsterminologie sowie die meisterhafte historische Darstellung von Sch.:

Zunächst die entbehrungsreichen Erlebnisse der Reisenden in der "Hölle von Guinea" (April-Juni 1541) oder die schreckliche Schwüle der tropischen Meeresflaute, wo die Schiffe mitunter 40 bis 60 Tage südlich der kapverdischen Inseln festsitzen konnten, mit unerwünschten Begleiterscheinungen wie Skorbut, Wasserrationierungen und Fieberanfällen. Die barmherzige Nächstenliebe Franz Xavers, der zugunsten der Kranken auf Nahrung verzichtet, macht den Leser betroffen. Der endlich aufkommende Wind wird als Zeichen göttlicher Barmherzigkeit und des gnädigen Schutzes der Jungfrau Maria aufgenommen. So wie Bd. I die Geschichte Franz Xavers untrennbar mit der Ausbreitung der Gesellschaft Jesu verknüpft, so bildet jetzt das Szenario der portugiesischen Seefahrten den Rahmen für das Leben der Jesuiten. Der Leser sieht vor seinen Augen das be-eindruckende portugiesische Seefahrtsunternehmen in Richtung Osten wiederauferstehen.

Der Vf. zeichnet die Figuren und Persönlichkeiten der Passagiere: der neue Gouverneur Indiens (Martim Affonso de Souza) und seine Offiziere, portugiesische Beamte und Würdenträger, "hidalgos" der indischen Flotte, wobei er seine Beschlagenheit und umfassenden Kenntnisse der Geschichte der spanischen und portugiesischen Kolonisation unter Beweis stellt. Es folgt die Ankunft Franz Xavers in Mozambique (Dez. 1541-Febr. 1542), und die Heiligmäßigkeit des Jesuiten wächst ins Unermeßliche: Seine Hingabe in der Krankenpflege und sein Eifer in der Evangelisierung werfen ihn fieberglühend auf das Krankenlager. Kap. VII beschreibt die kulturelle, religiöse und kriegerische Auseinandersetzung zwischen Arabern und Portugiesen, und mit ihnen dem christlichen Abendland, das seine Enklaven in Indien verteidigt. Kap. VIII: Franz Xaver an Bord der Coulam, durch den Monsun von Mozambique nach Melinde getrieben (März 1542), einer arabisch-maurischen Kolonie wie viele andere an der afrikanischen Ostküste, jedoch befreundetes Territorium seit der Reise von Vasco da Gama im Jahre 1498.

Buch II umfaßt den Aufenthalt in Goa (Mai-Sept. 1542): Beschreibung des kolonialen portugiesischen Indiens und des Königlichen Patronats, Ausgangsbasis für die Evangelisierung und verknüpft mit dem Eroberungs- und Handelsmonopol, das Papst Nikolaus V. dem portugiesischen König übertragen hatte. Darauf folgt die Schilderung der Auseinandersetzungen unter islamischen Glaubensrichtungen, die Ankunft der Portugiesen mit der daraus resultierenden Verdrängung der maurischen Vorherrschaft an der Ostküste und ihrer Handelsenklaven. Danach wird die nächtliche Ankunft der "Coulam" in Goa beschrieben (6. V. 1542), an Bord ist der neue Gouverneur und Franz Xaver. Mit Staunen vernimmt der Leser die Rekonstruktion jener christlichen portugiesischen Enklave, die der Vf. bis zur Eroberung Goas zurückverfolgt.

