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Ausgabe:

September/2000

Spalte:

962

Kategorie:

Kirchenrecht

Autor/Hrsg.:

Krämer, Peter, Demel, Sabine, Gerosa, Libero, u. Ludger Müller [Hrsg.]

Titel/Untertitel:

Universales und partikulares Recht in der Kirche. Konkurrierende oder integrierende Faktoren?

Verlag:

Paderborn: Bonifatius 1999. VII, 239 S. 8. Kart. DM 58,-. ISBN 3-89710-108-4.

Rezensent:

Christian Grethlein

Der Band enthält die Vorträge (und ausführlichen Diskussionsbeiträge) der gleichnamigen kirchenrechtlichen Tagung, die im Frühjahr 1998 in Trier stattfand.

Zweifellos wurde damit ein für die heutige römisch-katholische Kirche zentrales Thema behandelt, und zwar sowohl in grundsätzlicher als auch auf konkrete Handlungsfelder bezogener Hinsicht. Schon der Eingangsvortrag "Communio Ecclesiarum. Die wechselseitigen Beziehungen zwischen Universalkirche und Partikularkirchen in ekklesiologisch-kanonistischer Sicht" (1-19; Libero Gerosa) markiert die auch die weiteren Beiträge beschäftigende aktuelle Problemstellung, nämlich die "besorgniserregende Polarisierung zwischen Zentralismus und Partikularismus" (1), sowie den ebenfalls im folgenden beibehaltenen, entschiedenen Ausgangspunkt bei den Entscheidungen des II. Vaticanum, von denen her spätere kirchenrechtliche Regelungen kritisch durchmustert werden.

Aus der Fülle der durchwegs gehalt- und niveauvollen Beiträge, die sich Fragen der geschichtlichen Entwicklung des Verhältnisses von Universal- und Partikularkirchen, der Mehrstufigkeit des Rechtssystems, aber vor allem konkreter Pastoral (vor allem Ehe, Mission und Gemeindeaufbau betreffend) zuwenden, sei nur der nicht nur äußerlich umfangreichste, sondern auch für nichtkatholische Leser und Leserinnen interessanteste Vortrag von Sabine Demel besonders hervorgehoben: "Gestufte Gemeinschaft der christlichen Kirchen. Theologisch-rechtliche Aspekte für eine gelingende Ökumene auf gesamt- und teilkirchlicher Ebene" (91-131).

In dichter Weise wird hier über die- großenteils für die konkrete Pastoral unmittelbar relevanten - Regelungen zur Ökumene im Codex für die lateinischen Kirchen (1983) und für die katholisch-orientalischen Kirchen (1990) informiert und zugleich kritisch auf den Abstand vor allem des CIC von den Verlautbarungen des II. Vaticanum hingewiesen. Dabei findet zugleich die ekklesiologische Grundlage in seiner nach wie vor gültigen Differenzierung zwischen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften angemessene Erläuterung. Die Potentiale einer theologisch verantworteten Kanonistik scheinen dann in den Vorschlägen zur "Theologisch- rechtliche(n) Fortentwicklung" auf, die - wie Albert Stein in seinem abgedruckten Diskussionsbeitrag (133-140) zu Recht bemerkt - auch Anstoß für selbstkritische Reflexionen in den reformatorischen Kirchen sein können.

Insgesamt liegt ein Band vor, der - neben den wichtigen Anstößen für das kanonistische Fachgespräch - für ökumenisch interessierte evangelische Praktische Theologen wichtige kirchenrechtliche Entscheidungen der römisch-katholischen Kirche für unterschiedliche Handlungsfelder sowie deren kanonistische Grundlagen präsentiert sowie auf noch nicht ausgeschöpftes kirchenrechtliches Innovationspotential des II. Vaticanum hinweist.