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Ausgabe:

Mai/1996

Spalte:

435 f

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Fohrer, Georg

Titel/Untertitel:

Geschichte Israels. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. 6., überarb. Aufl.

Verlag:

Heidelberg-Wiesbaden: Quelle & Meyer 1995. 300 S. m. 9 Ktn. 8o = UTB für Wissenschaft. Uni-Taschenbücher, 708. Kart. DM 32,80. ISBN 3-494-02224-0.

Rezensent:

Wolfram Herrmann

Die Behandlung der israelitischen und jüdischen Geschichte von Georg Fohrer hat seit ihrem ersten Erscheinen in relativ kurzer Folge mehrere Auflagen erlebt. Jetzt legt sie der Vf. erneut vor, und zwar in einer erweiterten Fassung, welche die Vorgänge bis in die jüngste Vergangenheit aufzeichnet. Dabei sind auch wieder die bibliographischen Angaben, wo erforderlich, auf den neuesten Stand gebracht, ebenso das allgemeine Literaturverzeichnis am Schluß des Buches bedeutend vermehrt.

Ab S. 274 hat F. den Text teilweise neu geschrieben. Die Neufassung betrifft den letzten Abschnitt von Kapitel 9 und damit den letzten Abschnitt der Gesamtdarstellung überhaupt, der in seinem Umfang auf das Doppelte angewachsen ist. War er zunächst mit "Antisemitismus und Zionismus" überschrieben, so jetzt "Antisemitismus, Zionismus, Israel". Die zusätzlichen Ausführungen resultieren aus hinzugekommenen Erkenntnissen durch die vorangetriebene Aufarbeitung des historischen Geschehens. Infolgedessen kann der Vf. mehr Einzelheiten bieten, die obendrein erkennen lassen, daß der Antisemitismus eine mit Ausnahmen europäische und nicht nur deutsche Erscheinung war. F. schließt mit einem längeren Zitat aus der Rede des israelischen Premierministers Schamir auf der Madrider Friedenskonferenz von 1991.

Zwei Druckfehler sind über die Nachauflagen hin stehengeblieben: S. 245 Z. 13 v. u. lies ,des' (bab. Talmud) und S. 253 Z. 17 lies ,73'.

Manches von dem, was F. ausführt, fordert hinsichtlich seines Blickwinkels oder der Weise der Formulierung zur Auseinandersetzung heraus, wofür hier freilich nicht der Ort ist. Es bleibt, was schon in der Rezension der ersten Auflage zu betonen war (s. ThLZ 105 [1980] 343-345): Untaten an anderen Menschen und Völkern und vielfältiges Leid haben seit je die Weltgeschichte durchzogen und können nicht einseitig angelastet werden. Es ist überdies eine hohe Erkenntnis, wenn im jüdischen Kanon von stellvertretendem Leiden die Rede ist, welches auf seine Art vielen Menschen zeitliches und ewiges Gut einbringt.

Außerdem wünschte man sich hervorgehoben, was jüdische Menschen gerade in der Neuzeit auf den Gebieten der Kunst, der Literatur und im wissenschaftlichen Bereich Hervorragendes und die Kultur Europas Befruchtendes geleistet haben. Und die Freundschaft, Hochschätzung und Hilfe einzelner haben trotz allem ein nicht zu überschätzendes Gewicht.