Das fünfte Kap. beschreibt das Apostolat in Goa, und wiederum stellen die Hospitäler den Rahmen für die Evangelisierung der Armen dar. Die Beziehungen zwischen den Gouverneuren und den mohammedanischen und hinduistischen indischen Stammesfürsten, sowie das fiskalische Abhängigkeitsverhältnis von der Zollbehörde von Ormus bilden den politischen Hintergrund der Kolonisierung und des Apostolats Franz Xavers, der das missionarische Wirken der Franziskaner und der in Goa niedergelassenen Geistlichen, auf deren Konto die Bekehrung der Perlenfischer oder "pavaras" sowie der Einsatz für den einheimischen Klerus zu verbuchen ist, fortführt. Eine Wiedergabe der Einzelheiten der Schilderung ist unmöglich. Sobald die Monsunregen vorüber sind, begibt Franz Xaver sich wiederum aufs Meer, nachdem er drei Briefe nach Rom geschrieben hat (20. Sept. 1542), in denen er Bericht erstattet über seine Arbeit und seine Pläne, die von der Gesellschaft unterstützt werden sollen, und um göttliche Gnade bittet bei der Sakramentalisierung der Eingeborenen.

Buch III versetzt uns ins Szenario der Fischerei und die Bekehrungen unter den karaiyas, mit der Beschreibung der in Tutikorin und Kap Komorin verbrachten Monate. Während eines ganzen Jahres bei den Pavaras erlebt Franz Xaver die Nichtigkeit der Götzen und den Zwang, den sie auf ihre Anhänger ausüben, wie sie jedoch nach und nach ihren Platz für Christus räumen müssen. Der Heilige ist weit von einer Religionstheologie entfernt, die den vorgefundenen und von den Brahmanen, die der niedrigen Kaste der Pavaras entgegengesetzte Priesterkaste, verteidigten religiösen status quo rechtfertigen könnte. Reise auf die Insel der Kühe und zur Pagode von Tirumala (Okt. 1543), wohin auch der Gouverneur Martim Affonso heimlich reiste mit dem Ziel, den Tempelschatz an sich zu bringen, bevor er in die Hände der Mauren fiele. Auf den frevelhaften Raub folgten Ernüchterung und Rücktritt des Gouverneurs. Sorge und Ziel Franz Xavers war die Einsetzung von Katecheten und Lehrern der christlichen Doktrin (kakapulas).

In den Büchern IV-V erweitert sich der Schauplatz des Apostolats auf dem Hintergrund des portugiesischen kolonialen Rahmens. Dies ist der Fall bei der Strafexpedition gegen Jaffnapatam (Dez. 1544-Apr. 1545) und den vier in Sâo Tomé verbrachten Monaten, die die Seiten von Buch IV füllen. Buch V be-faßt sich mit dem Aufenthalt Franz Xavers auf der malaiischen Inselgruppe (1545-1547). Die Anhänge vervollständigen den Band: Gezeitenkarten, Reiseberichte, Indienreisende im Jahre 1541, abschließend alphabetisches und Landkartenverzeichnis.

Wie im Zusammenhang mit Bd. II erwähnt, so entspricht auch Band III in der deutschen Originalausgabe dem Zweiten Halbband (Indien und Indonesien 1547-1549) des aus drei Teilen bestehenden Zweiten Bandes (Asien 1541-1552). Daraus erklärt sich, daß, nach dem Katalog von Druckschriften und Manuskripten, die Schilderung im Anschluß an die Reihenfolge des vorhergehenden Bandes mit Buch VI fortfährt (das einzige in diesem Band), welches den zwei Jahren in Indien gewidmet ist (1547-1549). Wir hatten Franz Xaver zuletzt auf der malaiischen Inselgruppe zurückgelassen, und das Buch beginnt mit den sechs Monaten des Missionars in Malakka, wo er 1547 gelandet war. Er hat nun neue Mitarbeiter: den Spanier Beira und den Portugiesen Ribeiro sowie einen Kaplan, Nicolau Nu-nes, der in Coimbra dazugestoßen war. Sie waren mit dem "Na-gelschiff" nach Goa gekommen, und Franz Xaver sah sie zum ersten Mal. Es folgt die betrügerische Hochstapelei des abessinischen Pseudopatriarchen Bermúdez, das China-Projekt - China war der Missionstätigkeit verschlossen - und der missionarische Traum von Japan, genährt durch die Schilderung des Seefahrers Jorge Alvares (pp. 79-91, Anm. 454), ein Plan, den Franz Xaver mit innigem Wunsch hegt.

