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Ausgabe:

Juli/August/2000

Spalte:

833 f

Kategorie:

Systematische Theologie: Dogmatik

Autor/Hrsg.:

Sedmak, Clemens

Titel/Untertitel:

Vorherwissen Gottes - Freiheit des Menschen - Kontingenz der Welt: Beitrag zu einer systematischen Diskussion.

Verlag:

New York-Bern-Frankfurt/M.-Wien-Paris: Lang 1995. 190 S. 8 = Europäische Hochschulschriften, Reihe XXIII: Theologie, 550. Kart. DM 65,-. ISBN 3-631-49049-6.

Rezensent:

Gottfried Adam

Thematisch geht es in dieser Linzer Dissertation um eines der schwierigsten Probleme der Theologie, nämlich darum, wie die Allmachtsprädikation Gottes (die Rede vom göttlichen Vorherwissen ist als Teil der göttlichen Allmachtsfrage zu verstehen) und die Freiheit des Menschen miteinander zu vermitteln sind.

Der Autor weist im Vorwort darauf hin, dass diese Arbeit auf der "Motivation fußt, einen akademischen Titel zu erwerben". Zugleich wird dem Thema aber auch ein "existentieller Ort" zugewiesen. Hinter der Fragestellung der Arbeit stehen "die Erfahrung von Freiheit und Unfreiheit, bewegte Glaubensgeschichten und eine zunehmende Angst vor der Unkontrollierbarkeit der Geister, die wir riefen" (5).

In Teil A wird der Horizont der Fragestellung aufgerollt (9-63). - In Teil B werden "Aspekte der Problemgeschichte" behandelt. Hier werden in großen Linien die Positionen von Aristoteles, Augustinus und Thomas von Aquin analysiert (65-93). Dem Vf. geht es dabei um die Herausarbeitung zentraler Motive eines Traditionsstranges, der für die systematische Bewältigung der Fragestellung fruchtbar gemacht werden soll. Es wird dann ausführlich auf Ioannes Duns Scotus eingegangen (95-126) und herausgestellt: "Der bei Duns Scotus strategisch zentrale Schachzug, die Kontingenz im göttlichen Willen zu verankern, wird richtungsweisend für die Problembehandlung im systematischen Teil C sein" (65). D. h. die menschliche Freiheit und die Kontingenz der Welt gründen in der Freiheit Gottes (vgl. 117). Damit wird eine antiaristotelische Position bezogen.

Im dritten Teil "Bausteine theologischer Modellbildung" wird dann unter Bezug auf Duns Sotus die Kontingenzerfahrung als Gotteserfahrung, die Kontingenz als Zeichen der Anwesenheit Gottes und die Perfektion Gottes als radikale Freiheit rekonstruiert. So "kann Gott als Ermöglichungsgrund von Kontingenz ausgewiesen, die in Gott verankerte Kontingenz als Bedingung der Möglichkeit von Freiheit genannt, die im Kontingenten verankerte Freiheit im (göttlichen und menschlichen) Willen, in der Entscheidungsgewalt und damit in der Dialogfähigkeit realisiert werden" (173).

Die verständlich geschriebene Arbeit zeigt, dass der Vf. sowohl systematisch-theologisch als auch philosophisch versiert ist. Es ist besonders hervorzuheben, dass die existentielle Rückkopplung der Thematik bewusst gewollt ist. Es wäre einfacher gewesen, eine nur dogmengeschichtlich-philosophische Bearbeitung des Themas vorzulegen. Der Ansatz von Duns Scotus erweist jedenfalls seine Fruchtbarkeit für die Fragestellung.