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Ausgabe:

Juli/August/2000

Spalte:

801

Kategorie:

Autor/Hrsg.:

Gerlach, Stefanie Virginia

Titel/Untertitel:

Staat und Kirche in der DDR. War die DDR ein totalitäres System?

Verlag:

Frankfurt/M.-Berlin-Bern-Bruxelles-New York-Wien: Lang 1999. XI, 255 S. 8 = Beiträge zur Politikwissenschaft, 75. Kart. DM 79,-. ISBN 3-631-35051-1.

Rezensent:

Karl-Wilhelm Niebuhr

In ihrer politikwissenschaftlichen Dissertation von 1999 an der Universität Heidelberg vertritt die Vfn. die These, die DDR sei in den Jahren 1949-1970 eine "totalitäre Diktatur" gewesen, seit 1971 ein "autoritäres System". Zwischen der Herrschaft Walter Ulbrichts und derjenigen Erich Honeckers zeige sich eine Differenz. Der Status der evangelischen Kirche bilde für die Gesamtverfassung des DDR-Systems ein Leitfossil. Ulbricht habe die Kirche nicht als "autonomes Subsystem" dulden wollen; Honecker hingegen habe "die Kirche mit ihren innerkirchlichen Freiräumen und ihrem gesellschaftlichen Wächteramt" toleriert (225). Den Kriterienkatalog für totalitäre Diktaturen und autoritäre Systeme versucht die Vfn. auf der Basis der als "klassisch" bezeichneten Totalitarismustheorie von C. J. Friedrich aus den 1950er Jahren zu gewinnen. Die Anwendung der Theorie auf die zeithistorische Empirie erfolgt in einem Vier-Phasen-Modell: "I. Phase: 1949-1970: Konfrontation mit dem Staat. II. Phase: 1971-1978: Vom Konflikt zur Kooperation. III. Phase: 1979-1986: Die DDR-Kirchen zwischen Kooperation und Abgrenzung. IV. Phase: 1987-1988: Von der Kooperation zur Konfrontation mit dem Staat". In die Studie der 1969 in Harrisburg/USA geborenen Vfn. sind einige Archivalien aus kirchlichen und staatlichen Beständen eingearbeitet.