Die Hospitäler und das Paulus-Kolleg zu Goa eröffnen das Apostolat der Ordensmänner, deren Oberer Franz Xaver ist. Die drei Jesuiten berichten ihm vom Schicksal von Rodrigues, Fabro, Araoz, Estrada und des Kollegs von Coimbra. Schurhammer nimmt die Schilderung der Geschichte des Ordens wieder auf, seine führende Rolle in der katholischen Reform, um schließlich wieder zu Franz Xavers Mission in Indien zurückzukehren. Minutiöse Darstellung des Aufstandes der "achines" gegen die Portugiesen. Der Pater disputiert mit den Juden von Malakka, und der Ruf seiner Heiligmäßigkeit wächst, begründet in seinen Predigten und seiner Armut; diese geht so weit, daß er seinen Schüler Joâo Eiró dafür bestrafte, daß dieser Almosen für ihn empfing, um ihn schließlich aus Mangel an jesuitischer Berufung zu entlassen und den Franziskanern zuzuführen. Eiró starb als Franziskaner. Weitere begleitende Zeichen: Sein Gebet heilt die Kranken, und seine innerste Kenntnis der göttlichen Dinge weist ihn als Mann Gottes aus. Auf der Rückfahrt, bei der Überquerung der Meeresenge von Malakka nach Ceylon, ein schreckliches Unwetter, das das Leben der Passagiere in Gefahr brachte, während Franz Xaver betete und allen Trost spendete, gemäß der beeindruckenden Schilderung seines Freundes Pereira.

Die Kapitel II und III (die der vom Vf. im ersten Kapitel erläuterten Anordnung folgen) erzählen die Entlassung von Mansilha, dem ersten Mitarbeiter Franz Xavers unter denen, die später, nach dem Breve Exponi nobis super von 1546, zu den eigentlichen Jesuiten mit Ordensgelübde angegliederten Brüdern gehörten. Ebenso werden die Organisation der Verabschiedung der Schiffe der "jährlichen Pfefferflotte" und die Rückkehr derjenigen geschildert, deren Kräfte die von Franz Xaver in Angriff genommene Mission überstieg (so der Fall von Mansilha, der außerstande war, nach den Molukken zu gehen).

Dies alles gibt Sch. Gelegenheit, Eroberungs- und Seeabenteuer zu schildern, in die das Leben der genannten Personen eingebettet ist. Das ist der Fall bei der Belagerung der portugiesischen Kolonie von Diu (1546) durch den Sultan von Kambodscha, ein Kampf, von dem das Schicksal der westlichen Präsenz in Indien abhing. Der Leser erlebt den Tod des bischöflichen Generalvikars Miguel de Vaz mit (1547), die Schwierigkeiten derer, die den Glauben annahmen und sich durch die örtlichen Herrscher ihrer Güter beraubt sahen. Eine vorübergehende Erscheinung, die die Portugiesen aufhoben, indem sie die letzteren der portugiesischen Gesetzgebung unterstellten. Es folgt die Mission der beobachtenden Brüder auf Ceylon (1546-1547). Die Franziskaner öffneten den Weg für das missionarische Vordringen Franz Xavers, und seine Erfolge bei den Eingeborenen waren manchmal erstaunlich. Die Briefe Franz Xavers an Ignatius und an seine Brüder in der Gesellschaft legen Zeugnis ab von dem Reiseweg, der Hingabe und dem mystischen Erleben des Missionars.

