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Ausgabe:

Juni/1996

Spalte:

523 f

Kategorie:

Allgemeines

Titel/Untertitel:

Evangelisches Kirchenlexikon. Internationale theologische Enzyklopädie. Hrsg. von E. Fahlbusch, J. M. Lochman, J. Mbiti, J. Pelikan u. L. Vischer. 3. Aufl. (Neufassung) Bd. 4: S–Z.

Verlag:

Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1996. 1440 Sp. 4o. geb. DM 298,-. ISBN 3-525-50141-2.

Rezensent:

Eberhard Winkler

Bis auf den Registerband, der einen biographischen Index enthalten soll, liegt das neue EKL nun komplett vor. Seit dem Erscheinen des 1. Bandes 1986 hat sich das Werk in der Konkurrenz theologischer Enzyklopädien bewährt, und es wird sich weiter als unentbehrlich erweisen. Dazu tragen die internationale und die ökumenische Perspektive wesentlich bei. Mehr als 2000 Autorinnen und Autoren aus vielen Ländern, Kirchen und Kulturen sowie verschiedenen Wissenschafts- und Praxisbereichen fügten unter der kompetenten Leitung der Hgg. und mit Hilfe der Redaktion ein imposantes Bild zusammen, das im Vorwort als "Mosaikbild" und als "Landkarte" zur Orientierung in der Le-benswelt der zeitgenössischen Christenheit bezeichnet wird. Man könnte auch das Bild eines Reiseführers gebrauchen, der die Leser und Leserinnen in die gegenwärtige Welt des Christentums und der anderen Religionen begleitet und dabei jeweils in die historischen Hintergründe und kontextuellen Zusammenhänge einführt.

Das neue EKL ist infolge seines ökumenischen Ansatzes mehr als ein "Evangelisches Kirchenlexikon". Es dient dazu, "die christliche Identität im globalen Kontext zu buchstabieren" (822). Dennoch ist es evangelisch, weil die Voraussetzung für christliche Identität im Evangelium gefunden wird, dessen Ge-schichte und Wirkungen in den evangelischen Kirchen dargestellt und reflektiert werden. Das EKL ist auch mehr als ein Kirchenlexikon, da es - viel stärker als das alte EKL - die gesellschaftlichen und außertheologischen Zusammenhänge und Wissenschaften berücksichtigt, die für Theologie und Kirchen Bedeutung haben.

Als Beispiel sei der mit Abstand umfangreichste Artikel des Bandes genannt: "Theologiegeschichte des 19./20. Jh.s" (774-853). Besonders gelungen ist der Abschnitt über die protestantische Theologie, der die evangelische Theologiegeschichte im Rahmen der Sozial- und Geistesgeschichte lebendig, gut lesbar und sachlich urteilend schildert. Schon der entsprechende Artikel im alten EKL berücksichtigte ausführlich die europäische und nordamerikanische Perspektive. Während dort aber die geographischen Räume nebeneinander stehen, sind sie jetzt eng miteinander verbunden. Die deutsche Theologiegeschichte läßt sich nicht mehr aus den europäischen und globalen Zusammenhängen lösen. Manchmal (z.B. Sp. 809) führt das zu einer Häufung von Verweisstichworten, die das Lesen erschwert. - Die folgenden Ab-schnitte bieten knappe, aber doch informative Darstellungen der katholischen, orthodoxen und anglikanischen Theologie. H. Vorgrimler sieht die effektivsten Fortschritte der katholischen Theologie in der Ökumene, wo Lehrgespräche "in ungeahntem Um-fang zu Konsens geführt" habe, bisher aber "konkret folgenlos blieben", was nicht der Theologie anzulasten sei.

Versteht man das EKL mit den Hgg. als ein Mosaik, ist der genannte Artikel ein Beispiel dafür, daß auch die einzelnen Teile des Werkes mosaikartige Bilder ergeben, die für sich oft kleine Kunstwerke sind. Das Gesamtbild überschauen allenfalls die Hgg. und Redakteure. Für die Leserinnen und Leser sind die einzelnen Stücke reizvoll genug, und sie werden oft über den gesuchten Artikel hinaus Freude an der Lektüre finden. Es ist spannend, "zwischen faktischer Pluralität der Kirchen und verpflichtender Einheit" (V) am dialogischen Prozeß als Strukturelement der Gemeinschaft teilzunehmen und sich dabei von dieser Enzyklopädie helfen zu lassen.

Dem Verlag und allen, die zum Gelingen des Werkes beitrugen, ist der Dank zu wünschen, der am besten in der regen Benutzung und Verbreitung des neuen EKL zum Ausdruck kommt. Der für den Gebrauch und die Ergänzung des Gesamtwerkes wichtige Registerband wird hoffentlich bald folgen.