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Ausgabe:

September/1997

Spalte:

866 f

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Titel/Untertitel:

Marian Studies. Vol. XLVI (1995). Faith, Mary, Culture. Annual publication of the Mariological Society of America.

Verlag:

Dayton: The Marian Library 1996. 195 S. 8. ISSN 064-9680.

Rezensent:

Horst J. E. Beintker

Der neue Jahrgang der amerikanischen Gesellschaft für Mariologie mit seinen Berichten, Vortragstexten und vielen konkreten Angaben für und über die Mitglieder gibt erstmals den Titel nur thematisch, auch ohne Nennung des Hg.s Th. A. Thompson, S. M. Freilich sind sowohl seine Einleitung wie der Bericht zur Leitungssitzung (The Secretary's Report) präzis und aufschlußreich, z. B. über die erfreuliche ökumenische Themenausweitung, 1986: Mary and the Interreligious Dialogue; 1997: Mary and the Ecumenical Dialogue; 1998: Mary in Dialogue with the arts; 1999: Mary in Dialogue with the Social Sciences. Man findet sich an ähnliche Leitungs- und Programmstrukturen erinnert in den beiden deutschen Lutherakademien mit ihren jeweils zu den Kirchen der nördlich, nordöstlich und ost-, südöstlich anschließenden Regionen zugewandten Beziehungen, auch in dem regional strukturierten Evangelischen Bund. Ob man hinauswächst über eine bisher ziemlich einseitige kuriale Bindung? Die betonte Vorordnung regionaler Einflüsse seitens Kultur und sozialer Entwicklung läßt es hoffen.

"In the presidential Address" gibt als Präsident der Gesellschaft W. T. Brennan zum programmatischen Thema den Auftakt: Die "data" des Glaubens Maria betreffend blieben dieselben, aber die Äußerungen der Marienverehrung müßten sich notwendig ändern, d. h. unveränderliches Dogma, aber kulturelle Anpassung der Frömmigkeitsformen.

Im zweiten Referat "Mary and the Biblical Heritage" von L. Frizzell ist einfach illustriert, wie man sich gemäß der biblischen Überlieferung in der jüdischen Kultur Marias allgemeines Leben mit Tisch, Bett und Altar vorstellen muß. The daily life and the activity of Mary and her family, life as a pilgrimage bekommt mit der jüdischen Gebetspraxis einen besondern Akzent.

Ein ausgedehnterer Forschungsbeitrag ist M. Cawley gelungen über den Autor des ersten Buches (1648) zu Guadalupe und über die kreolische Kultur in Mexiko.

J. Cheah betont im vierten Referat die Wirkung der verschiedenen Marienbilder auf asiatische Frauen; einige fördern, andere hindern sie in ihren Anstrengungen, ihre Kulturen zu reformieren und bei allen Würde und Wert Mariens zu gründen. - St. Holler skizziert die Ursprünge von vielen süd- und zentralamerikanischen Marienverehrungen aus deren kulturellen Wurzeln und den Widerstand, den diese bei Einwanderern finden.

U. Cadegan referiert, wie die Marienverehrung in weltlichen Zeitschriften der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts wahrgenommen wurde. - Ort und Zeit waren der Jahrestagung angemessen, da mit der 46. das erstemal in Dayton versammelt wurde, wo die Universität in ihrer Marian Library ca. 90 000 Bände in 50 Sprachen aufbewahrt und sie zum Studium der Beziehung zwischen Maria und Glauben wie Kultur anbietet, wie Thompson mit Bezug auch auf die Osterzeit und deren liturgische Nähe zu Maria bemerkt (6).

Das Problem, das sich mit dem Begriff "Kultur" als solchem und in seiner Verwendung in päpstlichen, vor allem in den kanonischen Verlautbarungen von Vaticanum II verbindet, geht Thompson etwas in der Einleitung an; "we did not have a clear understanding of how these words (faith, Mary, culture) were related", hatte Brennan sein Präsidialreferat begonnen (10), und tatsächlich ist die Abhängigkeit von den regionalen und religiösen Bildern vorgefundener Kulturen einerseits mit den anderen Beiträgen deutlich. Andererseits aber erstrebt die Marienverehrung kulturelle Einwirkungen auf Erziehung, Bildung und Medien. Thompson reflektiert nur, wie mit Vaticanum II "the word 'culture' appears on the horizon" - mehr als 82 mal findet er es in Gaudium et spes - oft synonym mit Bildung, Lernen, Zivilisation. Von den Sozialwissenschaften herkommend sei eine neue Meinung präsent. "Culture was no longer something which was only observed from without, but now it was also to be studied from within - a study of the language and symbols by which people communicated to each other". Es sei für die Evangeliumspredigt unumgänglich (7: unter Zitat Gaudium et Spes, 44 u. Evangelii nuntiandi, 63); Marialis cultus, 34 wird dann für die anthropologische "Dimension of Marian" betont, wonach ihre Lebenshaltung und Frömmigkeit "an example for believers today and worthy of imitation" ist (8).

Aber auch die kanonischen Bedenklichkeiten und die Pflichten der Bischöfe gegenüber angeblichen Marienerscheinungen und Ereignissen - man denke an die Tränen bei Bildern - behandelt ein 7. Referat aus kirchenrechtlicher Sicht, M. S. Foster ist der Autor.

Auf mancherlei Weise erfährt man also mittels dieses Jahresbandes aktuelle Spezialiäten der Mariological Society of Amerika. Interessant ist auch die Zusammensetzung und weltweite Verbindung durch assoziierte Mitglieder - (mehr Frauen als bei den aktiven Mitgliedern), unter diesen mehrere aus Rom; aus der Bundesrepublik stammt nur ein Professor für Dogmatik. Mit fast 400 Mitgliedern ist dies eine beachtliche Gruppe. Die übliche Literatur-übersicht von E. R. Caroll ist diesmal reichhaltiger und schickt die kurze Einführung in drei bedeutendere Nachschlagewerke, die Mariologie mitbetreffend, voraus.