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Ausgabe:

Juli/August/1997

Spalte:

710

Kategorie:

Christliche Kunst und Literatur

Titel/Untertitel:

Konkordanz zum Evangelischen Gesangbuch. Mit Verzeichnis der Strophenanfänge, Kanons, mehrstimmigen Sätze und Wochenlieder. Erarb. und hrsg. im Auftrag der EKD von E. Lippold und G. Vogelsang.

Verlag:

Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1995. 572 S. gr.8 = Handbuch zum Evangelischen Gesangbuch, 1. Pp. DM 120,-. ISBN 3-525-50316-4.

Rezensent:

Martin Petzoldt

Es ist erfreulich, daß kurz nach seinem Erscheinen nun auch sukzessive das "Handbuch zum Evangelischen Gesangbuch" herauskommt, dessen erster Band hier anzuzeigen ist. Aus "Vorwort" und "Hinweise für die Benutzung" seien folgende zwei Details hervorgehoben: "Zu den Liedern des EG-Stammteils will diese Konkordanz einen zuverlässigen Schlüssel anbieten" (8). Und Punkt 11 der Hinweise beginnt: "Bei fremdsprachigen oder seltenen bzw. veralteten Wörtern ist gegebenenfalls in Klammern die Bedeutung angegeben" (9). So weit, so gut.

Den Bearbeitern ist unbedingt Dank für die große Leistung auszusprechen, doch sei an einem Beispiel deutlich gemacht, daß es leider schwerwiegende Lücken gibt, die Zuverlässigkeit und zureichende Erklärungen zur Bedeutungsänderung wenigstens teilweise in Frage stellen. Elisabeth Crucigers Lied "Herr Christ, der einig Gotts Sohn" (EG 67) endet in seiner fünften Strophe mit der Formulierung: Der neue Mensch mag leben "und hier auf dieser Erden den Sinn und alls Begehren und G'danken hab zu dir". Die vierte Strophe von Luthers Lied "Ein feste Burg ist unser Gott" (EG 362) beginnt mit der Formulierung: "Das Wort sie sollen lassen stahn und kein' Dank dazu haben". Das eine wird in der Konkordanz unter dem Lemma "Gedanke", das andere unter dem Lemma "Dank" nachgewiesen. Nichts weist darauf hin, daß hier ,Gedanke' und ,Dank' in der frühneuhochdeutschen Bedeutung von "Wollen" bzw. "Wille" gebraucht wird; bei Luther liegt die Redewendung "Das Wort sie sollen lassen stahn, ,ob sie es wollen oder nicht'" zugrunde. Es muß unterstellt werden, daß dieses Beispiel kein Einzelfall ist. Daß die Gesangbuchkommission sich bei dem Lutherlied "Die beste Zeit im Jahr ist mein" (EG 319, anstatt "Main" im Sinne von "Frühling") für diese, nicht für jene Schreibweise entschied, führt nun dazu, daß unter dem Lemma "Mai" dieses Lied nicht zu finden ist. Das zeigt freilich auch, daß nicht einfach jeder Fehler den Hrsg. der Konkordanz anzulasten ist.

Im Sinne der Warnung vor der Vererbung einmal gemachter Fehler oder Unterlassungen sind nun auch noch die folgenden Bemerkungen zu verstehen:

Benutzer dieser Konkordanz durften eigentlich auch ein Register der Bibelstellen und der Psalmlieder erwarten, nachdem das Gesangbuch selbst wohl ein Verzeichnis der Psalm- und biblischen Lieder innerhalb des Verzeichnisses der Lieder und Gesänge anbietet, dabei jedoch keinem eindeutigen Maßstab der Aufnahme folgt (trotz EG "Zum Gebrauch dieses Buches", Punkt 3). Hinsichtlich eines gewünschten Verzeichnisses der Psalmlieder und ihrer Verwendung als Introituspsalmen (ähnlich dem Verzeichnis der Wochenlieder, 570-572) sei angemerkt, daß auch Lieder zu nennen wären, die ganz oder auch nur teilweise den betreffenden Psalmbezug aufweisen: Z. B. muß zum Karfreitagspsalm 22 "Herzliebster Jesu, was hast du verbrochen" (in EG 81 mit falschem Verweis versehen!), zum Osterpsalm 118 "O Tod, wo ist dein Stachel nun" (EG 113, Strophe 4) genannt werden. (Überdies wird in EG 297 Psalm 124 in einer theologisch wie auch poetisch zweifelhaften Mischform der Lieder von Justus Jonas und Martin Luther angeboten.)