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Ausgabe:

Juli/August/2000

Spalte:

827 f

Kategorie:

Systematische Theologie: Dogmatik

Autor/Hrsg.:

Körtner, Ulrich H. J.

Titel/Untertitel:

Die Gemeinschaft des Heiligen Geistes. Zur Lehre vom Heiligen Geist und der Kirche.

Verlag:

Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verlag 1999. VIII, 118 S. 8. Kart. DM 24,80. ISBN 3-7887-1768-8.

Rezensent:

Gunther Wenz

Der Geist der Gemeinschaft Gottes des Vaters und seines Sohnes Jesus Christus ist der durch Wort und Sakrament wirksame Konstitutions- und Erhaltungsgrund der Gemeinschaft des Geistes, welche zu sein die Kirche ihrem Wesen nach bestimmt ist. Nach Maßgabe dieses Grundsatzes sind in dem anzuzeigenden Büchlein sechs Beiträge zu Pneumatologie und Ekklesiologie gesammelt, deren Verhältnis einleitend (1-8) thematisiert wird.

Die beiden ersten Texte bemühen sich unter der Überschrift "Der Geist und die Kirche" um einen die religiösen Bedingungen der Postmoderne reflektierenden theologischen Begriff christlicher Spiritualität (11-27: Zeitgeist statt Heiliger Geist? Wege heutiger Spiritualität zwischen Verdrängung und Verlotterung) sowie um ein rechtes Verständnis volkskirchlicher Gemeindestrukturen (29-44: Was ist Gemeinde? Beobachtungen und Erwägungen zum Strukturwandel der Volkskirche). In letzterer Hinsicht wird u. a. zu bedenken gegeben, "daß heute zwischen Lokalität und Parochialität zu unterscheiden ist. Dementsprechend läßt sich auch die Kirchenmitgliedschaft heute nicht mehr ausschließlich nach dem Parochialprinzip organisieren. Vielmehr sind neue Formen der Kirchenmitgliedschaft bzw. der Beteiligung am Leben der Kirche zu diskutieren." (33) Unter Bezug auf die im Symbolum Nicaeno-Constantinopolitanum eingefügte Filioque-Formel sowie die Bekenntnisaussage, derzufolge der Heilige Geist gesprochen hat durch die Propheten, wird in einem zweiten Teil sodann "Der Geist und die Offenbarung Gottes" erörtert. Gehandelt wird auf dem Hintergrund der reformierten Tradition und in Auseinandersetzung mit einem römischen Dokument über "Die griechische und die lateinische Überlieferung über den Ausgang des Heiligen Geistes" von 1996 zum einen vom Problem der Processio spiritus sancti (47-62: Der göttliche Ursprung des Geistes. Das Filioque im ökumenischen Gespräch) und zum anderen über die Kriterien und möglichen Inhalte geistesgegenwärtiger Prophetie (63-90: Der Geist der Prophetie. Über Offenbarung und Geistesgegenwart). Den Schluss bilden unter der Rubrik "Der Geist und die Theologie" Überlegungen zum Begriff der theologischen Kompetenz im Kontext der Diskussionen über die "Grundsätze für die Ausbildung und Fortbildung der Pfarrer und Pfarrerinnen der Gliedkirchen der EKD" (93-102: Theologie im Pfarramt) sowie zu einer kybernetischen Laientheologie am Beispiel der Evangelischen Akademien (103-113: Theologie für Nichttheologen).

"Bildungsprozesse spielen im Leben der Kirche eine grundlegende Rolle", heißt es eingangs des letztgenannten Aufsatzes. Mit seinen sechs Texten zum differenzierten Zusammenhang von Pneumatologie und Ekklesiologie hat K. überlegte Beiträge zu kirchlicher Bildungsarbeit geleistet, die für Theologen und Nichttheologen gleichermaßen lesenswert und verständlich sind.