Die Kapitel III und IV vervollständigen das Buch, das eine ist den "letzten Tagen von D. Joâo de Castro" gewidmet, das andere der "Regierung von García de Sá" in Indien, dem politischen Rahmen des Unternehmens von Franz Xaver. Geschildert wird auch der Widerstreit unter den Geistlichen in ihrem Eintreten für die Eingeborenen. Wir verfolgen die Verpflanzung des kirchlichen Lebens auf die Kolonien, die unglaubliche Kreativität kirchlicher Verwaltung und die Anpassung des Lebens an den Rhytmus der Liturgie. Aus der Schilderung treten die Bemühungen des Missionars hervor, seine apostolischen Streifzüge weiter nach Osten auszudehnen, was er seinen Brüdern Pérez und Oliveira auseinandersetzt. Sein Interesse, eine Niederlassung der Gesellschaft in Malakka zu gründen und nach China vorzudringen, stellte ihn gänzlich in den Dienst des Glaubenswagnisses. Der Ruf Japans begleitete stets die Schritte und Maßnahmen des Heiligen bei der Führung der Gesellschaft. Der Gouverneur García de Sá entsprach so gut er konnte den Bitten des Meisters für die Reisen nach Ormus, den Molukken und nach Japan.

Innerhalb des Korpus sind die Briefe Franz Xavers weiterhin eine wichtige Informationsquelle hinsichtlich des wirklichen Lebens in den Kolonien sowie der spirituellen und missionarischen Erfahrungen von Franziskanern und Jesuiten. Letztere sahen - dank des Paulus-Kollegs - die Berufungen unter den jungen Leuten an dem große Ansprüche stellenden missionarischen Ideal wachsen. Die Freunde rieten Franz Xaver davon ab, nach Japan zu gehen, ein Unternehmen, auf das sich schon einige der neuen Jesuiten vorbereiteten. Sch. berichtet von den letzten Dispositionen des Jesuitenoberen im Hinblick auf die drei sich in Vorbereitung befindlichen Unternehmungen. Vom portugiesischen Gouverneur wohlversehen mit Geschenken und Empfehlungsschreiben für den japanischen Herrscher sowie mit den Paramenten für die Messe, reiste Franz Xaver in Begleitung einiger Jesuiten, darunter drei Japaner, nach Japan ab - unter Zurücklassung von Vorschriften hinsichtlich des Verhaltens derer, die in Indien zurückblieben, indem sie sich an seine "Memoria de lo que habéis de hacer en mi ausencia" halten sollten.

Der Band schließt ab mit einigen wichtigen Apendices:

I. Stammbaum der Japan-Schilderungen des Jesuiten Nicolò Lancilotto, Rektor und Superior der Mission von Goa, der die Japaner für die Taufe in Goa vorbereitete und wichtige Berichte verfaßte, darunter den über Japan (pp. 543-548). II. Die Prozesse über die Heiligkeit Franz Xavers, die auf Befehl von König Joâo III. von Portugal in den Jahren 1556-1557 durchgeführt wurden; ebenso die sog. "Remissionsprozesse", die aus Anlaß der Einberufung des Prozesses zur Heiligsprechung Franz Xavers 1610 in Rom angeordnet wurden (pp. 549-551). III. Anhang über die Geschichtsschreiber Indiens und ihre Quellen (pp. 553-659). IV. Die Schilderung von Correa y Couto des Aufenthalts von Martim Affonso in Mozambique und seiner späteren Überfahrt nach Goa (pp. 651-657). V. Schiffs- und Passagierlisten (pp. 659-679). VI. Verzeichnis von Gouverneuren und Statthaltern (pp. 681-686). VII. Verzeichnis einheimischer Könige und Fürsten (pp. 687-696). VIII. Schiffstypen (pp. 697-713). Auf diese Anhänge folgt schließlich ein exhaustives alphabetisches Namens- und Sachregister.

Gemäß der bereits erläuterten Anordnung entspricht der IV. Band der spanischen Ausgabe in der deutschen Ausgabe von 1973 dem II. Band. Asien (1541-1552). Dritter Teilband (Japan und China 1549-1552). Nach einer kurzen Einführung in diese spanische Ausgabe von P. Kolvenbach zeigt das Inhaltsverzeichnis eine Aufteilung in zwei Bücher, anschließend die Anhänge und das Kartenverzeichnis. Anmerkungen der spanischen Version vom Übersetzer, P. Francisco Zurbano SJ. Wie in den vorhergehenden Bänden folgt das "Verzeichnis der am häufigsten zitierten Werke und Manuskripte" (pp. XIX-XXXVI) sowie Abkürzungen.

Buch I (Japan 1549-1551) umfaßt sechs Kapitel, in denen wir den Missionar von Goa nach Malakka begleiten (1549) und die Anfänge in Kagoshima, der Hauptstadt Satsumas miterleben, dem Reich im Süden Japans. Es war dies das erste Missionsgebiet (nicht die Insel Tanuxuma, p. 61, Anm. 296), Heimat des japanischen Christen Paulo de Santa Fe (Anjirô), der der Shingon-Sekte angehörte und seine Verwandten bekehrte sowie dem Heiligen bei der japanischen Übersetzung des Katechismus behilflich war. Es folgt das Zusammentreffen Franz Xavers mit dem japanischen Buddhismus im Kloster von Fukushôy und der offene Dialog mit den Bonzen, die zunächst freundlich, dann jedoch der neuen Lehre und ihren Verkündern feindlich gegenüberstehen (Kap. III: Kagushima und Ichiku 1549-1550). Die Unvereinbarkeit der Lehre des ausländischen Missionars mit dem Buddhismus war Ursache für die Verfolgung.

Das Hindernis der Bonzen war unüberwindlich, denn die Verflechtung von Religion und Sozialstruktur in Japan machte seine Umgehung unmöglich. In der Darstellung vermischen sich die wirtschaftlichen Interessen der japanischen Feudalherren mit denen des Buddhismus. Der Fürst von Hirado, angetrieben von beiden Anliegen (Doktrin und Kommerz), begünstigte das Unternehmen Franz Xavers, dessen Ziel der Hof von Miyako war (Kap. IV: 1550-1551). Auf dem Weg nach Yamaguchi beschreibt der Vf., wie sehr der Missionar in seinem Wirken aufgeht, seine totale Identifikation mit seinem Werk und seine unglaubliche Fähigkeit zur Askese. Franz Xaver stellt sich den heidnischen Praktiken und der shintoistischen Götzenverehrung mit Zurückhaltung und Festigkeit.

Das Problem der Götzenverehrung war, wie auch in der Evangelisierung Amerikas, eine Herausforderung für die Missionare. Sie prangerten, ebenso wie Franz Xaver, die Praktiken von Sodomie und Polygamie an, und machten mit energischer Entschlossenheit deutlich, daß Abtreibung und Kindstötung dem Gesetz Gottes widersprechen. (p. 199). Der Heilige, in Begleitung von Bruder Fernández, der seine Worte übersetzte und die Lehren und biblische Geschichte den Zuhörern vorlas, predigte auf Straßen und Plätzen, ging in die Häuser des Adels und ermahnte sie alle. Er wird aufgenommen und zurückgewiesen, beharrt auf seiner Aufgabe und wird schließlich empfangen vom Herzog von Yamaguchi, Ouchi Yoshitaka, einem der mächtigsten daimyôs Japans. Anschließend geht er an den Hof von Miyako, von wo aus er wieder nach Yamaguchi und zu einer neurlichen Audienz beim Herzog zurückkehrt.

Die Missionsreise gibt dem Vf. Gelegenheit, die sozioreligiöse Struktur Japans zu beschreiben, das vom Feudalismus der daimyôs beherrscht wird, welche wiederum dem shogun oder Günstling des Herrschers unterstehen, Gefangener des Diktators und vom Bürgerkrieg ruiniert, der des Reichtums seiner Adligen und Günstlinge ebenso bedarf wie des Schutzes durch die Klöster. Franz Xaver war bestürzt angesichts der Verwüstung der Hauptstadt durch den Krieg, der Teuerung, des Hungers und des Mangels an Autorität des Königs, den er zunächst nicht sprechen konnte und dies schließlich auch nicht mehr wollte. Im Anschluß an die Schilderung der Rückkehr nach Yamaguchi (Kap. V), befaßt sich der Vf. mit Franz Xavers Aufenthalt in Bungo (1551) und mit dem Abschied des Heiligen, der sich anschickte, Japan zu verlassen.

Buch II umfaßt sieben Kapitel, die die von Franz Xaver zurückgelegte Strecke nachzeichnen. Wir sind Zeugen seiner Ankunft in Malakka und des dortigen zweitägigen Zwischenaufenthalts, um ihn sich dann auf der "Galega" einschiffen zu sehen. (Dez. 1551-Jan. 1552). Kap. IV beschreibt bereits seinen Aufenthalt in Kotschin, und im Kap. V sehen wir ihn für zwei Monate in Goa, wo er sich den Angelegenheiten und Nachrichten aus Europa sowie der Führung des Ordens widmet.

Zum zweiten Mal reist er von Goa nach Malakka (Kap. VI), was auf dem Hintergrund der portugiesischen Handelspolitik und der führenden Rolle der Schiffe, der kriegerischen Scharmützel auf den Molukken und in maurischen Landen für die Missionare eine gefährliche Angelegenheit ist. 17. Juli 1552: Trotz des durch den Stadthauptmann in Malakka, Alvaro de Ataide, ausgesprochenen Verbotes portugiesischer Sendungen nach China, will der Heilige auf dem Schiff seines Freundes Pereira nach China reisen; dieser jedoch bleibt aufgrund des genannten Verbotes in Malakka und vereitelt somit das missionarische Vorhaben Franz Xavers. Obwohl ursprünglich auf Franz Xavers Empfehlung ins Amt eingesetzt, macht Ataide dessen Pläne schließlich ein Ende und wird mit päpstlicher Exkommunion bedacht, da er die Evangelisierung Chinas verhindert hatte. Ataide wohnte der Ankunft der sterblichen Überreste des Heiligen in Malakka nicht bei. Die Korrespondenz hält Franz Xaver außerdem in Singapur fest, von wo aus er nach Sancian geht, um von dort über die aus Kanton kommenden Händler ins Land vorzudringen, was jedoch vom König verboten worden war und, ohne politische Sendung, die Ataide verhindert hatte, nach Meinung der Mehrheit ein Ding der Unmöglichkeit war. In der Erwartung, nach Kanton und vor den chinesischen Kaiser zu gelangen, und im Bewußtsein, daß er in den königlichen Verliesen enden würde, ereilt Franz Xaver in Sancian das Fieber, das schließlich seinem missionarischen Eifer ein Ende bereiten sollte.

Die These Sch.s ist folgende: In Japan gelangte Franz Xaver zu der Überzeugung, daß dort nichts auszurichten war, solange nicht zuvor China den Glauben annahm, da Japan unter Chinas kulturellem Einfluß stand. Das Werk des großen deutschen Forschers rekonstruiert ein den Leser bewegendes misssionarisches Epos, das durch gründliche Forschung wissenschaftlich fundiert ist. Dem Band sind einige Apendices beigefügt: I. Japanische Chroniken. II. Auf Japan und China bezogene Verzeichnisse von Jesuiten. III. Zeugnisdokumente hinsichtlich des "Namens von Sancian". Abschließend ein ausgezeichnetes alphabetisches Namens- und Sachverzeichnis.

Die vorgestellten Bände sind ein Nachschlagewerk. Wenn man es in erster Linie in Hinblick auf seinen hagiographischen Wert lesen möchte, kann man auf den kritischen Apparat verzichten, um ihn dann jedoch heranzuziehen, wenn dies aus Wissensgründen oder eben zur wissenschaftlichen Informationssuche erforderlich ist. Was hier vorliegt, ist ein Lebenswerk.